Will als Erwachsener Klavier lernen, klappt aber nicht

Vergiss es, bebob99.

Vielen Klavierschülern kannst Du exakteste Anweisungen geben, wie zu üben ist, es mit ihnen zusammen im Unterricht immer wieder exemplarisch durchgehen etc. - zu Hause wird wieder irgendwie so rumgenüdelt.

Das sind alles so Ideen, die theoretisch voll gut und einleuchtend und umsetzbar klingen, aber daran scheitern, wie Menschen (die meisten) nun mal tatsächlich sind.

Wir müssen ja sehen, dass diejenigen, die ÜBERHAUPT sich dazu aufraffen können, regelmäßig eine Sache zu üben, schon die Spitze eines Eisbergs sind!
 
Wir müssen ja sehen, dass diejenigen, die ÜBERHAUPT sich dazu aufraffen können, regelmäßig eine Sache zu üben, schon die Spitze eines Eisbergs sind!

In einem Buch las ich folgendes (sinngemäß): Wenn Sie täglich 2h für das Erlernen einer Fertigkeit aufwenden, werden Sie sie bald besser beherrschen als die meisten Ihrer Mitmenschen.

Wie viel Zeit verplempern wir täglich mit Fernsehen z.B.? Im Jahr 2014 betrug die durchschnittliche Fernsehnutzungsdauer der erwachsenen ÖsterreicherInnen 172 min pro Tag(!), das sind fast 3 Stunden. Was hätte man in dieser Zeit nicht alles sinnvoll anfangen können. 1h ein Instrument spielen, 1h Sport, von mir aus 1h Fernsehen.

Berücksichtigt man nur die Personen, die überhaupt fernsehen (also mich beispielsweise nicht), so kommt man auf eine Nutzungsdauer von über 4h. Welch ungeheure Zeitverschwendung, aber anscheinend haben die Menschen eh nichts Besseres zu tun. Ich schon.

Ein Kollege meinte vor Kurzem, mein Tag müsse mehr Stunden haben als seiner, weil ich täglich 1-2h Klavier übe. Dabei hat er keine Kinder, und wahrscheinlich übernimmt seine Lebensgefährtin den Großteil des Haushaltes.

Ein Instrument spielen ist überhaupt die ultimative Konsumverweigerung. In dieser Zeit bin ich für Berieselung absolut unerreichbar, keinen Werbebotschaften ausgesetzt, ich kaufe nix etc. So gesehen eine Gefahr für die Wirtschaft.
 
20 Minuten Übezeit.....da sollten die Ansprüche an Fortschritte eher niedrig sein und die Geduld um so größer.
Ja, das ist uns schon klar, aber nach
Würde er sein Üben, so wie er es z.Z. praktiziert, hier als Video posten, so wäre klar, dass sich mindestens alle KL, wenn nicht überhaupt alle, die Haare raufen würden über das unplanmäßige, verkrampfte Gedudel. 1x die Woche 30-45 Minuten Unterricht, den Rest der Zeit unbeaufsichtigtes unzweckmäßiges Üben bzw. Klimpern
hatte ich irgendwie gehofft, man könnte das anstatt von "so nicht" als "mach so!" definieren.

@hasenbein : Die Information, dass man auf "unplanmäßiges, verkrampftes Gedudel" verzichten sollte ist zwar wichtig, aber noch kein echter Durchbruch in der Verbesserung des Problems.

Gibt es denn nichts, was man im Sinn von "positiv formulieren" den unorganisierten Schülern raten kann? Du scheinst ja reichlich Erfahrung auf dem Gebiet zu haben. Da rätst Du ja auch deinen Schülern nicht "dudle nicht unzweckmäßig vor Dich hin", sondern wirst eher "achte auf dies" oder "mach zuerst das" sagen. Lässt sich das aufgrund Deiner Erfahrung so zusammenfassen, dass "unorganisierte" Schüler häufig den gleichen Rat bekommen? Wie würde der lauten?

Ich bekomme von meiner KL auch Anweisungen und muss in der nächsten Stunde feststellen, dass ich offenbar wieder auf dies oder jenes nicht geachtet habe, weil es mir daheim schlicht nicht mehr eingefallen ist.

Vielleicht macht es Sinn das mal aufzuschreiben und ans Klavier zu tackern, immer vorausgesetzt, es lässt sich halbwegs verallgemeinern.
 
