Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


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...damit ließe sich wohl auch das Auftreten der Mainzelmännchen Hand in Hand mit KingKong und Godzilla im Lohengrin rechtfertigen: die sind halt fiktiv und nicht im Stück selber... und das find ich halt so zum nachdenken anregend, dass die fehlen
((((irgendwie aber auch schade, dass KingKong und Godzilla so wahnsinnig selten im Tatort oder Lindenstraße mit dabei sind, echt voll ein Manko))))

...jetzt wart halt noch die paar Tage, dann siehste live gutes [sic] Regietheater

Lieber Rolf,

in einer Oper würde mich Godzilla im Gegensatz zu den Ratten nicht im mindesten zum Nachdenken anregen - höchstens, wenn er neben mir säße .......................:D:D :kuss:

Liebe Grüße
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chiarina
 
in einer Oper würde mich Godzilla im Gegensatz zu den Ratten nicht im mindesten zum Nachdenken anregen
*unschuldigguck* das verstehe ich nicht, denn Mainzelmännlein, KingKong, Ratte und Godzilla haben doch etwas sehr wesentliches gemeinsam: sie kommen im Libretto des Lohengrin nicht vor :D:D:D
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aber zum Lohengrin: welche Katastrophe soll König Heinrich nicht aufhalten können? Die Beziehungskiste einer Brabanter Herzogin mit einem Unbekannten ändert am Verlauf der Geschichte gar nichts: der Unbekannte weissagt dem König ja auch einen großen Sieg (über die Ungarn), und den wird (auch im Kontext des Opernlibrettos) der ganz und gar nicht schwankende König ohne den gottgesandten Unbekannten erzielen... Natürlich steckt im Subtext des historisch-romantischen Sujets viel aktueller Bezug zum 19. Jh., genauer zur Zeit kurz vor der 48er Revolution und zur Einigung der dt. Staaten, Königtümer usw. - aber von bildlichen Totalitarismussymbolen ist das kilometerweit entfernt.
 
Was mich an eurer Haltung stört, ist die Sicherheit, mit der ihr sagt,
dass Neuenfels' Inszenierung schlecht ist. Nicht dass ihr sie schlecht
findet, sondern dass sie schlecht ist.

Das Wort »schlecht« ist mir zu unpräzise und ich habe es auch nicht benutzt. Meine Kritik ist, daß Neuenfels die Aufgabe des Interpreten, Überbrücker der Kluft zwischen dem Autor und dem Publikum zu sein, nicht erfüllt hat.

Es kann keinen Zweifel daran geben, daß Wagner selber den Lohengrin als Tragödie im Sinne der klassi(zisti)schen Tradition verstanden haben wollte; ich habe ja weiter oben ein Testimonium von ihm angeführt, das seine Gekränktheit angesichts der zeitgenössischen Kritik am tragischen Charakter des L. zeigt.

Die Regie nun unternimmt einiges, um diesen tragischen Charakter zu unterminieren.

Da sind auf der einen Seite die vielen Elemente, die parodisch oder komisch wirken, wie der trunken umherschwankende König samt seinen Irrenwärtern (jaja, »ein bewußter Verstoß gegen die 'Ständeklausel'« höre ich Dich rufen), die Gerichtseiche als Zimmerlinde und die - tatsächlich - "possierlichen" Ratten: der ganze Königs-Komplex erfüllt ebenso wie der gerupfte Schwan die Schuldefinition von Parodie, daß man dem erhabenen Sujet niedere Attribute verpassen müsse. Ich habe tatsächlich stellenweise Tränen gelacht und es steht zu befürchten, daß ich das auch an geweihter Stätte tun werde (man schicke mir zwei Irrenwärter von der Bühne auf die Galerie).

Zum andern der Schluß, der mit dem (übrigens schon im Drama der römischen Kaiserzeit exzessiv verwendeten) Moment des Ekels arbeitet, in der Epiphanie des Gottfried nämlich. Die fand ich persönlich als weitaus gravierenderen Mißgriff als den ersten Punkt. Denn indem er den Affekt des Ekels beim Zuschauer evoziert, nimmt der Regisseur diesem sozusagen die psychische Kapazität für das, was der traditionelle wirkungsästhetische Zweck der Tragödie ist, nämlich das Auskosten [sic] der psychosomatischen Elementaraffekte Jammer und Schauder (das ist, nebenbei, die Bedeutung von eleos und phobos, nicht Furcht und Mitleid) angesichts menschlichen Leids, hier angesichts des Scheiterns der Liebe: statt ergriffen geht der Zuschauer betreten, wo nicht angewidert von dannen (auch hier höre ich schon den Einwand, daß das eben ein Akt psychologischer Fürsorge sei welche den Zuschauer nicht zum Opfer des Illusionstheaters fallen lassen wolle...).

