Tristan in Augsburg
Gestern der Augsburger Tristan: neben Samson und Dalila in Nürnberg das beste, was ich in dieser Saison gehört habe!
Natürlich, der Tristan war eingekauft - offenbar befürchtete man, hauseigenes Personal könnte wegen der anspruchsvollen Rolle am Ende tatsächlich tot auf den Brettern liegen. Sängerisch hervorragend war und zu Recht bejubelt wurde die Isolde, allerdings ein rechtes Faß, das schon deutlich von der sechsten in die siebente Bitte getreten war und ohne Liebestrank den spindeldürren Tristan schwerlich herumgekriegt hätte. Mir war schon fast schlecht, als sie zu "O sink hernieder, Nacht der Liebe..." Miene machte, sich auszuziehen, was jedoch von einer einsichtsvollen Regie taktvollerweise vor Eintritt des Super-Gaus gestoppt wurde. Das Orchester -ich hatte hier schon mehrfach Gelegenheit, zu bestaunen, was der seit letztem Jahr in Augsburg tätige GMD Dirk Kaftan aus ihm herausholen kann, wenn selbstverständlich auch ein Spitzentrainer aus Eseln keine Rennpferde machen kann.
Die Regie war moderat und nur von wenigen Mätzchen und unfreiwilliger Komik geprägt, etwa daß, wenn man nach Isoldes "Nachen" ausschaut, ein veritables Kreuzfahrtschiff auf Leinwand einherfährt.
Im übrigen finde ich, man sollte zur guten alten Barocktradition zurückkehren und in den Pausen ein aufheiterndes Zwischenspiel geben, hier natürlich Rosendorfers "Brangäne oder die Stellvertretung in der Hochzeitsnacht" ("ich glaube, wir können jetzt Du zueinander sagen").
Grüße,
Friedrich