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Der Streit muss sich also doch eher darum drehen, ob diese Manko am Klavier bei geeigneten Bewegungen überhaupt relevant sein darf und ob extra Übungen notwendig sind oder nicht - und nicht darum, ob der kleine Finger schwächer oder der Ringfinger ungeschickter sind, das sind sie.
Die Pauschalität geht mir völlig ab und ich wunder mich immer, ob manche Leute irgendwie nicht viel vor die Tür kommen oder echt in einer so homogenen Blase leben.
Lieber Andre,
wenn ich dich richtig verstehe, kritisierst du hier Pauschalisierungen und Patentrezepte und damit verbunden die Ablehnung von zuwenig Fingerkraft des 4. und 5. Fingers.
Du schreibst auch, dass du selbst den 4. und 5. Finger als (zu) schwach wahrnimmst und bist daher vom Fadenthema auch selbst betroffen.
Deine Wahrnehmung und auch die von lexel, dass ihr den 4. und 5. Finger als zu schwach empfindet, bestreitet hier niemand. Ich habe z.B. von gefühlter Schwäche, rolf von eingebildeter Schwäche gesprochen. Du belegst die Schwäche u.a. damit, dass du auf einer Tischplatte das komplette Armgewicht mit diesen Fingern nicht halten kannst, sehr wohl aber mit dem 2. Finger.
Hier wurde mehrfach genannt, dass natürlich der 4. und 5. Finger im Verhältnis zu den anderen Fingern schwächer ist, seine Stärke aber für das Klavierspielen locker ausreicht. Wenn man z.B. ein Gewicht an jeden Finger hängt, könnte vermutlich der kleine Finger nicht so viel Gewicht aushalten wie der dritte Finger.
Nur sagt das über die Anforderungen beim Klavierspielen gar nichts aus. Da braucht man so etwas nicht. Die Masse des Arms oder Körpers wird über Schwünge in die Tasten geleitet, nach jedem Schwung wird das Gewicht sofort wieder weggenommen (leicht machen) und so wirkt alles nur Sekundenbruchteile auf die Finger ein. Wenn du auf einer Tischplatte solche Experimente machst, müsstest du z.B. einen Armschwung nach vorne und sofort wieder leicht machen - das hält der 5. Finger locker aus.
Es macht doch stutzig, dass alle Profis hier einer Meinung sind. Das liegt daran, dass lexel auch noch viele andere Dinge gesagt hat, die davon zeugen, dass er Fingerbewegungen isoliert betrachtet und sich ungünstige Bewegungsmuster angewöhnt hat. Wir werden hellhörig, wenn er sagt, dass er z.B. zu Beginn seines Unterrichts Sehnen, Muskeln etc. gespürt hat. Das zeugt von einer falschen Herangehensweise an das Klavierspiel.
Natürlich kann es sein, dass jemand anatomische Besonderheiten hat. Aber erstens hat lexel davon nichts geschrieben, zweitens müsste man dann erst recht auf eine saubere Technik achten und drittens kennen wir die Klagen über die vermeintliche Schwäche der Außenfinger und wissen, dass es an ganz anderen Dingen liegt.
Angenommen, jemand will mit einem Spaten einen kleinen Teil seines Gartens umgraben und klagt darüber, dass er noch nicht mal ein Loch in den Boden graben kann. Er hätte einfach nicht genug Kraft im Arm.
Dann schaut man, wie er's macht und stellt fest, dass er extrem ungünstig zum Spaten steht, seinen Körper nicht einsetzt und tatsächlich versucht, aus dem Arm mit dem Spaten ein Loch zu graben. Hat er nun genug Kraft im Arm oder nicht?
Zum Klavierspielen braucht man Körperspannung wie auch beim Fußballspielen und sonstigen Tätigkeiten. Sitzt man wie ein Sack Kartoffeln auf dem Klavierhocker, wird nichts Annehmbares dabei herauskommen. Für mich extrem wichtig bei anspruchsvollen Stücken (und nicht nur da) ist der Bodenkontakt der Füße, besonders des linken Fusses, da der rechte meist das Pedal betätigt. Dieser Bodenkontakt verleiht Stabilität für die vielfältigen Aktionen, die weiter oben passieren. Nicht umsonst benutze ich für einen stabilen Sitz das Bild eines Baums (Kopf=Krone; Rumpf=Stamm;Arme=Äste;Füße=Wurzeln).
Liebe Grüße
chiarina