Stärkung des 4. und 5. Fingers

Ok. Aber vielleicht kann man auch ohne Hanon etwas mehr Muskelkraft da und dort erwerben, ohne das Gehör zu verwenden. Also Abseits des Klaviers.

Lieber Bavaria Blu,

warum sollte man denn Muskelkraft für das Klavierspielen trainieren, die man für's Klavierspielen gar nicht braucht?

Wenn man bouldert/klettert, ist es vermutlich sehr sinnvoll, seine Fingerkraft zu trainieren, weil man sie dabei braucht. Beim Klavierspielen braucht man vor allem koordinative Fähigkeiten und ein gutes Ohr/Musikverständnis.

Kraftübungen für die Finger haben den falschen Fokus und erzeugen zu viel Spannung anstatt der sehr notwendigen Durchlässigkeit.

Liebe Grüße

chiarina
 
warum sollte man denn Muskelkraft für das Klavierspielen trainieren, die man für's Klavierspielen gar nicht braucht?
Wenn dann, dann natürlich die Muskulatur die man zum Klavier spielen auch benötigt.
Schließlich werden Arme, Hand und Finger bewegt.

Will ja jetzt nicht sagen dass man das tun soll, aber so einfach ist die Sache eben nicht und an @Stilblüte s Gedankengang ist doch etwas dran.
Bei Spielsportarten, im leistungsorientierten Bereich als Beispiel, wird durchaus zusätzlich etwas Kraft trainiert. Nicht zu viel.
 
Am meisten hilft es dem Klavierspiel, wenn man seine Intelligenz trainiert. Je mehr man davon einsetzt, umso weniger Kraft braucht man.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Spielsportarten, im leistungsorientierten Bereich als Beispiel, wird durchaus zusätzlich etwas Kraft trainiert. Nicht zu viel.

Bei Handball etc. ist es z.B. wichtig, einen Ball möglichst schnell werfen zu können. Die Wurfkraft von Arm und Körper ist also wichtig und sollte trainiert werden.

Beim Klavierspielen muss aber nicht ein Ball geworfen, sondern eine oder mehrere leichtgängige Taste(n) hinunterbewegt werden. Bei anspruchsvollen Stücken sind es manchmal viele Töne in vielen Lagen (Sprünge). :003:

Ein Tipp: eines der wichtigsten Dinge, die man zum Klavierspielen braucht, ist die Fähigkeit zur blitzschnellen Entspannung (nach einem Anschlag/zwischen den Tönen)!

Uns alle eint doch der Wunsch, möglichst lebendig und gut Klavier zu spielen. Glaub mir, dass dazu Flexibilität, Durchlässigkeit, Koordinationsfähigkeit, ein gutes Ohr und Musikverständnis und die Fähigkeit zur blitzschnellen Entspannung die wichtigsten Faktoren sind. Verrückterweise werden diese Dinge bisweilen als zweitrangig betrachtet. :007: :006: Finger kräftigen hört sich einfach besser an und passt besser in unsere Erfahrungen als z.B. zu singen. :017:

Liebe Grüße

chiarina
 
Wenn Leute unbedingt glauben wollen, dass man zum Klavierspielen durchtrainierte Finger-, Hand- und Armmuskeln braucht, wird man die durch nichts und niemand davon abbringen. Das sieht man auf clavio immer wieder.

CW
 
Ich denke schon dass man unter Umständen eine gewisse Ausdauer im 4ten und 5ten Finger benötigt um Stücke zu spielen wo sie besonders gefordert werden, aber hat das nicht eher was mit Flexiblität, richtigen Bewegungsabläufen und Entspannung zu tun? Und natürlich mit der Koordination, und dem Gehirn. Diese Sachen zu lernen sind beim Klavier spielen doch um einiges wichtiger als Muskelkraft, dass die Muskeln in der Hand bzw. den Fingern stärker werden ist dann halt eher nur ein Nebeneffekt der vom vielen üben kommt, denke ich. Kraft und Stärkung hört man ja oft im Zusammenhang mit Etüden oder Übungen, und viele übertragen das dann irgendwie auf die Muskeln und denken weniger oder kaum an die anderen Dinge, die eigentlich viel wichtiger sind.
 
Uns alle eint doch der Wunsch, möglichst lebendig und gut Klavier zu spielen. Glaub mir, dass dazu Flexibilität, Durchlässigkeit, Koordinationsfähigkeit, ein gutes Ohr und Musikverständnis und die Fähigkeit zur blitzschnellen Entspannung die wichtigsten Faktoren sind. Verrückterweise werden diese Dinge bisweilen als zweitrangig betrachtet.
Glaube ich dir alles.