Ich habe weiter oben schon gesagt, daß ich es angesichts der unseligen Geschichte, die zwischen uns und Wagner liegt, sehr verständlich finde, wenn eine Inszenierung Distanz, auch ironische, zu Wagners deutschnationaler Version des Mythos schafft. Dabei aber darf die Tragödie weder zum Satyrspiel noch zum Ekelstück werden.

Schöne Grüße,

Friedrich


PS. Sinnentstellende Texteingriffe kennt das Regietheater zuhauf!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und wenn ich hier schon die Seiten fülle, noch ein link zu einem wirklich interessanten Interview mit dem hier schon positiv erwähnten Regisseur S. Herheim und C. Thielemann:

klassik.com : Musik-Zeitschriften und -Magazine: Österreichische Musikzeitschrift aus "Zum Regietheater : Wie weit Interpretation gehen darf"

Zitat von Herheim:
Die Tradition der Rezeption, die Aufführungspraxis ist in unseren Köpfen zu einer festen Vorstellung über das Stück geworden, wodurch wir vor allem unser kulturelles Bewusstsein bestätigt sehen wollen, ohne dass uns etwas Neues erzählt wird, was uns noch betrifft. Für mich geht es in den Werken aber um Inhalte, die unglaublich radikal und komplex sind und alle von einer erzählten Geschichte leben, aber dadurch, dass sie Musiktheater sind, nicht auf dieser Ebene bleiben. Die Musik geht ja weit über das gesprochene Wort und die oberflächliche Handlung, die sehr oft nur als Folie dient, hinaus, und das ist für mich der eigentliche Inhalt einer Oper. Wenn ich mich entscheide, ein Stück zu inszenieren, liegt für mich alles, wovon ich ausgehe, in der Partitur.

Zitat von Thielemann:
Ein grundlegender Unterschied zwischen Regisseur und Dirigent ist sicherlich, dass der Regisseur den Inhalt des Stückes erzählen kann, indem er ihn in neue Bilder fasst, der Dirigent aber nicht plötzlich die ersten Geigen weglassen und anstelle der Trompeten ein Harmonium einsetzen darf. Etwas anderes ist, das was in der Partitur steht, mit Leben zu füllen, also vielleicht ein forte nicht so laut zu spielen - und ich nehme mir auch das Recht heraus, ritardandi zu machen, wo keine vorgeschrieben sind. Ich würde aber niemals Retuschen machen wie Mahler oder Weingartner und setze mich auch immer dafür ein, strichlose Fassungen zu spielen. Wenn man als Interpret Diskussionen auslösen kann - ohne dafür provozieren zu müssen -, finde ich das schön, das ganze Publikum wird man ohnehin nie überzeugen können.

nur mal zwei Zitate aus dem Link - überzeugende!
 
Das Wort »schlecht« ist mir zu unpräzise und ich habe es auch nicht benutzt. Meine Kritik ist, daß Neuenfels die Aufgabe des Interpreten, Überbrücker der Kluft zwischen dem Autor und dem Publikum zu sein, nicht erfüllt hat.

Lieber Friedrich,

danke!!! Das ist natürlich erheblich präziser! Wobei ich immer noch feststellen muss, dass Neuenfels es bei mir geschafft hat.

Ich habe nämlich die gesamte Zeit Lohengrin als tragische Figur gesehen. Ich habe nicht ein einziges Mal gelacht (eher im Gegenteil, denn diese Oper ist so traurig.....) und die Inszenierung nicht als ein Satyrspiel empfunden.

Ich bin etwas ratlos, beim allerbesten Willen konnte ich nichts komisch oder parodisch finden. Das wäre dann auch tatsächlich völlig verfehlt!


