Dreiklang
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"dieser Saubande werde ich heimleuchten!..."
herrlich...! :):):):)
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"dieser Saubande werde ich heimleuchten!..."
(an Deck; Chiarina; Wikinger; Einhorn)
Chiarina: (trägt ein gülden glitzerndes Kettenhemd und beleuchtet einen versifften Biertisch) (für sich) dieser Saubande werde ich heimleuchten!... (zu den Wikingern) Predigum Verständnisaufräumökoblabla
Wikinger: (sagen nichts, sondern zischen jeder noch schnell ein Trinhorn)
...wie Du siehst bin ich für Naturalismus
Genial!!!!!!(an Deck; Chiarina; Wikinger; Einhorn)
Chiarina: (trägt ein gülden glitzerndes Kettenhemd und beleuchtet einen versifften Biertisch) (für sich) dieser Saubande werde ich heimleuchten!... (zu den Wikingern) Predigum Verständnisaufräumökoblabla
Wikinger: (sagen nichts, sondern zischen jeder noch schnell ein Trinhorn)
Chiarina zückt behände ihre Streitaxt (was nicht so einfach ist, denn die verfängt sich leicht in den vielen Ohrkettchen etc.), droht, wenn ihr nicht sofort.....dann........ Wikinger grinsen sich eins... Hunde, die bellen, beißen nicht...... zischen das zweite Trinkhorn
Chiarina haut Biertisch mit einem einzigen Hieb in viele kleine Tische - Trinkhörner lernen fliegen - donnert: Schluss mit lustig! Einzeltische, Einzelhaft, bis alles aufgeräumt ist!
Wikinger
Zum einen scheint es mir prinzipiell problematisch, Metaphorik zum Ausgangspunkt von Definitionsprozessen zu machen (sofern nicht unvermeidlich), zum andern scheint mir die Metapher selbst nicht unproblematisch, da Musik nun eben der entscheidenden Komponente der Sprache, des Lexikons, entbehrt.
welche Beitrag diese Metaphorik zu unserem Thema, dem Verhältnis von Regietheater und Werk leisten kann, denn über sinnentstellende Eingriffe in die Musik wurde ja keine Klage geführt.
Für den Regietheater-Regisseur ist es bereits der Inbegriff an Fremdbestimmung, sich mit einem vorgegebenen Text beschäftigen zu müssen – dem, den er inszenieren soll. Durch Verfremdung des Theaterstücks rettet er seine gefährdete Individualität.
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort
Deine Kritik an meiner Verwendung des Wortes "Diener" das recht gut zu illustrieren; gäbe es nur Deine Lesart,
daß es auch eine Kritik 'von links' gibt, die dem Regietheater vorwirft, seine eigenen Klischees entwickelt zu haben (denen man inzwischen sogar in der Provinz begegnen kann) und selbst historisch geworden zu sein – d.h. in den Grenzen einer bestimmten Ästhetik gefangen zu sein. Weiterhin der Logik des Überbietungszwangs zu folgen, befreit aus diesen Grenzen nicht.
Also würde ein Regisseur seine Arbeit nur dann kritisch hinterfragen, wenn das Publikum gar nicht mehr reagiert bzw. eben nicht mehr in die Oper, das Theater geht? Dann wäre es ja das Fernbleiben eine sehr vernünftige Reaktion, lieber gubu, die vielleicht/hoffentlich sogar dazu führen würde, dass sich alle Gedanken machen müssen.
ein Teil ersetzt das Ganze nicht. Kurzum ist auch weder die Farbe, noch die Leiwand - obwohl notwendiger Bestandteil eines Gemäldes - das Gemälde selber oder eine eigene Kunst
wenn die Zeichen dieselben bleiben, so bleibt es auch derselbe Text
wenn irgendwer den Text nicht begreift, so muss das nicht am Text liegen
der ebenso wie sein ursprünglicher Namensgeber, der Dolmetscher (interpres), dem Rezipienten nach bestem Wissen und Gewissen die Inhalte der Kommunkationsquelle zu übermitteln hat; erlaubt er sich den Luxus, die Intention der Quelle zu ignorieren, verfehlt er seine Aufgabe.
Warum kommt eigentlich in den Galerien niemand auf den Gedanken, die alten Meister ab und zu mit etwas Farbe zeitgeschmacklich aufzupeppen? Oder bei Thomas Manns Romanen mal die Sätze etwas zu kürzen und die Handlungen zu straffen?
Warum sind solche Sachen, wie sie im Rattengrin passieren, Verstöße gegen das Urheberrecht, wenn Wagners Werke noch geschützt wären??
Das ist ganz einfach zu beantworten: wenn sie das verlangen und sich alle daran halten, dann haben sie ganz sicher die Rechte an diesen Werken und damit die Macht ihre Positionen durchzusetzen. Dabei ist weder entscheidend, was im Libretto steht, noch ob die handelnden Personen sich mit Musik oder Oper auskennen. Auch das kann man von mindestens zwei Seiten betrachten: als sinnvolle Einrichtung, die über die Werke Weils wacht, oder als unzeitgemäße Zensurbehörde, die uns vorschreibt, wie wir etwas zu verstehen haben. Beide Standpunkte haben sicher ihre Anhänger.Warum lässt sich z.B. die Weill Foundation akribisch vorher zur Genehmigung einreichen, was inszenatorisch auf die Bühne kommen darf und was nicht?
