Das "Hören" von Musik

Nö - sie kriegt einen Extrapreis für Beharrlichkeit ;) oder ich kriege ihn. Das muß die Jury dann entscheiden ;))

Lieber Dreiklang,

du verkennst mich total. Ich habe diesen Beitrag geschrieben, weil ich mir Mühe geben wollte, nachdem du in einem deiner Beiträge geschrieben hast, dass du lernen willst. Geht es nun um Lernen oder um Beharrlichkeit? Wenn es das zweite ist, spare ich mir gern die Mühe. Beharrlich bin ich in anderen Dingen. Ich wollte dir zeigen, wie ich an Dinge herangehe, wie ich empfinde und denke und dass das Studium des Notentextes nicht gleichbedeutend ist mit Texttreue, sondern Textkenntnis bedeutet! Schade, dass du diesen wichtigen Aspekt so missverstehst.


Dein Versuch, einen Zusammenhang aus einer relativ groben Niederschrift von Musik (der Partitur) und der sekundenbruchteil-genauen Realisierung einer musikalisch-interpretatorischen Pause in einer ganz konkreten Interpretation (Feinberg-Sonate-Diskussion) herbeizukonstruieren, muß zwangsläufig scheitern.

Ich habe mit keinem Satz etwas über eine genaue notwendige Länge der besagten Pause oder Fermate gesagt, sondern nur versucht zu erklären, warum es schlüssig ist, dass die Pause bei Feinberg etwas länger ist. Es gibt keine Instanz, die sagt, wie lang genau die Pause sein muss. Sie wird je nach Situation, Raum, je nach Gestaltung der vorherigen Phrase unterschiedlich lang sein. Wir brauchen keine Meßgeräte. Ich persönlich würde diese Pause vermutlich noch länger machen, wie ich mich kenne. :)


Es gibt nur eine einzige Instanz, die die Länge einer solchen konkreten Pause bestimmen kann, und muß: ein hochmusikalischer Mensch.

Der einzige, der die Länge der Pause bestimmt, ist in der Regel der Interpret. :)

Ich habe von einer ansteigenden und einer abfallenden Spannungslinie gesprochen (also: zwei Linien). Mir einfach zu unterstellen, daß ich etwas "wichtiges nicht hören würde", ist etwas dreist ;)
Denn ich tue mein Leben lang schon nichts anderes, als auf genau solche (und unzählige andere Dinge) in der Musik zu hören, und mich zu fragen, wie diese richtig, bzw. eben "schön", gestaltet werden müssen.
Was ich ebenfalls jedem anderen ans Herz lege.

Und ich lege dir ganz ernsthaft ans Herz, demütiger zu sein. Ich sehe mich unter vielem anderen auch in Bezug aufs Hören immer als Lernende, der große Unterschied von mir zu Pollini und vielen anderen hervorragenden Musikern ist, dass sie neben ihrer stupenden Technik viel mehr hören als ich. Sie hören Dinge, die ich nicht höre, von ihnen kann man eine Menge lernen. Und daher ist es beileibe keine Schande, etwas nicht zu hören! Ich verstehe nicht, wie du es dreist finden kannst, wenn ich dich beim Wort nehme. Du sagtest, dass die "erste Spannungslinie: eine abfallende" sei und das stimmt halt nicht. Da hörst du nicht richtig hin. Und vielleicht kann das der Grund dafür sein, dass du die Pause als zu lang empfindest, aber das ist nur eine Vermutung.

Zu Splett's angeblichen technischen Mängeln: es ist nicht notwendig, jedesmal die höchste denkbare spielerische Technik einzusetzen, damit einem einen schöne Einspielung gelingt. Wäre dem so, dann hätten wir ziemlich wenig akzeptable Einspielungen. Mangelnde technische Fähigkeiten dürfen aber den Wohlklang und die Wohlgestaltung von Musik nicht hörbar beeinträchtigen. Vgl. auch Liszt:

Der Anfang wird aber durch die Mängel hörbar beeinträchtigt, sogar sehr. Es gibt kein ausreichendes cresc., es gibt kein ausreichendes Presto accel.. Und du hattest gesagt, dass Splett keine technischen Mängel hat. Das sehe ich halt anders, daher habe ich es geschrieben.


