Flügel und Klavier für Aula und Musikraum

Das kann man noch so oft wissenschaftlich nachweisen, für mich selbst gilt das einfach nicht. Ich habe im Studium ganze Blöcke vollgeschrieben und bin erst dadurch gut geworden, dass ich an einem Laptop mitgetippt habe. Vielleicht, weil man dort einmal Geschriebenes wieder verändern kann oder weil ich wesentlich schneller tippe als schreibe. Mag natürlich sein, dass das für die Altersgruppe der Schüler anders ist. Zweifellos lassen sich mit Stiften grafische Zusammenhänge leichter skizzieren und für kreative Tätigkeiten sind Stifte auch besser geeignet.

Ich habe schon in der Schulzeit gerne dreidimensionale Skizzen auf das Lehrmaterial gezeichnet, anstatt dem Unterricht zu folgen. Die Skizzen zeigten immer Flügel, die in einem entsprechenden Zimmer standen. Das mache ich heute noch, wenn mir langweilig ist.
 
Ich sehe einfach die Befürchtung (aus philosophischer Sicht), dass bei der ganzen Digitalisierung der Mensch als analoges und haptisches Wesen komplett auf der Strecke bleibt. Kinder müssen mehr lernen und erleben, als nur zu wischen und zu swipen.
Definitiv! Es ist ein bildungspolitisches Trauerspiel, dass die Antwort auf jedes Problem derzeit "Mehr Digitalisierung!" lautet...
 
Definitiv! Es ist ein bildungspolitisches Trauerspiel, dass die Antwort auf jedes Problem derzeit "Mehr Digitalisierung!" lautet...
Da kann man jetzt fast drauf warten, dass irgendein Spötter anfängt Witze zu machen etwa in der Art, dass sich die Digitalisierungs-Euphorie-Schreihälse dann auch nicht zu wundern brauchen bzw. es konsequenterweise begrüßen müssten, wenn die jungen Leute analoges Kuscheln zunehmend durch Pornoseiten und Mausfick usw. ersetzen ... Hier auf Clavio scheint man sich jedenfalls glücklicherweise einig zu sein, dass richtige Töne und richtige Musik, mechanisch erzeugt - wie verstimmt auch immer - und überhaupt alle sogenannten Primärerfahrungen unersetzlich sind. :011:!
 
Kleine Anekdote am Rande:

Die Kunstlehrerin erzählte mir heute von der neu eingerichteten Textil- und Handarbeits-AG. Sie befürchtete schon, dass diese aufgrund möglichen Desinteresses und zu geringer Teilnehmerzahl nicht zustande kommen würde. Es haben sich dann insgesamt 40 Interessierte angemeldet, bzw. wollten es.
O-Ton einer Schülerin: "Ich hatte Lust, etwas mit meinen Händen zu machen, mal ohne Handy und Tablet."
 
Ich als Lehrerin bin großer Fan von Digitalisierung, aber im richtigen Maß. Wenn ich sehe, wie schwer die riesigen Rucksäcke allein sind... und da könnte man easy Abhilfe schaffen, indem man die Lehrbücher digital auf dem Tablet mitnimmt. Es gibt Apps wie goodnotes, die als digitale Notizblöcke funktionieren, bei denen die SchülerInnen pro Fach eines als Hefter anlegen können - und per Stift digital schreiben. Das funktioniert mit den Stiften übrigens prima. Die Ordnung funktioniert damit viel besser als das eilige Schreiben im Block, weil schon wieder kein Blatt mehr im Hefter ist, und am Ende des Schuljahres festzustellen, dass man statt Heftern einfach wieder 5 Blöcke vollgeschrieben und keine Ordnung gehalten hat (und für Tests nichts mehr findet).
Natürlich muss sich vorher die Schrift ausbilden und ich empfehle Hefterführung über Tablet mit Stift nicht ab der Grundschule, aber sobald das eigene Schriftbild sich gesetzt hat, why not? Ich hatte schon 9. & 10.KlässlerInnen, denen ich die Nutzung als Hefterersatz erlaubt habe, wenn die ein eigenes Tablet mit in die Schule gebracht haben (an unserer Schule sind wir lange nicht so weit, dass wir Tabletklassen hätten).
Über unsere Smartboards können auch wir Lehrer viel besser arbeiten als über Kreidetafeln.
Mit unseren Laptopwagen können wir mit den SchülerInnen auch mal Podcasts, Erklärvideos, Stop Motion Videos oder eigene Onlinequizzes erstellen, für (für die Kinder) oft langweilige Grammatikthemen lasse ich gern mal über Apps üben, statt einen Wust an Arbeitsblättern vollpinseln zu lassen.
Wenn ich sehe, was Kollegen teilweise an Kopien durch den Drucker ziehen... sowas würde in Tabletklassen auch der Geschichte angehören.
Es gibt viele Vorteile der Digitalisierung.

