Woran erkenne ich einen guten Klavierlehrer?

Quint Eastwood

Quint Eastwood

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13. März 2021
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Hallo zusammen,
kurz zu mir - ich bin Anfang 50 und spiele seit 3 Jahren Klavier mit wöchentlichem Unterricht. Spielniveau mittelmäßig.
Ich hab inzwischen den dritten Klavierlehrer - der erste verließ Deutschland (nicht wegen mir:002:), der zweite war Musikstudent und zu sehr von seinem eigenen Spiel begeistert, nun der dritte unterrichtet mich seit etwa 15 Monaten.

Mein Problem: Irgendwie werde ich nicht wirklich besser, ich trete auf der Stelle. Mein Verhältnis zu meinem Klavierlehrer ist gut - jedoch gibt er mir zu selten konkrete Hinweise, und Ratschläge bzgl. Fehler oder Verbesserungsmöglichkeiten. Ich spiele eben vor, und er sagt mir was ihm auffällt, aber das meiste davon weiss ich schon selbst. Manchmal denke ich die wesentliche Funktion meines Klavierlehrers ist es mich zum üben zu motivieren, weil ich bei jeder Stunde besser sein will als in der Vorwoche (in Bezug auf das aktuelle Stück). Ich übe übrigens ca 1-2 h täglich - also eigentlich nicht so wenig.

Nun mal die Frage: An welchen Kriterien macht ihr es fest ob Euer Klavierlehrer der richtige ist, bzw. ob er gut oder schlecht ist?

Sollte ich mich doch nach einem anderen Klavierlehrer umschauen? Oder erwarte ich zuviel?
 
gibt er mir zu selten konkrete Hinweise, und Ratschläge bzgl. Fehler oder Verbesserungsmöglichkeiten.
Genau daran erkennst du auf jeden Fall schon mal einen schlechten Lehrer. Dein Lehrer scheint nur zu diagnostizieren und dir zu wenig Impulse zu geben, mit welchen Methoden du zielorientiert arbeiten kannst. Genau das ist aber die Aufgabe von Lehrern.

Einen guten Klavierlehrer erkennst du daran, dass er dir Wege und Möglichkeiten zeigt, mit denen du eigenständig weiterarbeiten kannst. Nicht zuletzt an deinem eigenen Fortschritt merkst du, ob der Unterricht gut ist oder nicht.

Zwar neigen manche erwachsenen Klavierschüler zu Ungeduld und Unzufriedenheit mit sich selbst, aber so wie du das schilderst, ist vermutlich ein Lehrerwechsel angebracht.
 
Netter Nick, @Quint Eastwood :super:
Vielleicht hapert es an der Kommunikation? Wenn du alles nur abnickst, sieht er keinen Handlungsbedarf.
Wenn er sagt was ihm auffällt, frag Du ihn, wie du das konkret besser machen kannst, dass Du Hilfe brauchst, das umzusetzen.
Sag ihm, was Dir fehlt, kommuniziere mit ihm. Sag ihm, was Du erwartest. Das ist Dein Recht, Du zahlst ja für die Stunde.
Wenn das nix bringt (was ich befürchte, denn vielleicht ist das einfach seine Art, zu unterrichten), dann ist ein Wechsel angebracht.
LG
 
Schau dich mal auf der Homepage einer sehr geschätzten KL dieses Forums um, dann weißt Du, was dich bei einem guten Unterricht erwartet:


Rhythmusschulung
Gehörbildung
sehr differenzierte Spieltechniken zur optimalen Erzeugung des gewünschten Klanges und des Spielflusses
Hintergrundwissen zu Epoche, Komponist, Stück
angewandte Musiktheorie
Methoden der Erarbeitung eines Stückes
Methoden des Aufbaues eines Repertoires
Blattspiel, Notenlesen
Improvisation
Gestaltung von Stücken
Spannung und Entspannung bei der Tonerzeugung

u.v.a.m.
 
....

Nun mal die Frage: An welchen Kriterien macht ihr es fest ob Euer Klavierlehrer der richtige ist, bzw. ob er gut oder schlecht ist?

