Unterrichtsvertrag

gastspiel · 14. März 2016

Zitat von Destenay:
seit ihr Euch bewusst, dass dieses Thema hier von jedermann gelesen werden kann und dies zum Nachteil von einigen hier. Ich habe mit zwei Pianistinnen heute darüber gesprochen, eine weltberühmte russische welche in Wien wohnt und eine aus Zürich, beide unterrichten auch.
Die waren entsetzt was hier alles zu lesen ist, Vertrag, Anwalt, Mahnbescheid, fehlt nur noch Gefängnis.
Ich habe im Moment keine Zeit und werde morgen kurz darüber schreibe.

vor allem würde ich nicht zuviele Angaben zu den Betroffenen machen, oder man hat nach 10 Sekunde Recherche den Klarnamen ;)

Destenay · 14. März 2016

Zitat von Shigeru:
Und?

Ich frage mich, was die mit einem Berufsanfänger gemeinsam hat (ausser evtl ein Instrument mit 88 Tasten)

Die wird mit allen Wassern gewaschen sein und bestimmt nicht für 20€/h unterrichten.

für 20€/h bekommste in der Schweiz und Österreich nirgends Klavierunterricht.
Die Klavierlehrer/innen und Pianisten/innen aus der Schweiz welche ich kenne, würde nie einen Vertrag mit einem Schüler abschliessen, weil dies schon mit Misstrauen verbunden ist.
Ich zähle einige Argumente auf:
-Wir arbeiten von Mensch zu Mensch und haben so was nicht nötig, dass sind andere Welten.
Musik soll nicht mit so lästigen Bürokratischem Zeug in Verbindung gebracht werden.
Ein guter Lehrer wird seine Schüler auch über Krisen hinweg begleiten können, wer das nicht kann hat den Beruf verfehlt.
Ein Schüler der aus Überzeugung gehen will sollte man lassen, sonst wird dies zur Belastung für beide, egal wer den Verluste einfährt, andere warten schon.- usw

Beiliegend die Kosten für den Privatunterricht in der Schweiz, üblich ist die Bezahlung für ein Semester, wer danach den Unterreicht beenden möchte, teilt dies seinem Lehrer frühzeitig mit und das Ding ist gelaufen, so einfach kann es gehen.
In Frankreich so wie ich orientiert bin gibt es für Privatunterricht keine Verträge, läuft alles auf Vertrauen, bis jetzt ist mir nicht bekannt ob ein Lehrer/in verhungert ist.

Bei Pianisten/innen über das Doppelte auch ohne Vertrag und es läuft!

Privatunterricht 60 min 40 min 30 min
Richthonorare pro Lektion
Schüler/Schülerin80 CHF60 CHF50 CHF
Erwachsene100 CHF80 CHF60 CHF
Berufsstudenten (SAMP)110 CHF
Privatunterricht pro Semester60 min40 min30 min
Richthonorare für 18 Lektionen
Schüler/Schülerin 1400 CHF1000 CHF850 CHF
Erwachsene 1750 CHF1400 CHF1000 CHF
Berufsstudenten (SAMP)1800 CHF

leider verschiebt sich diese Preisliste immer!

Wiedereinsteiger123 · 14. März 2016

Zitat von Destenay:
Ein guter Lehrer wird seine Schüler auch über Krisen hinweg begleiten können, wer das nicht kann hat den Beruf verfehlt.

Ein Schüler der aus Überzeugung gehen will sollte man lassen, sonst wird dies zur Belastung für beide, egal wer den Verluste einfährt, andere warten schon.- usw

Die Preise sind aber schon ein Beispiel für Klavierunterricht im gehobenen Preissegment, oder?

Destenay · 14. März 2016

Zitat von Wiedereinsteiger123:
Die Preise sind aber schon ein Beispiel für Klavierunterricht im gehobenen Preissegment, oder?

Nein! das ist der Durschnittspreis, ist auch gut so, da braucht man keine 50 Schüler.

terrigol · 14. März 2016

Zitat von Destenay:
Nein! das ist der Durschnittspreis, ist auch gut so, da braucht man keine 50 Schüler.

@rolf hatte doch auch mal vor langer Zeit geschrieben, dass er teilweise 100 Euro pro Stunde nimmt. Oder verwechsle ich das jetzt?

