Wenn Du diese von heiterem Staunen geprägten Sätzchen bereits als Diffamierung betrachtest, bist Du hinreichend sensibilisiert, dass Deine ostentativ vorgetragene Ablehnung respektvollen Umgangs mit Andersdenkenden offenbar vor allem für den Selbstgebrauch gilt, derselbe von den jeweils anderen aber sehr wohl eingefordert wird.
Ich bewahre gern generell eine skeptische Äquidistanz zu Informationen. Je dubioser die Quelle bzw. die Umstände der Informationsweitergabe, desto vorsichtiger werde ich. Das ist alles.
Was meinst Du denn mit "dubios"?
1)
Meinst Du damit den Wahrheitsgehalt von mehreren 100 GByte _Originaldokumenten_ und illegaler Überwachungsdaten, deren Authentizität und Inhalt von weltweit dutzenden Journalisten geprüft und veröffentlicht wurde, ohne dass auch nur in einem einzigen Fall der Wahrheitsgehalt durch die NSA/CIA bestritten wurde - da alle aufgedeckten Überwachungsprogramme (inkl. Spionage & Massenüberwachung) nachvollziehbar geprüft werden konnen und jedes Überwachungsopfer die Authentizität ja auch leicht nachvollziehen konnte, private Gesprächsprotokolle zwischen Politikern/Diplomaten etc.?
Das einzige was denen dazu einfiel war Totschweigen des Themas und eine Diffamierungs- und Ablenkungskampagne gegenüber Snowden, weil er ja in Russland sitzt und mit denen gemeinsame Sache macht. Und das, nachdem man mit allen diplomatischen und undiplomatischen Mitteln mehr als 20 Staaten davon abgehalten hat, ihm Asyl zu gewähren, Russland war sein einziger finaler Ausweg, erkennbar ungewollt.
An zynischer Heuchelei ist diese Strategie kaum zu toppen, aber bewegt sich durchaus auf Augenhöhe dazu, dass man Kuba wirtschaftliche Schwäche vorwirft (und seit mehr als 50 Jahren mit allen Mitteln ein weltweites Embargo gegen Kuba durchsetzt) oder Kuba Menschenrechts-Verletzungen vorwirft (und auf Kuba seit vielen Jahren diese Monströsität namens Guantanamo betreibt). Insofern, nix Neues im Westen.
Evtl. sollte man Snowden wirklich "heilig sprechen" (Zitat). Du darfst sicher sein, die mächtige NSA und CIA haben in seiner Vergangenheit gewühlt und gewühlt - und dieses Russland-Ding war das einzige, was man gegen ihn zustande gebracht hat. Alle Achtung.
Diese Desinformationskampagne gegenüber Snowden gedankenlos (weil "witzig") nachzuplappern, jemanden aus seiner eigenen heilen Alltags-Premium-Welt heraus zu diffamieren, der wirklich alles bewusst aufgegeben hat (er hat das ja nicht gedankenlos gemacht oder sich naiven Vorstellungen hingegegeben, deshalb Flucht) um unsere Rechte zu schützen - nun was ich davon halte, dazu schreibe ich lieber nix. Es wäre keine Diffamierung, aber auf jeden Fall eine Beleidigung - und das wollen wir doch nicht - Neues Jahr und so.
2)
Oder meinst Du mit "dubios" die Art der Informationsbeschaffung?
Dir ist sicherlich bewusst, dass nahezu alle Skandale, sei es Politik, Justiz, Polizei oder Militär - durch Journalisten mit "dubiosen" Quellen aufgedeckt wurden. So funktioniert Journalismus nun mal. Und so war Journalismus gemeint, als die Verfasser unserer Verfassungen und Gesetze diese mit einem frischen Eindruck verfasst haben, dass eine Demokratie nur funktionieren kann, wenn man ihnen gewisse Leitplanken mitgibt: Gewaltenteilung, unabhängiger Journalismus, Privatsphäre etc.
Was sollte Snowden denn machen, nachdem er zunehmend frustriert die Missstände erkannt hat? Offizielle Wege? Schau Dir das Affentheater an, wie Geheimdienstausschuss, Bundeskanzeramt etc. jetzt seit Jahren mauern, obwohl all diese Dinge sogar in der Öffentlichkeit bekannt sind.
Wer weiß, Achtung Verschwörungstheorie: Ich möchte nicht wissen, welche privaten Dossiers ausländischen Politikern unter die Nase gehalten wurden um sie gefügig zu machen und stummzustellen. Die eklatante Diskrepanz zwischen initialer Empörung und folgendem Beschwichtigen und Mauern war schon bemerkenswert.
Alles in allem, ich fühle mich nicht angesprochen. Es war eine Diffamierung von Snowden und gar nicht witzig. Und dir ist das ganze Thema Privatsphäre und Massenüberwachung erkennbar schnuppe, wenn man die dürren, argumentationsleeren Sätzchen zu dem Thema ins Verhältnis zu Deinen sonstigen wohlüberlegten Romanen setzt. Das ist ja auch OK (ich finds nur einen traurigen und gefährlichen Trend, denn Du bist nicht allein), das ist halt Deine Meinung und ich halte diesen Gleichmut für unüberlegt und uninformiert - das ist meine Meinung. Fertig, Peng, aus.