Hallo Flieger,
in meinem Profil habe ich zu diesen schlechten Zeichen etwas gesagt. Seit einem Jahr lese ich sehr viele Beiträge und schaue sehr viele Videos. Bei ausnahmslos allen, auch bei denen (es gibt wenige davon), die sich explizit an ältere Menschen richten, fallen zwei Dinge auf:
1. Das diejenigen, die über Klavierspielen älterer Menschen reden, selbst jünger sind
2. Das sie offenbar vergessen haben, wie ihre ersten KLavierstunden waren.
Das ist kein Vorwurf, um Gottes Willen nein. Doch es fällt mir auf. Mit 65 denkt man nicht mehr so schnell, merkt sich nicht mehr so viel, Bewgeungsabläufe sind über 65 Jahre eingefahren und Bewgungen müssten nicht neu, sondern anders gelernt werde. Eine halbe Stunde auf der Kante eines Klavierhockers mit vorgestreckten Unterarmen ist für einen alten Menschen eine Folter (ich erinnere mich noch genau an die füchterlichen Rückenschmerzen in den ersten Wochen). ein Kind, ein Jugendlicher oder ein junger Mensch nimmt davon nicht einmal Notiz. Hände, die über ein halbes Jahrhundert gelernt haben, mit Hammer, Meißel, Spaten und anderen Geräten perfekt umzugehen, müssen komplett umlernen. Von Athritis und anderen Alterskrankheiten wollen wir noch gar nicht reden.
Das ist kein Gejammer, sondrn sind Fakten. Das bedeutet nicht, dass es nicht möglich ist. Es bedeutet aber, dass Menschen, die im Alter anfangen, Klavier zu lernen, wesentlich mehr Handicaps zu überwinden haben als junge Menschen. Sich wesentlich mehr anstrengen müssen, um das was jüngere Menschen einfach so lernen, auch hinzubekommen. Allerdings haben wir Alten zwei riesige Vorteile:
1. Wissen wir, dass wir niemals Tschaikowskys Klavierkonzert spielen werden. Wir haben also keinerlei Druck.
2. Wir haben uns selbst dafür entscheiden, also ist unsere Motivation eine ungeheure.
Es gibt ein schönes Video von Lang Lang. Besser als er es darin ausdrückt, kann ich es nicht beschreiben, warum ich Klavier spielen möchte. Schau auf die alte Frau mit ihren gichtigen Händen, und darauf, wie sie lächelt, wenn sie vom Klavier aufsteht. So wie sie, lächle ich seit einem Jahr jeden morgen nach einer Stunde am Klavier, bevor ich zur Arbeit gehe. Darum lerne ich Klavier und schei ... auf den Schmerz.
Lang Lang - Beethoven: Für Elise