Qualität von Klavierunterricht

PS. Dein Gedankengang, Stephan, wäre übrigens nur dann "richtig" gewesen, wenn sie noch Vertrauen zu Ihrem KL gehabt hätte. War aber nicht so.

Nanana: Vertrauen muß jederzeit aufs Neue erworben werden -
und immer wesentlich grundlegend sein.

Ein überaus wichtiges Paradox.

naja, und so weiter:

es ist eben doch nicht ganz soooo einfach......
 
Hi Stephan; ich muss da noch was nachschieben, weil Spielerin wohl schon im Bett ist

impliziert, daß sich mit dem, was ich ihr sagte, nix anfangen läßt.
im Gegensatz zu meinem Geschreibsel. Schau mal, Spielerin hat lange Stories geschrieben und viele Leute haben lange Stories (nicht abwertend) zurückgeschrieben. Und dann kristallisiert sich da so ein Satz heraus:

Nur: ob ich mit dem Violinschlüssel allein beginne - und das ein Jahr lang - oder sofort beide Schlüssel unterrichte , das scheint mir wesentlich.
Die Hervorhebung ist von mir. Weil es genau darauf ankommt. Es ist IHR wichtig. Und seit einem Jahr kriegt SIE das nicht. Daher meine sehr klare (aber nicht beruflich kompetente) Antwort.

Erinnert mich an Arztbesuche: Ich komme mit einem klaren Wehwehchen. Dann ist MIR ein kleines Akuthilfsmittel am liebsten. Langfristig ist die ganzheitliche Behandlung, Seelenerforschung usw.usf. für meinen Körper/Geist natürlich das Beste. Aber glücklich bin ich in dem Moment nicht damit. Denn ZUNÄCHST möchte ich das akute Wehweh abstellen. Und das ist der Moment, wo der pillenverschreibende Quacksalber (thats me) den Homöopathen mit höchstem Berufsethos, der mit Leib und Seele dabei ist (thats you:D), aussticht.

So ist das im Leben. Manchmal braucht es einfache Antworten. Solange sie nicht dauerhaft den Blick auf die "Wahrheit" verstellen.
 
Die Hervorhebung ist von mir. Weil es genau darauf ankommt. Es ist IHR wichtig. Und seit einem Jahr kriegt SIE das nicht. Daher meine sehr klare (aber nicht beruflich kompetente) Antwort.


Ja: aber das ist doch das Traurige!

Wär sie doch zu mir gekommen!

Das dauert fünf Minuten! HÖCHSTENS!

Das lernt bei mir JEDES Kind! In der ersten Stunde!

Und das Allerschlimmste:

Es ist überhaupt nicht so wichtig.....

Achja

stephan
 
Stephan, ich spar mir das Zitieren deines ganzes Posts. Aber ich finde, jetzt wird es interessant!!!! Wenn Du Lust hast, präzisiere das doch ein wenig - notfalls in einem anderen Faden.

Und das Allerschlimmste:
Es ist überhaupt nicht so wichtig.....
Und das macht mich am neugierigsten.

In gespannter Erwartung.
 

Und genau das freut mich:

dazu brauchts keinen "neuen" Faden.

Das allerallerallerwichtigste ist das HERZ


VOLLKOMMEN WURSCHT
, ob blutiger "Anfänger" oder
"Profi" - auf diese "Differenz" ist glatt geschissen.



Am Wege jedes Kind? Wohl ärmer, aber wieviel wunderbarer!

Borchardt​


Stell doch bitte noch viel exactere Fragen, dann kann ich noch
sehr viel exacter antworten.

Und das widerum würde mich noch mehr freun.


Aber das machen wir vielleicht morgen, denn jetzt geh ich
auch ins Bett.


Herzliche Grüße

stephan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,
nun hab ich alles gelesen, Vieles ist schon gesagt.

In meinen Augen sind folgende Punkte immens wichtig:

-Respektvoller Umgang miteinander
-eine Atmosphäre, in der sich der Lernende einigermaßen wohlfühlen kann
-Vertrauensbasis zum Lehrer muss vorhanden sein
-dito gutes Bauchgefühl
-es muss auch möglich sein, zu sagen, was man lernen möchte.
-Unterricht muss auch Spaß machen- zumindest so viel Spaß, dass man über Durststrecken hinwegkommt.
-Ziele von Schüler und KL müssen schon eine große Schnittmenge aufweisen.

Wenn Du unsicher bist, Spielerin, sieh dich anderweitig um, nimm Probestunden und hospitiere. Vergleiche und entscheide dann!