Naja, ich sehe es so: Wenn man WIRKLICH für das Klavierspielen brennt, dann bekommt man die Zeit irgendwie noch unter, man muss aber auch gerne Abstriche in anderen Bereichen machen, ohne das Gefühl, etwas zu verpassen. Ich gebe mal ein Beispiel, habe ja auch sehr viele Belastungen in zeitlicher Hinsicht:

- Medizinstudium
- das Pferd: jeden Tag muss ich ca. 4h einplanen
- Eine Fernbeziehung mit ca 5h Fahraufwand
- andere Hobbys (Literatur, Philosophie, Skifahren ... )
- und dann eben noch Klavier, wobei ich jeden Tag 1-2h üben möchte.

Ich habe viel gestrichen, auf das ich verzichten kann, um diese Dinge weiter ausüben zu können:

- Vorlesungen: Gehe ich gar nicht mehr hin schon seit Ende des ersten Semesters, in der Zeit morgens lerne ich zuhause gleich konzentriert oder übe Klavier. Besuche nur Praktika und Seminare mit Anwesenheitspflicht. Ansonsten wäre der ganze Morgen "weg" (Anfahrtszeit, dann warten bis alle da sind, viel unnötiges Wissen wird vermittelt) und den brauche ich!
- Fernsehen: Selten bis nie.
- Abends weggehen/mit Freunden "was trinken": War ich nie der Typ für, wenn dann mal alle paar Wochen. Ansonsten habe ich Freunde im Stall und Leute, die selbst Klavier spielen.

Das wichtigste ist für mich eine feststehende Tagesstruktur, die minimal variiert wird.
- 8 - 13 Uhr: Aufstehen, Organisationskram, 1-2h lernen, 1h Klavier üben
- 14 Uhr: Stall, Reiten
- 18 Uhr: Nochmal 1-2h lernen und 1h Klavier üben

D.h., ich habe 3 verschiedene Gebiete, auf denen ich mich täglich verbessern möchte und die mir sehr wichtig sind und die Prioritäten werden je nach Phase (Uni-Prüfungen/"Konzerte"/Reitturniere) etwas verschoben, wobei ich auf keines der Gebiete gänzlich verzichte.
Wenn ich viele Univeranstaltungen besuche, dann eben eine Lern-/Klaviereinheit weniger und 1-2 Mal der Woche ist das Pferd in Beritt.
An Tagen, wo Klavierüben gar nicht geht (z.B. weil ich verreise, im Urlaub bin oÄ), nehme ich mir die Noten mit und versuche, sie auswendig zu lernen oder mental zu üben. Das mache ich erst seit kurzem, weil ich oft dazu gezwungen war, finde es aber sehr effektiv! Auch Aufnahmen hören und dabei mitlesen kann man gar nicht oft genug, wenn man unterwegs ist.

Der TE ist aber Anfänger und ich gestehe, ich weiß nicht, ob ich da auch die Motivation aufbringen würde (weniger reizvolle Stücke, alles hängt noch an den Basisdingen, man ist erwachsen und hat viel jüngere Menschen auf gleichem Level neben sich...). Außerdem ist es auch eine Typfrage: Ich bin gern im "positiven Stress" und finde Langeweile tödlich. Als Berufstätiger hat man zudem nicht mehr die Freiheit, sich den Tag einteilen zu können.

Wenn der TE von sich allein aus nicht das Bedürfnis hatte, die 20 Min zu erhöhen (bzw. es ihm nicht wert ist, wie er selbst meinte), dann bringen aber alle Vorträge hier nichts und er wird
a) sich damit zufrieden geben müssen, was er damit erreicht oder
b) auf lange Sicht aufhören oder
c) irgendwann doch noch "Feuer fangen".
Ich wünsche ihm c)!
 
- Vorlesungen: Gehe ich gar nicht mehr hin schon seit Ende des ersten Semesters, in der Zeit morgens lerne ich zuhause gleich konzentriert oder übe Klavier. Besuche nur Praktika und Seminare mit Anwesenheitspflicht. Ansonsten wäre der ganze Morgen "weg"

Ich kann mich noch gut an das eigene Studium erinnern, das aber nicht mit einem medizinischen Studium vergleichbar war.

