Wie könnt ihr euch eure Instrumente leisten?

Demgegenüber stehen dann die Hobbyisten, die in anderen Berufen meist mehr Geld verdienen, als diese Working-Musicians, und es dann einfach als Konsum in ihr Hobby stecken können. Da findet man dann eher die Trauminstrumente, wie die typischen Doctor/Lawyer-Gitarren.
Im Englischen gibt es den schönen Begriff Blues-Lawyer.
Kennst jemand dafür eine deutsche Entsprechung?
Diesen Effekt hast Du aber bei fast allen Hobbies, die von älteren Menschen ausgeübt werden können. Der Hobbygolfer oder -angler hat oft deutlich besseres Equipment als der Pro oder FishingGuide.
Zumal Normalmensch die richtig teuren Anschaffungen gar nicht als solche erkennt.
Ein echtes Problem bei Umzügen oder mit der Zugehfrau, die man zu etwas mehr Sorgfalt anhalten möchte. Wenn man dann vorsichtig auf die ungefähre Preisregion hinweist, bekommt man einen Blick, der klar besagt: "Schamloser Angeber!". Weil für Otto Normalo wirklich unvorstellbar ist, dass jemand für Kunst, Instrumente, Antiquitäten o.ä. sooooo viel ausgibt. Dass sie auf lange Sicht oftmals genausoviel Geld unsinnig verschleudern, wenn sie permananent nachkaufen und konsumieren, verstehen viele nicht: Ein Klavierhocker für 600,- hält ein Leben lang. In der Zeit kauft man dann halt 4 Stück a 150,-... (Ich würde mal schätzen, dass sich heutige Normalverdiener im Lauf Ihres Lebens 2-3 Küchen, 2-3 Bäder, 3 Wohnzimmer usw. leisten. Da hätte man sich gleich was Gscheites gönnen können - aber dazu fehlt die Anspargeduld und die Bereitschaft, sich etwas mit der Materie auseinanderzusetzen, um nicht in Modefallen zu rutschen)

Dummerweise erkennt Otto Normalo aber auch nicht seine eigenen Monsterausgaben. Da werden Autos gefahren, deren Wert in wenigen Jahren gleich Null ist. Dank Leasing kann man ja leicht den Nachbarn beeindrucken. Dass sie hier fett Geld verlieren, ist vielen gar nicht zu vermitteln.
 
Ein Klavierhocker für 600,- hält ein Leben lang.

Mein Klavierhocker ist zwar eine Klavierbank (Burghardt B500), die fast so viel gekostet hat. Sie mag halten aber das Ding hat schon vor Jahren einen Knopf verloren und das Leder löst sich an manchen Stellen. Sogar unbelastet kommt es von Zeit zu Zeit zu metallisch klingenden Geräuschen (kurz wie ein Schuss). Wenn man sich darauf bewegt umso mehr. Anscheinend bin ich bei der Bank an eine Montagsproduktion geraten (wäre nicht das erste Mal).

Wegen der bevorstehenden Hauskonzerte habe ich die Bank gegen eine schweigsame aus dem Gästezimmer getauscht.
 
Dummerweise erkennt Otto Normalo aber auch nicht seine eigenen Monsterausgaben. Da werden Autos gefahren, deren Wert in wenigen Jahren gleich Null ist. Dank Leasing kann man ja leicht den Nachbarn beeindrucken. Dass sie hier fett Geld verlieren, ist vielen gar nicht zu vermitteln.
Gerade beim Leasing ist das Risiko des Wertverlustes aber nicht Deines. Wir sind damit bei einem ähnlichen Thema wie bei der Mietwohnung. Zumal beim Leasing immer ein recht neues und damit sicheres und zuverlässiges Auto vor der Tür steht.

Ich selbst bin schockiert, wie oft manche Menschen sich neue Kleidung kaufen, vor allem unsinnige Billigschuhe. Ich habe vor vielen Jahren eine Kollektion hochwertiger klassischer Schuhe aufgebaut, von der ich voraussichtlich noch 30 Jahre zehren werde. Und sie sehen sogar mit reichlich Patina besser aus als der Sneakerkram, den manche sich zu Rekordpreisen kaufen.
 
Sogar unbelastet kommt es von Zeit zu Zeit zu metallisch klingenden Geräuschen (kurz wie ein Schuss). Wenn man sich darauf bewegt umso mehr. Anscheinend bin ich bei der Bank an eine Montagsproduktion geraten (wäre nicht das erste Mal).
Oder sollte man es evtl. mal mit Abspecken versuchen ...?
(Sorry, war nicht so gemeint, das war jetzt halt ne Steilvorlage, bitte nicht übel nehmen ...)
 