Ich hatte Dir angeboten, daß wir wieder zum Hören kommen, indem ich Dir ein Stück vorstelle:

Du bist nicht weiter darauf eingegangen. Ich biete es Dir wieder an (unglücklicherweise existiert zu dem Stück jedoch keine Partitur - man muß sich also tatsächlich mal bemühen, hörend zu ergründen, ob was darin passiert, und wenn ja, was.)

Das kannst du gern machen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe chiarina,

danke. Ich bin mit Dir praktisch in allen Punkten einer Meinung. Hierzu könnte ich etwas sagen:

Ich finde, wenn ein Musiker (oder Orchester) beginnt, ein Stück zu spielen,

Guldas sieht das anders, er geht so weit zu behaupten, das er gar nicht selber spielt, sondern, dass es in ihm spielt.


Ausserdem behauptet er ih einem Konzert 1995 in München, dass der Meister Mozart selbst anwesend gewesen ist.
 
Lieber Dreiklang,

um noch mal ein paar Mißverständnisse bzw. Fehler aus dem Weg zu räumen:

Gefühl: Mit Gefühlen sollte man achtsam umgehen, weil sie entweder gefährlich sind (Haß, Neid, Verachtung, Mißgunst) – oder zu rein (Liebe, Sehnsucht, Freude, Trauer), um sie der Verflachung durch den Lebensalltag auszusetzen. Wer – wie Du – sein Herz auf der Zunge trägt, zeigt nur, daß es bei ihm nicht am rechten Fleck sitzt.

Gefühl contra Intellekt: Deine Nonstop-Versuche, Herz gegen Hirn auszuspielen, bewegen sich auf Bildzeitungs-Niveau und passen eher ins Drehbuch eines Heimatfilms als zur Diskussion, die man hier vielleicht führen könnte, wenn sie nicht durch Deine „Horndummheit“ (Rolf) beständig torpediert würde. Bei jedem normalen Menschen befinden sich Erkenntnis- und Empfindungsfähigkeit nicht nur nicht im Widerspruch zueinander, sondern sie ergänzen und bestärken sich gegenseitig. Du befürchtest offenbar, daß der analytische Zugang zur Musik Dir den Kunst- bzw. Selbstgenuß („Töne verwöhnen“) trüben könnte. Tatsächlich hebt das Verstehen die naive Genußsucht auf – allerdings im doppelten Wortsinne: Es ist nämlich sehr lustvoll, etwas zu verstehen.

Das Hören: Wenn wir in irgendetwas übereinstimmen, dann in der Wertschätzung des Hörens. Das Problem ist nur, daß Du gar nicht zu weißt, worauf beim Hören von Musik zu achten wäre. Du erinnerst mich an jemanden, der Manuskripte sammelt, alte Briefe etc., und mit ungeheurer Detailkenntnis über Papierqualität, Wasserzeichen, Tinte, Säurefraß, Schreibweisen und Ligaturen diskutiert, nur über eines nicht: den Inhalt – er weigert sich, zur Kenntnis zu nehmen, worüber jemand schreibt. So ist Dein Umgang mit der Musik – weshalb alles, was Du bisher über Musik geschrieben hast, sich in einem mit dümmlichen Kritikerphrasen („schön gestaltet“) bestrittenen Interpretenvergleich erschöpft.

Ein Komponist denkt in Tönen, und das Ergebnis seiner Arbeit möchte nachvollzogen werden: die Entwicklung und Entfaltung musikalischer Gedanken in Tonkonstellationen, Harmonieverläufen etc. All das ist in einer Partitur (bzw. bei Klaviermusik: in den Noten) schlüssig notiert; man kann es lesen und verstehen wie den Text einer Novelle oder eines Dramas. Grundlage jedes seriösen Gesprächs über Musik ist eben dieser Notentext. Diskrepanzen in der akustischen Realisierung (→ Interpretation) lassen sich nur anhand des Notentextes sinnvoll diskutieren.