.....
Ich spiele ja erst seit Weihnachten :
mein Klavierlehrer hat bei mir grundsätzlich vor Beginn des Unterrichts, also vor der Schnupperstunde, klare Ziele bekommen, wohin ich will. (in einem Jahr, in zwei Jahren, in 5 Jahren).
Diesen Anspruch habe ich definiert, und der Klavierlehrer ist darauf in den Unterricht mit mir eingestiegen, das was für ihn so o.k.

Er hat auch Infos, was ich gerne an Stücken spielen möchte, von mir nach Prios sortiert.
Ein Stück war viel zu schwer, da hat er dann ne leichte Fassung arrangiert, eigentlich immer noch zu schwer, aber das wird schon.

Der Klacvierlehrer bekommt auch von mir einen ganzen Tag vor der Stunde (oft) die Aufnahme des Übungsstückes samt Info, was mir auffällt , was ich gut empfinde, wo es hakt, wo ich denke (!), das was nicht stimmt o.ä.
Bei groben Fehlern bekomme ich am Vormittag vor der Stunde (die am späten Nachmittag ist) noch ein Feedback , was ggf. noch zur Stunde zu korrigieren sei. - wenn ich Zeit habe.

Der Klavierlehrer macht sich dann zur Vorbereitung der Stunde Gedanken, z.B. ein zusätzliches kleines Übungsstück, das dann im Unterricht besprochen wird, was konkret da aufgrund meiner Probleme zu üben ist.


Bei neuen Übungsstücken gibt es Infos zum Stück , zum Komponist, zu Besonderheiten etc. p.p.
... singen wär auch nicht schlecht ....
und wir planen immer einen konkreten Zeitraum , wann die "fertig" sein sollen.
Fertig == zumindest auf einer zugesandten Aufnahme in Noten korrekt, kein Stocken, Geschwindigkeit 80%.
Die "alten" Stücke werden weiter geübt.

Das gilt halt für mich ganz persönlich, aber vielleicht hilfst es Dir, mal zu Papier zu bringen, was Du erreichen willst, und welchen Anspruch Du hast.


Viel Freude am Klavierspiel .
 
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mein Klavierlehrer hat bei mir grundsätzlich vor Beginn des Unterrichts, also vor der Schnupperstunde, klare Ziele bekommen, wohin ich will. (in einem Jahr, in zwei Jahren, in 5 Jahren).
Diesen Anspruch habe ich definiert, und der Klavierlehrer ist darauf in den Unterricht mit mir eingestiegen, das was für ihn so o.k.
Puh, welcher Optimierungslehre folgst du denn? :008: was für Ziele sind das denn???

Ich sehe mich gar nicht in der Lage, für mich beim Klavierspiel sinnvolle Ziele zu definieren. Ich bin von Stunde zu Stunde neu überrascht, über die noch denkbaren Tiefen und Untiefen des Klavierspiels...
Vor zwei Wochen hätte ich noch überhaupt nicht sagen können, wovon ich heute weiß, dass ich ganz dringend dran arbeiten muss!
Vielleicht macht das guten Klavierunterricht aus? Dass einem ständig bewusst gemacht wird, was man aus einem Stück, aus sich, aus einem technischen Aspekt noch herausholen kann?
Das kann man dann auch gar nicht unbedingt an Stücken und ihren Schwierigkeitsgraden festmachen, finde ich. Wir holen immer wieder Stücke von vor ein paar Monaten hervor und ich höre dann (manchmal), was ich vorher alles nicht gehört habe... nur weil ich ein Stück höheren Schwierigkeitsgrades in Angriff nehme, heißt das ja noch lange nicht, dass ich dann besser spiele. Im Idealfall verbessere ich im Kampf mit dem neuen Stück meine Fähigkeiten für die früheren...

An welchen Stücken ich das am besten lerne, weiß hoffentlich meine KL. Das kann ich echt nicht sinnvoll festlegen. Schon gar nicht für mehrere Jahre... da sind dann auch mal welche dabei, die mir auf den Keks gehen oder an denen ich partiell verzweifle, aber deren Sinnhaftigkeit mir schon einleuchtet... ich lasse mich übrigens auch gern von meiner KL mit der Stückauswahl überraschen.
 
mein Klavierlehrer hat bei mir grundsätzlich vor Beginn des Unterrichts, also vor der Schnupperstunde, klare Ziele bekommen, wohin ich will. (in einem Jahr, in zwei Jahren, in 5 Jahren).
Hui, da ist aber jemand outputorientiert unterwegs. Darf ich fragen, welche Ziele das bei dir waren?