Destenay · 14. März 2016

Zitat von terrigol:
@rolf hatte doch auch mal vor langer Zeit geschrieben, dass er 100 Euro pro Stunde nimmt. Oder verwechsle ich das jetzt?

ich weiss es nicht, Pianisten stehen über dem Klavierlehrer, da neben dem Handwerk noch "die grosse Kunst des Klavierspiels" vermittelt wird, da sind 100 Euro mehr als fair, er könnte mehr verlangen :-)

Wiedereinsteiger123 · 14. März 2016

Zitat von Destenay:
ich weiss es nicht, Pianisten stehen über dem Klavierlehrer, da neben dem Handwerk noch "die grosse Kunst des Klavierspiels" vermittelt wird, da sind 100 Euro mehr als fair, er könnte mehr verlangen

100 Euro Stundenlohn entsprechen bei nur 36 Wochen Vollzeitarbeit 144000 Euro Jahreseinkommen, bei einer üblichem Arbeitspensum von 46 Wochen 184000 Euro. Den Beruf des Klavierlehrers in allen Ehren, aber ich weiß nicht, in welchen Kreisen man sich bewegen muss, um das für fair zu halten. Das ist ein Einkommen des oberen Prozents und ein Stundensatz, den nur wenige bezahlen können.

Destenay · 14. März 2016

Zitat von Wiedereinsteiger123:
100 Euro Stundenlohn entsprechen bei nur 36 Wochen Vollzeitarbeit 144000 Euro Jahreseinkommen, bei einer üblichem Arbeitspensum von 46 Wochen 184000 Euro. Den Beruf des Klavierlehrers in allen Ehren, aber ich weiß nicht, in welchen Kreisen man sich bewegen muss, um das für fair zu halten. Das ist ein Einkommen des oberen Prozents und ein Stundensatz, den nur wenige bezahlen können.

die Lehrer sind fast alle ausgebucht, da gibt es Wartelisten.
Man rechnet bei Musiklehrer auch nicht mit Vollzeitarbeit, die würden ja überschnappen :angst:

Dorforganistin · 14. März 2016

Zum einen das, und zum anderen darf man ja nicht den Bruttostundensatz anschauen. Steuern und Versicherung etc. gehen ja auch noch ab. Und dann muss man als Selbständiger auch noch anders kalkulieren, Krankheitstage, Rücklagen, und so weiter.

Früher hat man uns immer gesagt, Leute, sobald Ihr Euer Diplom habt, nehmt nicht unter 1DM pro Minute. Aber dafür musste man halt auch erstmal die passenden Kunden finden - wer die nicht hatte, hat halt für weniger gearbeitet.

jk82 · 14. März 2016

Ein Klavierlehrer, der auf diesem Niveau Vollzeit unterrichtet, muss einen entsprechenden Raum mieten, darin 2 gute Flügel bereithalten, selbst für seine Krankenversicherung und Altersvorsorge aufkommen, Versicherungen bezahlen etc.

Außerdem wird er auch noch selbst üben müssen und den Unterricht vorbereiten. Mehr als maximal 25 Unterrichtsstunden pro Woche dürften da kaum drin sein, bei 46 Wochen Unterricht pro Jahr ergibt das Roheinnahmen in Höhe von 115.000,- EUR. Gehen wir von 1000,- EUR Raummiete und 1000,- EUR Abschreibung und Instandhaltung für die Instrumente aus und 1.500 EUR für private Kranken- und Rentenversicherung, dann bleiben vor Steuern 73.000 EUR übrig. Davon kann man leben, aber reich wird man damit ganz sicher nicht. Bei anderen freien Berufen (Arzt, Anwalt, Steuerberater) etc. wird meist deutlich mehr übrig bleiben - und deren Ausbildung ist erheblich kürzer als eine Ausbildung zum Pianisten.

Freie Softwareentwickler nehmen übrigens auch oft 80,- EUR pro Stunde oder mehr, müssen dafür aber weder besondere Räumlichkeiten noch teure Arbeitsmittel bereithalten (von einer Luxus-Kaffeemaschine mal abgesehen). Das findet seltsamerweise jeder angemessen ...

Dorforganistin · 14. März 2016

Zitat von jk82:
Das findet seltsamerweise jeder angemessen ...

Die Einkaufsabteilung beim Kunden nicht. :zunge:

Destenay · 14. März 2016

Zitat von Dorforganistin:
Zum einen das, und zum anderen darf man ja nicht den Bruttostundensatz anschauen. Steuern und Versicherung etc. gehen ja auch noch ab. Und dann muss man als Selbständiger auch noch anders kalkulieren, Krankheitstage, Rücklagen, und so weiter.