(Ich würde mal schätzen, dass sich heutige Normalverdiener im Lauf Ihres Lebens 2-3 Küchen, 2-3 Bäder, 3 Wohnzimmer usw. leisten. Da hätte man sich gleich was Gscheites gönnen können - aber dazu fehlt die Anspargeduld und die Bereitschaft, sich etwas mit der Materie auseinanderzusetzen, um nicht in Modefallen zu rutschen)
Naja, ganz so einfach ist es nicht.
Wenn ich als "Otto Normal" heute ein neues Wohnzimmer brauche und nur bspw. 5000 € zur Verfügung habe, dann muss ich halt schauen, wie weit ich damit komme.
Da bringt es mir nix, wenn ich die nächsten 10 Jahre+ für das Wohnzimmer mit hochwertigen Designermöbeln für +50k sparen soll, welche mich dann die folgenden 50 Jahre bis an mein Lebensende begleiten müssen.
Egal, ob mir diese teuren Möbel in 30 Jahren überhaupt noch gefallen.
Da ich aber auch noch eine neue Küche brauche, sowie ein neues Bad, welche, superhochwertig und unkaputtbar, natürlich völlig in ihren zeitlosen Designs auch noch idealerweise meine Urenkel bis zu deren Tod begleiten sollen, muss ich dafür auch mindestens erstmal je 50k ansparen, damit ich mir dieses G'scheite kaufen kann.
Bis dahin wohne ich halt in einer Höhle, mit Plumpsklo aks Bad und Campingkocher als Küche...
😉
Mal im Ernst: wer möchte denn heute noch ein Bad aus den 1970ern benutzen, auch wenn dieses seinerzeit nur mit den damals teuersten und besten Materialien gebaut wurde?

Und abgesehen davon: 2-3 Küchen und Wohnzimmer in einem ganzen Leben sind jetzt nicht dramatisch viel.
Wer ein paar Mal umziehen muss, der kommt fast schon zwangsläufig auf diese Zahlen.
Und wer zur Miete wohnt, hat bei jedem Umzug i.d.R. eh jedesmal ein neues Bad...
 
Wenn ich als "Otto Normal" heute ein neues Wohnzimmer brauche und nur bspw. 5000 € zur Verfügung habe, dann muss ich halt schauen, wie weit ich damit komme.
Ja, das ist genau die Kultur des Alles-jetzt-gleich (was manchmal, wenngleich selten, auch nötig sein kann)
Es gibt tatsächlich Leute, die kaufen sich dafür erst mal 1-2 Sessel. Und warten auf den Rest. Auf den sie sich dann wieder freuen. Das ergibt dann Wohnungen, denen man es ansieht, dass sie gewachsen sind, dass alles wohlüberlegt und mit Herzblut angeschafft wurde.

Ich möchte nochmals betonen, dass ich das andere Verhalten nicht per se moralisch abwerte - ich glaube nur, das es eine Quelle der Unzufriedenheit, des Nach-Besitz-Jagens und natürlich auch ökologisch fragwürdig ist. Werte (auch immaterielle) entstehen so nicht. Da ich gerade full house habe, habe ich ich mal ein paar junge Leute gefragt, wie sie sich an das Wohnzimmer Ihrer Eltern (zu ihrer Kinder/Jugendzeit) erinnern. Die Antworten zeigen, dass es da eben kein Wachstum, kein Hineinwachsen gab. "Da hatten wir erst das Wohnzimmer in Kiefer und dann wollte Mama ein weißes. Jetzt ist es wieder schwarz...." So oder ähnlich lauten die Beschreibungen.

Meine Töchter erzählen zunächst von einem leeren Wohnzimmer mit Opas altem Tisch und vier Sperrmüllstühlen. "Das war toll, weil es immer so hallte und man konnte ganz wild spielen. Und dann kam zuerst dieser Sessel. Und dann dieses Sofa. Das Bild haben wir aus XY mitgebracht. Dann kam der linke Teppich und später der rechte. Den Tisch hat Papa dann bauen lassen, als ich mein Abi... usw. "

In beiden Fällen wurde letztendlich gleich viel ausgegeben. Bei den „Konsumenten“ wurde zusätzlich die Mülldeponie bedient und wird es wohl nochmals.. Bei den geduldigen "Investoren" entstand kaum/kein Müll und nahezu alles wäre weiterbenutzbar und sogar (teilweise über Kaufpreis) wiederverkäuflich.
Ich fürchte, dieses Verhalten wird sogar weitergegeben: Dank IKEA werden viele Kinder heute in perfekt ausgestattete Kinderzimmer hineingeboren. Und dann wundern sich die Eltern, dass die Kinder keine Geduld haben und null Phantasie entwickeln...
 

