Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


  • Umfrageteilnehmer
    369
Ich habe allerdings Schwierigkeiten mit nicht inszenierten Opern, die 3 Stunden dauern;)

in guten Opernhäusern werden diese Schwierigkeiten mit der Aufführungsdauer (reine Spielzeit) durch großzügige Pausen sehr erleichtert ;)

mehr als knapp zwei Stunden am Stück wird Dir nirgendwo zugemutet.

ein Exempel:
die Götterdämmerung beginnt in Bayreuth um 16 Uhr, gegen 23 Uhr beendet der Applaus die Aufführung
die reine Spieldauer liegt bei rund 4,5-5 Stunden
16-23 Uhr aber sind sieben Stunden

Ein Vivat auf die Pausen!!!

manche trinken Brause,
das ist der Sinn der Pause:
wie schön ist es, in einen Käse zu beissen
und gleichzeitig Opern zu verreissen
(Georg Kreisler)

also no fear :D

und morgen Abend Tschaikowski Eugen Onegin

Gruß, Rolf
 
Ich habe Arianna in Creta gelauscht- 3h40 minuten sind trotz einer Pause nach zwei Stunden zu viel. Keine Frage, es war ein tolles Gastspiel mit Christopher Hogwood, aber mir persönlich zu lang. Aber es gibt sicher einige, die länger stillsitzen können;)
 
Eugen Onegin ist nicht ganz so lang, meine ich- ich habe es auch kürzlich gehört, gesehen. Da hatte jemand aus dem Stand die Rolle der Tatjana übernommen, das beeindruckt schon.....

Ich fand das Ganze schon ein bisschen düster-melancholisch. Der Stoff war mir auch inhaltlich recht fremd.

LG
violapiano
 
Oper.... neeeee... höre ich gar nicht...
Viell. bin ich in der falschen Generation für sowas geboren??? Ich weiss es nicht...
ich mag es einfach nicht...
bitte nicht schlagen XD
 
Schreker

In Augsburg läuft gerade Schrekers "Der ferne Klang". Ich habe noch nie
etwas von ihm gehört und mit Staunen in der MGG gelesen, daß er zu
seinen großen Zeiten populärer als R. Strauß war. In jüngster Zeit
scheint er eine kleine Renaissance zu erleben; in Chemnitz gibt es
z.B. gegenwärtig seine vorletzte Oper "Der Schmied von Gent".

Deshalb eine Frage: was aus seinem Orchesterwerk könnte man denn vorab
hören, um sich ein wenig Hintergrund, vielleicht auch Kontrast zu
schaffen?

Dank und Gruß,

Friedrich - der letzte Woche seufzend eine grottenfade Inszenierung von
Orpheus in der Unterwelt am Müncher Gärtnerplatz abgesessen hat.
 
Guten Abend, Friedrich!

Franz Schreker war einer der wichtigsten Komponisten
aus dem Umfeld der Wiener Schule. Er hat Schönbergs "Gurrelieder" uraufgeführt.
Für Alexander Zemlinsky, Schönbergs Kompositionslehrer, hat er ein Opernlibretto verfaßt,
dessen Vertonung er dann allerdings selbst vornahm ("Die Gezeichneten"),
und von Alban Berg stammt der Klavierauszug des "fernen Klangs".

Zur Einführung in Schrekers Klangwelt eignen sich am besten
die "Kammersymphonie für 23 Soloinstrumente" und das Vorspiel zur Oper "Die Gezeichneten".
Ich weiß nicht, ob es die CD-Einspielung mit Michael Gielen noch gibt -
bei ihm sind Kammersymphonie und Opern-Vorspiel auf einer CD vereint,
und Gielen ist der kongeniale Schreker-Interpret.