Früher hat man uns immer gesagt, Leute, sobald Ihr Euer Diplom habt, nehmt nicht unter 1DM pro Minute. Aber dafür musste man halt auch erstmal die passenden Kunden finden - wer die nicht hatte, hat halt für weniger gearbeitet.

und irgend welche Omas unterrichten auch noch für ein paar Euro um ihre Frisur in Form und Farbe zu halten :-D

Chopinne · 14. März 2016

Zitat von Barratt:
Ich sehe das ganz pragmatisch:

Wenn ich A will, A aber nur unter der Bedingung B zu bekommen ist, muss ich auch B akzeptieren.

Wenn ich B nicht akzeptieren kann/möchte, bekomme ich A halt nicht.

So einfach ist das.

So sehe ich das auch.
Alles nur Angebot und Nachfrage, der Markt reguliert sich da von allein.
Wenn ein sehr guter Lehrer nur mit Vertrag und von mir aus für >100€/h arbeiten will, dann hat er meinen Segen. Er wird ja sehen, ob es funktioniert. :-)

Destenay · 14. März 2016

Zitat von Peter:
Ja, aber um so eine Aussage zu machen, muss vor Allem erst mal eines vorhanden sein: Das Forum muss einem wichtig sein. Man kann getrost davon ausgehen, dass die meisten, die gehen, weiterhin als stille Mitleser zur Community gehören.
Und auch dieser Faden ist, selbst wenn nervenaufreibend und kontrovers, gut für alle Beteiligten. Nach dem Gezeter kommt (hoffentlich) das Nachdenken und die Einsicht, dass eigene Erfahrungen und Ansichten nicht allgemeingültig sind.

Für mich ist ein Vertrag übrigens vor Allem ein gegenseitig gegebener Vertrauensvorschuss in Schriftform.

das ist richtig! es haben sich ja welche die sich hier nicht mehr zeigen für das Konzert auch gemeldet.
Ob dieser Faden nun nervenaufreibend und kontrovers ist, spielt keine Rolle im Gegenteil, ein gutes Training für die Nerven :angst:

fisherman · 14. März 2016

Zitat von Wiedereinsteiger123:
Die Preise sind aber schon ein Beispiel für Klavierunterricht im gehobenen Preissegment, oder?

Das ist Schweiz! Was kostet dort ne Pizza? So hoch sind die genannten Preise dann gar nicht mehr!

fisherman · 14. März 2016

Zitat von Destenay:
Fishi von Dir hätte ich was anderes erwartet, was soll dieser Nonsens ???
mach dir lieber mal Gedanken darüber, warum Musik für viele so wertvoll ist, warum man sich mit Musik beschäftigt, warum man ein Instrument spielen möchte, warum, warum ???
Fishi, ich habe am 5.März in Basel am Konzert so liebenswürdige ehemalige Clavio Teilnehmer kennengelernt, warum sind sie nicht mehr hier??? ihre Antwort, "es tut uns nicht gut, unsere Nerven ertragen dies nicht mehr", so ähnliches hat mir eine Clavio Teilnehmerin die alle sehr mochten mitgeteilt.
mach dir hierüber mal Gedanken

Zu viel Rotwein? Destenay, ich weiß grade überhaupt nicht, was Du mir ankreidest? Ich sage die ganze Zeit nur, dass diese Diskussion so nötig ist wie ein Kropf - wer einen Vertrag möchte, soll ihn machen, wer nicht, lässt halt die Finger davon.

Und: Es ist kein Nonsens, wenn ich im Zusammenhang mit einer (Aus)Bildung noch den Usancen an einer privaten Schule frage. Wenn man nämlich dort - was ich vermute - keinen Finger ohne einen Vertrag rührt, so frage ich mich, wo nun der Unterschied zwischen einer Schule und einer Musikschule (oder Zeichen- oder Bildhauerschule) sein soll.

Destenay · 14. März 2016

Zitat von fisherman:
Das ist Schweiz! Was kostet dort ne Pizza? So hoch sind die genannten Preise dann gar nicht mehr!

mein Sohn hat nach dem Konzert im Restaurant eine bestellt um die Fr.30.-
was mich so schockiert einen Steinway D zu mieten kostet für einen halben Tag Fr.2600.- was der Konzertsaal bei der Messe ab Herbst kostet :angst: