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der totkranke Zappa ist traurig genug - - dennoch kann ich seine Kompositionen nicht mit Ligeti, Messiaen, Pärt, Glass vergleichen (mögen auch die Ambitionen in ähnliche Richtungen gegangen sein)
Liebe Leute,
die Frage, die mich beim Hören zeitgenössischer Musik umtreibt,
ist weniger die "Ist das nun Kunst / "gut" oder nicht?", sondern:
Was ist mit der überwiegenden Zahl der zeitgenössischen Komponisten los,
daß sie, wenn sie die Muse küßt, fast immer nur Stücke komponieren,
die "rätselhaft", "düster", "problematisch", "bizarr", "ironisch" etc. klingen?
Warum ist die Zahl der Stücke, die "fröhlich", "verspielt", "einfach schön",
"wohltuend-erhebend" etc. klingen, so gering?
Meine These ist, daß sich Menschen, deren Inneres gerne Positives zum
Ausdruck bringen will und für die Musik Ausdruck von Lebensfreude ist,
mehrheitlich nicht Neue-Musik-Komponisten oder -Spieler werden, sondern
sich entweder Jazz/Rock/Pop zuwenden oder aber "klassische Musiker"
werden und das traditionelle Repertoire spielen.
Von selbstverständlichen Ausnahmen abgesehen, scheint mir die Neue Musik
ein Refugium für die psychisch Beladenen unter den Musikern zu sein.
Und wo bleibt das Positive?
Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,
in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:
"Herr Kästner, wo bleibt das Positive?"
Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.
Noch immer räumt ihr dem Guten und Schönen
den leeren Platz überm Sofa ein.
Ihr wollt euch noch immer nicht dran gewöhnen,
gescheit und trotzdem tapfer zu sein.
Ihr braucht schon wieder mal Vaseline,
mit der ihr das trockene Brot beschmiert.
Ihr sagt schon wieder, mit gläubiger Miene:
"Der siebente Himmel wird frisch tapeziert!"
Ihr streut euch Zucker über die Schmerzen
und denkt, unter Zucker verschwänden sie.
Ihr baut schon wieder Balkons vor die Herzen
und nehmt die strampelnde Seele aufs Knie.
Die Spezies Mensch ging aus dem Leime
und mit ihr Haus und Staat und Welt.
Ihr wünscht, daß ich's hübsch zusammenreime,
und denkt, daß es dann zusammenhält?
Ich will nicht schwindeln. Ich werde nicht schwindeln.
Die Zeit ist schwarz, ich mach euch nichts weis.
Es gibt genug Lieferanten von Windeln.
Und manche liefern zum Selbstkostenpreis.
Menschen, die sich jahrelang mit Musik beschäftigen, sind häufig arrogant. :rolleyes:
Also lass dich nicht entmündigen, gubu. ;)
In meinem Beruf habe ich es sehr oft mit Leuten zu tun, die nicht vom Fach sind. Wenn ich denen sagen würde, ihr versteht sowieso nix davon, was ich mache, also haltet den Mund, wenn diese sich (unprofessionell) zu dem äußern, was ich (für sie) tue, würden die mich zum Teufel jagen....Vielmehr muss ich nicht selten sehr viel Zeit darauf verwenden, um zu erklären, was ich da mache oder machen möchte und warum....
ich bin ziemlich sicher, dass auch Deine Geduld auf eine sehr harte Probe gestellt wird, wenn Du von besagten Nicht-Fachleuten Belehrungen über Dein Tun und Fachgebiet erhältst... sowas kommt sicherlich auch gelegentlich vor :D
herzliche Grüße,
Rolf
Dürfen denn nur die Experten Musik bewerten oder darüber sprechen?
Und was fangen diejenigen damit an, die keine Experten sind?
Lieber Gubu,
darf ich Deine Frage als eine rein rhetorische verstehen - oder tue ich Dir damit unrecht?
Ich habe doch extra hervorgehoben, daß mir Wertungen suspekt sind,
die ohne jede Sachkenntnis vorgenommen werden. Reden kann jeder über alles -
passiert ja auch alle naslang. Beim Bewerten hört für mich der Spaß auf.
Ist es zuviel verlangt, sich über eine Sache schlau zu machen, d.h. sie zu verstehen,
ehe man ein Werturteil über sie abgibt? - Ubik wirft mir Arroganz vor.
