Wie ist denn das mit der Stufen-Prüfung zustande gekommen? Gab es die schon immer?
Ich könnte mir vorsrtellen, dass das kulturell über Jahrtausende gewachsen ist und auch mit der konfuzianischen Grundhaltung (die Ritus und Tradition betont) zu tun hat. Das Stufensystem ist allerdings britischer Herkunft ... das kann nicht viel älter sein als 250 Jahre.
Ich bin mir dabei zwar nicht ganz sicher, aber ich glaube, dasss man in China sehr lange Zeit die "Qualität" eines Künstlers daran bemessen hat, wie exakt er die "alten Meister" kopieren konnte. Natürlich kann man auch Künstler danach ranken, wie nahe sie in ihrer Arbeit an alte Meister herankommen.
Zudem war die chinesische Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg streng hierarchisch gegliedert, und die öffentliche Ordnung bestand eben auch in der Einhaltung dieser Hierarchien.
Etwas in ein Ranking einzuordnen, bedeutet, ihm seinen Platz in der Weltordnung zuzuweisen und dadurch Ordnung herzustellen und zu beschützen.
Europäer ticken da spätestens seit der Aufklärung etwas anders.
Dass sich dabei in Asien auch eine Muskkultur entwickelt hat, die sehr viel Wert auf Technik und Rankings legt, ist eigentlich nicht sonderlich seltsam.
Dinge wie den musikalischen Ausdruck kann man eben auch sehr schwer mittels eines Kriterienkatalogs einordnen.
Wenn man etwas objektiv messbares haben will, an dem man ein Ranking orientieren kann, dann bleibt eben nur die mechanische Ausführung, die Sauberkeit (Fehlerfreiheit) des Vortrages, die Körperhaltung am Klavier, die Gleichmäßigkeit in Lautstärke und Tempo.
Kerzengerade Haltung und nur 2 falsche Töne bei gleichmäßiger Ausführung im passenden Tempo geben dann einfach mehr Punkte, als ein wunderschöner Vortrag mit persönlicher Note bei krummem Rücken und 4 falschen Tönen im gleichen Stück.
In China ist es scheinbar eher das Quantifizierbare ... und damit eigentlich das, was Europäer nur ungern mit "Musik" in Verbindung bringen. Aber auch wir haben einen Quantisierungsfetisch ... wir leben das nur auf anderem Gebiet aus.