"Unspielbares" bei Chopin/Schumann

  • Ersteller des Themas kreisleriana
  • Erstellungsdatum

und Amore is och nüscht anderes als "das gute alte rein-raus-Spiel" (Zitat aus Burgess, A Clockwork Orange)

Ah-nööööö... Amore machen is ein wenig viel mehr und facettenreicher...:D:D:D

Sau schwierige Sachen gibt es von sehr vielen Komponisten. Unspielbar sind sie alle nicht, sonst hätten wir schließlich keine Aufnahmen davon.

Das markierte gehört bestimmt zu den sinnreichsten Bemerkungen hier (ernsthaft!).

Komponisten haben sich davor gehütet, wirklich Unspielbares zu Komponieren (wozu man etwa drei Arme oder vierzig Finger brauchen würde. Auch wenn es Tschernobyl damals nicht gab, und die "Verunsicherung, erste allgemeine" ebenfalls noch nicht:

"... und Hände hat er vier - keiner spielt so schnell Klavier" ;)

EAV Burli burli 1988 - YouTube

(bessere Version find ich grad nicht. Ist sowieso Sonntag, wo man nicht viel arbeiten soll)
 
@EAV : :kuss::kuss::kuss:
 
Was man übrigens ebenso in diesem Themenkontext anmerken könnte: Komponisten haben nicht nur auf prinzipielle Spielbarkeit ihrer Werke geachtet, sondern auch auf eine gewisse Ausgewogenheit.

Man wird nur selten ein Stück finden, das zu 95% aus Anfänger-Takten besteht, und dann einen Takt aufweist, den nur Konzertpianisten richtig hinbekommen können.

So etwas würde auch recht wenig Sinn machen. Der Schwierigkeitsgrad eines Stückes wird beim Komponieren einigermaßen homogen in dieses "eingepreist" - was nicht heißen soll, daß es die "besonders heiklen Stellen" nicht gäbe - es gibt sie sicher.

Mir ist im Laufe der Zeit aufgefallen, daß am Ende eines Stückes oder Absatzes oft eine kurze Passage kommt, die einen etwas höheren technischen Anspruch als der Rest hat, an dem man dann arbeiten muß.

Eine Art Höhepunkt, ein "Paukenschlag", ein "Schluss-Tusch", mit dem viele Stücke dann auch enden.
 
Hallo,

@kreisleriana: ich verstehe schon ungefähr, was du meinst, wenn du es als tröstlich empfindest, dass auch Meister ihres Faches Üben müssen. Aber gehst du denn ernsthaft davon aus, dass dem nicht so sei?
Ich finde eben gerade diesen über Jahre und Jahrzehnte hin erarbeiteten Grad an hohem Können bewundernswert. Mich beeindruckt es hingegen weniger, wenn es (wie manchmal behauptet) ohne Üben einfach zugeflogen kommt.

In aller Regel beginnt doch jede Pianistenkarriere in jungen Jahren mit einer systematischen Ausbildung, die dann in späteren, schon erfolgreichen Jahren mit weiteren "Lehrjahren" fortgesetzt wird. Die Frage, was den Profi vom Amateur trennt, ist also nicht ob oder ob nicht geübt wird, sondern wie intensiv und qualifiziert betreut das ganze Unterfangen angegangen wird.
Entsprechend höher liegt die Latte, was subjektiv empfundene (und wohl auch objektiv gültige) Schwierigkeiten betrifft. Schwierigkeiten und Mühsal einzuräumen, ist vielleicht nicht jedermans Sache, aber wir sollten beruhigt davon ausgehen, dass Üben immer auch etwas mit Problemlösen zu tun hat. Bei den Großen und Kleinen. Ansonsten wäre wohl jeder Entwicklung am Instrument ein jähes Ende bereitet. Und das wiederum würde doch niemand, kein Rubinstein, kein Horowitz, keine Argerich etc., etc. "zugeben" wollen.

Man sollte Angaben zum Übepensum nicht den Buchverlegern oder Musiklabels überlassen ;)

LG, Sesam
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Re:

nein,das - für mich- schöne an den Zitaten ist, dass international berühmte Pianisten-Persönlichkeiten in erfreulicher und bewundernswerter- da vielleicht nimbusschädigender ;) -Weise in aller Offenheit und Ehrlichkeit bestätigen, dass eben auch sie bei manchen Sachen ziemliche Probleme haben, maches auch mal nicht schaffen und sehr viel Zeit und Arbeit in die Bewältigung dieser fiesen Stellen stecken müssen.

Dazu passend fällt mir ein Interview mit Kissin ein, das ich mal vor geraumer Zeit gelesen habe. Zwei Auszüge daraus:

Zitat von Jewgeni Kissin:
In den ersten Jahren ist mir alles sehr leicht gefallen. Und deshalb war die Notwendigkeit zu üben nicht wirklich gegeben. Im ersten Jahr meiner Musikstudien, mit sechs, sieben Jahren, habe ich vielleicht 20 Minuten am Tag gespielt. Im zweiten Jahr eine Stunde. Aber es kam ein Punkt, an dem es so nicht weitergehen konnte.

Zitat von Jewgeni Kissin:
Wenn Anna Kantor mich manchmal vor einem Konzert üben hört, sagt sie: Hör auf, du spielst doch wunderbar. Du brauchst doch nicht so viel zu arbeiten, warum wiederholst du das immer wieder? Aber ich fühle, dass ich es muss. [..] Denn ich merke immer mehr, wie schwer es ist. Wie schwer und folglich wie zeitaufwändig.
 
(...) aber wir sollten beruhigt davon ausgehen, dass Üben immer auch etwas mit Problemlösen zu tun hat.