Du könntest die Scheu vor dem Notentext verlieren, indem Du zum Beispiel Streichquartette hörst und mitliest – da ist es leichter, den Stimmverläufen zu folgen, als bei der manchmal recht verwirrend notierten Klaviermusik. Mein Vorschlag: Stürz Dich einfach rein in dieses Vergnügen – wie ein Nichtschwimmer ins tiefe Becken. Du kannst nur gewinnen.

HG, Gomez
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe chiarina,
dass das Studium des Notentextes nicht gleichbedeutend ist mit Texttreue, sondern Textkenntnis bedeutet
Kein Widerspruch. Ich bin auch dafür, die Informationen in einer Partitur verstehen zu können. Man sollte verstehen können, "wie es der Komponist gemeint" bzw. "was er da aufgeschrieben" hat (es zu be- oder zu mißachten, oder auch teilweise, dazu kann man sich dann immer noch entscheiden).
Ich habe mit keinem Satz etwas über eine genaue notwendige Länge der besagten Pause oder Fermate gesagt, sondern nur versucht zu erklären, warum es schlüssig ist, dass die Pause bei Feinberg etwas länger ist. Es gibt keine Instanz, die sagt, wie lang genau die Pause sein muss. Sie wird je nach Situation, Raum, je nach Gestaltung der vorherigen Phrase unterschiedlich lang sein. Wir brauchen keine Meßgeräte. Ich persönlich würde diese Pause vermutlich noch länger machen, wie ich mich kenne. :)
Einigen wir uns darauf, daß es uns nur möglich ist, uns gegenseitig unsere subjektiven Eindrücke, Empfindungen und Gedanken über solche Dinge mitzuteilen. "Recht" muß ja keiner haben... vieles ist ja sowieso nicht "beweisbar" (wie etwa diese Länge der Pause).
Fein...;-)Dann versuchen wir das o.g. einfach mal (uns gegenseitig unsere subjektiven Eindrücke, Empfindungen und Gedanken zu Einspielungen mitzuteilen), und schauen, was dabei herauskommt. Also, folgende Aufnahme hätte ich da:

Adele - Skyfall (Eric Mino Piano Instrumental)

Mein Vorschlag: wir teilen uns einfach gegenseitig mit, was uns an dieser auffällt, was uns gefällt, was nicht... alles was uns spontan so dazu einfällt. Und dann schauen wir mal, wie das läuft, und was dabei so herauskommt :-)

Viele Grüße
Dreiklang
 
Lieber Dreiklang,

um noch mal ein paar Mißverständnisse bzw. Fehler aus dem Weg zu räumen:

Gefühl: Mit Gefühlen sollte man achtsam umgehen, weil sie entweder gefährlich sind (Haß, Neid, Verachtung, Mißgunst) – oder zu rein (Liebe, Sehnsucht, Freude, Trauer), um sie der Verflachung durch den Lebensalltag auszusetzen. Wer – wie Du – sein Herz auf der Zunge trägt, zeigt nur, daß es bei ihm nicht am rechten Fleck sitzt.

Gefühl contra Intellekt: Deine Nonstop-Versuche, Herz gegen Hirn auszuspielen, bewegen sich auf Bildzeitungs-Niveau und passen vielleicht ins Drehbuch eines Heimatfilms, aber nicht zur Diskussion, die man hier vielleicht führen könnte, wenn sie nicht durch Deine „Horndummheit“ (Rolf) beständig torpediert würde. Bei jedem normalen Menschen befinden sich Erkenntnis- und Empfindungsfähigkeit nicht nur nicht im Widerspruch zueinander, sondern sie ergänzen und bestärken sich gegenseitig. Du befürchtest offenbar, daß der analytische Zugang zur Musik Dir den Kunst- bzw. Selbstgenuß („Töne verwöhnen“) trüben könnte. Tatsächlich hebt das Verstehen die naive Genußsucht auf – allerdings im doppelten Wortsinne: Es ist nämlich sehr lustvoll, etwas zu verstehen.

