Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


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    369

hallo,

der Drachenkampf im Siegfried wird immer ein Problem für die Bühne sein... Aber so eine Drachendarstellung war schon lange vor der Oper heikel: da gibt es einen Bildstein aus der Wikingerzeit, auf welchem Sigurd eine monströse Schlange killt - selbst bei den Wikingern sah der "Riesenwurm" mindestens sonderbar aus... :) Liest man die Regieanweisungen Wagners zu dieser Szene im Siegfried, so müsste man als Bühnenbildner wie Regisseur verzweifeln.

Die Kirchner/Rosalie Inszenierung hatte einen wunderschönen Effekt der Drachenverwandlung des Alberich im Rheingold: totale Abdunklung, aber zwei große grüne Lampions erschienen oben als giftige "Drachenaugen" - das sah sehr zauberhaft aus.

Gruß, Rolf
 
wo verbleibt Alberich?

Hier mal eine Frage an die absoluten Wagnerexperten:

Vor der Neidhöhle verbleibt Alberich, nachdem Siegfried dem Waldvogel gefolgt ist.

Warte er dort noch, um Gold abzutransportieren und auf welchem Weg kommt er zu den Gibichungen?

Ich habe bisher keine richtige Erklärung gefunden.

Danke
 
Alberichs Wege

Na ja, ein Gibichungenweib hat Alberich - laut Wotans Auskunft
im zweiten Akt der "Walküre" - ja schon bezwungen, d.h. Hagen gezeugt,
die Komplementärfigur zu Siegfried. Alberich pendelt also
zwischen mythologischer Welt und der Menschenwelt hin und her -
als "Schwarzalberich" kann er das genauso wie seine Komplementärfigur,
der Lichtalberich Wotan (man verzeihe mir die für Außenstehende
sicherlich erheiternde Terminologie, aber ich zitiere nur Wagners Text).

Witziger noch als die Frage nach dem Verbleib Alberichs im "Siegfried"
ist die nach seinem Ende in der "Götterdämmerung":
Alberich, der das ganze Unheil angezettelt hat, ist der einzige,
der das ganze Unheil offenbar auch überlebt.
 
Witziger noch als die Frage nach dem Verbleib Alberichs im "Siegfried"
ist die nach seinem Ende in der "Götterdämmerung":
Alberich, der das ganze Unheil angezettelt hat, ist der einzige,
der das ganze Unheil offenbar auch überlebt
.

:D ewige Wiederkehr... nicht des Weltlaufs, sondern des Nibelungenrings auf der Opernbühne: so hat Alberich immer wieder die Gelegenheit, die ganz "Viertageoper" neu anzufangen - eine nette Pointe :D

Gruß, Rolf
 
Du hast Dir eine Karte besorgt trotz der negativen Verlautbarung des Rezensent. Das ist doch prima.
Ich finde das übrigens sehr vermessen, daß jemand sowas von Lortzing sagt.

Kleines Update: ich war gestern in der Vorstellung (Zar und Zimmermann). Der Anfang schien die schlimmsten Befürchtungen zu rechtfertigen - Orchester nicht recht bei der Sache, ein Braschist tauchte erst mitten in der Ouvertüre auf und brachte, seinem Platz zustrebend, auch noch ein Cello zum Schweigen; aber dann, sachte sachte steigerte sich das Ganze fast in einen Spiel- und Singrausch. Das war nicht zuletzt das Verdienst des dankbar mitgehenden Publikums; es war nämlich eine Nachmittagsvorstellung und so war ich umgeben von einer ganzen cavalleria rustica unterallgäuer Bäuerinnen, die, von einem Nimbus herben Stalldufts umwölkt, ihrer Begeisterung über die klamaukige Inszenierung mit voralpenländischer Direktheit Luft machte.


Die Musik - tut man Lortzing Unrecht, wenn man da eine Art eklektischen Klassizismus hört, mit Anleihen bei Mozart und Rossini? Ein interessantes Detail wäre mir entgangen, wenn nicht im Programmheft darauf hingewiesen worden wäre: "Lortzing hat sich musikästhetisch gegen das Accompagnato-Rezitativ ausgesprochen, bei der Figur des Bürgermeisters benutzt er diese Form jedoch". Fast schade, das die Inszenierung diese Steilvorlage nicht aufgegriffen und die Figur nicht mit Anleihen beim hierzulande ubiquitären Typ des Mia-san-mia-CSUlers unterstrichen hat; Anagnorisiseffekt und Gaudi wären allgemein gewesen. Aber vielleicht paßt ja eine Biedermeier-Inszenierung für das biedere Schwaben einfach besser.