Ist es nicht eher arrogant, etwas abzuqualifizieren, womit man sich
nur unzureichend beschäftigt hat? Auf jeden Fall ist es unredlich.
Die Frage berührt dabei ein Problem, das nicht erst die Neue Musik mit ihrem Publikum hat,
sondern auch schon ein Teil der älteren Musik: ihre Komplexität, an der selbst professionelle Musiker scheitern
und deretwegen Interpreten und Zuhörer große Verständnisschwierigkeiten haben.
Das gilt für die späten Beethoven-Streichquartette, für Bergs op.1 wie für das Nono-Klavierstück.
Diese - Laien wie Profis abweisende - Schwierigkeit, solche Musik zu verstehen,
ist auf jeden Fall ein großes Unglück. Man kann über sie aber nicht reden,
ohne ihr Gegenteil zu erwähnen, die auf schnelle Verwertbarkeit hin produzierten Waren
aus dem popmusikalischen Bereich (--> Yann Tiersen: "Comptine").
Das eine hat mit dem anderen zu tun. Die zunehmende Komplexion der Harmonik
in der Romantik (Chopin, Liszt, Wagner), die zunehmende Polyphonisierung des Tonsatzes (Brahms)
sind auch dadurch zu erklären, daß die Komponisten ausgetretene Pfade vermeiden wollten -
"Musik auf der Flucht vor dem Warencharakter der Banalität" (TWA) -,
was ihr gutes Recht ist, worüber ihnen allerdings im Verlauf eines Jahrhunderts
das Publikum abhandengekommen ist.
Es gibt kaum einen Komponisten, der über diesen Sachverhalt glücklich wäre.
Nur ist dem Problem nicht mit verordnetem Frohsinn à la Hasenbein beizukommen,
und die Idee, eine Zeitmaschine auf den 15.März 1908 einzustellen, um Schönberg aufzusuchen
und ihn von der Komposition seines ersten, nicht mehr tonartgebundenen Liedes abzuhalten,
wäre für Filme à la "Zurück in die Zukunft" gut geeignet - aber zurückstellen läßt sich die Uhr nicht.
Es wäre also die größte kompositorische Leistung, eingängige Musik zu schreiben,
ohne etwas von der Komplexion, vom erreichten technischen Niveau wieder preiszugeben.
Herzliche Grüße,
Gomez
Bin ich ein Scharlatan (wahrscheinlich ja :p), weil ich mir anmaße, mein (Wert)-Urteil darüber abzugeben?
Und was soll Musik für einen "Zweck" haben, wenn ihr (fast) niemand mehr folgen kann/mag?
Keiner möchte Bücher schreiben, die niemand liest. Maler wollen sich in der Regel über ihre Bilder mitteilen.
Und der Komponist? Ist es ihm egal, ob seine Werke (fast) niemand hören möchte??
Aber mich interessiert viel mehr, warum die Komponisten "Neuer Musik" sich so oft davor scheuen,
ihre Werke, wenn sie denn so schwer verständlich sind, anderen durch Erklärungsversuche näher zu bringen.
Mit der "Komplexion des technischen Niveaus" werden wahrscheinlich irgendwann Ergebnisse erreicht,
die keine Musik mehr sind, sondern nur noch die Summe "technisch komplexierter Töne"....;)....
Ich habe lediglich a) ein sehr deutliches Übergewicht düsterer, bizarrer Stimmungen in der NM festgestellt, was ja nun keiner bestreiten kann, und b) wird es ja wohl erlaubt sein, sich zu fragen, was in der Psyche eines Menschen eigentlich so los ist, wenn seine Imagination ständig düstere, bizarre Klänge hervorbringt.
...Du den bekannten Vorwurf an die Neue Musik-Komponisten bestätigst,
daß sie kompliziert um des Kompliziertseins willen schreiben. Richtig?
- was zu der schönen Schizophrenie führt,
daß er sich in Donaueschingen von genau den Leuten beklatschen läßt, die er angeblich bekämpft,
und theatralisch die Hand beißt, die ihn mit Steuergeldern füttert.
In diesem Wandel von Moderne zu Modernismus bildete sich kompositorisch
etwas heraus, das mit der Idee der Neuen Musik unvereinbar ist: Madrigalismen.
Kein falscher Ton stört dort die Harmonie.