Es ist ein schwieriges aber eigentlich entscheidendes Thema in der Kunst schlechthin. Zu Missverständnissen kommt es hier schnell.
Es gibt von den großen Komponisten kaum welche, die bei ihren großen Werken, die unsere tiefen Gefühle berührt, nicht selbst aus der tiefen Empfindung heraus komponiert hätten. D.h. heißt ja nicht, dass sie deshalb völlig planlos oder ohne ein Gerüst gearbeitet hätten. Nur, wenn man nur aus dem Intellekt komponiert, dann mögen Töne dabei entstehen, es mag sogar klingen, aber zur großen tiefen Kunst werde ich es nicht zählen, denn ich kann dabei zu wenig empfinden. Und in der Kunst kommt es immer letztlich auf die Empfindung an.
Ja, ich weiß, heute ist die Kunstdefinition eine andere, aber für mich eine völlig fehlgeleitete und nur eine Frage der Zeit bis sie wieder verschwindet. Das sieht man auch an vielem. Beispielsweise stehen jetzt in Bayreuth auf dem Hügel noch Wagnerkarten zum Verkauf. Als ich im Internet darüber diskutierte, kamen Stimmen wie, das ist halt ein alter Hut, heute geht man auf Technopartys. D.h. jenen ist nicht einmal bewusst, welche Welten das trennt. Da diskutiert ein Dilettant mit einem Profi und meint, gleichberechtigt mitreden zu können.
Dann, eine Analyse, warum der Run nicht mehr so groß ist, sind die einseitig modern intellektuellen Möchtegerninszenierungen. Die das Werk nicht unterstützen, sondern intellektuell geradezu bekämpfen. Hier stinkt der Fisch vom Kopf, mit einer Katharina Wagner, der ich das echte Kunstverständnis abspreche, wird es weiter nach unten gehen. Andererseits ist für mich, der ich die letzten Jahre mehrere Aufführungen gesehen habe, Wagners Musik so groß, dass es trotz manch schreiender Frauenstimmen, immer noch großartig ist. Meistens schloss ich allerdings dabei die Augen, um rd genießen zu können.
Kommt dann irgendwann wieder eine Inszenierung, unabhängig, ob modern oder klassisch, dazu, die tief empfunden ist und das Werk nicht nur unterstützt, sondern hebt und wirklich gute Sänger, dann ist es fantastisch.
Der Irrtum besteht oft in der Annahme, dass Gefühl willkürlich sei. Das kann es sein, muss aber nicht. Das Gefühl kann zum Sinnesorgan werden, das einen leitet. Und will man, dass eine Musik das Herz des Menschen berührt, muss sie sowohl aus dem tiefen Herzen komponiert, als auch über den Musiker, der das beim Spielen empfindet, dargeboten werden.