Freies Klavierspiel

Ein bemerkenswertes Beispiel für "freies Spiel" erlebte ich vor ein paar Tagen am Frankfurter Hauptbahnhof. Da steht derzeit ein Klavier (in beklagenswertem Zustand, aber immerhin bunt angemalt). Ein Herr, der wirkte, als sei er aufgrund der Einnahme verschiedener Substanzen nicht fahrtüchtig, tobte sich mit zwei Fingern am Instrument aus. Was er hervorragend machte, war, ein gleichbleibendes Tempo zu halten. Über den Rest der Darbietung schweige ich lieber. Aber er schien Spaß zu haben.
Irgendjemand schrieb hier im Faden (oder an anderer Stelle), man bräuchte keine Anleitung für freies Spiel. Nur kommt halt, wie im geschilderten Fall, nicht unbedingt Musik raus.
 
Das habe ich etwas missverständlich ausgedrückt.
Ich meine auch wenn man ein klassisches Stück (nach Noten!) schön interpretieren will, muss man sich frei in der Musik bewegen können...wissen (bzw. hören!) welche Harmonien man da gerade spielt, etc.
Ich denke wenn man ein Stück auch nach Noten wirklich gut kann, also verinnerlicht hat, ist man in der Lage das frei spielen/ interpretieren zu können und auch Änderungen vorzunehmen wenn das denn gefragt ist.
Deshalb kam mir das ganz freie Spiel ohne Noten dann auch beim nach-Noten-Spielen zu Gute.

Ok, das habe ich dann wohl falsch verstanden. Das kann ich dann schon eher unterschreiben.

Aber perfektes Beispiel dafür, daß man die Themen vielleicht besser trennen sollte, um solche Mißverständnisse zu vermeiden.
 
Aber perfektes Beispiel dafür, daß man die Themen vielleicht besser trennen sollte, um solche Mißverständnisse zu vermeiden.

Ich dachte jetzt eher dass man es gerade deshalb nicht trennt, weil man eben auch beim nach Noten spielen letztlich frei Musik machen sollte :D
Viele haben das so drin, dass Noten stur nachgespielt werden, ohne hin zu hören und sich frei in der Musik zu bewegen. So war es bei mir jedenfalls.

Eine Melodie nachspielen können. Einfache Begleitungen von Volksliedern. Tonika, SD, D raushören. etc.
Das sind ja Basics, die man in jeder Stilrichtung drauf haben muss. Egal ob man letztlich nach Noten spielt, oder später Jazz-Impros machen will.

Aber klar bleibt das Thema sehr allgemein, eher als Grundlagen-Thread...vielleicht ergeben sich ja ein paar Unter-Themen.
 
"
Interessanter thread. Allerdings werden hier m.E. Äpfel mit Birnen und noch mit diversen anderen Früchten verglichen.

KleinWildVögelein und Mick reden über Tonsatz, andere über freies Spiel, wieder andere über Blues und Jazz...
Das sind halt jeweils komplett andere Baustellen. Um bei tastatula's Architekturbeispiel zu bleiben: da vergleicht ihr die Lehmhöhle mit georgianischen Stadthäusern, gothischen Kathedralen und Bauhaussiedlungen.

Die jeweiligen Stile als besser oder schlechter zu bewerten ist ziemlich sinnfrei, denke ich. Die sind halt alle jeweils völlig unterschiedlich.

Das sehe ich anders, mbast.

Es geht in diesem Thread um das freie Spielen in verschiedenen Stilrichtungen
Volkslieder, Blues, Jazz und andere.

Mick und andere haben mir sehr mit ihren Beiträgen zur Musiktherapie (Tonsatz, verschiedenen Patterns u.s.w.) geholfen.

Ich bin jetzt dabei das vierte Stück ( L‘inverno e passato) frei zu spielen und das klappt mit den hilfreichen Tipps gut. Basin Street Blues hab ich noch mal zur Seite gelegt.

