Das "Hören" von Musik

Tja, manche machen das ganz offensichtlich - und leider hört man das dann auch. Etwas Pollini, ein wenig Arrau, noch eine Prise Rubinstein und ein Hauch Horowitz - da muss man seine eigene Interpretation, seinen persönlichen Ton gar nicht mehr finden: man baut sich ein Pasticcio der schönsten Stellen - und fertig ist - tadaaa - die Referenzaufnahme von Lang Lang!
(naja, und das ist wirklich ein bisserl hart.... auch Lang Lang gelingt halt oft das von mir Beschriebene ("Musik aus innerstem musikalischen Gefühl heraus zu spielen und zu gestalten". Zumindest aus meiner Sicht... aber er ist auch nicht der einzige auf der Welt, in dieser Hinsicht))
 
Und das hat auch nichts mit "persönlichem Geschmack" zu tun. Und notfalls muß man sich, um ebendies zu erreichen, über Texttreue schlicht und einfach hinwegsetzen. All das kann man glauben, oder auch nicht - ist aber das Ergebnis meiner lebenslangen Beschäftigung mit der Frage von "Schönheit und Gestaltung von Musik".).

Wenn es das Ergebnis DEINER lebenslangen Beschäftigung ist, ist es dann kein "persönlicher Geschmack"?

Liebe Grüße

chiarina
 
Du selbst hast genau das geschafft, mit Deiner Einspielung von "Au bord d'une source" (die Du bedauerlicherweise wieder gelöscht hast): Musik aus innerstem musikalischen Gefühl heraus zu spielen und zu gestalten. So, wie es sein muß, und sein sollte.

Danke für das Kompliment. Aber ich habe das Stück eben nicht aus irgendeinem vagen Gefühl heraus gespielt, sondern mir schon genau überlegt, wie ich es gestalten will und warum ich das so tue. Letztendlich - das gebe ich allerdings zu - war es bei Au bord d'une source relativ leicht; ich sah das "Programm" dieses Stücks so klar vor meinen Augen, dass ich nur noch das "Gesehene" in Töne umsetzen musste. Bei abstrakteren Werken (z.B. bei Bach und Beethoven) fällt mir das viel schwerer; ich brauche manchmal sehr lange, bis ich so ein Stück verstehe und eine klare innere Vorstellung davon habe. Allein aus "musikalischen Gefühl" heraus spiele ich eigentlich nur, wenn ich vom Blatt spiele. Das kann im besten Fall auch mal gut gelingen, in der Regel erkennt man aber schon während des Spiels, welche musikalischen Dummheiten man da gerade wieder gemacht hat. ;-)

LG, Mick
 
Die ständige Verfügbarkeit von Dosenmusik heutzutage ist ein Fluch, weil sie dazu verleitet, sich an Aufnahmen zu orientieren und nicht an dem, was man in den Noten gefunden hat und was man wirklich selber verstanden hat. Aber wem sage ich das ...

Am besten jedem Anfänger! Denn vermutlich gibt es zu viele, die der Versuchung erliegen, sich ein neu zu lernendes Stück bei YT anzuhören. Ich mache es nie weil ich meine eigene Wahrnehmung nicht stören möchte.

Dein Zitat, lieber Mick, müsste eigentlich irgendwo in Fettdruck gut sichtbar am Anfang des Forums für Anfängerfragen stehen.
 
Wenn es das Ergebnis DEINER lebenslangen Beschäftigung ist, ist es dann kein "persönlicher Geschmack"?
(nennen wir's vielleicht am besten "meine persönliche(n) Erfahrung(en)")
Danke für das Kompliment. Aber ich habe das Stück eben nicht aus irgendeinem vagen Gefühl heraus gespielt, sondern mir schon genau überlegt, wie ich es gestalten will und warum ich das so tue. Letztendlich - das gebe ich allerdings zu - war es bei Au bord d'une source relativ leicht; ich sah das "Programm" dieses Stücks so klar vor meinen Augen, dass ich nur noch das "Gesehene" in Töne umsetzen musste.
o.k.. aber trotzdem wars einfach wunderbar gespielt... :super: zum Glück hab' ich mir die Aufnahme damals gleich abgespeichert.
Bei abstrakteren Werken (z.B. bei Bach und Beethoven) fällt mir das viel schwerer; ich brauche manchmal sehr lange, bis ich so ein Stück verstehe und eine klare innere Vorstellung davon habe. Allein aus "musikalischen Gefühl" heraus spiele ich eigentlich nur, wenn ich vom Blatt spiele. Das kann im besten Fall auch mal gut gelingen, in der Regel erkennt man aber schon während des Spiels, welche musikalischen Dummheiten man da gerade wieder gemacht hat.
Ja, ich gebe Dir recht... auch ich arbeite an einer Interpretation schon länger hin, überlege mir Gestaltungen durch das gesamte Stück hindurch, experimentiere... so einfach mit "aus dem Gefühl heraus spielen" geht das meist nicht am Anfang. Wenn man aber diese Hauptarbeit fertig hat, dann kann man schauen, daß man ein Stück mit diesem inneren Gefühl, Gespür, Empfinden, im Augenblick des Spielens umsetzt.