Herzliche Grüße,

Christoph
 
Noch ein Nachtrag: Wenn Du die Wahl zwischen dem "fernen Klang"
und dem "Schmied von Gent" hast - hör Dir auf jeden Fall zuerst den "fernen Klang" an.
Da erlebst Du Schreker in seiner inspiriertesten Schaffensphase.
Seine Musik ist wahrhaft besessen von einer ganz bestimmten Klangidee:
das Orchester als ein einziges Rieseninstrument erscheinen zu lassen,
natürlich mit differenziertesten Klangsabstufungen.
Harmonik: erweiterte Tonalität.

Der "Schmied von Gent" ist ein Spätwerk, Schrekers Versuch,
musikalisch auf den neoklassizistischen bzw. neusachlichen Zeitgeist zu reagieren,
ohne sich dabei selbst zu verleugnen. In dieser Zeit wurden seine Aufführungen
schon von Nazi-Krawalltrupps gestört, und er war deprimiert und müde.
Das ist seiner Musik aus dieser Zeit anzuhören - bilde ich mir ein.
 
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Noch ein Nachtrag: Wenn Du die Wahl zwischen dem "fernen Klang"
und dem "Schmied von Gent" hast - hör Dir auf jeden Fall zuerst den "fernen Klang" an.

Nun, die hab ich nur theoretisch - zur Augsburger Oper sind es von meinem Wochenddomizil 10 km, zur Chemnitzer ... (von deren Existenz wußte ich gar nichts).

In der Augsburger Pressemitteilung habe ich noch einen ebenso interessanten wie verwunderlichen Satz gefunden:

Die Komponisten der Darmstädter Schule und ihre Theoretiker, allen
voran Theodor W. Adorno, stellten Schreker unter Kitschverdacht. Erst
in den 1970er Jahren setzte sich die Erkenntnis durch, dass Schrekers
oft filmische Montagetechnik, das faszinierende Changieren zwischen
spätromantischer Harmonik und Klangsprache und den Grenzen der
Tonalität, sein ganz eigener Umgang mit motivischer Entwicklung, einen
eigenständigen Weg neben der zweiten Wiener Schule beschritt.

Besten Dank für die Hinweise, CD-Suche läuft.

Friedrich
 
zur Chemnitzer ... (von deren Existenz wußte ich gar nichts).

hallo,

zu Schreker hat Gomez schon viel erklärt - zur Chemnitzer Oper: die hat schon manche sehens- und hörenswerten Sachen gemacht, z.B. einen Nibelungenring mit Janice Baird als Brünnhilde und dazu eine tolle Inszenierung (ist acht/neun Jahre her).

herzliche Grüße,
Rolf
 
Guten Abend Christoph,

...und es ist nicht nur verwunderlich [...]
was dieser [...] Augsburger Pressefritze daherschwadroniert.

dank Dir schön für Deinen hilfreichen Hinweis, der offenbar wegen
übermäßigen Gebrauchs des Buchstabens x von der hohen Direktion in das
Geheime Staatsarchiv verbracht worden ist.

Der vorliegende Fritze übt sein fröhliches
Schreiberhandwerk, soweit ich weiß, in Personalunion mit dem Amt
des Augsburger Operndirektors aus. Sollte ich es denn zu nächsten
Opernstammtisch schaffen, werde ich ihm, wenn du erlaubst, Deinen
Einwand, vielleicht in stilistisch degradierter Form, einmal
auftischen. Das könnte das ansonsten recht würdevolle Gespräch
vielleicht etwas animieren!

Dank und Gruß,

Friedrich
 
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Friedrich, mach Filmaufnahmen davon !!! :p
 

Friedrich, mach Filmaufnahmen davon !!! :p

Ah, du möchtest meiner Exekution beiwohnen! Daraus wird nichts, denn ich halte es mit dem Motto der Schweizer Armee, in der von O.W. Fischer in "Helden" formulierten Version: "Wenn du der Stärkere bist, so viel erschlagen wie möglich, wenn du der Schwächere bist, so schnell rennen wie möglich". Und ich kann für mein Alter noch ganz gut rennen ;).

