Da es ja doch ein paar Interessierte hier gab, erlaube ich mir, auf drei neue Stücke hinzuweisen, die ich vor wenigen Tagen aufgenommen und online gestellt habe.
Es handelt sich um drei enharmonische Préludes, die wieder für das gleiche Instrument wie die vorherigen geschrieben sind – das Clavemusicum omnitonum mit 31 Tasten pro Oktave –, wiederum die Möglichkeiten septimaler ("7-limit") Harmonik ausloten, aber doch ganz anders sind: Diesmal ist das Instrument in seiner gewöhnlichen, historischen 31-mitteltönigen Temperatur gestimmt, was bedeutet: mit ziemlich genau 1/4-Komma-mitteltönigen Quinten (der Unterschied ist vernachlässigbar) ergibt sich ein Zirkel mit (quasi) reinen Terzen und (quasi) reinen Naturseptimen. Die reinen Naturseptimen entsprechen (sozusagen enharmonisch verwechselbar) übermäßigen Sexten und können natürlich auch musikalisch in beider Funktion verwendet werden. Folglich entsprechen ebenso etwa verminderte Quarten (z. B. his-e) septimalen Großterzen (9:7, reine Septime C - None E über dem Grundton D), übermäßige Sekunden (z. B. c-dis) septimalen Kleintieren (Quinte C - Septime Es über Grundton F) usw. usf. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten der enharmonischen Verwechslung und auch natürlich der Transponierbarkeit.
Im Einzelnen:
Das erste Stücke kreist um die traditionelle "Wolfsquinte" bzw -quarte (z. B. es-gis), ein unerwünschtes Restintervall in der traditionellen Mitteltönigkeit (als Quinte unbrauchbar), septimal jedoch integrierbar als 21/16. Am elegantesten und unmittelbarsten geht das mit einem 7/4-Akkord, denn das gis über dem es ist logischerweise eine konsonante (temperierte) reine Quart zur Naturseptime cis (es-cis ergibt, wie erwähnt, durch die Temperatur nahezu eine reine Septime).
Das zweite Stück verwendet stark die erwähnte Doppelfunktion der verminderten Quarte, die melodisch als solche, vertikal als None und Septime eines Septnonakkords verstanden werden kann (so z. B. gleich im ersten Akkord). Später kommen auch an Bach-Toccaten gemahnende Progressionen verminderter Akkorde vor, wobei jede Umkehrung des verminderten Septakkords hier natürlich unterschiedlich klingt.
Das dritte Stück verwendet teilweise abstraktere Intervalle, z. B. die doppelt-verminderte Quarte, die u. a. als Differenz von Naturseptime und verminderter Quint (bspw. über dem Grundton F: Ces-Dis(=Septimen-Es) oder als Differenz von Naturseptime und kleiner None (etwa wiederum über dem Grundton F: septimales Es=Dis – Ges) verstanden werden kann.
In allen Stücken kommen auch vertraute Progressionen vor, die durch die Enharmonik neu eingefärbt sind bzw. eine andere Richtung erhalten.
Der Nachteil des Stimmungssystems sind natürlich die schlechten, deutlich zu kleinen Quinten (wie man sie aus der Musik des 17. Jahrhunderts kennt). Die kompositorische Aufgabe kann entsprechend darin bestehen, die schlechten Quinten so zu integrieren, dass sie möglichst wenig auffallen.
Die Noten finden sich unter folgendem Link:
http://www.bernardynet.de/werke/DreiPreludes.pdf