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Tastimo
Guest
Wie immer funktioniert auch bei diesem Thema das Lernen über mehrere Kanäle. Wichtig ist die Sensibilisierung des Gehörs und des Spielempfindens, um für sich selbst zufriedenstellend frei zu spielen.Also Freunde, ich bin weder Lehrer noch sonstiger Profi, aber recht fit im freien Spiel und kann absolut nicht nachvollziehen, was hier abgeht. Ich dachte es ging in diesem Faden um freies Spiel. Stattdessen wird rumgemacht mit Harmonielehre-gerechter Volksliedbegleitung, alternativer Gitarrenbegleitung, Bücher- und Video-Empfehlungen etc. Mir ist das alles viel zu verkopft. Was hat das alles mit freiem Spiel zu tun? Wen zum Kuckuck juckts, wenn beim freien Spiel mal ein leerer Klang entsteht, eine Oktavparallele sich ergibt oder ein Tritonus passt oder nicht? Das Problem ist doch in allererster Linie das Hören lernen und dann das Gehörte auf dem Klavier umzusetzen. Liedbegleitung ist eine gute Sache um das Gehör zutrainieren, aber doch nicht mit Begleitangaben aus dem Liederbuch oder Internet. Dieses ganze theoretische Gedöns um Leitton etc. ist ja ganz hilfreich, sollte man wissen, aber erst zu einem viel späteren Zeitpunkt. Wenn man mit dem freien Spiel anfängt, stört das nur und behindert das gefühlsmäßige Begreifen von dem, was man macht. Vielleicht liege ich mit meiner Sicht hier völlig falsch. Dann wäre ich dankbar um Aufklärung, Vermittlung, Richtigstellung.
Was wir hier so schreiben, ist die eine Hälfte, was du geschrieben hast, ist sozusagen die andere Hälfte der Wahrheit. Theorie ist immer die Erklärung dessen, was gut oder eben nicht so gut klingt. Nie Selbstzweck. Erst war die Musik da, erst viel später kamen Theoretiker auf die Idee, das erklären zu wollen. Ebenso war zuerst die Poesie da, dann kam die Grammatik.
Und wenn man sich die Musik analytisch ansieht, dann sieht man, dass hier auch immer wieder Regeln scheinbar verletzt werden, aber die Komponisten waren musiktheoretisch so gebildet, dass man ihnen Absicht unterstellen kann und muss. Das war dann wohl aus klanglichen Gründen genau so beabsichtigt. Beispiel: 3. Satz der e-moll-Sonate von Haydn. Hier passieren Leitton-Verdopplungen auf der Dominante, was eigentlich unerwünscht ist. Haydn wird gute Gründe dafür gehabt haben.
Das Ziel freien Spiels sollte sein, unter den bestmöglichen Voraussetzungen theoretischen Wissens über die vielen verschiedenen Möglichkeiten intuitiv frei zu spielen. Dazu gehört als ein Pol das freie Drauflosspielen als spontaner Ausdruck / musikalische Übersetzung der eigenen Gefühle. Der andere Pol ist das Regelwerk. Beide Pole sollten sich irgendwann berühren, d.h. es geschieht dann das Zusammenspiel von Spontanität bzw. authentischem musikalischem Ausdruck und dem Einsatz von Regeln, die dem spontanen freien Spiel dienen.
Die Kenntnis der Regeln ist sozusagen der Acker, auf dem die Pflanzen der musikalischen Erfindung gedeihen. Das freie Spiel ist dann die Ernte.
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