Warum braucht ein professioneller (i.S.v. damit Geld verdienen) Pianist zu Hause einen Steinway, noch dazu einen D, wenn für Auftritte und Proben typischerweise dem Rang und Rahmen angemessenes Arbeitsgerät gestellt wird?
Da genügt doch zu Hause ein reines Trainingsgerät.
Kann ein Profi im Konzert auf dem Steinway D (oder einem anderen Spitzeninstrument) das Maximum herausholen, wenn er zum Üben nur ein durchschnittliches Trainingsgerät zur Verfügung hat? Die Zeit zum Einspielen oder Proben im Saal vor dem Konzert ist üblicherweise recht kurz.
Rudolf Buchbinder hat einmal in einem Publikumsgespräch erwähnt, dass er auf Steinway besteht, denn so schön andere Konzertflügel aus der Premiumklasse auch klängen, die Umstellung wäre für ihn zu groß.
 
Also ich habe ganz doll lange für ne 450€-Couch gespart und die ist nach 3 Jahren schon wieder durch. Dabei passt die sooo gut zu meinem 5-€-Wohnzimmertisch, der mich vermutlich überleben wird, genauso wie mein 20€-Schreibtisch.
Was will ich eigentlich damit sagen? Pauschale Lebensberatung ist totaler Quatsch, oder so.
 
Pauschale Lebensberatung ist totaler Quatsch, oder so.
Wenn Du es aufs Geld runterbrichst, ja. Aber ich kenne auch Leute vom Typ "Investor", die sich für gaaaanz kleines Geld via Sperrmüll etc. sehr gemütlich und wertig einrichten. Der entscheidende Faktor ist nicht das Geld, sondern die Geduld für lange Suche und das Warten auf das Richtige.

Du bist doch glücklich mit Deinem ollen Bechstein? Dein 5,- €-WZ-Tisch scheint Dich auch nicht unglücklich zu machen? Dann passt doch alles!Die Diskussion ging ja über Leute, die unzufrieden sind sich fragen, wie es ihnen materiell besser gehen kann. Und da lautet eben EINE Antwort: Konsumiert nicht so unüberlegt und habt halt auch mal Geduld.
 
Ich konnte
in einen halbwegs ausgestattetem Zimmer (Matratze auf dem Boden die ersten Jahre, mein Schrank ist immer noch ein Kallax) anfangen, und nun macht es mir großen Spaß, mich weiter für Möbel zu interessieren und ein Auge auf dem Markt zu haben. Natürlich sehen gewachsene Wohnungen besser aus, aber das ist doch schon fast ein Hobby und braucht Zeit (und langfristig ähnlichen Geschmack). Und die Hälfte inkl. Küche ist Abfall meiner Eltern, ohne die hätte ich vieles erstmal billig kaufen müssen, das Glück hat nicht jeder.
*Ach jetzt sehe ich erst deinen letzten Beitrag, da schreibst du es selbst mit dem Aufwand, sorry!

Recht gebe ich dir vor allem mit Bildern, wenn ich noch eine Jungmännerwohnung mit dem Wanderer von CDF sehe :009:

Btw: Ich wäre gern Typ-Investor vom Sperrmüll, aber ohne Auto ist das sehr sehr anstrengend, entweder kostet der Mietwagen Geld, oder man geht den autobesitzenden Freunden auf die Nerven.
 
@fisherman

Interessanter Blickwinkel, so klar habe ich das bisher noch nicht betrachtet. Ich sehe da noch eine Zwischenlösung (die ich auch aus dem Elternhaus kenne):
Zunächst funktional einrichten, damit man ein Zimmer überhaupt bewohnen kann. Das geht übrigens sehr gut umweltfreundlich, nämlich mit geschenkten oder gebraucht gekauften Möbeln. Wenn ich mich in dem Zimmer, in dem ich gerade sitze, so umsehe: Da sind exakt zwei Möbelstücke neu gekauft (das eine davon ist allerdings nur abgestellt - ein Tisch, der nicht dort sein müsste), die anderen alle geschenkt oder geerbt. Das kleine Sofa wurde mir zwar neu geschenkt, ist aber von 2004 (und muss tatsächlich auch mittelfristig ersetzt werden).
Und dann, wenn Geld, Interesse, Zeit und Platz da sind, Stück für Stück durch höherwertige, langlebige Möbel ersetzen, falls nötig. Die meisten Möbel meiner Eltern werden sie unbeschadet überleben, da wurde in den 90ern Tisch, Stühle und Schrankwand aus Vollholz angeschafft, und die sehen heute quasi noch aus wie damals. Ob die sich nochmal ein neues Sofa kaufen werden, oder ob das von Anfang der 2000er bis zum Ende hält? Man sitzt immer noch gut darauf.