Um Stilbewertung geht es dabei nicht, sondern darum, wertigere Möglichkeiten für Begleitung (z.B. für die linke Hand) Um das freie Spiel zu erlernen.
 
Das sehe ich anders, mbast.

Es geht in diesem Thread um das freie Spielen in verschiedenen Stilrichtungen
Volkslieder, Blues, Jazz und andere.

Mick und andere haben mir sehr mit ihren Beiträgen zur Musiktherapie (Tonsatz, verschiedenen Patterns u.s.w.) geholfen.

Ich bin jetzt dabei das vierte Stück ( L‘inverno e passato) frei zu spielen und das klappt mit den hilfreichen Tipps gut. Basin Street Blues hab ich noch mal zur Seite gelegt.

Um Stilbewertung geht es dabei nicht, sondern darum, wertigere Möglichkeiten für Begleitung (z.B. für die linke Hand) Um das freie Spiel zu erlernen.

Stimmt auch wieder. Ich bezog mich allerdings eher auf die Diskussion über tonsetzerische Grundsätze im Verhältnis zu "freiem Klimpern" wo mick's Ausführungen über Tonsatz halt (milde) kritisiert wurden, weil sie (sinngemäß) "die kreative Freiheit" einschränken würden. Das ist so eine Diskussion wo beide Seiten aneinander vorbei argumentieren, da man von ganz verschiedenen Ansätzen redet. Mick sprach von Regeln des klassischen Tonsatzes, die anderen von völlig regelfreier Improvisation. Beide Herangehensweisen haben ihre Berechtigung. Deswegen ist es müßig, die eine oder andere als "weniger kreativ" kritisieren zu wollen.
 
Eigentlich war der Auslöser, nicht nach Jahren des Übens an einem Piano vorbei zu kommen und nichts spielen zu können, weil an den zuletzt gelernten Werken bereits wieder das Vergessen nagte und ein neues noch nicht sitzt.

Fünf Jahre vergeblich geübt?

Was der oder die Einzelne dann unter "freies Spielen" versteht, ist sicherlich breiter gestreut und das ist eigentlich auch gut so.
 
Eigentlich war der Auslöser, nicht nach Jahren des Übens an einem Piano vorbei zu kommen und nichts spielen zu können, weil an den zuletzt gelernten Werken bereits wieder das Vergessen nagte und ein neues noch nicht sitzt.

Fünf Jahre vergeblich geübt?

Was der oder die Einzelne dann unter "freies Spielen" versteht, ist sicherlich breiter gestreut und das ist eigentlich auch gut so.

Eben. Das meine ich damit.

Zu dem ursprünglichen Problem des "fünf Jahre lang vergeblich" Übens: niemand übt fünf Jahre lang "vergeblich", keine Angst :-).
Manche lernen halt schneller als andere, das sollte dich m.E. nicht entmutigen.

Nun haben dir verschiedene Leute schon eine ganze Menge guter Tips zum Thema Gehörbildung/Tonsatz usw. gegeben, da kann ich gar nicht soviel sinnvolles zu beisteuern.
Ich kann dir nur sagen, was mir geholfen hat, melodischer ("schöner", wenn du so willst) zu spielen. Und das ist das, was ich laienhaft als "Barmusikprinzip" bezeichne. Besorge dir irgendeine Sammlung von Popsongs oder Barmusikstücken, die nicht nur ein ausgeschriebenes Klavierarrangement, sondern auch eine Melodiezeile und idealerweise die Gitarrenakkorde oben drüber aufweist. Dann spielst du die Melodiezeile mit der rechten Hand nach (erst mal ohne dir Gedanken über Fingersatz zu machen, wenn's sein muß halt im Ein-Finger-Suchsystem) bis du sie mitsummen kannst oder sogar die Lyrics leise mitsingen kannst. Somit hast du dann schonmal die Melodie "intus". Dann lernst du die rechte Hand des Klavierarrangements (die sind in solchen Sammlungen meist recht einfach gehalten) und als letzten Schritt versuchst du, das Stück in der linken Hand nur nach den Gitarrenakkorden zu spielen. Danach kannst du dann, wenn du willst, noch die ausgeschriebene linke Hand des Arrangements lernen und wenn du richtig viel Zeit und Lust zum Üben hast, kannst du das ganze dann noch quer durch den Quintenzirkel transponieren oder dein eigenes Arrangement nach den Gitarrenakkorden improvisieren.