Grüße,

Friedrich
 
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Dann stell die Kamera auf ein Stativ und renn davon:D
 
Moin, Friedrich!

dank Dir schön für Deinen hilfreichen Hinweis, der offenbar wegen
übermäßigen Gebrauchs des Buchstabens x von der hohen Direktion in das
Geheime Staatsarchiv verbracht worden ist.

Aber nicht nur dieses. Gestern abend schrieb ich im "Feedback"-Faden:

Auch bei mir hatte Dimo nichts eiligeres zu tun, als meinen Versuch
der Ehrenrettung Adornos in die Mülltonne zu befördern - weil ich ein Nicht-Forumsmitglied
mit Hilfe von Quellenangaben der Lüge überführt habe, aber nicht Lügner nennen darf
(Adorno hingegen darf in diesem Forum posthum geschmäht werden, was?)
Jedenfalls gedenke ich mich davon nicht einschüchtern oder hinausekeln zu lassen.
Vielmehr sollten sich Dimo, Fips et al. fragen, ob hier nicht gerade wieder
etwas schiefläuft.

und Dimo kanns nicht lassen: Die posthume Verunglimpfung Adornos stört ihn nicht,
wohl aber die treffende Charakterisierung eines glücklosen Zeitgenossen.
Heute morgen ließ er auch den zweiten Versuch einer Ehrenrettung in der Versenkung verschwinden:

Geändert von Dimo (Heute um 09:17 Uhr). Grund: Wiederholung der Lügner-Anschuldigung

Dabei war es doch keine Anschuldigung, sondern eine Tatsachenfeststellung!
Die in der Augsburger Pressemitteilung einsehbare Falschaussage:

Die Komponisten der Darmstädter Schule und ihre Theoretiker, allen
voran Theodor W. Adorno, stellten Schreker unter Kitschverdacht.

habe ich durch Verweis auf Adornos Schriften mit exakter Quellenangabe widerlegt:

Es war Theodor W.Adorno, der als erster und lange Zeit einziger
nach dem zweiten Weltkrieg sich für Schreker und Zemlinsky eingesetzt hat -
nachzulesen in dem Band "Quasi una fantasia", erschienen 1963 bei Suhrkamp,
auf den Seiten 155 -180 (Zemlinsky) und 181-200 (Schreker),
und was Adornos Fürsprache für diese beiden Komponisten
in einer tatsächlich vom Darmstädter Serialismus beherrschten Zeit bedeutet,
wird ersichtlich, wenn man bedenkt, daß Adorno den Darmstädter Kreisen
nahestand und hinnehmen mußte, in diesem Milieu für seine Redlichkeit verlacht zu werden.

Jetzt noch ein Uhrenvergleich: Bei mir ist es 10.38 h -
mal sehen, wie lange dieser Beitrag hier stehenbleibt.

Wenn Du mich suchst - ich bin zur Zeit im Mülleimer.

Herzliche Grüße,

Christoph
 
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Und die besten Schmierenkomödien finden doch im realen Leben statt. :D

gewiß!!

aber gottlob hat das reale Leben gelegentlich auch anderes zu bieten, was dann wohltuend ist: z.B. lief vorhin eine ausgezeichnete Sendung über Verdis Aida im Südwestfunk 2 - - ich glaube, man kann bei diesem Sender sich entweder den Text schicken lassen oder irgendwie die Sendung am PC noch mal anhören. In diesem Falle lohnenswert!

Gruß, Rolf
 
aber gottlob hat das reale Leben gelegentlich auch anderes zu bieten, was dann wohltuend ist: z.B. lief vorhin eine ausgezeichnete Sendung über Verdis Aida im Südwestfunk 2 - - ich glaube, man kann bei diesem Sender sich entweder den Text schicken lassen oder irgendwie die Sendung am PC noch mal anhören. In diesem Falle lohnenswert!