Die Mitstudenten, die der Meinung waren man müsste ja gar nicht mehr bei den Vorlesungen aufkreuzen, waren am Ende bei der Diplomverleihung alle nicht mehr dabei.

Also wenn ich ein guter Arzt werden möchte, würde bei mir der Lehrinhalt eines solchen Studiums oberste Priorität geniessen, schon aus Verantwortung gegenüber späteren Patienten.
 
Bebob99, wenn Du wirklich anfangen würdest, zu befolgen, was Deine KL Dir rät, und genau so planmäßig üben würdest, dann würdest Du - sofern Du ein typischer Amateurspieler bist - sehr wahrscheinlich anfangen, Dich zu beschweren: "Mann, ey, ich spiel doch Klavier, weil ich ein wenig SPASS haben will, aber so ist das doch nicht Spaß, sondern voll die trockene, mühsame Arbeit!"

Und Du würdest wieder anfangen, irgendwie so rumzudüdeln.

Das ist ein Hauptgrund für die Übemisere - dass systematisches, sorgfältiges, aufmerksames Üben nicht als "Spaß" empfunden wird und man sich somit um das Versprechen "Musik machen ist echt Fun" betrogen fühlt.
 
Ich kann mich noch gut an das eigene Studium erinnern, das aber nicht mit einem medizinischen Studium vergleichbar war.

Die Mitstudenten, die der Meinung waren man müsste ja gar nicht mehr bei den Vorlesungen aufkreuzen, waren am Ende bei der Diplomverleihung alle nicht mehr dabei.

Also wenn ich ein guter Arzt werden möchte, würde bei mir der Lehrinhalt eines solchen Studiums oberste Priorität geniessen, schon aus Verantwortung gegenüber späteren Patienten.

Also ich bin ja nicht seit gerade eben im Studium (schon 3 Jahre) und bisher habe ich alle Prüfungen sehr gut und ohne Probleme bestanden - ich weiß, was ich tue. ;-)
Und wegen der "Verantwortung gegenüber der Patienten": Das, was für die Praxis relevant ist, haben wir in anwesenheitspflichtigen Praktika und Seminaren, die es zuhauf gibt (Bsp: Kommunikation mit den Patienten, OP - Scheine, damals der Präpkurs usw).
Die Vorlesung ist lediglich eine freiwillige Zusatzveranstaltung; es gibt über die Vorlesungsinhalte stets eine schriftliche Abschlussprüfung, in der das Relevante abgefragt wird. Würde ich das nicht zuhause erarbeiten, würde ich dauernd durchfallen. Ich war schon immer Autodidaktin in theoretischen(!) Dingen, schon in der Schule.
 
4h für ein Medizinstudium? Bei allem Respekt, aber ich gewinne so langsam den Eindruck, dass die künstlerischen Berufe die Looser hier sind. Wieviel übt/lernt ein ERNSTHAFTER Musikstudent? 6, 8 h täglich - also 42-56 h / Woche? Als Designer habe ich anno tobak täglich etwa 10-14h für das Studium aufgebracht! Das ist heute - technikbedingt - etwas weniger, aber auch meine Tochter (7.Sem) kommt locker auf 50-60 Wochenstunden. Ihr bleiben fürs Reiten so ca. 2 x 3 h /Woche und jetzt, während der BA-Arbeit: 0 ...

Und ich sagte noch: Mädel, werde doch Schönheitschirurgin ;-)
 
Gibt es denn nichts, was man im Sinn von "positiv formulieren" den unorganisierten Schülern raten kann? .

Warum positiv formulieren? Heißt das dann: "Ey super, dass Sie wieder auf dieses und jenes nicht geachtet haben, das nächste Mal wird es sicher besser!"?
Wenn ein erwachsener Schüler meine Anweisungen nicht umsetzt, obwohl er sie offensichtlich verstanden hat, übe ich durchaus Kritik. Und lobe eben auch mal nicht, weil es nicht angebracht ist
Ich spreche aus meiner Erfahrung:
- Unorganisiert ist es, wenn ein Schüler nicht das übt, was man besprochen hat.
- Wenn er bestimmte Stückabschnitte nur spielt, und nicht übt. Oder gar nicht übt, und man in der nächsten Stunde wieder von vorne anfangen muss. Frustrierend für Schüler und ermüdend für Lehrer.
- Wenn er sich "nur mal schnell" ans Klavier setzt, um zu üben. Das funktioniert nicht. Der Geist muss wach, und das Fleisch sozusagen willig (gute Sitzposition, nicht nur am Klavier lümmeln zB.) sein wollen.
- Wenn sich ein Schüler das Besprochene - stückbezogen - nicht merken kann, kann man in einem Heft dazu Notizen machen. Einen Übe-Plan kann man machen, zusammen mit dem Schüler. Ob der das umsetzt, oder zumindest versucht, erkennt der Lehrer sehr schnell in der nächsten Übeeinheit.
Es gibt noch sehr viel mehr Punkte. Aber ich muss jetzt Sohnemann von der Schule abholen...
 