Zum andern der Schluß, der mit dem (übrigens schon im Drama der römischen Kaiserzeit exzessiv verwendeten) Moment des Ekels arbeitet, in der Epiphanie des Gottfried nämlich. Die fand ich persönlich als weitaus gravierenderen Mißgriff als den ersten Punkt. Denn indem er den Affekt des Ekels beim Zuschauer evoziert, nimmt der Regisseur diesem sozusagen die psychische Kapazität für das, was der traditionelle wirkungsästhetische Zweck der Tragödie ist, nämlich das Auskosten [sic] der psychosomatischen Elementaraffekte Jammer und Schauder (das ist, nebenbei, die Bedeutung von eleos und phobos, nicht Furcht und Mitleid) angesichts menschlichen Leids, hier angesichts des Scheiterns der Liebe: statt ergriffen geht der Zuschauer betreten, wo nicht angewidert von dannen (auch hier höre ich schon den Einwand, daß das eben ein Akt psychologischer Fürsorge sei welche den Zuschauer nicht zum Opfer des Illusionstheaters fallen lassen wolle...).

Hier stimme ich dir absolut zu!!! Kein Einwand (so schlimm bin ich nun auch wieder nicht :p). Denn hier hatte ich auch Gefühle des Ekels und des Lachens, weil die Epiphanie so gar nicht passte. Und diese Gefühle passten auch überhaupt nicht zur Handlung. Ergriffen wollte ich sein und war ich auch und dann so was...... . Und ganz lieben Dank: du hast das hier mal wieder phantastisch ausgedrückt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Liebe Grüße

chiarina
 
Da sind auf der einen Seite die vielen Elemente, die parodisch oder komisch wirken, wie der trunken umherschwankende König samt seinen Irrenwärtern (jaja, »ein bewußter Verstoß gegen die 'Ständeklausel'« höre ich Dich rufen), die Gerichtseiche als Zimmerlinde und die - tatsächlich - "possierlichen" Ratten: der ganze Königs-Komplex erfüllt ebenso wie der gerupfte Schwan die Schuldefinition von Parodie, daß man dem erhabenen Sujet niedere Attribute verpassen müsse. Ich habe tatsächlich stellenweise Tränen gelacht und es steht zu befürchten, daß ich das auch an geweihter Stätte tun werde (man schicke mir zwei Irrenwärter von der Bühne auf die Galerie).
was das Lachen an geweihter Stätte betrifft: keine Bange, das ist mir schon letzten Sommer bei besagten Requisiten etc. passiert.

@Chiarina: da sind sie doch, die von außen reingebrachten [sic] parodistischen Elemente, zu schweigen von dem Unfug am Ende
 
@Chiarina: da sind sie doch, die von außen reingebrachten [sic] parodistischen Elemente, zu schweigen von dem Unfug am Ende

Ja, aber ich habe sie doch nicht als parodistisch empfunden! Bis auf den Schluss!!! Aber den König mit seiner Zimmerlinde habe ich wirklich so verstanden, wie schon mal oben angeführt. Ich habe den König eher als tragische Figur gesehen. Ich habe nicht gelacht, ich kann ja auch nichts dafür!!!!
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Mein Mann und ich waren beide ganz ergriffen bis auf den Schluss und die starrenden Augen von Annette Dasch! :D Wirklich!!! *Haare rauf* .........:kuss:
 

(... Hallo ihrs, ihr seid ja schwerst am Diskutieren :D:D:D...! ich konnte den Fortgang nur ansatzweise verfolgen, aber was ich gelesen habe, war interessant. Werde es irgendwann nachholen. Hm... dann ist wohl doch nicht so ganz "erlaubt, was gefällt"? Obwohl das ein Ansatz ist, der zwar gefährlich und riskant - mir persönlich aber immer sehr sympathisch ist :D)
 
(... Hm... dann ist wohl doch nicht so ganz "erlaubt, was gefällt"? Obwohl das ein Ansatz ist, der zwar gefährlich und riskant - mir persönlich aber immer sehr sympathisch ist :D)
(ich fände Alien oder Godzilla als Drachen im Ring des Nibelungen auch ganz nett - aber die Lachsalven könnten dann die doch sehr schöne Musik übertönen, und das wäre unfair) :D:D:D
 
(ich fände Alien oder Godzilla als Drachen im Ring des Nibelungen auch ganz nett - aber die Lachsalven könnten dann die doch sehr schöne Musik übertönen, und das wäre unfair)

:D:D:D

nee - schöne Musik soll auch schön klingen und schön rüberkommen. Und auch nicht zer-stört werden...