Viele Grüße.
 
Gern. Nichtsdestotrotz resultiert aus diesen persönlichen Erfahrungen eine persönliche, subjektive Sicht oder siehst du das nicht so?
Hab' ich darauf nicht schon im Faden hier geantwortet...? ;)
((...) Es gibt zwar ein paar Anhaltspunkte dafür, daß ich mit meiner Einschätzung von "Schönheit von Musik" offenbar richtig liege, daß andere Menschen dann ebenso empfinden... aber mehr als Anhaltspunkte sind es nicht ...)
 
Ich denke, viel weiterführen läßt sich dieser Faden über das Hören von Musik hier erstmal nicht.

Aber trotzdem nochmal meine Empfehlung für das Hören von Musik, welche ich jedem wärmstens ans Herz lege...

Fragt euch bei jedem Musikstück: ist das jetzt schöne Musik? Vergleicht Musikstücke, Einspielungen, Interpretationen miteinander: welche klingt, welche ist schöner? Und warum? (und eine Partitur braucht es dazu nicht. So etwas stört dabei nur.)

Irgendwann kommt man, mit etwas Glück und Leidenschaft, dann dahin, daß man Schönheit von Musik einschätzen kann. Und Schönheit von Musik hat nicht das geringste mit einem völlig rational-verkopften texttreuen Umsetzen einer Partitur zu tun. Wer mit dem Herzen und dem Gefühl für Musik spielen kann, der gewinnt, in der Musik... und zwar alles.

That's it.
 
"Schön" ist so ziemlich das unpassendste - weil schwammigste - Attribut für die Beschreibung der "Qualität" von Musik. Was Dich da umtreibt, Dreiklang, immer wieder darauf rumzureiten, muss ich wohl nicht verstehen....
 
Fragt euch bei jedem Musikstück: ist das jetzt schöne Musik?
Nee. Auf keinen Fall. Wozu auch?

Viel interessanter ist doch: Was drückt die Musik aus? Was stellt sie dar? Was steckt drin?

Die Frage nach der Schönheit reduziert die Ästhetik auf eine Eindimensionalität, die ihr nicht gerecht wird.


Und Schönheit von Musik hat nicht das geringste mit einem völlig rational-verkopften texttreuen Umsetzen einer Partitur zu tun. Wer mit dem Herzen und dem Gefühl für Musik spielen kann, der gewinnt, in der Musik... und zwar alles.

That's it.

Nein. Weg von dieser unsinnigen Trennung zwischen Ratio und Emotion. Herz und Hirn zusammenspielen lassen.
 

Viel interessanter ist doch: Was drückt die Musik aus? Was stellt sie dar? Was steckt drin? Die Frage nach der Schönheit reduziert die Ästhetik auf eine Eindimensionalität, die ihr nicht gerecht wird.
:super: - allerdings hab' ich nicht gesagt, man solle nicht auf das zu Hören (versuchen), was Musik aussagt. Oder das zu ergründen, zu verstehen versuchen. Musik kann, auch ohne Worte, viel viel sagen und ausdrücken.
Weg von dieser unsinnigen Trennung zwischen Ratio und Emotion. Herz und Hirn zusammenspielen lassen.
wie sagte einst Horowitz schon:
Zitat von einem großen Musiker:
„Klavierspiel besteht aus Vernunft, Herz und technischen Mitteln. Alles sollte gleichermaßen entwickelt sein. Ohne Vernunft sind sie ein Fiasko, ohne Technik ein Amateur, ohne Herz eine Maschine.“
Und er hatte damit natürlich recht. Wer aber zuviel über Musik rational herumüberlegt (Musik ist kein Malen nach Zahlen, und auch keine mathematische Rechenaufgabe), und zuwenig fühlen kann, der produziert beim Interpretieren eher Durchschnittliches.
 
Ja. Aber nehmen wir vielleicht ein anderes Beispiel aus der Mathematik: ein lineares Gleichungssystem... wer den Aufbau (s)einer Interpretation wie das sture Lösen eines solchen betrachtet... ;)

(allerdings, laßt uns nicht zu weit in die Mathematik abschweifen)
 
Hab' ich darauf nicht schon im Faden hier geantwortet...? ;)((...) Es gibt zwar ein paar Anhaltspunkte dafür, daß ich mit meiner Einschätzung von "Schönheit von Musik" offenbar richtig liege, daß andere Menschen dann ebenso empfinden... aber mehr als Anhaltspunkte sind es nicht ...)
(Fettdruck von mir)

Lieber Dreiklang,

dafür, dass du meinst, nur Anhaltspunkte für deine Einschätzung zu haben, bist du aus meiner Sicht erstaunlich resistent gegenüber anderen Meinungen.

Wie kommt das?

Liebe Grüße

chiarina
 
... nennt sich, in einem Wort, "Meinungsfreiheit". Wir sollten jetzt aber langsam mal wieder zum Thema "Hören von Musik" zurückkommen, findest Du nicht?

Sofern es dazu noch was zu sagen gäbe...(?)
 

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