Eine schlichte Gegenfrage: Wie geht man mit Aufgabenstellungen um, die einem die simultane Erledigung mehrerer komplexer Tätigkeiten abverlangen? Eine ebenso schlichte Antwort: Die einzelnen Tätigkeiten isoliert voneinander betrachten und das Wesentliche erkennen - oftmals lassen sich Zusammenhänge und Unterschiede zwischen Haupt- und Nebenstimmen erkennen und man scheitert nicht am Wunschdenken, alles gleichzeitig auf höchstem Level erledigen zu wollen, was in der Tat praktisch unmöglich ist. Aus diesem Grunde wird beispielsweise das Orgelspiel zunächst mit den beiden Händen auf den Manualen schrittweise erlernt und automatisiert, bis dann die ersten Aufgaben mit den Füßen auf der Pedaltastatur anstehen. Wer mit der Koordination der beiden Hände voll ausgelastet ist, dürfte mit weiteren Vorgaben zunächst noch überfordert sein. Wenn die Finger hingegen schon fast von selbst laufen, sind auch wieder Kapazitäten für weitere Leistungsbereiche wie das Registrieren im Spielfluss und das Pedalspiel verfügbar.
Dem kann ich nur zustimmen. Nachdem ich mich in den letzten Wochen beim Üben beobachten konnte ist mir meine Strategie inzwischen auch bewusst geworden (klingt so als wüsste ich normakerweise nicht was ich mache :D):
1. ich spiele mit der rechten Hand. Dabei muss zu Anfang möglicherweise etwas Zeit eingeplant werden, wenn ich z.B. erst manche Tasten suchen muss. Nach mehrmaligen Durchspielen klappt das dann ohne Nachdenken.
2. ich verfahre genauso mit der linken Hand.
3. Ich schaue nach, wo der Rhytmus im Zusammenspiel von rechter und linker Hand etwas komplexer werden könnte, wenn also z.B. bei einer Hand punktierte Noten zu spielen sind und bei der anderen Hand nicht. Gegebenenfalls versuche ich vorab, mir diese Stellen durch klopfen mit beiden Händen zu veranschaulichen (oder zu veran-hören
).
4. Ich fange langsam an beidhändig zu spielen. Idealerweise habe ich jetzt nur noch das allgemeine Koordinationsproblem und muss mich nicht mehr damit aufhalten, entsetzt zu überlegen, welche Taste ich jetzt überhaupt drücken muss.
5. Üblicherweise ist die Koordination bei vielleicht 80% des Stücks nicht wesentlich schwieriger wie bei den Stücken, die ich davor gespielt habe. Jedoch stolpere ich immer wieder bei den selben 2, 3 Takten. Diese betrachte ich dann isoliert und lerne sie ggf. auswendig.
6. Nach mehrmaligem Wiederholen über mehrere Tage hinweg (ich habe oft das Gefühl, dass das Gehirn sozusagen über Nacht bestimmte Bewegungsabläufe verinnerlicht) klappt das Spielen dann ganz gut.
Bin ich übrigens bei der Russischen Klavierschule im Moment bei Nr. 84, nur damit allen klar ist, auf welchem Level ich mich gerade bewege.