...Ich tue sicher (!!!) den heutigen Kawais unrecht, aber vor 3, 4 Jahren habe ich mal die ganze STANDARDpalette durchprobiert: Die waren alle gleich. Irgendwie nichtssagend. Tot. Kein "Aha", kein "Igitt". Langweilig. Da war bei Ymaha "mehr Leben drin"...
...Weil es für "Prestige" einige Faktoren braucht, die über einen LÄNGEREN Zeitraum gegeben sein müssen. Markenpflege, gutes Markting, Bühnenpräsenz, eine gute Story, und: auch ein entsprechend hoher Preis...
Recht wichtig auch (s.o.) der "Individualitätsfaktor"...
Just my 5 Cents.
Zunächst, auch wenn einschlägige Händler vielleicht anderes behaupten werden, gehe ich mal nicht davon aus, dass sich bei Kawai in den letzten 4 Jahren Revolutionäres getan hat. Es gab zwar einige optische Veränderungen, aber ich glaube das wars im Wesentlichen dann auch. Gegenüber den Kawais von vor 20, 30 Jahren mag das sicher ganz anders sein, aber das ist bei Yamaha ja genauso: Einen C3 aus den 70ern muss man sich sicher erstmal genauer anschauen, und das nicht wegen des Alters an sich, sondern weil Y. eben seitdem nochmal stark nachgelegt hat. Das ist sicher ein Unterschied zu Steinway und Vergleichbaren - die waren schon länger auf höchstem Niveau.
Aber, ok, ich glaube, ich beginne zu verstehen:
Kawai baut Instrumente guter Qualität mit einem Klang, der als Gegenpol zu Y. empfunden werden kann. Die Instrumente sind robust und haben eine gute Mechanik (Carbon: ebenfalls Geschmackssache !). Aufgrund der Massenfertigung gibt es eine geringe Streuung und eben auch einen günstigen Preis. Die Instrumente sind (siehe Stilblüte, oder auch Instrumentauswahl an MuHos) für den professionellen Übe- und Konzertvorbereitungs-Einsatz gut geeignet, damit sollten sie auch für Amateure vollkommen ausreichen. Soweit zu den Fakten.
Jetzt kommen die Emotionen ins Spiel: Wie beim Auto oder sonstigen Dingen, hat man halt lieber etwas, was nicht jeder hat oder was sich nicht jeder leisten kann. Und da stürzt Kawai natürlich ab: Solide Leistung bei günstigem Preis, dadurch häufige Präsenz z.B. in Hotels etc., und ein Marketing, was es nicht geschafft hat, ein "Premium"-Feeling zu etablieren ...
Vielleicht sollte man darüber ja aber gerade froh sein, oder vielleicht ist das auch die Strategie von Kawai: Wer einfach nur ein gutes Instrument will, bekommt dort eines zu vernünftigen Preisen. Dazu passt die Aussage meines örtlichen, bestens in der Region etablierten Händlers, der Kawai und Bechstein führt: "Kawai (und Y.) ist fast noch das einzige, was im Flügelbereich an normale Privathaushalte zu verkaufen ist". Tatsächlich bekommt man bei Kawai ja einen Flügel mit seinen Vorteilen zu einem Preis, zu dem andere Hersteller 116er Klaviere anbieten. Wer mehr als ein Instrument will (Vorkriegs-Klang, Premium-Feeling, Gänsehaut beim Anschauen) oder wem die Instrumente einfach nicht gefallen, ist mit Kawai halt nicht gut bedient. Triffts das ?
Gruß
Rubato