Vielleicht sollten sich die Fans der historischen Klaviere und Flügel mal überlegen, warum alle Komponisten und Pianisten sofort auf weiterentwickelte Klaviere bzw. Flügel umgestiegen sind, als sie die Möglichkeit dazu hatten. Der Grund ist einfach: die klanglichen, sowie die pianistischen Möglichkeit sind auf Grund besserer Mechanik und Auslastung enorm verbessert.
Wenn jemand im Ernst denkt, dass Beethoven seinen alten Brodwood behalten hätte, wenn er einen modernen Flügel zu Verfügung gehabt hätte, ist - freundlich benannt - ein Idealist.
Die Behauptung, die Stücke seinen für diese Instrumente geschrieben und klingen "nur" so richtig - zeugt von absoluter Unwissenheit, da das Bestreben der Komponisten und Pianisten stets gewesen ist, mehr Möglichkeit für ihre Arbeit zu bekommen - sonst würden heute noch alle auf einem Graf, Streicher oder sonst was spielen.
Interessanter erscheint mir die Entwickung seit Karajan, welche lautet: schneller, brillanter und höher, was nichts mehr mit Ausdrucksform und besserer Pianistik zu tun hat, sondern rein mit Interpretation und Zeitgeist. Glücklicherweise gehen diese Exzesse langsam zurück (wenn man von den Asiaten und Russen mal absieht) und wenn ich Furtwängler höre geht mir das Herz auf.....
Das ist ja hochinteressant, was Du da erzaehlst,
wenn Mozart ein Flugzeug gehabt haette, haette er mehr Zeit gehabt fuer neue Kompositionen. Wenn Bach einen Staubsauger gehabt haette , haette er gesaugt.
Wenn Beethoven ein moderne Zentralheizung gehabt haette , haette er nicht gefroren. Wenn Chopin einen hochmodernen Fluegel gehabt haette , haette er ihn vielleicht zusammengehauen, ja wenn, wenn, wenn.
Hast Du schon mal einen Conrad Graf Fluegel gesehen oder gar gehoert ? ich denke nein ! sonst koennte man nicht so kommisches Zeug schreiben.
Wenn Du von Furtwaengler schreibst, dann moechte ich dich daran erinnern, dass die Beethoven Oma Ely Ney auf dem letzten Fluegel von Beethoven einem Conrad Graf Fluegel Konzerte gegeben hat und dies mit riesem Erfolg,
ich zitiere Gert Hecher:
ALTE KLAVIERE
Warum üben diese Instrumente einen derartigen Reiz aus? Wir denken, daß sie in klanglicher und ästhetischer Hinsicht viel verfeinerter sind als moderne Klaviere. Darüberhinaus sind sie, durch die große Verschiedenheit der einzelnen Marken, weit individueller und erlauben es jedem Spieler, das für ihn gemäße Instrument zu wählen.
Alte Klaviere sind prinzipiell obertonreicher und farbiger, in ihrem Charakter individueller, auch mechanisch sensibler und leichtgängiger, während es dem schweren modernen Flügel aus industrieller Produktion an Seele mangelt, ist er doch hauptsächlich für große Lautstärkenentfaltung konzipiert.
Wer nie eine Schubert-Sonate auf einem Wiener Flügel von ca. 1825, ein Klavierstück von Liszt auf einem deutschen oder französischen Flügel von 1850, ein Intermezzo von Brahms auf einem Streicher-Flügel von 1870 oder ein Prélude von Debussy auf einem Bechstein von 1890 gehört oder gespielt hat, weiß nicht, wozu ein Flügel in der Lage sein kann. Auf einem historischen Klavier kann man, wenn man die nötige Sensibilität hat und vor allem das Instrument anerkennt, wie es ist, ohne einen modernen Konzertflügel zu erwarten, viel leichter "schöne", das heißt singende, farbige und kultivierte Klänge herausbringen als auf jenem. Abgesehen davon lehren die alten Instrumente vieles über Musik und Klangstrukturen, weil der Gesamteindruck durchsichtiger ist.
Die Vielfalt an verschiedenen Instrumenten, die noch um 1900 anzutreffen war, ist einer schalen Einfalt gewichen. Das heutige Klavier ist das Resultat einer Entwicklung, die im späten 19. Jahrhundert in Amerika einsetzte und dann die ganze klavierbauende und -spielende Welt erfasste. So kommt es, daß die meisten modernen Klaviere sehr ähnlich klingen, weil sie praktisch einem einzigen Konstruktionsprinzip huldigen. Kritiker dieser Ansicht mögen einwenden, daß sich dieser Klaviertypus sozusagen "darwinistisch" durchgesetzt hat. Tatsächlich erleben wir heute im Klavierbau eine industrielle Massenproduktion, in der sich kulturelle Beschränktheit und weltumfassende Profitgier spiegeln.
Ein trauriges Bespiel für diesen Wandel der Ästhetik sind die Flügel mit Wiener Mechanik, wie sie etwa von 1860 bis 1930 gebaut wurden. Man sagt diesen Instrumenten nach, die Spielart sei zu schwer und zu behäbig, die dynamische Bandbreite zu gering etc. Tatsache ist, daß die Instrumente der guten bis ausgezeichneten Wiener Hersteller, wie Streicher, Bösendorfer, Schweighofer, Ehrbar und etlichen anderen, von den größten Musikern dieser Zeit (Brahms, Liszt u. a.) durchaus geschätzt und mit großem Lob bedacht wurden. Das Spiel auf diesen Instrumenten verlangt mehr Fingerspitzengefühl beim Anschlag; Klangexplosionen aus dem Arm heraus, wie auf einem modernen Klavier, sind unmöglich. Die meisten Pianisten sehen das wohl als gravierendsten "Nachteil" der Wiener Flügel.
Der Grund, warum wir neben historischen Instrumenten auch die früheren modernen restaurieren und anbieten, liegt in unserer Überzeugung, daß auch diese Klaviere noch auf Grund der besseren Qualität der vorhandenen Materialien und vor allem des schon erwähnten höheren ästhetischen Anspruchs, der um 1900 noch vorhanden waren, neuen Instrumenten einfach überlegen sind.
Weltweit befasst man sich mit den historischen Fluegeln u.a. auch Prof. Hartmut Flat aus Berlin und viele andere , lese mal was die dazu sagen
Cordialement
Destenay
hier ein Link mit Hardy Rittner Brahmssonate auf einem Streicher, diese Aufnahme wurde mehrfach ausgezeichnet , die Jahrhundert Aufnahme wie sie von Kritikern genannt wird, "etwas vom Schoensten,
Rittner laesst mit dieser Aufnahme alles hintersich."
ueber diese Kritiken braucht man nicht zu diskutieren, aber deine Antwort laesst zu denken uebrig
Rittner - Brahms Sonata No. 2 op. 2 part 1 - YouTube