Das Hören: Wenn wir in irgendetwas übereinstimmen, dann in der Wertschätzung des Hörens. Das Problem ist nur, daß Du gar nicht zu weißt, worauf beim Hören von Musik zu achten wäre. Du erinnerst mich an jemanden, der Manuskripte sammelt, alte Briefe etc., und mit ungeheurer Detailkenntnis über Papierqualität, Wasserzeichen, Tinte, Säurefraß, Schreibweisen und Ligaturen diskutiert, nur über eines nicht: den Inhalt – er weigert sich, zur Kenntnis zu nehmen, worüber jemand schreibt. So ist Dein Umgang mit der Musik – weshalb alles, was Du bisher über Musik geschrieben hast, sich in einem mit dümmlichen Kritikerphrasen („schön gestaltet“) bestrittenen Interpretenvergleich erschöpft.

Ein Komponist denkt in Tönen, und das Ergebnis seiner Arbeit möchte nachvollzogen werden: die Entwicklung und Entfaltung musikalischer Gedanken in Tonkonstellationen, Harmonieverläufen etc. All das ist in einer Partitur (bzw. bei Klaviermusik: in den Noten) schlüssig notiert; man kann es lesen und verstehen wie den Text einer Novelle oder eines Dramas. Grundlage jedes seriösen Gesprächs über Musik ist eben dieser Notentext. Diskrepanzen in der akustischen Realisierung (→ Interpretation) lassen sich nur anhand des Notentextes sinnvoll diskutieren.

Du könntest die Scheu vor dem Notentext verlieren, indem Du zum Beispiel Streichquartette hörst und mitliest – da ist es leichter, den Stimmverläufen zu folgen, als bei der manchmal recht verwirrend notierten Klaviermusik. Mein Vorschlag: Stürz Dich einfach rein in dieses Vergnügen – wie ein Nichtschwimmer ins tiefe Becken. Du kannst nur gewinnen.

HG, Gomez

Lieber Christoph,

Ich schätze diese Ausführung. Aber eigentlich verbietest du jedem, der das musikalische Handwerk nicht beherrscht wie ein Profi, das Gespräch über Musik.

Es gibt den Arzt, der sagt "Thorax". Es gibt andere, die sagen "Titten".

Warum? Der eine hat's gelernt, der andere quatscht nur gern drüber. Dies muss jedoch im Ergebnis nicht bedeuten, dass einer von beiden nicht mit Brüsten umzugehen weiß. Nur eben anders, als der andere.

Der Arzt heilt und hilft. Der andere ......

Spaß und Leidenschaft haben beide daran.
 
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Lieber Christoph,

Ich schätze diese Ausführung. Aber eigentlich verbietest du jedem, der das musikalische Handwerk nicht beherrscht wie ein Profi, das Gespräch über Musik.
Richtig. Des weiteren, wird infrage gestellt, daß man ohne "das musikalische Handwerk zu beherrschen wie ein Profi" Musik nicht mindestens genauso genießen und auskosten könnte, wie ein Profi.

@Gomez: leider ging durch irgendeinen unbedachten Tastendruck mein fast fertiger Antwortbeitrag gerade den Bach runter... nur soviel, in Kürze: Du schreibst (natürlich, hätte ich fast gesagt ;)) wieder viel falsches über mich, und über allgemeine Dinge, wie den Stellenwert von, und den richtigen Umgang mit, Gefühlen, und Schönheit, im Leben der Menschen. Hättest Du meine Posts hier im Faden verstanden und verinnerlicht, dann wäre einiges davon nicht passiert (umso erstaunlicher, daß für sowas dann immer freudig "likes" vergeben werden ;)).