(und jetzt hast Du mal "schön" verhindert, daß ich mein voriges Post irgendwann löschen kann ;))
 
Es ist doch interessant, wie man durch solch eine Diskussion Dinge anders liest und betrachtet:

ich las gerade eine Kritik der Uraufführung von Peter Handkes "Immer noch Sturm" in Salzburg. Die Schauspieler und die Inszenierung kommen darin nicht gut weg. Ich zitiere:

"Gotscheff (Anm.von mir: der Regisseur) ist ein Meister darin, Dramen in bühneneigensinnige Partituren zu verwandeln. Seine besten Arbeiten sind strenge, scharfkantige Sprechopern, frei von Schmock und Schnörkeln. Hier aber bleibt er zwischen Aufsage- und Figurenausmaltheater hängen. Untypisch für ihn: er bebildert. Es wird marschiert, wenn von Soldaten gehandelt wird. Es wird gegreint, wenn es um Tränen geht. Es werden Äpfel gegessen, weil von Äpfeln die Rede ist."

Was ich also sagen will, ist, dass ich es im Gegensatz zu anderen nicht für völlig unmöglich halte, dass in der Auseinandersetzung mit der Partitur und allen Kriterien, die Friedrich so schön der Texttreue zugeordnet hat, Ratten dabei herauskommen. :p

Liebe Grüße

chiarina
 
Es ist doch interessant, wie man durch solch eine Diskussion Dinge anders liest und betrachtet:

ich las gerade eine Kritik der Uraufführung von Peter Handkes "Immer noch Sturm" in Salzburg. Die Schauspieler und die Inszenierung kommen darin nicht gut weg. Ich zitiere:

"Gotscheff (Anm.von mir: der Regisseur) ist ein Meister darin, Dramen in bühneneigensinnige Partituren zu verwandeln. Seine besten Arbeiten sind strenge, scharfkantige Sprechopern, frei von Schmock und Schnörkeln. Hier aber bleibt er zwischen Aufsage- und Figurenausmaltheater hängen. Untypisch für ihn: er bebildert. Es wird marschiert, wenn von Soldaten gehandelt wird. Es wird gegreint, wenn es um Tränen geht. Es werden Äpfel gegessen, weil von Äpfeln die Rede ist."

Was ich also sagen will, ist, dass ich es im Gegensatz zu anderen nicht für völlig unmöglich halte, dass in der Auseinandersetzung mit der Partitur und allen Kriterien, die Friedrich so schön der Texttreue zugeordnet hat, Ratten dabei herauskommen. :p

Liebe Grüße

chiarina

Guten Morgen, chiarina,

das haben wir ja inzwischen verstanden!

Von mir aus kann der Chor als Hornochsen/-öchsinnen daherkommen. Allerdings schaue ich mir sowas nicht (mehr) an.

Wohin führen solche Aufführungen, wenn es nicht gerade im stets ausverkauften Hügel ist? Die Zuschaueranzahl geht zurück, ganz deutlich in werkbezogenen Statistiken vieler Theater abzulesen. Bei gut ansehbaren Stücken ist oft ausverkauft, nicht selten gibt es sogar zusätzliche Termine, weil die Nachfrage groß ist. Und das sind beiweiten nicht irgedwelche seichten oder altbackenen Stückchen. An mangelndem Publikumsinteresse kann es also nicht liegen, wenn die Theater leer bleiben.

Es liegt eindeutig daran, dass außer einigen chiarinen:D, ein paar Dutzend umherreisenden Rezensenten und dem/der einen oder anderen sonst niemand sowas sehen mag, denn es ist eine Art Agit-Prop-Theater, wie es vor 1990 in der Oper nicht einmal dort üblich war, wo ich aufgewachsen bin. Jüngere Leute kennen ordentliche Opernaufführungen fast nicht meht, sondern sehen mit Grauen, was Opern denn für fürchterliches Zeuchs sind, um das besser ein großer Bogen gemacht werden sollte.

Spricht man das bei Theaterleuten an, findet man bei Orchestermusikern und sehr vielen Sängern sofort Sympathie. Die "Entscheidungsträger" aber schauen einen an als sei man von einem anderen Stern und fahren sofort das gängige Abwehrpotenzial auf: Kunstfreiheit, Banausentum, Denkfaulheit, unsere ach so schlimme Wirklichkeit müsse doch den Leuten immer wieder vor Augen geführt werden, das Publikum solle verstört (!!!!) werden, diese ewig gestrigen Nörgler könnten doch nicht der Maßstab sein, und wenn weniger Leute ins Theater gingen, dann sei das eben so etcpp.