Bzgl. Stücken habe ich ja mehr als genug Ideen, ich wäre dennoch überfordert eine längerfristige Planung zu machen. Weil immer wieder was neues / anderes dazukommt und ich natürlich auch nicht wirklich abschätzen kann, was für mich machbar ist. Meine KL schafft es immer wieder Unbekanntes vorzustellen.

Bei der aktuellen Situation kommt hinzu, dass die Literatur auch für Online Unterricht taugen muss.

@Quint Eastwood
Hast du denn das Gefühl, dass du beim Spielen auch musikalisch weiterkommst?
 
Der Herr ist wahrscheinlich Unternehmensberater. Da macht man auch gerne so lustige 5-Jahres-Pläne, die pure Phantasie sind.
 
Ich habe einfach Mühe mir vorzustellen, 2- oder 5-Jahresziele man für Musikunterricht formulieren könnte.
 
Motivieren gehört bei Kindern fast immer dazu. Bei Erwachsenen setze ich Motivation voraus.
Letztlich geht es ja darum, sich als Klavierlehrer weitgehend überflüssig zu machen, also dem Lernenden das Handwerkszeug mitzugeben, das ihn am Ende befähigt, selbstständig Stücke zu erarbeiten uns musikalisch umzusetzen.
Wenn Du das Gefühl hast, dass Du eh schon weißt, was nicht funktioniert, frag einfach nach dem WIE du es verbessern kannst. Wenn dann keine befriedigende Antwort kommt, schau dich besser woanders um.

Allerdings: Spätanfänger IST nun mal ein Handicap.
 

Puh, welcher Optimierungslehre folgst du denn?

Hui, da ist aber jemand outputorientiert unterwegs.

Der Herr ist wahrscheinlich Unternehmensberater. Da macht man auch gerne so lustige 5-Jahres-Pläne, die pure Phantasie sind.

Jedenfalls setzt er sich nicht drei Jahre bloß brav neben den Lehrer, klimpert was runter und klagt hinterher, dass es langweilig war und er kaum was gelernt hat...

Cee
 
Wie meinst du das? Weil man als Schüler nicht mehr besonders attraktiv für die Lehrkraft sein könnte? Oder weil Anspruch und Möglichkeiten bei Spätanfängern zu weit auseinanderliegen?
Ersteres spielt meistens keine Rolle, das Zweite hängt von den Ansprüchen des Schülers ab. Ich meine nur, man darf als Spätanfänger nicht erwarten, dasselbe Niveau zu erreichen wie ein "Kindanfänger".
 
@Drahtkommode
Ok, da bin ich bei dir. Es fehlt einfach jede Menge Zeit, die man als Kinderanfänger bereits am und mit dem Instrument verbringen konnte.
 
Ich weiß nicht ob die Welt besser wird, wenn jede Woche drei mal im Internetz gefragt werden kann ob der Klavierlehrer was taugt. Ist irgendwie auch die kleine Schwester von "ich suche einen Grund warum ich ggf. auf der Stelle trete."