Schöne Grüße,

Friedrich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
aber dann, sachte sachte steigerte sich das Ganze fast in einen Spiel- und Singrausch. Das war nicht zuletzt das Verdienst des dankbar mitgehenden Publikums; es war nämlich eine Nachmittagsvorstellung und so war ich umgeben von einer ganzen cavalleria rustica unterallgäuer Bäuerinnen, die, von einem Nimbus herben Stalldufts umwölkt, ihrer Begeisterung über die klamaukige Inszenierung mit voralpenländischer Direktheit Luft machte.

:D

die Methode von Heine (Beschreibung des Publikums) zieht immer wieder und sorgt immer wieder für Erheiterung - steht zu hoffen, dass die rustikale Aura keine Kopfschmerzen bewirkt hat (manchmal, wenn auch selten, kann Schnupfen ein Segen sein).

...voralpenländische Bevölkerung... "Findelkinder der Völkerwanderung" :D

hoffentlich hatte die nette Szene mit dem Chor, der gerade ein Begrüßungslied einübt, nicht zu sehr unter den Beeinträchtigungen gelitten: "Heil sei dem Tag an welchem Ihr bei uns erschienen" ist eine wirklich gelungene komische Szene.

die Musik ist eklektisch; Marschner, Nicolai, Lortzing, wohl auch Cornelius hatten das Pech, zwischen zu hohen Stühlen zu sitzen: Glinka, Weber und Rossini zuvor, zeitweilig gleichzeitig Wagner, Verdi, auch Smetana hatten andere Maßstäbe gesetzt. Immerhin: Zar und Zimmermann oder Martha sind wie auch Halka nette und hübsche Opern der zweiten Reihe.

Gruß, Rolf
 
:D

die Methode von Heine (Beschreibung des Publikums) zieht immer wieder und sorgt immer wieder für Erheiterung

Nicht nur des Publikums - der Leute schlechthin. Kennst du die Stelle aus den Bädern von Lucca, wo H. das erste Mal auf eine ital. Wirtin samt Tochter trifft und sagt: "die Busen waren die Konstitutionen, die Hintern aber die Pandekten"? Macht ihm keiner so schnell nach.

Gruß,

Friedrich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

...und was er dort über August von Platen sehr humorig und sprachwitzig... klar kenne ich die Bäder von Lucca!!!

sind schon viele daran gescheitert, Heine nachzuahmen - dem macht so schnell keiner was nach :)

Gruß, Rolf

ach ja: die Konstitution erinnert fern an die vierfache Alliteration in der "Germania" von Tacitus (sed et proxima pars pectoris patet)
 
Hat jemand gestern den Wiener Opernball gesehn?

Dort spielte Krysztof Jablonski, großer Auftritt am Bösendorfer Flügel, der durch den Raum gefahren wurde, während Krysztof Jablonski spielte, Musik von Chopin.

Wer das wohl aufgenommen hat?
Ich habe nicht nur einmal überlegt, ob das ein Bösendorfer Flügel sein kann.:o
Kaum etwas zu hören von der Mittellage, insgesamt ein merkwürdig synthetischer Klang.:confused:

Hat noch jemand das Geschehen am Fernseher verfolgt?

LG
VP
 
Götterdämmerung

Aus aktuellem Anlaß: Am 27.2. 20.15 Götterdämmerung (allerdings auf 3sat)
 

Aus aktuellem Anlaß: Am 27.2. 20.15 Götterdämmerung (allerdings auf 3sat)

hurra

und nix gegen 3Sat -- bei Sat1 wären sicher 3-4 Werbeunterbrechungen in jedem Akt... :D

Götterdämmerung...
am Anfang das dunkle Nornentrio
dann Siegrieds Abschied von Brünhilde
--- das geht unter die Haut, was der Richard da komponiert hat...!!!!
im zweiten Akt:
das Verschörungstrio (!)
im letzten Akt:
die wundervollen Rheintöchter
der Trauermarsch
Brünnhildes gigantische Schlußarie
das Orchesterfinale (eine unglaubliche Klangkathedrale!)