Ich habe nach ca. 30 Jahren eine alte Ausgabe von Billy Joel Songs wiederentdeckt und mir ein paar Songs daraus nach dem "Barpianoprinzip" angeeignet. Macht Spaß, entspannt und lenkt ein wenig von der Frustration ab, die entsteht, wenn einige klassischen Stücke sich wieder mal hartnäckig wehren ;-).

Das ist so meine Art, mit der Problematik umzugehen. Das muß bei dir nicht ebenso funktionieren, aber vielleicht hilft's ja.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da bin ich in besten Händen bei meinem KL. Was der mit mir anstellt. Jede Woche 1x 1 1/2 Stunden Unterricht. Davon vorher Theorie
:puh: Gehörbildung . Dreiklänge , Tonleitern :puh: Sogar singen soll ich :puh:Ich kann nicht singen :puh:
Aber ich bin glücklich ihn zu haben . Toller KL und Mensch . Nie wird er ungeduldig . Immer freundlich . Aber auch konsequent . :puh: Und kann sich richtig freuen .wenn ich mal was richtig gemacht habe :lol:


Huch ? Bin ich im verkehrten Faden ?????
 
Kauf dir ein Stimmgerät, dann kannst du die Melodie flöten oder singen und das Gerät zeigt dir, welche Note es ist. Danach musst du noch die Tonart herausfinden.
 
Kauf dir ein Stimmgerät, dann kannst du die Melodie flöten oder singen und das Gerät zeigt dir, welche Note es ist. Danach musst du noch die Tonart herausfinden.

Das kann ich auch ohne Stimmgerät, hpesch.

Ich möchte damit beginnen, mit der rechten Hand nicht die Melodie zu spielen sondern sie sozusagen als 2. Begleitung einsetzen, zusätzlich zur linken Hand, die im Wechsel den Grundton im Bass spielt. Die Melodie singe ich, bzw. ist es ja mehr ein Sprechgesang.
 

Ich gebe zu, ich habe nicht alle 13 Seiten genau gelesen, aber vielleicht erzähle ich mal aus meiner bisherigen Erfahrung:
Wirklich lange habe ich nur die Literatur durchgearbeitet, da gab es durchaus mal mehrjährige Tiefs, aber das war eben so. Am E-Piano, das nun bald 10 Jahre treue Dienste geleistet hat, inspirierte es mich auch nie. Die Literatur hat Spaß gemacht, alles war gut.
Mit dem Kauf eines akustischen Instruments hat sich das bei mir geändert, ab und an suchte mich der Wunsch heim, doch einfach mal frei zu spielen, nicht nur auswendig. Das Ende vom Lied war, dass ich mir irgendwann dachte, das könne doch nicht so viele Regeln geben, spiel doch einfach das, was Dir gefällt! Und genau das habe ich seitdem immer mal wieder versucht und je nach Tagesform finde ich das Ergebnis zwar vielleicht nicht vorzeigbar, aber mir persönlich macht es große Freude. Das ist jedenfalls für mich die Hauptsache. Die einzige Regel, an die ich mich gehalten habe: Eine Tonart auswählen, in dieser bleiben bis sie mir nicht mehr recht ist und mich so im Quintenzirkel im Kreis drehen.

Einfach mal probieren, nicht zu viele Regeln überlegen, einfach eine Tonart auswählen, loslegen, Spaß haben. Muss ja erstmal niemand zuhören.

Vor einiger Zeit hörte übrigens doch mal jemand zu und fragte im Nachhinein nach dem Titel des Stückes, wo es die Noten zu finden gäbe. Also recht passable Ergebnisse sind wohl ohne viel mehr Regeln drumherum auch möglich.
 