Eine Analogie, die wohl durchaus ihre Berechtigung hat. In der Mathematik beispielsweise gibt es für komplizierte Probleme Lösungsmethoden, die man anwendet, und die dann immer zum Ziel, zu der Lösung, oder einer Lösung, führen.

Interessant wäre es, ob es beim Klavierspiel etwas ähnliches gibt: eine Lösungsmethode, die, bei gründlicher Anwendung, so gut wie jedes Klavierspiel-Problem lösen läßt, wenn einige gewisse Voraussetzungen beim Spieler vorhanden sind.

Ich habe den Verdacht, daß die langsame, kontrollierte Geschwindigkeitssteigerung (MM) eine solche Methode sein könnte. Und das "erforsche" ich praktisch und theoretisch, mache Aufzeichnungen dazu, etc. Und das wird sicher noch ein, zwei Jahre so weitergehen.

Selbst wenn diese Methode "nur" dabei hilft, etwas besonders schnell und effizient "in den Griff" zu bekommen, wäre damit ja schon viel erreicht.
 
Lang Lang sagte einmal, daß er alles wesentliche bereits in seiner Jugend schon können und lernen mußte - weil später dafür einfach keine Zeit mehr ist. Wenn man seinen Konzertplan so anschaut, dann ahnt man vielleicht, wieso... ;)

Er gibt es also zu, dass er keine Zeit mehr hat. Das erklärt einiges:D. Sorry für die Frotzelei Dreiklang:-).
 
Aber wir sollten auch hier die Pianistenstreite - - schnell erden, bevor sie sich verselbständigen :D:D

Ich wollte keine neue Diskussion entfachen, ist mir so raus gerutscht:-).

Halbwegs OT: Hier ist ja des Öfteren jetzt von der Toccata von Schumann die Rede gewesen. Die meisten Leser dieses Themas werden die Noten wohl nie am Klavier oder Flügel vor sich gehabt haben. Daher anbei mal zum Vergleich 3 Aufnahmen: Die 1. vom hoch geschätzten Jörg Demus (bei der meine Empfindung die eines echten Kampfes mit dem Werk ist) bei dem man die Noten mitlesen kann. Die beiden anderen von leider ein wenig in zu drohende geratene Vergessenheit Pianisten die ich für unglaublich gelungen halte (natürlich alles aus Sicht eines Amateurs).

Jörg Demus plays Schumann Schumann Toccata Op.7 - YouTube

CARLO LOMBARDI: Schumann Toccata - YouTube

Julius Katchen plays Schumann Toccata Op. 7 - YouTube
 

Halbwegs OT: Hier ist ja des Öfteren jetzt von der Toccata von Schumann die Rede gewesen. Die meisten Leser dieses Themas werden die Noten wohl nie am Klavier oder Flügel vor sich gehabt haben. Daher anbei mal zum Vergleich 3 Aufnahmen: Die 1. vom hoch geschätzten Jörg Demus (bei der meine Empfindung die eines echten Kampfes mit dem Werk ist) bei dem man die Noten mitlesen kann. Die beiden anderen von leider ein wenig in zu drohende geratene Vergessenheit Pianisten die ich für unglaublich gelungen halte (natürlich alles aus Sicht eines Amateurs).
Volles Risiko und unglaublich packend: Cziffra plays Schumann Toccata Op.7 - YouTube
Wenn wir denn schon über historische Dokumente sprechen...!

LG von Rheinkultur
 
Ich habe meine Lang-Lang-Bemerkung (Post #88 ) auch nur deswegen gemacht, weil sich inzwischen für meinen Geschmack etwas zuviel Kissin bisher angesammelt hatte ;)
Zu viel Kissin kann nie schlecht sein :D
(Sry hat sein müssen:D)

Zum Thema: Bin bei einer Youtube Suche drauf gestoßen, das auch Pogorelich die Schumann Toccata aufgenommen hat. Über ihn und seine Art Stücke zu spielen könnte man ja auch Fäden eröffnen, aber ich finde die Interpretation diesmal sehr ansprechend.

LG frnci
 
In der Mathematik beispielsweise gibt es für komplizierte Probleme Lösungsmethoden, die man anwendet, und die dann immer zum Ziel, zu der Lösung, oder einer Lösung, führen.

Diese Aussage kann ich leider nicht so stehen lassen. Für die wirklich interessanten mathematischen Probleme muß die Methode zur Lösung nämlich erst noch erfunden werden. Das erfordert ein hohes Maß an Kreativität und Ausdauer. Und vor den international führenden Leuten stehen wir Normalsterbliche genauso fassungslos bewundern wie normale Pianisten vor den berühmten. Ab und zu versucht sich ja auch ein Amateur an mathematischen Problemen und schickt das dann an einen bekannten Prof. Das ist leider in der Regel ziemlich lächerlich. Wenn ich das nun wieder mit dem Klavierspiel vergleiche, ist das leider nicht sehr ermutigend, sich als Amateur musikalisch zu betätigen.
 

Kissin ist noch lang, lang kein Horowitz (und darin sind sich selbst dessen glühendste Bewunderer einmündig einig) ;)

ich finde die Interpretation diesmal sehr ansprechend.

rolf's Simon Barer ist wesentlich besser, finde ich... was ist eine "Toccata"...? Etwas, wo es geschwindigkeitsmäßig schon "zur Sache" gehen sollte...
 
Was schon auffällt ist, das viele Pianisten nicht die Wiederholung des ersten Teils der Toccata von Schumann spielen, so z.B. Horowitz oder auch die geposteten Beispiele von Barer und Cziffra. Mal ehrlich ganz naiv gefragt: Kann das damit zusammenhängen, dass es eine so große Kraftanstrengung trotz unbestrittener phänomenaler Technik ist die man umgehen möchte?
 

Zurück
Top Bottom