4h für ein Medizinstudium? Bei allem Respekt, aber ich gewinne so langsam den Eindruck, dass die künstlerischen Berufe die Looser hier sind. Wieviel übt/lernt ein ERNSTHAFTER Musikstudent? 6, 8 h täglich - also 42-56 h / Woche? Als Designer habe ich anno tobak täglich etwa 10-14h für das Studium aufgebracht! Das ist heute - technikbedingt - etwas weniger, aber auch meine Tochter (7.Sem) kommt locker auf 50-60 Wochenstunden. Ihr bleiben fürs Reiten so ca. 2 x 3 h /Woche und jetzt, während der BA-Arbeit: 0 ...

Und ich sagte noch: Mädel, werde doch Schönheitschirurgin ;-)

Bitte keine falschen Rückschlüsse aus meinem Post ziehen!!
- Ich bin nicht exemplarisch, da ich mit dem kleinstmöglichen Zeitaufwand da durch gehe (Vorlesungen besuchen die meisten schon und das sind 2-3h vormittags, wenn nicht mehr)
- Ich habe nur von der reinen Lernzeit geschrieben, die bei mir 2-4h am Tag beträgt. An manchen Tagen haben wir gar keine Pflichtveranstaltungen, an anderen dafür umso mehr. Letzte Woche hatte ich ungelogen einen Tag der so aussah: 9:30 - 13:30 Uhr Praktikum, 15:00 - 18:00 Seminar, 19:30 - 21:30 Uhr Seminar. Ich war also den ganzen Tag an der Uni. Bei mir kommt das oft so vor, dass die Woche fast leer ist bis auf 2 "Hammertage".
- Ich lerne um Glück sehr schnell auswendig (visuell).
Insgesamt ist das Medizinstudium eines mit der höchsten Krankschreibungsrate wegen Stresssymptomen.

Ok, back to topic. :)
 

Warum positiv formulieren? Heißt das dann: "Ey super, dass Sie wieder auf dieses und jenes nicht geachtet haben, das nächste Mal wird es sicher besser!"?
Ich glaube, Du hast das mit dem "positiv formulieren" falsch verstanden. Gemeint ist damit keine kritiklose Lobhudelei, sondern im Gegensatz zu negativen Formulierungen ("Lass dies", "jenes ist verkehrt") Aussagen wie "Tu dies", "mach jenes so und so".

Bei konstruktiver Kritik kommen idealerweise beide Aussageformen vor. Negative zum Aufzeigen von Fehlern und Schwächen, positive als Anweisung zur Verbesserung. Noch besser ist es vermutlich, dem Schüler Anregungen zu geben, mit denen er auf die richtigen Ideen zur Verbesserung selber kommt.
 
Bitte keine falschen Rückschlüsse aus meinem Post ziehen!!
- Ich bin nicht exemplarisch, da ich mit dem kleinstmöglichen Zeitaufwand da durch gehe (Vorlesungen besuchen die meisten schon und das sind 2-3h vormittags, wenn nicht mehr)
- Ich habe nur von der reinen Lernzeit geschrieben, die bei mir 2-4h am Tag beträgt. An manchen Tagen haben wir gar keine Pflichtveranstaltungen, an anderen dafür umso mehr. Letzte Woche hatte ich ungelogen einen Tag der so aussah: 9:30 - 13:30 Uhr Praktikum, 15:00 - 18:00 Seminar, 19:30 - 21:30 Uhr Seminar. Ich war also den ganzen Tag an der Uni. Bei mir kommt das oft so vor, dass die Woche fast leer ist bis auf 2 "Hammertage".
- Ich lerne um Glück sehr schnell auswendig (visuell).
Insgesamt ist das Medizinstudium eines mit der höchsten Krankschreibungsrate wegen Stresssymptomen.

