natürlich wirkt das Armgewicht bei Finger 1, da muss ich nicht drüber nachdenken. Aber bereits bei Finger 2 hat sich das erledigt, weil die Hand nicht von der Tastatur kommt.
Das ist die typische Fehlwahrnehmung, wenn man keine vernünftige Anleitung zum Gebrauch des Armgewichts und der Möglichkeit der Gewichtsverlagerung bekommen hat. Man stelle sich vor, ein Lastwagen fährt über eine Brücke mit Pfeilern, dann wird auch zuerst der erste Pfeiler belastet und jetzt hüpfen Lastwagen und Brücke nicht nach oben, um den zweiten Pfeiler beim Runterfallen zu belasten, sondern das Gewicht des LKW wird sukzessive auf den 2. Pfeiler übertragen. Dabei bewegt sich die Brücke tatsächlich im Rshmen ihrer Elastizität etwas aber hoffentlich nicht so, dass man etwas davon merkt.
Die Hand ist - beim Klavierspielen, vor allem wenn sie gut geschult ist! - wesentlich komplexer als die erwähnte Brücke und hat natürlich viel mehr Bewegungsoptionen, aber das Prinzip der Gewichtsverlagerung ist für gute Legato Passagen essentiell.
Ob
@RudiRatlos nun ein Troll oder ein Wissbegieriger ist, das können wir ja mal ungeklärt lassen, diese Arabeske wird ja viel und oft gespielt und ist daher von allgemeinerem Interesse.
Die Anfangsfigur der Rechten ist, wie
@Tastatula völlig richtig beschrieben hat, das klassische Beispiel für eine einfache Kreisbewegung (genauer eine flache Ellipse!).
Nur leider sind die meisten Anfänger, gerade auch solche, die Sport getrieben haben oder treiben so betonhart im Handgelenk, dass da nichts passiert, und klammern sich mit den Fingern an die Tasten, wie wenn es um's Überleben ginge.
Ich hatte in diesem Punkt vor gefühlt 100 Jahren das absolute Erweckungserlebnis:
Ich machte einen Kletterkurs und hing an meinen Fingern 10m über dem Boden (gesichert!) an einigen dünnen Leisten, die Füsse auf abschüssigem Wölbungen und krallte mich mit äußerster Anspannung fest. Glücklicherweise war der Lehrer ziemlich geschickt und meinte ich sei ja gesichert, würde allenfalls ein bisschen ins Seil fallen und solle bitteschön, ohne mich sonst zu bewegen, die Finger etwas entkrampfen. Etwa 3 angstbesetzte Minuten später lagen meine Hände völlig entspannt flach auf dem Fels und ich stand ausschließlich auf meinen Schuhen in der gleichen Position, war nicht gerutscht, gefallen oder sonst irgendetwas.
Lange Rede kurzer Sinn: Anfänger (und oft auch ziemlich Fortgeschrittene) wenden nicht nur viel zu viel Kraft Spannung und Bewegung auf um Ziele zu erreichen, sondern das Loslassen ist massiv angstbesetzt (nicht dass man beim Klavierspielen gleich sein Leben riskiert, aber es ist dennoch oft von Unsicherheit und Versagensängsten begleitet).
Zurück zur Arabeske: oft hilft es am Beginn mit FS zu experimentieren, die die Hand zur Aktivität verleiten und alte Bewegungsmuster ersetzen können.
Anfang a-h-c-h-a z. B.: 1-2-4-3-2 oder 1-3-5-3-1
Das fördert die Rotation (kleine kugelige Hand)! Viele Ältere können auf Anhieb die Hand gar nicht mehr so zusammenziehen! Das sollte dann ohne Instrument geübt werden, jeder Zugewinn an Beweglichkeit ist zunächst gut.
Der 5-Fingeraufstieg a-h-c-d-e mit dem betonten e als Abschluss.
1-2-3-4-3 der Dritte geht oben rum über den vierten, oder noch besser 1-2-3-5-3 (Hand schön von 1 bis 5 nach außen abrollen bis man die Handinnenseite sieht (Supination) und dann mit Pronation den Dritten rein in die Taste. Das kann man durchaus auch übertreiben.
Oder auch 1-2-3-4-1 mit dem
übergesetzten Daumen als Zielfinger.
Zum Schluss eine weitere Erfahrung aus diesem Kletterkurs. Während der Kursleiter nur mit einem 3. Finger an einer schmalen Leiste hing und gelegentlich (naturgemäß einarmige) Klimmzüge machte, erklärte er uns Anfängern bis zum 5. oder auch 6. Schwierigkeitsgrad brauche niemand Kraft. Für ihn war der Kraftaufwand wohl tatsächlich nicht merklich, für Anfänger sehr wohl. Man sollte als KL vorsichtig sein mit der Erfahrung von Mühelosigkeit im Anfängerbereich. Klavierspielen ist ziemlich schwierig und erfordert durchaus auch Muskelarbeit, wenngleich viel weniger (und bei weiteren Fortschritten objektiv und subjektiv noch weniger) als die meisten Anfänger bereit sind zu glauben.
Wenn man geschickt geübt hat, ist auch die 18-minütige Tannhäuser Ouvertüre körperlich nicht besonders anstrengend.