Und vorgestern Abend lief im Deutschlandfunk eine zweistündige (!) Sendung über Hans Gál, die Übertragung eines Gesprächskonzerts des verdienstvollen Vereins "musica reanimata" (Förderverein zur Wiederentdeckung NS-verfolgter Komponisten und ihrer Werke e.V.: http://www.musica-reanimata.de/), an dem Gáls Tochter teilnahm. Ich kannte Gál fast nur als Brahms-Herausgeber; die Sendung hat mir vor Augen (und zu Ohren) geführt, daß es bis zum 2. Weltkrieg immer noch eine "lebendige" Brahms-Tradition gab. Kann man auch nachhören.

Friedrich
 
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Ich kannte Gal fast nur als Brahms-Herausgeber; die Sendung hat mir vor Augen (und zu Ohren) geführt, daß es bis zum 2. Weltkrieg immer noch eine "lebendige" Brahms-Tradition gab. Kann man auch nachhören.

hallo Friedrich,

Hans Gal hat u.a. auch ein teilweise sehr ablehnendes Buch über Wagner geschrieben: Richard Wagner. Versuch einer Würdigung. Frankfurt a.M.: Fischer, 1963. Englische Ausgabe: Richard Wagner , London: Gollancz, 1976 (auch New York: Stein & Day, 1976). z.B. findet sich darin über das große Liebesduett im Tristan folgende Bemerkung:
Und dem ungeheuer breit durchgeführten Liebesdialog von Tristan und Isolde bleibt schließlich auch nichts übrig, als in ein Duett aufzublühen.
Daß man des letzteren, von seiner rein lyrischen Eröffnung abgesehen (o sink hernieder, Nacht der Liebe), nicht so recht froh werden kann, liegt daran, daß, wie schon einmal berührt, Wagners Sinn für den Vokalklang seinem unfehlbaren Gefühl für den Orchesterklang nicht gleichkommt, und ihm in dieser Hinsicht merkwürdige Dinge passieren können. Die Siedehitze, zu der sich jenes Duett steigert, führt zu einer Intervallspannung von absurder Häßlichkeit.
...das versucht er dann, mit einer ganz wundervollen melodischen Stelle (beide singen "oh ew´ge Nacht, süße Nacht"), zu belegen: weil dort die Stimmen ein paar Septimen enthalten, wozu er bemerkt, dass in solchen Fällen die harmonische Füllung nicht helfen würde...
...ich stelle jetzt nicht die Frage, was absurder ist: Gals Behauptung von der absurden Häßlichkeit oder das Duett (welches mit Windgassen und Nilsson ganz wunderbar klingt)

Das mag der Zeit, der Mode geschuldet sein: in den 60ern begann ja mancherlei :)

Einen kleinen Scherz kann ich mir nicht verkneifen: eventuell lebt dank Brahms-Tradition eine Streitigkeit des 19. Jh. (Brahms, Hanslick // Wagner, Liszt) auch in einem 1963 publizierten Buch weiter :)

herzliche Grüße,
Rolf
 
Guten Morgen Rolf,

Hans Gal hat u.a. auch ein teilweise sehr ablehnendes Buch über Wagner geschrieben

was ist denn Dein bevorzugtes Wagner-Buch? Und welches unter den
kritischen? Unter den letzteren hat mir das von Marcuse am besten
gefallen: witzig, boshaft, teilweise brillante Sprache. Aber natürlich
werd ich mir auch von einem berühmten Autor nicht erklären lassen, was
ich häßlich zu finden habe; da spitz ich einfach selbst die Ohren.

Abschweifung: Gestern Abend habe ich noch ein hübsches Zitat in Heines
Florentiner Nächten über den Herrn Schwiegerpapa gelesen:

"Franz Liszt hatte sich ans fortepiano drängen lassen, strich seine
haare aufwärts über die geniale stirn, und lieferte eine seiner
brillantesten schlachten. die tasten schienen zu bluten
". ( Bd. 4.,
158 )

Herzlichen Gruß,

Friedrich
 
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