Was Du auch nicht verstehst, ist, daß man Musik auf Ebenen hören, wahrnehmen, und verstehen kann, die weit weit über das rein Analytische hinausgehen - und weit mehr Gefühle ansprechen, als jede Beschäftigung mit der rein analytischen Seite von Musik zu vermitteln vermag.

Die ich übrigens gerade kennenlerne (ein analytisches Standardwerk über Beethovens Sonaten (Uhde)). Interessante Ideen darin - aber nichts, was die Schönheit von Musik wirklich verbalisieren könnte, so wie ich sie hörend erfahren kann (ich vermute, das ist gar nicht möglich, das zu verbalisieren).

Zum richtigen Umgang mit, und dem enormen Stellenwert von, Gefühlen, und Schönheit, im Leben der Menschen, dann vielleicht später nochmals mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat von Nils1:
Ich schätze diese Ausführung. Aber eigentlich verbietest du jedem, der das musikalische Handwerk nicht beherrscht wie ein Profi, das Gespräch über Musik.
Das sehe ich völlig anders. Für mich ist das eine Aufforderung, sich in die Lage zu bringen, ein Gespräch über Musik mit Profis überhaupt führen zu können. Bestes Beispiel Troubidax: Er ist Amateur, macht aber genau das, wozu Gomez auch Dreiklang bewegen will.
Die Profis hier sind sich doch in einem alle einig, das kommt immer wieder durch: Erst mit dem Verstehen von Musik kommt man auf eine ganz andere Ebene des Hörens, die viel intensiver ist als das, was Du und ich hören. Vergleiche es mal mit dem Genuss Deiner Whiskys. :-)
 
Aber eigentlich verbietest du jedem, der das musikalische Handwerk nicht beherrscht wie ein Profi, das Gespräch über Musik.
Das käme mir nie in den Sinn! - Wer allerdings von der Sache nichts versteht bzw. nichts verstehen will (wie Dreiklang), der soll davon auch nur als Laie reden.
Des weiteren, wird infrage gestellt, daß man ohne "das musikalische Handwerk zu beherrschen wie ein Profi" Musik nicht mindestens genauso genießen und auskosten könnte, wie ein Profi.
Völliger Unfug - auch das ist in meine Worte hineingelesen und nicht ihnen entnommen. Man muß kein Komponist oder Interpret sein, um angemessen über Musik reden zu können. Außerdem habe ich von 'Verstehen' gesprochen, was Dreiklang natürlich nicht versteht (er spricht von seiner Genußsucht).
umso erstaunlicher, daß für sowas dann immer freudig "likes" vergeben werden.
Was damit zusammenhängen könnte, daß es der Lebenserfahrung der 'Likenden' entspricht.
 

Aber eigentlich verbietest du jedem, der das musikalische Handwerk nicht beherrscht wie ein Profi, das Gespräch über Musik.

Lieber nils,

so verstehe ich Gomez nicht und ich weiß, dass er genau das nicht meint. Er wird es sicher noch erklären. :)


Was Du auch nicht verstehst, ist, daß man Musik auf Ebenen hören, wahrnehmen, und verstehen kann, die weit weit über das rein Analytische hinausgehen - und weit mehr Gefühle ansprechen, als jede Beschäftigung mit der rein analytischen Seite von Musik zu vermitteln vermag.

Lieber Dreiklang,

du wirst mir sicher recht geben, wenn ich sage, dass du das von mir Fettgedruckte gar nicht wissen kannst, weil du es ja nicht tust!

Eine bewusstere Wahrnehmung, wie ich oben bereits schrieb - und wo du mir zustimmtest - führt zu einem intensiveren Erleben und man nimmt bewusster wahr, je mehr Facetten man von einem Stück erfahren hat. Dazu gehört die Beschäftigung mit Strukturen und Elementen des zu hörenden Stückes. Das ersetzt nicht das Hören auf anderen Ebenen, es ergänzt sich.

Das wird u.a. der Grund sein, warum so viele likes für Gomez' Beitrag vergeben wurden.


(umso erstaunlicher, daß für sowas dann immer freudig "likes" vergeben werden ;)).

