@chiarina, dass es hier ein Missverständnis gibt habe ich bereits am Freitag vermutet.
Es geht mir nicht um das Verständnis der Zusammenhänge, denn ich denke, dass ich davon einige kenne. Mir ging es darum, die Noten (weil ich beim Lesen derselben durch viel Auswendigspielen unsicher geworden bin) schneller erkennen zu können. Ich dachte, dass meine Formulierung unmissverständlich ist:
Liebe Marlene,
aus meiner Sicht liegt kein Missverständnis vor, denn für mich beinhaltet das grundlegende Verständnis von Akkorden, Intervallen, Skalen etc. auch deren Bild in den Noten, also deren Realisierung im Notentext und auf der Klaviatur. Wenn ich mit Blick auf die Tasten weiß, dass ich gerade eine erste Umkehrung spiele, aber nicht weiß, wie diese im Notentext aussieht, welche Töne sie beinhaltet und warum, fehlt mir ein sehr wichtiger Baustein des Verständnisses.
Das ist doch auch das, woran du arbeiten möchtest, wenn ich das richtig verstanden habe. Also musst du unbedingt von ganz vorn, also bei Skalen und Intervallen beginnen und diese wichtige Ebene (Notentext ...) mit den bereits vorhandenen Erkenntnissen verknüpfen. Alles andere macht aus meiner Sicht keinen Sinn - du willst doch eine stabile Basis schaffen, auf der du dann auch bis Skrjabin und Co. kommen kannst.
Vom Blatt spielen ist super, es freut mich, dass dir das schon hilft und auch Spaß macht! Reicht m.E. aber nicht, denn die Reflektion und Analyse fehlt, die du aber natürlich einbauen kannst.
Ich weiß anhand der Vorzeichen sofort, um welche beiden Tonarten es sich handelt. Ob es Dur oder Moll ist kann ich allerdings nur spielend erkennen. Ich kann Intervalle bilden (vergesse aber immer wieder, welche klein, groß oder rein sind). Ich habe keine Furcht vor vielen Vorzeichen, Ges-Dur und es-moll sind meine Lieblingstonarten. Ich kenne die Funktionen und Kadenzen sind mir nicht fremd. Die von C-Dur habe ich 2013 geträumt und morgens am Klavier versucht herauszufinden, was ich da in der Nacht innerlich gehört habe. Das habe ich nie zuvor gehört und noch immer wundere ich mich über das, was sich des nachts in meinem Hirn abgespielt hat.
Auch erweiterte Kadenzen sind mir nicht unbekannt, ich habe sie vor einigen Jahren "gefingert".
Und es freut mich auch, dass Harmonielehrekenntnisse vorhanden sind. Du schreibst aber auch, dass sie nicht gut "gewartet" worden sind - nach meiner Erfahrung ist dann vieles vergessen oder nur noch teilweise vorhanden. Ein Weg von ganz vorn macht dir Lücken deutlich, zeigt, woran du weiter arbeiten kannst.
Zum Beispiel ist es sinnvoll und nötig, auch im Notentext Dur und moll zu erkennen, ohne zu spielen (das willst du ja) - die Verknüpfung von Hören, Spielen, Aufschreiben, Analysieren, Reflektieren wird dazu führen! Sukzessive wirst du nur beim Lesen von Akkorden etc. immer besser hören, wie sie klingen, wie sie heißen, was sie bedeuten und sie in den gesamten Kontext einordnen lernen.
Ich bin also weiterhin der Meinung, was meinen ersten Beitrag angeht.
Der zweite Grund dafür, dass ich die Harmonielehre und das Analysieren von Stücken nicht fortgesetzt habe ist, dass ich durch die besseren Kenntnisse der Zusammenhänge nicht gelernt habe, meine Repertoirstücke sicher spielen zu können. Es passiert leider selten, dass ich ein Stück - sei es noch so kurz - fehlerfrei spielen kann.
Es dauert leider wirklich lange, bis man die Erkenntnisse, die man bei der Beschäftigung mit der "Grammatik" der Musik hat, auch beim Spielen nutzen kann. Deshalb bin ich ein Fan der regelmäßigen Beschäftigung damit, egal wie lange! Wenn man das länger nicht mehr gemacht hat, ist man häufig gezwungen, von vorn anzufangen, weil man bestimmte Dinge nicht mehr versteht. Das frustriert. Regelmäßig ein bisschen hilft da sehr!
Ich habe eben noch gelesen, dass es dich verletzt hat, dass ich geschrieben habe, dass du dazu neigst, dass Pferd von hinten aufzuzäumen. Jetzt kann ich es nicht mehr zitieren, du hast es wohl gelöscht.
Ich finde es aber sehr gut, dass du das geschrieben hast und kann deine Verletztheit absolut nachvollziehen und verstehen. Du bist anderer Meinung als ich und mir ist wichtig, dass du verstehst, warum ich das geschrieben habe:
Ich hatte meinen ersten Beitrag hier im Faden geschrieben, für den ich einiges an Zeit aufgewendet habe. Ich hatte dort betont, wie wichtig ich einen Aufbau von ganz vorn finde, um ein stabiles Fundament zu bilden.
Du hast in deinem Beitrag danach das Präludium gepostet und warst nach meinem Empfinden sehr unglücklich darüber, dass die Umsetzung in "die Finger" nicht so funktionierte. Du warst der Meinung, dass Hirn und Motorik durch deine Krankheiten dazu führen, dass du "Intervallabstände nicht erfühlen" kannst. Du schreibst von Frust und: "Das Hirn scheint überfordert zu sein".
Du hast also genau das nicht gemacht, von dem ich gesprochen hatte.
Du bist gleich zu Akkorden gegangen und wunderst dich dann, das es nicht funktioniert.
Natürlich behindern dich deine Krankheiten, natürlich fühlst du das auch, und ich kann nachfühlen, wie schwer es ist, immer wieder deswegen frustriert zu sein! Aber ich habe wie gesagt dich spielen gehört und auch wenn dich die Krankheiten behindern, so
verhindern sie nicht!
Ich bin immer hellhörig, wenn jemand sagt, "ich kann das und das nicht". Oft sind ganz andere Ursachen als vermutet dafür zu finden (Übestrategie, Technik, Verständnis ...). Wenn du auch mehr Schwierigkeiten hast als andere, so dauert es eben länger, ist nicht immer zuverlässig und funktioniert manchmal gar nicht. Trotzdem - das ist meine vollste Überzeugung - bist du in der Lage, eine Quinte von einer Sekunde zu unterscheiden, sowohl im Notentext als auch beim Spielen und Hören. Wenn du aber Intervalle noch nicht sicher beherrschst in all ihren Erscheinungsformen, kannst du nicht erwarten, dass du Akkorde und Akkordmuster "kannst". Ein Schritt nach dem anderen und deshalb habe ich das gesagt. Und unbedingt das Aufschreiben nicht vergessen - du hast nicht erwähnt, dass du das gemacht hast! Wenn es per Hand nicht geht, eben per Computer.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Freude bei all dem und freue mich besonders, dass du seit Mitte Dezember so motiviert bist!
Liebe Grüße
chiarina