...aber die sängerischen Partien von Siegfried und Brünnhilde in dieser Oper sind mörderisch... Rene Kollo konnte den Siegfried!

aber wie auch immer, das Datum ist markiert!!!

Gruß, Rolf
 
Rolf, vielleicht hast Du meinen Hinweis auf 3sat ja mißverstanden? :)

ganz im Gegenteil waschmaschinen leben länger ich habe die zarteste versuchung seit es schokolade ihn verstärkt und bestätigt
:D:D

stell Dir vor, kaum dass Hagen ins Stierhorn tutet und der Chor der Gibichungen sich aufstellt und irgend ein Talk-Schwachkopf preist Bonbons an

herzliche Grüße,
Rolf
 
nochmal eine kleine Erinnerung an alle Interessierten.

Heute auf 3sat ab 20 Uhr 15

Götterdämmerung
 
Wagner hört sich immer als solches schon Abend füllend an.......(zeitmäßig)

mal sehn wer spielt/singt und wo.
 
Götterdämmerung, der zweite Akt: eine Sternstunde!

Hagen: spitze (dunkel, agressiv, böse, super Klang)
Gunther: fantastisch (diese Rolle hört man selten so intensiv)
Siegfried: wirklich großartig!!!
Brünnhilde: steigerte sich immer mehr
Gutrune: hat aus einer undankbaren Rolle das möglichste rausgeholt
Chor: absolute Spitze
Orchester: absolut fantastisch

Ich halte diese Aufnahme für eine Sternstunde, und ich bin froh und gerührt, dass ich das hören und sehen durfte:
nach schleppendem Beginn im Nornentrio, etwas schlaffer Felsen-Abschiedsszene ein ordentlicher erster Akt, passierte im zweiten Akt das Wunder und übertrug sich auf alle - plötzlich war der Klang satt, voll, alles hat auf einmal gestimmt und (unbegreiflich, wie Wunder nun mal sind) sangen alle plötzlich doppelt so gut wie vorher. Irgendwas hat sich da übertragen, und plötzlich - - plötzlich stimmt restlos alles. Und die große Chorszene geht immer unter die Haut!!!

Was der Siegfried im letzten Akt gebracht hat, das hört man selten! Die Rheintöchter hatten einen idealen Zusammenklang. Der Trauermarsch war groß, erhaben, erschütternd.

Eine tolle Aufführung!!!

Ab dem zweiten Akt waren mir Tempi und sonst was egal - es hat einfach alles zueinander gepasst.

Gruß, Rolf

nach meiner Ansicht von diesem Ring mit Mehta der beste Teil!!
 
Hallo, Opernfreunde!

Leider sind mir die ersten drei "Ring"-Abende entgangen,
blieb also nur heute die "Götterdämmerung" -
musikalisch ganz wunderbar -
aber die Inszenierung hat mich dann doch wieder motiviert, aufs Bild zu verzichten -
nicht aus Entrüstung, sondern um mir eine längerfristige Reizung der Lachmuskulatur zu ersparen:
Siegfried in Anzug, weißem Hemd und Schlips - aber mit Schwert in der Scheide!

Dafür bin ich umso tiefer in der Musik versunken.
Die vielkritisierte Länge und über weite Strecken unterkühlte Musik
in den beiden ersten Aufzügen ist genau kalkuliert -
mit ihnen wird die Kälte der Gibichungenwelt auskomponiert.
Nach Berlioz und vor Mahler/Strawinsky & Nachfolgern war Wagner
der einzige, der den Mut besaß, absichtsvoll "häßliche" Musik zu schreiben,
gewissermaßen die Häßlichkeit auszukomponieren.
Das muß man erstmal hinkriegen.

Guts Nächtle!
 
Ich korrigiere mich -
natürlich gehört auch Liszt in diese Ahnengalerie,
zum Beispiel mit dem "Mephisto"-Scherzo aus der "Faust"-Symphonie.
Liszt hat Wagnern ja in vielem vorgearbeitet
(oder darf man sagen, Wagner hat Liszt ausgeplündert?)

Wie auch immer, es wäre ungerecht, ihn nicht zu erwähnen.
 

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