"Kinder müssen mehr erleben und lernen, als zu wischen und zu swipen", schrieb jemand von euch. Ja, da stimme ich euch zu. Aber glaubt mir, die Lebensrealität an Schulen ist weit davon entfernt, überhaupt so krass technisch aufgestellt zu sein! Viele Schulen haben nicht mal ordentliches W-Lan oder Smartboards, geschweige denn nen ausgestatteten Laptop- oder Tabletwagen 🤷‍♀️ also von der Horrorvorstellung auf Smartscreens schauender Zombies sind wir weit entfernt 😉

Nichtsdestotrotz brauchen Kinder natürlich haptische Erfahrungen und andere Lernkanäle. Aber die werden weiß Gott nicht durch das Anfassen des (für Kinder suuuuuuuper langweiligen) Schulbuches erlangt :D (ich rede hier nicht von anderen Büchern, nur vom Lehrwerk des jeweiligen Faches)
Da sollte und hat man als LehrerIn ganz andere Kanäle.
In einer Klasse bei uns hängen aktuell Toastscheiben in Tüten an den Fenstern als Bioprojekt, in einer anderen wird Marmelade gekocht, für Herbstgedichte wird (bald) rausgegangen und passende Adjektive durchs Spüren der Umgebung draußen aufgefangen, im nächsten Raum hilft der Schulhund bei englischen Assoziationsspielen, während auf dem Dachboden eine Hexenküche aufgebaut ist, in der die Kinder das Thema Vorgangsbeschreibung am Zusammenbrauen eigener "Zaubertränke" erlernen. Klar sind das besondere Stunden und so ziemlich jede/r Lehrer/in arbeitet auch mit Lehrbuch. Aber wenn ein/e LehrerIn die Haptik und Lernerfahrung nur über das Anfassen von Lehrbüchern und Papierheftern erreicht, macht er/sie was falsch. Wir LehrerInnen sind am Ende diejenigen, die den Gebrauch der Medien situativ steuern und entscheiden können sollten, wann Technikgebrauch angemessen ist und wann wir lieber auf einen anderen Kanal zugreifen. Das ist unser Job und dafür werden wir bezahlt. Das Vorhandensein der Technik sollte aber kein Problem mehr an Schulen darstellen und als Arbeitsgerät verfügbar gemacht sein.
🤷‍♀️
 
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Dann ist deine Schulzeit schon 42 Jahre her und eventuell hat sich da ein wenig was geändert im Umfang des Schulmaterials, das mitzuschleppen ist 😉 (nebenbei sind diese ledernen Aktentaschen, die man sich an einer Schulterseite umhängt, ein Graus. Mir tun an unserer Schule die älteren KollegInnen leid, die immer noch mit diesen Rücken-Folterinstrumenten zur Schule kommen. Einige ältere Kollegen haben bereits umgesattelt und alle jüngeren kommen bei uns ausnahmslos mit Rucksäcken.)
 
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