Ich habe auch eine Weile für die Erkenntnis gebraucht: Klavierspielen ist ein extrem zeitintensives Hobby. Welcher Berufstätige investiert täglich eine Stunde oder mehr in sein Hobby und das über Jahre hinweg? Meiner Erfahrung nach die wenigsten. Das Erlernen eines Instrumentes braucht eine gewisse Kontinuität, das ist etwas anderes als an ein paar Wochenenden im Jahr mal das Motorrad aus der Garage zu holen oder sich einmal im Monat mit dem Kegelverein zu treffen. Je nach privater und beruflicher Verpflichtungslage ist das einfach nicht für jeden machbar. Schließlich wird wohl niemand seine sozialen Kontakte fürs Klavier aufgeben wollen und für diejenigen, die beruflich am Schreibtisch sitzen, ist Sport auch eher eine Pflicht als ein Hobby, das man ein bisschen zurückfahren kann.
Lange Rede, gar kein Sinn: Jeder muss selbst entscheiden, ob er die entsprechenden Möglichkeiten hat.
...und wie er seine Prioritäten setzt.
Für Menschen mit hoher beruflicher Auslastung bietet es sich nicht an sich in seinen Hobbys zu verzetteln. Die positive Ressource, die der Entspannung und Erholung vom beruflichen Alltag und der Energiegewinnung dienen soll, würde dann
Ins Gegenteil gekehrt und zu mehr Zeit und Leistungsdruck führen.
ich investiere Zeit mit meinem Klavier zu spielen, weil ich in diesem Tun versinken kann wie ein Kind und und belastende Bereiche meines Privat- und Arbeitslebens ausblenden kann. Das betrachte ich nicht als Pflichtprogramm, sondern als Kür ohne Jury. Das Klavier zieht mich magisch an, bevor ich zur Arbeit fahren spiel ich 5 Minuten ein Stückchen aus meinem Repertoire und abends muss ich mindestens noch ein paar Akkorde spielen bevor ich ins Bett gehe. Ach ja und kurz spiele ich die tagsüber intensiv geübten stellen noch mal an, damit mein Kopf beim schlafen noch bisken was zu tun hat.
Trotzdem kann ich noch soziale Kontakte pflegen, ab und zu ,eine Guzzi aus der Garage holen oder Urlaub mit unserem Campingbus ( Yamaha NP11 an Bord )
Machen. Auf muffige Kellerräume mit Kegelbahnen und Gut Holz Geschrei kann ich verzichten.
Hunde, Natur, Spazierengehen ersetzen sportliche Betätigung, da hab ich mich fürs Klavier entschieden .
Ich arbeite natürlich auch zielgerichtet daraufhin, klangschöne Töne zu erzeugen und die Stücke, die ich spiele in eine fliessende Melodie zu bringen. Ich wäre sehr glücklich, wenn ich irgendwann einige Kinderszenen Stücke spielen könnte und die leichteren Mozart Sonaten, aber ohne beim Spielen ergebnisfixiert und nur das Ziel im Auge zu haben. Muss ich ja auch nicht. Hab ja einen Brotberuf ( herrliches Wort , hab ich hier im Forum kennengelernt).
Es ist ein gutes Gefühl für etwas zu "brennen" (Steilvorlage, ist klar), nix müssen zu können, nicht Profi zu sein, keinem was beweisen müssen. Aber wie gesagt, das ist mein Lebensplan, was das Klavierspiel angeht.
Ich bin halt keine Musikerin, sondern Tastenmusikantin.
Nachtrag: Herje, so viel geschwätzt und das wichtigste vergessen. An Arbeitstagen schaffe ich meist auch nur eine halbe Stunde zu spielen, am Wochenende mehr. Klavierspielen kann auch damit ein erfüllendes Hobby sein, das ist allerdings abhängig von der Erwartungshaltung und der Zielsetzung des Spielers.