Noch ein Aspekt ist mir eingefallen und zwar die Muskelermüdung.
Wird lange Konzertiert so kann ich mir durchaus vorstellen dass es zu Ermüdungserscheinungen kommt. Hier ist jemand mit mehr Kraft, bzw. mit der besseren Muskelkoordination, im Vorteil. Das Resultat ist dann, das er länger sein Niveau halten kann weil die Koordination, durch Ermüdung, nicht so sehr darunter leidet.
Dies kann in einem Wettbewerb durchaus einen hörbaren Unterschied ausmachen.
Dies kann vielleicht eine Erklärung sein warum oft Männer Klavierwettbewerbe gewinnen.
 
Ich denke, sehr, sehr, sehr wichtig ist, was @chiarina geschrieben hat: Die Fähigkeit zur absichtlichen, blitzschnellen Entspannung bzw. Teil-Entspannung (z.B. um 70% reduzieren).

Ich füge noch hinzu: Die Fähigkeit, das auszuführen was man möchte mit dem minimalen Aufwand, der nötig ist. Häufig ist viel mehr Aktivität (Bewegung bzw. Bewegungsgröße, Anspannung, Spannungsdauer usw. usf.) beteiligt, als nötig ist.
Aus diesem Grund sieht es bei Profipianisten manchmal so "leicht" aus - sie tun nicht mehr als nötig, und das ist am Ende wirklich meistens sehr, sehr wenig.
 

Wenn dann, dann natürlich die Muskulatur die man zum Klavier spielen auch benötigt.
Schließlich werden Arme, Hand und Finger bewegt.

Wenn Du unbedingt Krafttraining machen möchtest, dann tu das! Du wirst wahrscheinlich Einiges an Deinem Body verbessern, aber nicht das Klavierspiel. ;-)

Fürs Klavierspiel wären zum Beispiel gut: ein leistungsfähiger Rückenstrecker, robuste schräge Bauchmuskulatur, der Trapezius-Komplex, der Deltoideus und noch einige weniger bekannte Gruppen im Schulterbereich. :chr01:


Die Finger jedoch brauchen kein Krafttraining, das über eine zweckmäßige Spieltechnik hinausgeht. Kannste jetzt glauben oder es bleiben lassen.

Wenn etwas trainiert werden muss, dann das Hirn. :026: (vulgo: die Koordinationsfähigkeit)
 
Bei Handball etc. ist es z.B. wichtig, einen Ball möglichst schnell werfen zu können. Die Wurfkraft von Arm und Körper ist also wichtig und sollte trainiert werden.

Beim Klavierspielen muss aber nicht ein Ball geworfen, sondern [...]

Hi Chiarina :-)

Ich glaube, ich liege nicht falsch, wenn ich ( und andere ) demgemäß behaupten:

"Bevor ich den Ball werfen kann, muss ich ihn erstmal greifen."

Greifen kann jeder, wir trainieren es 1000 Mal pro Tag, und die 3 - 7 jährigen Kids, selbst die können's schon für eine gewisse Zeit, nat. immer mit den von Dir erwähnten Entspannungspausen.

Sogar einen Fußball, ich spielte 1. E, 1. D und 2. C - Jugend, kann man, wenn er nicht zu groß ist, sogar im entspr. Alter mit EINER Hand greifen von oben und festhalten.

Aber was sag ich da... ;-)

LG, Olli :super::kuscheln:
 
Noch ein Aspekt ist mir eingefallen und zwar die Muskelermüdung.

Lieber Bavaria blu,

wenn man einen Klavierabend gibt und Profi ist, übt man mehrere Stunden am Tag. Da bekommt man automatisch die nötige Kondition. Ich sagte ja auch schon, dass eine gewisse Fitness und Stärkung der Haltemuskulatur und Körpermitte sinnvoll ist.

Mit der richtigen Technik spielt man außerdem so, dass verschiedene Muskelgruppen beansprucht werden und sich keine Ermüdung einstellt (z.B. Ellipsen). Wenn man bedenkt, dass die Entspannung zwischen den Tönen (grob formuliert) sehr wichtig ist, wirken diese Entspannungsmomente auch der Ermüdung entgegen.

