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chiarina
Guest
Nö - sie kriegt einen Extrapreis für Beharrlichkeit ;) oder ich kriege ihn. Das muß die Jury dann entscheiden ;))
Lieber Dreiklang,
du verkennst mich total. Ich habe diesen Beitrag geschrieben, weil ich mir Mühe geben wollte, nachdem du in einem deiner Beiträge geschrieben hast, dass du lernen willst. Geht es nun um Lernen oder um Beharrlichkeit? Wenn es das zweite ist, spare ich mir gern die Mühe. Beharrlich bin ich in anderen Dingen. Ich wollte dir zeigen, wie ich an Dinge herangehe, wie ich empfinde und denke und dass das Studium des Notentextes nicht gleichbedeutend ist mit Texttreue, sondern Textkenntnis bedeutet! Schade, dass du diesen wichtigen Aspekt so missverstehst.
Dein Versuch, einen Zusammenhang aus einer relativ groben Niederschrift von Musik (der Partitur) und der sekundenbruchteil-genauen Realisierung einer musikalisch-interpretatorischen Pause in einer ganz konkreten Interpretation (Feinberg-Sonate-Diskussion) herbeizukonstruieren, muß zwangsläufig scheitern.
Ich habe mit keinem Satz etwas über eine genaue notwendige Länge der besagten Pause oder Fermate gesagt, sondern nur versucht zu erklären, warum es schlüssig ist, dass die Pause bei Feinberg etwas länger ist. Es gibt keine Instanz, die sagt, wie lang genau die Pause sein muss. Sie wird je nach Situation, Raum, je nach Gestaltung der vorherigen Phrase unterschiedlich lang sein. Wir brauchen keine Meßgeräte. Ich persönlich würde diese Pause vermutlich noch länger machen, wie ich mich kenne. :)
Es gibt nur eine einzige Instanz, die die Länge einer solchen konkreten Pause bestimmen kann, und muß: ein hochmusikalischer Mensch.
Der einzige, der die Länge der Pause bestimmt, ist in der Regel der Interpret. :)
Ich habe von einer ansteigenden und einer abfallenden Spannungslinie gesprochen (also: zwei Linien). Mir einfach zu unterstellen, daß ich etwas "wichtiges nicht hören würde", ist etwas dreist ;)
Denn ich tue mein Leben lang schon nichts anderes, als auf genau solche (und unzählige andere Dinge) in der Musik zu hören, und mich zu fragen, wie diese richtig, bzw. eben "schön", gestaltet werden müssen.
Was ich ebenfalls jedem anderen ans Herz lege.
Und ich lege dir ganz ernsthaft ans Herz, demütiger zu sein. Ich sehe mich unter vielem anderen auch in Bezug aufs Hören immer als Lernende, der große Unterschied von mir zu Pollini und vielen anderen hervorragenden Musikern ist, dass sie neben ihrer stupenden Technik viel mehr hören als ich. Sie hören Dinge, die ich nicht höre, von ihnen kann man eine Menge lernen. Und daher ist es beileibe keine Schande, etwas nicht zu hören! Ich verstehe nicht, wie du es dreist finden kannst, wenn ich dich beim Wort nehme. Du sagtest, dass die "erste Spannungslinie: eine abfallende" sei und das stimmt halt nicht. Da hörst du nicht richtig hin. Und vielleicht kann das der Grund dafür sein, dass du die Pause als zu lang empfindest, aber das ist nur eine Vermutung.
Zu Splett's angeblichen technischen Mängeln: es ist nicht notwendig, jedesmal die höchste denkbare spielerische Technik einzusetzen, damit einem einen schöne Einspielung gelingt. Wäre dem so, dann hätten wir ziemlich wenig akzeptable Einspielungen. Mangelnde technische Fähigkeiten dürfen aber den Wohlklang und die Wohlgestaltung von Musik nicht hörbar beeinträchtigen. Vgl. auch Liszt:
Der Anfang wird aber durch die Mängel hörbar beeinträchtigt, sogar sehr. Es gibt kein ausreichendes cresc., es gibt kein ausreichendes Presto accel.. Und du hattest gesagt, dass Splett keine technischen Mängel hat. Das sehe ich halt anders, daher habe ich es geschrieben.
Ich hatte Dir angeboten, daß wir wieder zum Hören kommen, indem ich Dir ein Stück vorstelle:
Du bist nicht weiter darauf eingegangen. Ich biete es Dir wieder an (unglücklicherweise existiert zu dem Stück jedoch keine Partitur - man muß sich also tatsächlich mal bemühen, hörend zu ergründen, ob was darin passiert, und wenn ja, was.)
Das kannst du gern machen.
Liebe Grüße
chiarina