Es gibt wenige Ausnahmen. Als der neue GMD eines großen Opernhauses vor einigen Monaten auf das Problem der leeren Plätze angesprochen wurde, sagte er knallhart und ohne zu zögern: Das sei eindeutig die Schuld des Theaters, ohne wenn und aber. Doch diese Einsicht , so befürchte ich, wird sich nicht durchsetzen. Eher müssen wir damit rechnen, dass immer mehr Häuser kleingeschrumpft oder geschlossen werden, denn den Sparkommissaren in den Amtsstuben ist es ein willkommener Anlass, wenn die Auslastung weiter zurück geht....

Herzlichst grüßt der guhu
 
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Es liegt eindeutig daran, dass [...] ein paar Dutzend umherreisenden Rezensenten [...] Die "Entscheidungsträger" aber schauen einen an als sei man von einem anderen Stern und fahren sofort das gängige Abwehrpotenzial auf: Kunstfreiheit, Banausentum, Denkfaulheit, unsere ach so schlimme Wirklichkeit müsse doch den Leuten immer wieder vor Augen geführt werden, das Publikum solle verstört (!!!!) werden, diese ewig gestrigen Nörgler könnten doch nicht der Maßstab sein

Ich glaube auch, daß die Verachtung des Publikums ein Teil des Problems ist (der andere ist der mangelnde Respekt vor dem Autor); man braucht es ja nicht, weil man eh aus öffentlichen Kassen lebt. Und worauf sich der Anspruch gründet, daß der Regisseur aufgeklärter und politisch reifer sei als der Zuschauer, verstehe ich auch nicht. Verfolgt man Interviews, bekommt man im Gegenteil oft den Eindruck, daß die Aufklärer sich von der Lebenswelt des Bürgers so weit als möglich abgekoppelt haben. Die Usurpation des Aufkläreranspruchs durch das Regietheater im Verein mit der Denunziation der Andersdenkenden (Banausentum; Unkenntnis der Texte etc.) sind nichts weiter als instrumentalisierte Phraseologismen, welche zur Durchsetzung einer bestimmten ästhetischen Richtung erdacht worden sind.

Grüße,

Friedrich
 
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Es liegt eindeutig daran, dass außer einigen chiarinen:D


Lieber gubu,

ich bin ja schon froh, dass du nicht chiarinnyen geschrieben hast!!! :D:D:D


Wohin führen solche Aufführungen, wenn es nicht gerade im stets ausverkauften Hügel ist? Die Zuschaueranzahl geht zurück, ganz deutlich in werkbezogenen Statistiken vieler Theater abzulesen. Bei gut ansehbaren Stücken ist oft ausverkauft, nicht selten gibt es sogar zusätzliche Termine, weil die Nachfrage groß ist. Und das sind beiweiten nicht irgedwelche seichten oder altbackenen Stückchen. An mangelndem Publikumsinteresse kann es also nicht liegen, wenn die Theater leer bleiben.

Das ist natürlich ein sehr schwer wiegender Punkt! Es kann auch sein, dass wir von unterschiedlichen Standpunkten aus sprechen, weil ich eben noch nicht so viele Aufführungen gesehen und gehört habe wie ihr und schon gar nicht solche gräßlichen. Vielleicht würde ich dann anders denken.


Für meine Söhne z.B., mit denen ich neulich im Essener Ring waren, hatte gerade die Modernität der Oper ihren Reiz. Und ich kann mich an früher erinnern, wo ich Oper entsetzlich verstaubt (Hilfe!!! *duck, flitz und wech*) und altmodisch fand, wenn die da in diesen altertümlichen Gewändern herumstolzierten......... .

Spricht man das bei Theaterleuten an, findet man bei Orchestermusikern und sevielen Sängern sofort Sympathie. Die "Entscheidungsträger" aber schauen einen an als sei man von einem anderen Stern und fahren sofort das gängige Abwehrpotenzial auf: Kunstfreiheit, Banausentum, Denkfaulheit, unsere ach so schlimme Wirklichkeit müsse doch den Leuten immer wieder vor Augen geführt werden, das Publikum solle verstört (!!!!) werden, diese ewig gestrigen Nörgler könnten doch nicht der Maßstab sein, und wenn weniger Leute ins Theater gingen, dann sei das eben so etcpp.