Eben. Das meine ich damit.

Zu dem ursprünglichen Problem des "fünf Jahre lang vergeblich" Übens: niemand übt fünf Jahre lang "vergeblich", keine Angst :-).
Manche lernen halt schneller als andere, das sollte dich m.E. nicht entmutigen.

Nun haben dir verschiedene Leute schon eine ganze Menge guter Tips zum Thema Gehörbildung/Tonsatz usw. gegeben, da kann ich gar nicht soviel sinnvolles zu beisteuern.
Ich kann dir nur sagen, was mir geholfen hat, melodischer ("schöner", wenn du so willst) zu spielen. Und das ist das, was ich laienhaft als "Barmusikprinzip" bezeichne. Besorge dir irgendeine Sammlung von Popsongs oder Barmusikstücken, die nicht nur ein ausgeschriebenes Klavierarrangement, sondern auch eine Melodiezeile und idealerweise die Gitarrenakkorde oben drüber aufweist. Dann spielst du die Melodiezeile mit der rechten Hand nach (erst mal ohne dir Gedanken über Fingersatz zu machen, wenn's sein muß halt im Ein-Finger-Suchsystem) bis du sie mitsummen kannst oder sogar die Lyrics leise mitsingen kannst. Somit hast du dann schonmal die Melodie "intus". Dann lernst du die rechte Hand des Klavierarrangements (die sind in solchen Sammlungen meist recht einfach gehalten) und als letzten Schritt versuchst du, das Stück in der linken Hand nur nach den Gitarrenakkorden zu spielen. Danach kannst du dann, wenn du willst, noch die ausgeschriebene linke Hand des Arrangements lernen und wenn du richtig viel Zeit und Lust zum Üben hast, kannst du das ganze dann noch quer durch den Quintenzirkel transponieren oder dein eigenes Arrangement nach den Gitarrenakkorden improvisieren.

Ich habe nach ca. 30 Jahren eine alte Ausgabe von Billy Joel Songs wiederentdeckt und mir ein paar Songs daraus nach dem "Barpianoprinzip" angeeignet. Macht Spaß, entspannt und lenkt ein wenig von der Frustration ab, die entsteht, wenn einige klassischen Stücke sich wieder mal hartnäckig wehren ;-).

Das ist so meine Art, mit der Problematik umzugehen. Das muß bei dir nicht ebenso funktionieren, aber vielleicht hilft's ja.

Ich habe ja jetzt Klavierunterricht und mache dort ja auch bewußt Liedbegleitung. Heute habe ich spontan mein neues Schott-Liederbuch für die Gitarre mitgenommen, um mit der KL einfach mal ein bißchen Material zu sichten.

Da wurde aber gleich richtig Leistung eingefordert am Konservatorium:

1. So, dieses Lied jetzt bitte gleich hier auswendig lernen. :angst:
(fünf Minuten später war das Buch weg)
2. Jetzt bitte Standard-Akkord-Begleitung nach Gehör dazu (Stufen I,IV,V)
3. Und jetzt das Ganze bitte in F-Dur ... okay und jetzt D-Dur. :puh: :dizzy:

Da ist ein bißchen Chopin-Prelude vom Blatt Kindergeburtstag gegen. :lol:
 
Hi,

Interessanter thread.
Ich selber komme vom klassischen, wie die meisten wohl.
Habe mir vor paar jahren ein buch ohne Erwartung gekauft, barpiano von simon Schott.
Eines tages habe ich angefangen, es durchzuarbeiten. Ich war erstaunt, welche Regeln es nicht alles gibt, um einen weg ins freie spiel zu finden. Es ist nicht einfach, die Überlegungen im Buch haben mir aber gefallen.
Später habe ich bücher gekauft, wo nur die melodiezeile mit Akkorden angebildet war. Das schott buch war ein guter einstieg.
Bin aber noch fern vom richtig freien spiel. Da hilft wohl kein buch.

Beste Grüße
Bela
 

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