Es gibt auch Dinge die reifen müssen. Da kann man nicht nach jeder Stunde sagen: "Jou besser geworden". Also ja, klar man betreibt (im besten Fall als Schüler aber in erster Linie als Lehrer) ständig Induktion. Alle winzigen Dinge sind verfädelt (verwoben) in einem Dickicht aus Kosmos und als solcher strukturell erst gesamterfahrbar nach mehr als einer Hand voll Monate des "es geht nicht weiters". Man kann das gesamte Ausmaß aller Zusammenhänge und individuellen Mikrofortschritte schon manchmal schwer als Lehrer überblicken. Wie soll es dann als Laie gehen? Es gibt so viele Entwicklungsprozesse. So viele Einflüsse. Schwankungen. Halbwertszeiten von Vorteilhaften und ephemeren Dingen, die man aber manches mal einfach auch als Gerüst braucht, um das "große Ganze" zu stützen das sich darin, verhüllt noch, erschafft. Viele Lehrmittel sind anfangs Antagonisten. Das eine negiert die Absicht und Wirkung des anderen. Bis mal alles an einem Strang zieht und alles friedliche Früchte trägt, dauert es mitunter. Und die Zeit und Geduld sollte man mit dem Schüler (als auch mit dem Lehrer) haben. Ja, das können viele schwarze Schafe auf jeder Seite ausnutzen. Dem Schüler aber den (u.a. medialen) Druck zu nehmen, Erwartungen ein Stück weit in Selbsterfahrung statt artgerechte Aufzucht umzumünzen. Einfach mal einen Eindruck sedimentieren zu lassen. Ruhe und Vertrauen zuzulassen. Das ist gar nicht so einfach. Überall sitzt einem der Vergleich im Nacken.

Es ist oft ein schmaler Grat und (so empfinde ich das) man braucht ein Gespür dafür Impulse zu geben als auch gewähren zu lassen und Impulse zu unterdrücken.

Manchmal erwartet man schnell zu viel und findet dann im Internet noch bestätigt was man selbst schon lange gemutmaßt hat.

Wenn man als Kind stürzt, oder vom Baum fällt, kann man im Internet im Klavierforum finden dass er die Straße, den Baum oder das Schuhwerk wechseln sollte. Dass man als Erwachsener froh ist gelenkig zu sein und stabile Knochen hat, Gleichgewichtssinn, Kraft, (Lebens-)Sinn und (Lebens-)Freude für und an der Natur und eine Verbindung zu all jenen und noch viel mehr vergessenen Dingen, sieht man nicht.

Übrigens sind Schüler auch oft persistente "Ja und Amen" Sager. Vor allen dann wenn sie nichts verstanden haben, oder nichts verstanden haben. Ein guter Lehrer entlarvt die Maschen des Schülers und ist mit mindestens immer einem Wasser gewaschen als seine Eleven. Kurz: Man sollte auch mal die Schuld / Gründe bei sich suchen und wenn man nichts auf die Kette kriegt eine gesunde Nachfrage- und Dialogkultur entwickeln. Die Missverständnis Quote im Unterricht kann irrsinnig hoch sein.

Ach es ist ein zu weites Feld in dass man zöge...
 
Es fehlt einfach jede Menge Zeit, die man als Kinderanfänger bereits am und mit dem Instrument verbringen konnte.
Ich befürchte, dass ist keine Frage der Zeit in dem von Dir verwendeten Sinn. Sondern das ist eine Frage der Zeitfenster, in denen man bestimmte Dinge lernen kann. Egal wie intensiv sie daran arbeitet, dürfte eine 40-jährige kaum eine Chance zu haben, in den nächsten 20 Jahren das Niveau zu erreichen, dass sie als 5-jährige hätte erreichen können. Für manche Dinge ist der Zug einfach abgefahren.
 
Ich weiß nicht ob die Welt besser wird, wenn jede Woche drei mal im Internetz gefragt werden kann ob der Klavierlehrer was taugt. Ist irgendwie auch die kleine Schwester von "ich suche einen Grund warum ich ggf. auf der Stelle trete."
Nach all den Diskussionen hier im Forum über KKL hatte ich auch schon mal mit dem Gedanken gespielt, hier die provokante Frage zu posten:
"Hilfe, ich werde nicht besser? Ist mein Lehrerer ein KKL?"

Wenn ich täglich 1 Stunde übe, aber xyz trotzdem irgendwie nicht lerne - liegt es dann am Lehrer? :denken:
 
Nö, die Frage, ob es an Dir, dem Lehrer oder an Euch beiden liegt, ist, wenn nur diese Information vorliegt, vollständig offen.

"1 Stunde üben" kann ja bedeuten, dass in dieser Stunde unfassbar unzweckmäßige Kacke passiert. Und die wiederum kann auf Deinem, des Lehrers oder beider Mist gewachsen sein. Was der Fall ist, kann wiederum nur ein GKL feststellen.
 

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