Ich glaube auch, daß die Verachtung des Publikums ein Teil des Problems ist (der andere ist der mangelnde Respekt vor dem Autor)

Herz geht ja sogar noch weiter und spricht von einer Entmündigung des Publikums. Solche Absichten einer Regie, einer Aufführung (Verstörung.......) finde ich natürlich absolut daneben! Wenn das Publikum oder zumindest Teile davon, nicht berührt werden und ins Nachdenken kommen, ein besonderes Verständnis des Stücks erwerben, ist doch die Sache verfehlt.

Aber offensichtlich ist das bei Neuenfels ja nicht der Fall. Viele sind sogar begeistert. Springen die jetzt nur auf den fahrenden Zug auf und lassen sich blenden?

Und warum sind manche Theater/Opernhäuser immer voll ausgelastet?

Ich habe gestern so einige Interviews mit Regisseuren gelesen. Und bei keinem hatte ich den Eindruck, er fühle sich politisch reifer und aufgeklärter als der Zuschauer. Im Gegenteil hatte ich das Gefühl, dass die Auseinandersetzung mit dem Stoff und die Vermittlung desselben das Wichtigste sei.

Liebe Grüße

chiarina
 
Lieber gubu,

ich bin ja schon froh, dass du nicht chiarinnyen geschrieben hast!!! :D




Das ist natürlich ein sehr schwer wiegender Punkt! Es kann auch sein, dass wir von unterschiedlichen Standpunkten aus sprechen, weil ich eben noch nicht so viele Aufführungen gesehen und gehört habe wie ihr und schon gar nicht solche gräßlichen. Vielleicht würde ich dann anders denken.


Für meine Söhne z.B., mit denen ich neulich im Essener Ring waren, hatte gerade die Modernität der Oper ihren Reiz. Und ich kann mich an früher erinnern, wo ich Oper entsetzlich verstaubt (Hilfe!!! *duck, flitz und wech*) und altmodisch fand, wenn die da in diesen altertümlichen Gewändern herumstolzierten......... .





Herz geht ja sogar noch weiter und spricht von einer Entmündigung des Publikums. Solche Absichten einer Regie, einer Aufführung (Verstörung.......) finde ich natürlich absolut daneben! Wenn das Publikum oder zumindest Teile davon, nicht berührt werden und ins Nachdenken kommen, ein besonderes Verständnis des Stücks erwerben, ist doch die Sache verfehlt.

Aber offensichtlich ist das bei Neuenfels ja nicht der Fall. Viele sind sogar begeistert. Springen die jetzt nur auf den fahrenden Zug auf und lassen sich blenden?

Und warum sind manche Theater/Opernhäuser immer voll ausgelastet?

Ich habe gestern so einige Interviews mit Regisseuren gelesen. Und bei keinem hatte ich den Eindruck, er fühle sich politisch reifer und aufgeklärter als der Zuschauer. Im Gegenteil hatte ich das Gefühl, dass die Auseinandersetzung mit dem Stoff und die Vermittlung desselben das Wichtigste sei.

Liebe Grüße

chiarina

Liebe chiarina,

warum sind einige Häuser voll ausgelastet? Außer dem Hügel gibt es das wohl in D nicht. Einige sind ziemlich ausgelastet, was auch daran liegt, dass sie von (unschuldigen) Touristen (z. B.Semperoper), die mit Bussen rangekarrt werden, bevölkert werden. In der Provinz sind Häuser voll, wenn dort gutes Theater gemacht wird. Ein Beispiel st die Oper in Chemnitz. Darüber hinaus darf man den in den letzen Jahren immer mehr ausgedünnten Spielplan nicht vergessen. Selbst in einem mittleren bis großen Provinztheater gibt es nur noch eine, max. zwei Opernvorstellungen pro Woche. (Zu Herzens Zeiten in L waren es sogar oft acht, oft ausverkaufte.).

Meine Erfahrungen mit heutigen Regisseuren gehen eher in Friedrichs Richtung. Eine Regieperson, die in ihrer Oper als Schauplatz ein modernes (deutsches) Parlament (rate mal welche Oper...:D) bemühte, diesem faschistiode Züge attestierte und darauf von einem Diskutanten zur Rede gestellt worden ist, brach in Tränen aus, wurde mir (vertrauenswürdig) berichtet, weil ihre Sicht nicht fruchtete....:rolleyes:...

An anderer Stelle nannte der stückverantwortliche Dramaturg als Grund für die "Verortung" des Lohengrin in unsere Zeit, dass sowohl Wagners Zeit , wie unsere, eine der sinkenden Reallöhne sei....:shock:

Es bleibt also ein weites Feld....

Beste Grüße
gubu
 
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