Zum dritten wird man einen Klavierabend so gestalten, dass musikalische wie technische Inhalte sich abwechseln. Der größte Faktor ist nämlich die Konzentration, die unter erschwerten Bedingungen (vor Publikum) aufrecht erhalten werden muss. Also werden gern Stücke nacheinander gespielt, die klanglich miteinander in Kontrast stehen (langsame Stücke - schnelle Stücke; mit verschiedenen Charakteren wie schwermütig - fröhlich, spritzig u.v.a.m.). Diese haben meist auch unterschiedliche technische Anforderungen, was der Ermüdung jeglicher Art entgegen wirkt. Trotzdem ist ein Klavierabend natürlich je nach Programm anstrengend bis sehr anstrengend. Das liegt aber nicht an der Ermüdung der Muskelgruppen. :002:

"Bevor ich den Ball werfen kann, muss ich ihn erstmal greifen."

Absolut richtig! A. Hirzel-Langenhan hat z.B. ein Buch geschrieben "Greifen und Begreifen". Nur ging es ja hier um die Frage, wie viel Kraft aufgewendet werden muss beim Klavierspielen, speziell wie viel Kraft die Finger aufwenden müssen und ob ein Krafttraining der Finger ein geeignetes Mittel ist. Das Greifen vor allem des letzten Fingerendglieds braucht auch keine große Kraft. Letztlich bewegen wir uns, unsere Arme und Finger häufig in Bewegungen, die natürlich sind und die wir auch sonst im Leben machen. Auch Finger können wir ganz natürlich schnell bewegen, z.B. wenn wir ungeduldig auf der Tischplatte trommeln. Die Koordination und Präzision dieser Bewegungen in Verbindung mit einer möglichst klaren Klangvorstellung - das müssen wir lernen! Das Greifen gehört auch dazu.

Liebe Grüße

chiarina
 
Hallo, ich war ganz erstaunt, dass eine einfache persönliche Empfehlung zur Verbesserung der Fingerfertigkeit mit Übungsstücken von Hanon und Carl Czerny so Gehör findet und so stark zum diskutieren anregt. Ich hätte auch über Orgelwerke schreiben können. In vielen Johann Sebastian Bach Orgelwerken werden nicht nur beide Hände sondern auch die Füße im Pedal sehr beansprucht und trainiert. Auch an der Orgel sind verschiedenste Schwierigkeitsgrade mit Fingerläufen oder Fingersprüngen möglich. Z.B. bei der Toccata von Widor, das Stück hab ich vor der Corona Zeit in der schönen und großen St. Quirinus Kirche am Tegernsee bei einer Hochzeit gespielt. Die Ansprache der Orgel-Tasten erfolgt jedoch etwas anders als beim Klavier. Jeder darf seine eigene Meinung vertreten. Auch ich bin für Neuerungen und Tipps dankbar. Während meinen Lehrjahren wurde mir von verschiedenen Pianisten Carl Czerny ans Herz gelegt. Bitte verfolgt jeder seine eigene Übungsweise, mit der er die letzten Jahre erfolgreich musiziert hat.
Habt immer viel Spaß beim Klavierspielen und bleibt Gesund.
Viele Grüße
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo zusammen :026:,

mein Tipp zur Fingerfertigkeit:

Bevor Ihr mit Literaturspiel beginnt, immer ca. 15-30 min. Stücke von Hanon & Czerny üben. Mit diesen Komponisten verbessert Ihr Euer Spiel, die Fingertechnik und Geschicklichkeit. Es kommt dabei nicht auf den Klang an, wie schön die Stücke klingen, sondern auf die Perfektionierung Eurer Fingerfertigkeit, die über Jahre hinweg geübt werden muss.

Bei Hanon werden auf den weißen Tasten die Finger gelockert und unabhängig von einander gespielt.
Auch Übungen für den Daumen empfehle ich, damit dieser gestärkt wird, indem er oft über den Zeigefinger, Mittelfinger oder Ringfinger bewegt wird.

Bei Czerny liegt das Augenmerk auf der Schnelligkeit und der Unabhängigkeit der einzelnen Finger. Versucht es auch mit Änderung der Geschwindkeit oder des Fingersatzes, um die Schwierigkeit zu erhöhen.

Damit werden Eure Finger wieder sehr beweglich, vor allem auch die linke Hand. :super:
Probiert es aus. Jeden Tag ist der Schlüssel zum Erfolg und Eure Finger werden es Euch danken.

Viele Grüße

Krawehl :017:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Zurück
Top Bottom