Mir würde es zu denken geben, wenn es mich beträfe, und ich würde mir überlegen, ob nicht an dem, wenn viele es ebenso sehen, etwas Wahres dran sein könnte.


Die ich übrigens gerade kennenlerne (ein analytisches Standardwerk über Beethovens Sonaten (Uhde)). Interessante Ideen darin - aber nichts, was die Schönheit von Musik wirklich verbalisieren könnte, so wie ich sie hörend erfahren kann (ich vermute, das ist gar nicht möglich, das zu verbalisieren).

Wenn man Uhde nur liest, ohne sich selbst auf die Suche zu machen, wird es schnell langweilig, weil man nicht versteht, wovon er gerade redet. Sich selbst eine Sonate vornehmen, vom Blatt spielen versuchen, sich den Notentext anschauen, vielleicht sogar üben, uind bei dieser praktischen Arbeit, bei der hörenden und verstehenden Arbeit am Stück Uhde zu lesen, NACHDEM man zunächst selbst versucht hat, den Dingen auf die Spur zu kommen, kann sehr gewinnbringend sein. Ohne diese Verknüpfung bringt's wenig, wie man auch bei dir sieht.

Fein...;-)Dann versuchen wir das o.g. einfach mal (uns gegenseitig unsere subjektiven Eindrücke, Empfindungen und Gedanken zu Einspielungen mitzuteilen), und schauen, was dabei herauskommt. Also, folgende Aufnahme hätte ich da:

Adele - Skyfall (Eric Mino Piano Instrumental)

Mein Vorschlag: wir teilen uns einfach gegenseitig mit, was uns an dieser auffällt, was uns gefällt, was nicht... alles was uns spontan so dazu einfällt. Und dann schauen wir mal, wie das läuft, und was dabei so herauskommt :-)

Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Denn Eric Mino ist ein begabter User dieses Forums und ich möchte nicht quasi hinter seinem Rücken öffentlich diese Einspielung und Bearbeitung kritisieren. Im Übrigen gibt es da durchaus auch objektive Eindrücke. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
@chiarina und @Gomez de Riquet
es ist nun an der Zeit, ein ernstes Wörtchen mit euch beiden zu reden! Ihr schreibt zu Meister Dreiklangs epochalen Worten:
du wirst mir sicher recht geben, wenn ich sage, dass du das von mir Fettgedruckte gar nicht wissen kannst, weil du es ja nicht tust!
und

oh ihr Verblendeten... habt ihr denn das nicht bemerkt?
Hättest Du meine Posts hier im Faden verstanden und verinnerlicht, dann wäre einiges davon nicht passiert (umso erstaunlicher, daß für sowas dann immer freudig "likes" vergeben werden ;)).
ihr müsst die epochalen Worte von Meister Dreiklang nicht nur verstehen, sondern bitteschön verinnerlichen - nur so ist es euch vielleicht möglich, die lichten Höhen zu erklimmen, auf welchen sein einzig auf (seinem unfehlbaren) Gefühl und Schönheitssinn ruhendes Denkgebäube über die schöne weil gefühlsintensive Musik, die da Schall ist, ruht.

...ich muss dazu sagen, dass ich diese lichten Höhen nicht erklimmen will. Ihr vermutlich auch nicht :drink::-D:-D:-D
 
...
Du könntest die Scheu vor dem Notentext verlieren, indem Du zum Beispiel Streichquartette hörst und mitliest – da ist es leichter, den Stimmverläufen zu folgen,
...
Vor etwas längerer Zeit hat jemand, ich meine es war pppetc, ein Beispiel verlinkt. Es war dieses Stück:

Ich bin mir nicht mehr sicher ob es diese Aufnahme war.
Dreiklang, Du hast jetzt die Möglichkeit, dieses Stück beliebig oft zu hören und mitzulesen, solange, bis Du die einzelnen Stimmverläufe kennst.