Ok, back to topic. :)

Zu meiner Zeit haben die Vorlesungen um 07.15 h angefangen und gingen an reinen Vorlesungstagen bis 16.30, bei 90 Minuten Mittag.
Hatten wir Labor ging ein solcher Tag bis 19.00 Uhr. War man gut und schnell im Labor konnte man eine Menge Freie Zeit haben, weil man dann nicht weiter kommen musste.
In den Vorlesungen war allg. Anwesenheitspflicht, was gelegentlich durch eine Unterschriftsrunde überprüft wurde, aber auch nicht jeden kümmerte.
 
Zu meiner Zeit haben die Vorlesungen um 07.15 h angefangen und gingen an reinen Vorlesungstagen bis 16.30, bei 90 Minuten Mittag.
Hatten wir Labor ging ein solcher Tag bis 19.00 Uhr. War man gut und schnell im Labor konnte man eine Menge Freie Zeit haben, weil man dann nicht weiter kommen musste.
In den Vorlesungen war allg. Anwesenheitspflicht, was gelegentlich durch eine Unterschriftsrunde überprüft wurde, aber auch nicht jeden kümmerte.

Das, was bei euch die VLs waren, sind bei uns Seminare und Praktika. Die VLs können bei uns nur vormittags sein, da die Stundenpläne je nach SIMED - Gruppe (eine bestimmte Studenten - Gruppe à 5-6 Leute, in die Du für das Semester eingeteilt bist, es gibt über 20 oder 30 SIMED - Gruppen) individuell verschieden sind - selbst für Studenten im gleichen Semester. Damit also keiner VLs verpassen muss wegen der vielen individuellen Seminare und Praktika, können die ausschließlich vormittags stattfinden. Und es gibt explizit keine Anwesenheitspflicht dort.
 
Bitte keine falschen Rückschlüsse aus meinem Post ziehen!!
- Ich bin nicht exemplarisch, da ich mit dem kleinstmöglichen Zeitaufwand da durch gehe (Vorlesungen besuchen die meisten schon und das sind 2-3h vormittags, wenn nicht mehr)
- Ich habe nur von der reinen Lernzeit geschrieben, die bei mir 2-4h am Tag beträgt. An manchen Tagen haben wir gar keine Pflichtveranstaltungen, an anderen dafür umso mehr. Letzte Woche hatte ich ungelogen einen Tag der so aussah: 9:30 - 13:30 Uhr Praktikum, 15:00 - 18:00 Seminar, 19:30 - 21:30 Uhr Seminar. Ich war also den ganzen Tag an der Uni. Bei mir kommt das oft so vor, dass die Woche fast leer ist bis auf 2 "Hammertage".
- Ich lerne um Glück sehr schnell auswendig (visuell).
Insgesamt ist das Medizinstudium eines mit der höchsten Krankschreibungsrate wegen Stresssymptomen.

Ok, back to topic. :)


Da bin ich ja beruhigt. So langsam kommen nämlich meine Ärzte in ein Alter, wo sie locker meine Kinder sein könnten. Das ist nicht unbedingt vertrauensfördernd ;-) (Wobei ich auch schon welche kennenlernen durfte, denen ich wirklich blind mein Leben anvertrauen könnte).
 
- Medizinstudium
- das Pferd: jeden Tag muss ich ca. 4h einplanen
- Eine Fernbeziehung mit ca 5h Fahraufwand
- andere Hobbys (Literatur, Philosophie, Skifahren ... )
- und dann eben noch Klavier, wobei ich jeden Tag 1-2h üben möchte.

Schön. Ich war während meiner ersten 4 Semester Werksstudent bei MAN und habe dort fast täglich ein paar Stunden gearbeitet. Nach dem Vordiplom war ich studentische Hilfskraft mit 15 Wochenstunden, während der Dissertation HiWi mit 19 Wochenstunden. Freizeit: nahezu null. Ich habe geschuppert wie 'ne Hafennutte.

Meine Frau ist ebenfalls Medizinerin, sie ist fast während des gesamten Studiums auf dem Rettungswagen mitgefahren, in den Semesterferien hat sie auf der AV-Hütte ihrer Eltern gearbeitet und während der Facharztausbildung hat sie mehr oder weniger im Krankenhaus gewohnt.