LG
violapiano
 
@ pppetc:
Das allerallerallerwichtigste ist das HERZ
VOLLKOMMEN WURSCHT, ob blutiger "Anfänger" oder
"Profi" - auf diese "Differenz" ist glatt geschissen.

Ich habe hier - selbst Anfänger - mich erdreistet, andern Anfängern zu raten "Spielt falsch - aber spielt mit Herz". Und jetzt kommst Du daher und bestätigst meine Mutmachparole. :D

Jetzt frage ich mal ganz überspitzt: Ich "hänge mein ganzes Herz rein" und werde dann - irgendwann - besser spielen, als der fleissige Über ohne Herz? Wobei bereits "besser" ein höchst fragwürdiges Wörtchen darstellt.

Nehmen wir mal den "ganz normalen 08/15-Schüler". Was rätst Du ihm?
Ok, Herz ganz vornedran - aber wie sollte man andere Aspekte gewichten? Auf die Frage kannst Du jetzt natürlich antworten "Wenn Herz da ist, ergibt sich alles andere automatisch" (was auch "irgendwie" richtig ist) - ich hätte es aber gerne etwas konkreter...

Ich habe jetzt gleich Klavierstunde. Die Ratio befiehlt, die Stücke in Bearbeitung abzuspielen, Fragen zu stellen und Verbesserungen anzunehmen und umzusetzen. Das Herz allerdings würde jetzt - die Sonne scheint so schön - gerne den strahlenden (schrillen) Klang des leicht verstimmten Yamahas lauschend und frei von jeder Harmonik ausloten.
Soll ich wirklich? Dafür brauchts aber den/die KL, die das mitträgt...

Tasten wir uns voran.
 
" Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
 
Guten Morgen allerseits!




Ein typisches Telephonat

Anrufer: "Guten Abend! Wenn ich an ihrem Fenster vorbeigehe, dann
spielen Sie immer so schön Klavier! Mein Sohn möchte jetzt auch
Klavierspielen lernen."

Ich:"Ahja?"

Anrufer:"Ja - und da dachte ich, vielleicht könnten Sie ihn unterrichten?!"

Ich:"Momentan ist das leider nicht möglich: dafür habe ich keine Zeit.
Außerdem sage ich Ihnen jetzt auf den Kopf zu, was Sie dafür bezahlen möchten:
so etwa 15 bis 20 Euro die Stunde - stimmts?"

Anrufer:"Hmmm, stimmt - woher wissen Sie das?"

Ich:"Ich weiß es nicht genau, das war bloß sone Vermutung meinerseits.
Sie sollten vielleicht bedenken, daß allein eine Stunde in der Auto-Werkstatt
heutzutage 90 Euro kostet - Wieviel Stunden darf ich ihrem Sohn geben, damit
ich nen Reifen wechseln lassen kann?"

Anrufer:"Wenn das so ist...."

Ich:"Ja, so ist das - und meine Schuld isses mit Sicherheit nicht. Aber ich
mache Ihnen einen Vorschlag - haben Sie was zu schreiben? Ok.: Ich nenne
Ihnen jetzt eine Reihe von Buchtiteln und Webadressen. Die lesen Sie bitte.
Das wird vielleicht ne Woche dauern, das kommt auf Ihre Zeit an. Dann
rufen Sie mich wieder an, und wir trinken zusammen nen Kaffee, ich lerne
ihren Sohn kennen, und ich helfe Ihnen, ein gutes Klavier zu besorgen,
und guten Unterricht; dafür nehme ich kein Geld von Ihnen - schließlich
sind wir ja Nachbarn."

- folgt Diktat der Buchliste und der Adressen -

Nach diesem Telephonat geschah nichts mehr - allerdings erfuhr ich
von einer andern Nachbarin, die mit dem Anrufer ebenfalls nachbarlichen
Kontakt pflegt, von einer Beschwerde über mich:
"Weißt Du, was der von mir verlangt hat? Bevor ich meinen Sohn in den
Klavierunterricht schicke, soll ich erstmal ein Buch lesen! Unglaublich!"​



Ich erzähle das deshalb, weil man gern übersieht, daß von beiden Seiten
Leistungen erbracht werden müssen - vom Lehrer, und vom Schüler.

Mit welchem Recht werden kostenlose Probestunden vom Lehrer verlangt?

Umgekehrt wird auch ein Schuh draus: Der Lehrer müßte sich vorab ein
paar Stunden bezahlen lassen, in denen er den Schüler testet....


Wobei ich nun tatsächlich nichts gegen unentgeltliche Arbeit habe:
das gehört ja beinahe zu meinen Grundprinzipien.


Nix für ungut -

Grüße an Alle

stephan
 

Moin fisherman

- ich hätte es aber gerne etwas konkreter...