Ich vermute, das Warten und Entbehren übt man als Durchschnittsmensch trotzdem noch lang genug. Als Student mit Matratze auf dem Boden, im zugigen Wohnheimzimmer, auf wackeligen Stühlen, mit billigem Besteck und schlechten Pfannen. Die Idee gefällt mir dennoch sehr, danke!
 
Während der Besitzer mit Kapital, weil er es gewohnt ist, oben ins Regal greift, wird der Beobachter ihm als Motivation unterstellen durch "haben" vom "sein" ablenken zu wollen. Etwas entspannter - "man muss auch mal Gönne könne ..." - darf es da schon sein.

Zumal sich der Kritiker da ja nur selbst mit genau der Haltung entlarvt, die er zu kritisieren meint...

Wenn sich jemand ein Instrument leisten kann und das zu schätzen weiß, ists ihm zu gönnen, völlig egal welches Niveau er hat.

Wenn sich jemand einen Flügel als Statussymbol hält, tut er zumindest ausversehen was für die Klavierindustrie und nimmt sicher keinem was weg. Überspitzt gesagt würde es (v.a. die deutsche) Klavierproduktion nicht mehr geben, wenn nur absolute Könner mit Geld (eine Seltenheit) sich Spitzeninstrumente leisten würden. Ich sehe lieber einen kaum gespielten Steinway rumstehen, als ein kaum benutztes Auto.
 
Zumal Normalmensch die richtig teuren Anschaffungen gar nicht als solche erkennt. In meinem Bekanntenkreis war die Auffassung vertreten, dass selbst ein neuer großer Steinway D nicht mehr als 40 TEUR kosten dürfte, man also einen guten Gebrauchten für 15TEUR jederzeit beim örtlichen Fachhandel ausfassen könnte. Den meisten Objekten abseits der berüchtigten Luxusmarken sieht man ihren Preis gar nicht an, zum Glück.
Seit ich einen Bösi habe, fragt so gut wie niemand mehr, was der gekostet hat. Bei den Steinways zuvor kam das schon immer wieder mal vor:-)
 
Zunächst funktional einrichten, damit man ein Zimmer überhaupt bewohnen kann. Das geht übrigens sehr gut umweltfreundlich, nämlich mit geschenkten oder gebraucht gekauften Möbeln.
Genau so hatte ich das auch angedacht - und bei mir auch stets praktiziert.
braucht Zeit (und langfristig ähnlichen Geschmack).
Nicht unbedingt. Das einzige, worum man tunlichst einen Bogen machen muss, ist Mode***. Dann passt alles irgendwie. Authentizität ist das Stichwort. Jeder von uns kennt Leute, die können die irrsten/blödesten Sachen tragen und es sieht immer iwie richtig aus. Genauso ist es auch mit Möbeln.

*** Nicht, weil es irgendwann wie aus der Zeit gefallen wirkt, sondern eher, weil man es selbst nicht mehr erträgt und sich fragt, wie man damals nur ...
 
Dann miete 'n Lastenfahrrad. Bei Kleinmöbeln: Sackkarre und ÖPNV. Geht alles.

Ich (ohne Führerschein und mit nur noch wenig Muskelkraft) kenne das Problem mit dem Transport von sperrigen Gegenständen.

Das Gewuchte in Autos von Freunden spare ich mir und ihnen. Nur um kein Geld auszugeben, verletzen sich alle und gibt Schäden im Fahrzeuginneren, dazu noch der blödsinnige Zeitaufwand beim Rumokulieren!? Das ist völlig irre.

Transporter aus Carsharing mieten und von Freund fahren lassen. Ich nehme immer einen "zu großen" Transporter, um das Möbelstück einfach reinzuwerfen, ohne dann eine Woche Rücken zu haben. Das investierte Geld ist Gold wert. Und mehr als 50 Euro ist es nie, eher 30 Euro.
 

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