Ich als Lehrerin bin großer Fan von Digitalisierung, aber im richtigen Maß. Wenn ich sehe, wie schwer die riesigen Rucksäcke allein sind... und da könnte man easy Abhilfe schaffen, indem man die Lehrbücher digital auf dem Tablet mitnimmt. Es gibt Apps wie goodnotes, die als digitale Notizblöcke funktionieren, bei denen die SchülerInnen pro Fach eines als Hefter anlegen können - und per Stift digital schreiben. Das funktioniert mit den Stiften übrigens prima. Die Ordnung funktioniert damit viel besser als das eilige Schreiben im Block, weil schon wieder kein Blatt mehr im Hefter ist, und am Ende des Schuljahres festzustellen, dass man statt Heftern einfach wieder 5 Blöcke vollgeschrieben und keine Ordnung gehalten hat (und für Tests nichts mehr findet).
Natürlich muss sich vorher die Schrift ausbilden und ich empfehle Hefterführung über Tablet mit Stift nicht ab der Grundschule, aber sobald das eigene Schriftbild sich gesetzt hat, why not? Ich hatte schon 9. & 10.KlässlerInnen, denen ich die Nutzung als Hefterersatz erlaubt habe, wenn die ein eigenes Tablet mit in die Schule gebracht haben (an unserer Schule sind wir lange nicht so weit, dass wir Tabletklassen hätten).
Über unsere Smartboards können auch wir Lehrer viel besser arbeiten als über Kreidetafeln.
Mit unseren Laptopwagen können wir mit den SchülerInnen auch mal Podcasts, Erklärvideos, Stop Motion Videos oder eigene Onlinequizzes erstellen, für (für die Kinder) oft langweilige Grammatikthemen lasse ich gern mal über Apps üben, statt einen Wust an Arbeitsblättern vollpinseln zu lassen.
Wenn ich sehe, was Kollegen teilweise an Kopien durch den Drucker ziehen... sowas würde in Tabletklassen auch der Geschichte angehören.
Es gibt viele Vorteile der Digitalisierung.
"Kinder müssen mehr erleben und lernen, als zu wischen und zu swipen", schrieb jemand von euch. Ja, da stimme ich euch zu. Aber glaubt mir, die Lebensrealität an Schulen ist weit davon entfernt, überhaupt so krass technisch aufgestellt zu sein! Viele Schulen haben nicht mal ordentliches W-Lan oder Smartboards, geschweige denn nen ausgestatteten Laptop- oder Tabletwagen
also von der Horrorvorstellung auf Smartscreens schauender Zombies sind wir weit entfernt
Nichtsdestotrotz brauchen Kinder natürlich haptische Erfahrungen und andere Lernkanäle. Aber die werden weiß Gott nicht durch das Anfassen des (für Kinder suuuuuuuper langweiligen) Schulbuches erlangt :D (ich rede hier nicht von anderen Büchern, nur vom Lehrwerk des jeweiligen Faches)
Da sollte und hat man als LehrerIn ganz andere Kanäle.
In einer Klasse bei uns hängen aktuell Toastscheiben in Tüten an den Fenstern als Bioprojekt, in einer anderen wird Marmelade gekocht, für Herbstgedichte wird (bald) rausgegangen und passende Adjektive durchs Spüren der Umgebung draußen aufgefangen, im nächsten Raum hilft der Schulhund bei englischen Assoziationsspielen, während auf dem Dachboden eine Hexenküche aufgebaut ist, in der die Kinder das Thema Vorgangsbeschreibung am Zusammenbrauen eigener "Zaubertränke" erlernen. Klar sind das besondere Stunden und so ziemlich jede/r Lehrer/in arbeitet auch mit Lehrbuch. Aber wenn ein/e LehrerIn die Haptik und Lernerfahrung nur über das Anfassen von Lehrbüchern und Papierheftern erreicht, macht er/sie was falsch. Wir LehrerInnen sind am Ende diejenigen, die den Gebrauch der Medien situativ steuern und entscheiden können sollten, wann Technikgebrauch angemessen ist und wann wir lieber auf einen anderen Kanal zugreifen. Das ist unser Job und dafür werden wir bezahlt. Das Vorhandensein der Technik sollte aber kein Problem mehr an Schulen darstellen und als Arbeitsgerät verfügbar gemacht sein.