Wer nicht?

Jetzt issses so: konkret ist eben konkret.

Ich kann kaum allgemeine Sätze dazu sagen, ich muß den
jeweiligen Menschen kennen.

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, daß etwas Allgemeines sich
oft am besten paradox formulieren läßt:

Du brauchst ein unbedingtes Selbstvertrauen - und Du brauchst
permanente Selbstkritik.

Dabei gilt es, die Waage zu halten - kippts aus dem Gleichgewicht,
wirds oft gefährlich und verzerrt.

Allerdings kann man diese temporären Schwankungen widerum
zum Guten nutzen - Du siehst, bereits nach paar Sätzen wirds
ziemlich verschwurbelt.

Vielleicht kann man sagen:

Ein guter Lehrer ist immer solidarisch mit seinen Schülern -
und unsolidarisch mit sich selbst.



Viele Grüße

stephan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielleicht bin ich ein wenig langsam im denken? Jedenfalls gestehe ich, das ich nicht kapiere was das Herz mit der Frage zu tun hat, ob es "normal" ist, den Bassschlüssel erst nach vielen Monaten dazu zu nehmen.

Vielleicht könnte mir da mal Jemand bitte weiterhelfen?
 
Vielleicht bin ich ein wenig langsam im denken? Jedenfalls gestehe ich, das ich nicht kapiere was das Herz mit der Frage zu tun hat, ob es "normal" ist, den Bassschlüssel erst nach vielen Monaten dazu zu nehmen.

Vielleicht könnte mir da mal Jemand bitte weiterhelfen?

Ich denke, es ist nicht normal und auch nicht sinnvoll, den Baßschlüssel erst nach vielen Monaten dazu zu lernen. Ebenso wäre es nicht sinnvoll, monatelang nur mit der rechten Hand zu spielen.

Das wichtigste Qualitätskriterium für guten Unterricht ist aber, dass der Schüler von Anfang an lernt, ausdrucksvoll zu spielen, etwas zu sagen, also "mit Herz" zu spielen. Dazu reicht es natürlich nicht, wenn der Lehrer fordert: "Spiel halt mit mehr Herz" ;)

Ich beginne den Anfangsunterricht fast immer mit Kinderliedern. Wenn wir z.B. "Winter ade" spielen, wird das Lied zuerst gesungen, dann wird der Text untersucht, wo sind Betonungen. Beim Win-ter ist das Win- betont, das -ter unbetont. Dieses "schwer-leicht" kann man gezielt üben.

Ich versuche meine Schüler möglichst frühzeitig für die Wahrnehmung feiner dynamischer und auch rhythmischer Nuancen zu sensibilisieren. Hinhören und Wahrnehmen ist Voraussetzung für ausdrucksvolles Klavierspiel.

Neuhaus hat es sehr schön auf den Punkt gebracht:
"Die Arbeit am künstlerischen Bild muss gleichzeitig mit dem Anfangsunterricht des Klavierspiels und mit dem Erlernen der Noten beginnen. Ich will damit sagen: Wenn ein Kind irgendeine ganz einfache Melodie wiedergeben kann, ist es notwendig zu erreichen, dass dieser ursprüngliche "Vortrag" ausdrucksvoll ist, das heißt, dass der Charakter der Wiedergabe genau dem Charakter (dem "Inhalt") der betreffenden Melodie entspricht; zu diesem Zweck empfiehlt es sich besonders, Volksmelodien zu benutzen, in denen der emotional-poetische Kern viel stärker hervortritt als selbst in den besseren Unterrichtswerken für Kinder. Man muss vom Kind möglichst früh verlangen, dass es eine traurige Melodie traurig, eine muntere munter, eine feierliche feierlich spielt usw. und seine künstlerisch-musikalische Absicht klar ausdrücken kann."
 
Einen kleinen Gedanken zum Herz möchte ich hier auch noch einwerfen.
Gerade beim Klavierspielen ist es doch von elementarer Wichtigkeit mit dem Herzen dabei zu sein.
Da ausgerechnet das Klavierspielen nicht zu den überlebensnotwendigen Tätigkeiten gehört, warum sollte ich diese also ausführen, wenn ich nicht mit dem Herzen dabei bin?

Insofern stellt für mich "mit dem Herzen" dabei sein keinen Widerspruch dar, dass man deshalb weniger üben müsste. Ganz im Gegenteil, weil mir etwas an der Sache liegt muss ich mir erst gar keine Argumente zusammenschustern, warum ich üben sollte. Ich werde dann also automatisch sogar noch mehr üben!

