Ich finde es schwierig, die Frage "Vertrag - Ja oder Nein?" generalisierend zu beantworten. Da die Konkurrenzsituation für Schüler und Lehrende aufgrund der individuellen Angebotsstruktur der großen oder kleinen Städte absolut unterschiedlich ist, bleibt doch aktuell nur, sich an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen.
Um sich nicht dem "Diktat" des Schülers aussetzen zu müssen, wären aus meiner Sicht generelle, bundesweit gültige Standards bzgl. qualitativ guten Unterrichts und dessen Kostenabwicklung sinnvoll. Dazu gehört aber auch eine vorbereitende Arbeit der Musikhochschulen und Landesverbände, die diese Lehre(r) auszeichnen und bspw. Zertifikate vergeben und propagieren, an denen auch die 08/15 Mutti erkennen kann, dass hier Fachwissen zugrunde liegt.. Früher hatte ich den Eindruck, dass alle Lehrer, die an städtischen Musikschulen angestellt waren und dort unterrichteten, wenigstens eine erste Qualitätskontrolle passiert haben, weswegen die Bereitschaft zur Unterzeichnung eines Vertrages, der nur vierteljährlich kündbar ist, höher war. Mittlerweile scheint dies nicht mehr so zu sein...
Die Frage, die im Forum schön öfter auftauchte, nämlich "Woran erkenne ich einen guten Klavierlehrer?" ist berechtigt und bezeichnend für einen Berufsstand, der unter der eigenen Heterogenität leidet. "Klavierlehrer" kann sich jeder nennen. Für den "Kunden" ist es aber undurchsichtig, welche Qualifikationen der individuelle Mensch besitzt. So lange dies nicht einigermaßen objektiv beurteilbar ist (und diese Kriterien für Unterricht nach gewissen Qualitätsstandards nicht stärker propagiert werden!), finde ich es auch nicht verwunderlich, wenn die "Kunden" sich dann auch über eine evtl. Vertragsbindung und Kündigungsfristen, die in anderen Dienstleistungen absolut üblich sind und akzeptiert werden (z.B. bei Sportvereinen oder Psychologen), beschweren und nicht jeder darauf eingehen will.
Noch kurz zu der Diskussion Arbeitnehmer/Arbeitgeber und Kündigungsfristen:
Man kann und sollte auch hier nicht generalisieren, da nicht alle Arbeitsstellen miteinander zu vergleichen sind. Ich bin sehr froh über meine verhältnismäßig lange Kündigungsfrist und bin auch froh, dass meine Kollegen diese haben. In einigen Jobs ist es sehr ungünstig, wenn eine bestimmte Person vom einen auf den anderen Tag, bzw. ohne angemessene Vorbereitungszeit weg ist... Für alle Beteiligten. Das wird besonders in Krankheitsfällen deutlich und sorgt dann immer für Krisen und Instabilität.