Irgendwas haben wir ganz offensichtlich verkehrt gemacht.

Grüße, Jörg
 
Chopinne war so nett uns ihren Alltag zu beschreiben im Kontext des Setzens von Prioritäten bezüglich des Klavierübens. Muss das wirklich Anlass sein, ihr zu unterstellen, sie würde eine schlechte Ärztin werden oder von dem eigenen ganz harten Studium im Gegensatz zu ihrem Lotterleben zu erzählen? Finde ich sehr unangemessen.
 
...dann würdest Du - sofern Du ein typischer Amateurspieler bist - sehr wahrscheinlich anfangen, Dich zu beschweren: "Mann, ey, ich spiel doch Klavier, weil ich ein wenig SPASS haben will, aber so ist das doch nicht Spaß, sondern voll die trockene, mühsame Arbeit!"
Na dann bin ich vermutlich nicht der typische Amateurspieler. Ich bin auch nicht so der Spaßtyp. Ich kann problemlos und auch lange "konzentriert" oder "medidativ versunken" Tonleiter Übungen machen, Sprünge üben oder (einfache) Stücke im Zeitlupentempo drücken (spielen kann man da nicht sagen). Wobei letzteres mir allerdings besonders schwer fällt, wenn ein paar Takte hintereinander schon erkennbar besser gehen als andere.

Dabei kann ich mich an jedem einzelnen Ton erfreuen wenn er "richtig" angeschlagen wurde, oder wenn zwei oder mehr gleichzeitig angeschlagene Noten ausnahmsweise wirklich gleichzeitig waren, wenn ich nach vielen Wiederholungen ein paar Takte vom Feeling und der Artikulation endlich so hin bekomme, dass es für mich überzeugend nach Musik klingt. Leider ist dieses Erlebnis noch nicht von Dauer und entschwindet schneller als mir lieb ist.

Es hat sich bei mir allerdings das bisher nicht entwickelt, was ich aus manchen Posts heraus lese und was scheinbar vielen mehr oder weniger intuitiv gelingt: Das Übertragen von gehörten oder erinnerten Tönen auf das Instrument. Auch meine KL meinte einmal: Wenn ich mich verspiele, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass ich mit der Melodie noch immer nicht richtig vertraut bin. Aber das ist nicht so. Ich kann die Melodie vorwärts und vielleicht auch rückwärts, tagsüber und auch dann wenn man mich mitten in der Nacht aufweckt fehlerlos pfeifen oder singen. Nur erklärt mir das ja nicht wo ich mit den Finger hin soll, damit das am Instrument auch so klingt.

Die Tasten auf meinem Klavier sind stumm und ununterscheidbar, ein Meer an weißen und schwarzen Flecken, bis ich auf eine drücke und dann höre ich wie es klingt. Ah! Mit etwas Glück bin ich dann in der Nähe des Tons, den ich eigentlich wollte.

Ich fange an Intervalle in den Noten mit Finger Abständen zum aktuellen Ton zu erahnen, ohne mich konkret mit dem Notennamen auseinandersetzen zu müssen. Ich übe meine Stücke auch "auswendig mit Beobachtung der Hände", bekomme also mit der Zeit eine Vorstellung in welchem Stück ich wann die Finger zwischen welche Tasten bekommen muss. Das ist dann eine optische Geschichte. Allerdings hält auch das nicht lange vor. Die Finger bewegen sich aber immer noch nicht, dort hin, weil es musikalisch notwendig ist, sondern weil ich quasi nur die Bewegungs Vorschrift abspule. Nicht die Art wie man später mal sinnvoll "irgendwas" spielen können wird.

Kaum spiele ich etwas ein paar Tage nicht, schon verschwindet es im Nebel der Geschichte. Nicht richtig fixiert, oder "das Prinzip" nicht verinnerlicht. Irgend so etwas.

Noch bin ich der Meinung, dass sich alle diese verschiedenen Zugänge zur Melodie "irgendwann" einmal zu etwas ganzem zusammen fügen, dass Beharrlichkeit auch langfristig zum Ziel führt. Dauert's eben länger.

"Verkopft" nannte das mal wer ganz richtig. Ich erkenne die technischen Zusammenhänge. "es" spielt nur keine Musik.