Kann mich im übrigen dem letzten Beitrag von Franz und pppetcs Zitat voll und ganz anschliessen.
 
Umgekehrt wird auch ein Schuh draus: Der Lehrer müßte sich vorab ein
paar Stunden bezahlen lassen, in denen er den Schüler testet....

Also bei meiner neuen Lehrerin war es genau wie du beschreibst. Sie sagte bereits am Telefon, dass sie nicht viel Zeit hat um neue Schüler aufzunehmen, aber wir können gern eine Probestunde vereinbaren, zum ermäßigten Satz (also nicht kostenlos) und wir stellen fest ob es passt. Sie meinte, dass Sie auch eine gewisse Einstellung und Substanz vom Schüler erwartet, und auch ich hatte eine gewisse Erwartungshaltung. Kurzum es hat dann gepasst und wir arbeiten weiter zusammen.

Ich denke der Sinn einer Probestunde sollte also immer das gegenseitige Kennenlernen sein. Hier sollten die Interessen des Lehrers und Schülers konform gehen. Fälschlicherweise wird so etwas meist nicht gesehen, sondern eine Probestunde heißt vielmehr kann ich mit dem Lehrer und selten umgekehrt.
 
Vielleicht könnte mir da mal Jemand bitte weiterhelfen?

Klar, wird gemacht.

Vielleicht bin ich ein wenig langsam im denken?

Das muß nicht notwendigerweise ein Schade sein:
was lange währt, wird endlich gut.
Alban Berg beispielsweise hat in der Regel lange
nachgedacht und gezögert, bevor er etwas sagte.

Jedenfalls gestehe ich, das ich nicht kapiere was das Herz mit der Frage zu tun hat, ob es "normal" ist, den Bassschlüssel erst nach vielen Monaten dazu zu nehmen.

Ob man mit dem Notenlesen in der ersten Stunde beginnt, hängt
sicherlich von den Umständen ab: hast Du etwa jemanden vor Dir,
den das brennend intressiert - wieso nicht?

Sobald man aber damit beginnt - egal wann - sollte man es
von Anfang an richtig tun:

So erfahren Leute, die mich fragen, soviel als irgend
möglich übers Notenlesen und -schreiben; von der ersten
Minute an:

Sie erfahren nicht lediglich, was ein Violinschlüssel
ist, sie sehen auch, was ein Baß-, ein Alt-, ein
uswusf-Schlüssel ist, sie schreiben sofort ihre ersten
Notensysteme selbst, und auch die erste Melodie,
die sie gespielt haben - kurz: sie lernen am eignen
Leib, was es bedeutet, daß der Schlüssel die Noten
im System aufschlüsselt.

Das dauert je nach dem eine Stunde, 10 Stunden,
oder was auch immer: jedenfalls von allem Anfang an.

Herz ist da insofern bereits eine nicht völlig
unwesentliche Zutat, als dazu ein gewisser Mut
gehört: Mut von Seiten des Schülers, der sich
damit konfrontiert sieht, daß er zunächst vielleicht
ne ganze Menge nicht versteht - und Mut von Seiten
des Lehrers, der in einem Moment alles verschenkt,
was er hat. Er darf keine Angst davor haben, in
der nächsten Stunde nix mehr zu erzählen zu haben....

Aber das muß jeder selbst für sich entscheiden.


gruß

stephan
 
@ Stephan

Danke für die Erklärung. Jetzt hab ich es verstanden :)
 
Hallo zusammen,

Dazwischen werden wir wohl mal woanders eine Probestunde nehmen /vielleicht bezahlt / um einfach mal zu erleben wie Klavierunterricht woanders aussehen könnte. Wobei ich fürchte, so Sachen wie ob Termine pünktlich eingehalten werden und wie aufmerksam der Lehrer ist, merkt man ja nicht sofort. sofort merkt man eigentlich nur, ob der KL sympathisch ist. Und sympathisch ist der unsrige ja eigentlich.


Probestunden werden in der Regel immer bezahlt. Es ist meines Wissens sogar rechtlich verboten kostenlose Probestunden zu geben.
 
Probestunden werden in der Regel immer bezahlt. Es ist meines Wissens sogar rechtlich verboten kostenlose Probestunden zu geben.

Sicher? Also bei mir war es auf jeden Fall so, dass mir jeder einzelne Lehrer, mit dem ich gesprochen habe, eine kostenlose Probestunde angeboten hat. Ich hätte selbst nach so etwas nie gefragt, sondern hätte es durchaus normal gefunden zu bezahlen - aber es scheint, zumindest bei mir in der Region, durchaus üblich zu sein, dass die erste Stunde kostenfrei ist.
 

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