Danach kannst Du entscheiden ob es Dein Herz erwärmt, deine Stimmung beeinflußt oder wie Du sonst darauf reagierst. Ebenso kannst Du sagen ob es Dir gefällt, ob diese Aufnahme Deinem Geschmack entspricht und so weiter. Spätestens dann, bist Du mit dem Stück fertig.

Andere lesen das gleichnamige Gedicht von Mathias Claudius und stellen fest, dass Schubert nicht nur diese zwei Strophen vertont hat sondern die Geschichte weitergeführt hat. Aber was erzählt uns Schubert, wie geht seine Geschichte weiter. Konnte der Tod das Mädchen beruhigen, ließ es sich auf ihn ein?

Welche Bedeutung hatte zu dieser Zeit der Tod in der Gesellschaft im Vergleich zu heute und wie ging man damit um, wie verarbeitete man dieses Thema in der Kunst? - Im Vergleich zu heute...

Es käme nur auf einen Versuch an.
 
Welche Bedeutung hatte zu dieser Zeit der Tod in der Gesellschaft im Vergleich zu heute und wie ging man damit um, wie verarbeitete man dieses Thema in der Kunst? - Im Vergleich zu heute...

Und auch: Welche Bedeutung hatte der Tod zu dieser Zeit
für Schubert? Im Vergleich zu früher und später.
Wann komponierte er das Lied? Wann das Quartett?
 
ihr müsst die epochalen Worte von Meister Dreiklang nicht nur verstehen, sondern bitteschön verinnerlichen
ich fürchte, nicht einmal das würde funktionieren...;) ich versuche ständig, über eigentlich nicht-verbalisierbare Dinge zu reden, und das muß wohl einfach schiefgehen.

Davon ab - brauch' ich eine kleine Pause, diese Diskussionen sind nicht eben leichter Smalltalk-Stoff...

Wenn ich weiß, wie's weitergeht, melde ich mich wieder.

Aber vielen vielen Dank für die Tipps und die bisherige Diskussion! Ich habe wieder einiges gelernt.
 
Special for Dingdong by e.j.

durch die wüste

ja sie hätten ihm ins hirn geschissen
er erinnere sich daran noch ganz genau
es sei ein mann gewesen und eine frau
und sie hätten sich dann nach westen weiterbewegt
durch eine wellenförmig verlaufende wüste
nebeneinander doch auf abstand und nicht zu rasch
als liege ein langer schwerer weg vor ihnen
 
Das sehe ich völlig anders. Für mich ist das eine Aufforderung, sich in die Lage zu bringen, ein Gespräch über Musik mit Profis überhaupt führen zu können. Bestes Beispiel Troubidax: Er ist Amateur, macht aber genau das, wozu Gomez auch Dreiklang bewegen will.
Tja - und ich habe das ja jetzt mal gemacht (Uhde - Beethovens 32 Klaviersonaten). Peter, besonders erhellend war es nicht, was da in Sachen analytischer Aufbau so zu lesen steht. Meine Lieblingssonaten sind deswegen jetzt nicht schöner oder häßlicher als vorher, und auch sonst hat sich nichts verändert... (außer, daß ich einiges an Zeit aufgewendet habe).

Interessant finde ich jedoch die (versuchten) Deutungen, und die Informationen zur Entstehungsgeschichte der Klavierwerke.
Die Profis hier sind sich doch in einem alle einig, das kommt immer wieder durch: Erst mit dem Verstehen von Musik kommt man auf eine ganz andere Ebene des Hörens, die viel intensiver ist als das, was Du und ich hören.
Dieses segensreiche Erlebnis blieb bei mir allerdings aus. Im Gegenteil - wenn man ein Werk quasi "seziert" im Kopf hat, ist das dem Genuß des Hörens der Lieblingsinterpretation eher abträglich, wenn Du mich fragst.

Soll aber alles kein Beinbruch sein...

Rolf schrieb doch am Anfang etwas über "verschiedene Arten des verstehenden Hörens" (oder so ähnlich). Vielleicht könnte man den Faden ja mit einer Erläuterung dieser Begriffe fortsetzen.

Viele Grüße.
 

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