Das ist nicht meine Diskussion hier, aber ich finde mich an einigen Stellen wieder und möglicherweise andere auch. Schüler, besonders Erwachsene sind nicht zwangsläufig und von Natur aus faul oder stur, wollen schlicht nicht das tun, was der KL schon zum hundertsten mal gepredigt hat. Letztendlich muss man sich im entscheidenden Moment auch daran erinnern, dass der KL genau dazu einen wichtigen Hinweis gegeben hat. Man fixiert sich womöglich auf einen (hoffentlich wichtigen) Teil, an dem man erkennbar Probleme hat und schon ist etwas anderes wichtiges der Aufmerksamkeit wieder entschwunden. Oder viel davon. Am Ende der Woche hat man einen Aspekt gerade mal so halbherzig geübt und die alten Fehler dafür gezielt vertieft. Ups! vergessen...

Ich bin Computer Fachmann. Ich muss andauernd Usern immer wieder die einfachsten Dinge erklären. Wieder und wieder. Usern, die schon 20 Jahre am Computer arbeiten. Die sind scheinbar einfach zu blöd, um sich zu merken, dass manche Programme unerwartet den Standard Ducker ändern, oder warum man trotz Voreinstellung den Papierschacht manuell selektieren muss, warum man sich selber merken muss wohin man Dateien speichert oder dass ein Backup das man abbricht genau die Daten nicht enthält auf die man besonderen Wert legt. Faules Pack das. Was wäre mein Tag einfach, wenn die das beim ersten oder wenigstens beim zweiten mal kapieren würden und dann einfach nur GENAU SO machen, wie ich es ihnen schon .. was red' ich mir den Mund fusselig .. dazu braucht man doch wirklich kein Diplom... AAAAH!!
 
Man fixiert sich womöglich auf einen (hoffentlich wichtigen) Teil, an dem man erkennbar Probleme hat und schon ist etwas anderes wichtiges der Aufmerksamkeit wieder entschwunden. Oder viel davon. Am Ende der Woche hat man einen Aspekt gerade mal so halbherzig geübt und die alten Fehler dafür gezielt vertieft. Ups! vergessen...
Um das zu umgehen mach ich z.B. mir ab jetzt immer Notizen nach der Stunde, was mir der KL gesagt hat und diese Punkte arbeite ich dann ab. Zusätzlich gönne ich mir zeit um das derzeitige Stück voran zu bringen. Ich denke, damit wird es gut laufen.

Ich bin Computer Fachmann. Ich muss andauernd Usern immer wieder die einfachsten Dinge erklären. Wieder und wieder. Usern, die schon 20 Jahre am Computer arbeiten. Die sind scheinbar einfach zu blöd, um sich zu merken, dass manche Programme unerwartet den Standard Ducker ändern, oder warum man trotz Voreinstellung den Papierschacht manuell selektieren muss, warum man sich selber merken muss wohin man Dateien speichert oder dass ein Backup das man abbricht genau die Daten nicht enthält auf die man besonderen Wert legt. Faules Pack das. Was wäre mein Tag einfach, wenn die das beim ersten oder wenigstens beim zweiten mal kapieren würden und dann einfach nur GENAU SO machen, wie ich es ihnen schon .. was red' ich mir den Mund fusselig .. dazu braucht man doch wirklich kein Diplom... AAAAH!!
Sei froh, dass sicher der IT Branche Jobs :-D:-D

Aber ich kenn das - da erklärste den neuen Programmierazubis zum hundertsten Mal was der Unterschied zwischen Klasse und Objekt ist, was deklarieren und initialisieren bedeutet, wie die einzelnen Operatorenarten heißen und am nächsten Tag haben sie es dann schon wieder vergessen :lol:
 
Irgendwas haben wir ganz offensichtlich verkehrt gemacht.

Grüße, Jörg

Nein, ganz bestimmt nicht. Aber nicht jeder hatte eine entsprechende Spielgeldladung zur Verfügung.
Ich würde daher sagen, dass was Du geschrieben hast, für den breiten Schnitt ebenfalls normal war.

Ich hatte damals während des Studium die gute Gelegenheit in einer Taxizentrale arbeiten zu können. Das Unternehme hatte vier Wagen, eine Schicht ging 6 Stunden und pro Stunde gab es sechs Mark, nachts acht Mark. Die Taxizentrale befand sich im Wohnzimmer des Inhabers. :-)
 

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