Der Regisseur greift in diese Rezeption ein, gibt ihr eine bestimmte Richtung vor. Das tut er auch, wenn er den Regieanweisungen im Libretto folgt. Selbst wenn er auf der Librettoebene alles lässt, wie es "ist", kann und wird er mit den anderen Ebenen spielen. Ob er damit Wagners Intention trifft, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Auch ein "das wollte er ganz sicher nicht", lässt sich nicht bedenkenlos begründen, weil einfach niemand wissen kann, was er aus heutiger Sicht als sinnvoll, akzeptabel, verwerflich einschätzen würde. Die Intentionen Wagners bzw. das, was man aufgrund von Zeitdokumenten dafür hält, authentisch erlebbar zu machen, erscheint mir schon deshalb nicht machbar, weil in einer ganz anderen Welt leben als der Autor. Es wird auch die spirituelle Tiefe in der Sakralmusik eines Mendelssohn oder eines Tschesnokow nicht mehr realisierbar, weil uns dieses Weltbild fremd geworden ist. Strikt den Intentionen des Autors zu folgen wird spätestens dann zu einem moralischen Problem, wenn sie mit heutigen Wertvorstellungen kollidieren (z.B. deutschnationales Gedankengut).
lieber Gernot,
wenn man so ganz und gar nicht wüsste, was Texte ausdrücken, was ihre Intentionen sind, dann bräuchte man sie nicht lesen... ja streng genommen gäbe es dann gar keine sprachliche Kommunikation...
an einem drastischen Beispiel erklärt:
z.B. ein Herr X überreicht einem Fräulein Y einen zartfühlenden Liebesbrief; Fräulein Y liest diesen, haut Herrn X die Handtasche über den Kopf, ruft die Polizei herbei: dieser zeigt sie dann den Brief und erklärt, der böse X habe Gott geschmäht und sie (also die Y) brutal zu versklaven angedroht, sodass sie in Notwehr gehandelt habe. ...die Polizei liest den Brief zweimal und schüttelt den Kopf, das Fräulein Y aber beharrt darauf, dass man die Intention des X nicht eindeutig feststellen könne, dass aber sie den Text nun einmal so verstanden habe, weil ja ein Text erst durch den Rezipient inszeniert wird usw...
...aber Chiarinchen... da war davon die Rede, dass X der Y einen zartfühlenden Liebesbrief überreicht..... keine Räuberpistole mit Stalkern als Rahmenhandlung :D:DAngenommen, Herr X ist ein Stalker und hat Fräulein Y schon sehr oft belästigt (Anzeige) - dann wird die Polizei vollstes Verständnis für Fräulein Y haben, weitere Konsequenzen nicht ausgeschlossen.
ist das jetzt sehr erstaunlich?...Trotzdem meine ich, dass die Grundlage für eine Auseinandersetzung auf jeden Fall das Original sein sollte. Würde man am Liebesbrief dauernd was verändern, könnte man die Intentionen ja überhaupt nicht mehr herauslesen.
Liebe chiarina, Dein Beispiel hinkt nicht nur, es hat gar keine Beine....
Denn für Stalkerei müsste es Anhaltspunkte geben. Allein der Gedanke, dass es sich darum handeln könnte, rechtfertigt nicht so zu tun, als sei es tatsächlich so...
Anderenfalls müsstest Du Dich nicht wundern, wenn die Polizei Dich einfach mal festnimmt. Du könntest ja eine schlimme Trickbetrügerin sein...
Wenn sich mit der Zeit die Moral, die Kultur und auch die allgemeinen Probleme ändern, wird es schwierig sein, ein Kunstwerk sinnvoll anzupassen.
ja streng genommen gäbe es dann gar keine sprachliche Kommunikation
Wo Nussschokolade von Toblerone draufsteht, da erwartet der Käufer nicht, Schweinskopfsülze von DuDarfst zu erhalten
Hat der Oper-Komponist damals (Rossine, Verdi, Wagner ...) immer vorausgeschaut beim Komponieren seiner Opern, wie sie in 100 Jahren interpretiert werden könnten? Jeder Schriftsteller, Maler, Komponist ... schafft sein Werk aus seiner Zeit heraus.
Wo sind die zeitgenössischen Opern-Komponisten? Ist man heutzutage nicht in der Lage, eine Oper zu schreiben, die die Menschen genauso ins Opernhaus lockt, wie es zu Mozart, Wagner .... Zeiten üblich war?
Apropos Verdrehung von Werkinhalten. Im Libretto ist da ein König ohne explizit zugewiesene Eigenheiten, auf der Bühne ist da ein sabbernder Grenzdebiler der Herrscher
Wo sind die zeitgenössischen Opern-Komponisten?
Ich meine, es ist nicht zu gewagt, zu behaupten, daß sprachliche, v.a. lexikalische "Zeichen" spezifischer sind als musikalische, was sie ja auch sein müssen, weil sie anderen kommunikativen Zwecken dienen. Musik mag etwa in einem metaphorischen Sinne `erzählen' können, argumentieren kann sie nicht. Bei aller Kontextabhängigkeit sprachlicher Zeichen schafft das höhere Maß an Spezifität von vorneherein die Voraussetzung dafür, daß der Deutungspielraum für einen narrativen oder dialogischen Text eingeschränkter ist als der für ein Klavierkonzert.