- Dabei seit
- 18. Feb. 2008
- Beiträge
- 30.339
- Reaktionen
- 22.183
Nach Berlioz und vor Mahler/Strawinsky & Nachfolgern war Wagner
der einzige, der den Mut besaß, absichtsvoll "häßliche" Musik zu schreiben,
gewissermaßen die Häßlichkeit auszukomponieren.
Das muß man erstmal hinkriegen.
hallo Gomez,
die Häßlichkeit (und das Böse) als ästhetische Kategorie in der Musik hatte Heine in seiner berühmten Rezension über die Berlioz´sche Sinfonie fantastique erstmals formuliert.
der erste Akt der Götterdämmerung parodiert (laut Wagner) die Grand Opera a la Auber - eigentlich ein etwas verspätetes Unterfangen, aber andererseits zur Darstellung der Gibichungen wohl doch das passende Mittel: "sitz´ich herrlich nicht am Rheine" protzt Gunther - da fährt doch Hagens dissonante Nibelungenmusik ganz wunderbar dazwischen. Ich finde, je öfter ich sie höre, dass die Götterdämmerung schon ein riesenhaftes Kaliber in Sachen Opern und Opernmusik (!) ist!
die Inszenierung - mancher Schnickschnack, den man schon kennt. Was den Siegfried im Anzug betrifft: das ist zwar etwas unbeholfen, aber er ist ja nur für die Dauer des Vergessenstrunks so "gibichungenmäßig" gekleidet - mit etwas Wohlwollen kann man diesen Umstand der Regie zu Gute halten. Ansonsten hat mich die Inszenierung nicht gestört, was ich schon mal als einen Vorteil empfinde, nach allem, was ich schon zu sehen bekommen habe in Opern...
Was mich in der Götterdämmerung immer wieder vom Stuhl haut, das sind die Rheintöchter - für mich das schönste Terzett mit Frauenstimmen. Erst locken die, dann werden die giftig (was für schräge Harmonien und Dissonanzen!) und am Ende pfeifen die auf den dummen Siegfried - - - das ist von Wagner schlichtweg wunderbar komponiert! "Frau Sonne sendet lichte Strahlen" zählt für mich zum schönsten, was ich kenne. Und die drei waren in dieser Inszenierung recht neckisch und hübsch dargestellt.
noch was zum häßlichen: die Stierhörner, die zeitweilig eine kleine Sekunde klingen lassen - was für ein Effekt!!! Das steht den Ambossen im Rheingold in nichts nach.
zweiter Akt: Hagen und der Chor!!! Auch das haut mich jedesmal um!!!
der Schwiegersohn von Liszt hat´s wirklich drauf gehabt!!!
herzliche Grüße, Rolf
p.s. "absichtlich häßlich": Les Funerailles und erstaunlicherweise die Paraphrase über "Miserere di Trovatore" hat das auch