Tonleitern und Gleichmaessigkeit

Gut gebrüllt, Löwe. Sehr schön formuliert, ändert aber nix dran, dass die Finger keine Muskeln haben, denn der Bereich, in dem die Muskeln sitzen, heißt eben nicht "Finger". :blöd:
 
Was hast du denn heute genommen?
Wenn ich ein Buch in der Hand halte, hat das Buch dann auch Muskeln, weil es nicht runter fällt? :musik022: :angst:
 
Ich habe lediglich gemerkt, das ich "richtig laut" eigentlich nur mit der inneren Haltung "jetzt mach ich's kaputt" hinbekomme ... und das ist mMn der komplett falsche Ansatz.
Das muss doch auch ohne Aggression gehen ... naja ... wieder eine Übeaufgabe für die nächste Zeit.
Die Einsicht ist immerhin schon da.
Mir gefallen die forte Passagen am Besten, die groß daherkommen. Vielleicht kann Dir das helfen. Es muss nicht um Aggression gehen, im Sinne, schiere Kraft walten zu lassen, sondern auch hier brauchen wir eine Vorstellung, wie der Ton klingen soll und nicht ein Gefühl, wie meine Hand sich anfühlen soll, wenn sie das Instrument vergewaltigt.
Ein großes forte - stark! - tut wohl, dem Spieler und dem Hörer.
 
Mir gefallen die forte Passagen am Besten, die groß daherkommen. Vielleicht kann Dir das helfen. Es muss nicht um Aggression gehen, im Sinne, schiere Kraft walten zu lassen, sondern auch hier brauchen wir eine Vorstellung, wie der Ton klingen soll und nicht ein Gefühl, wie meine Hand sich anfühlen soll, wenn sie das Instrument vergewaltigt.
Ein großes forte - stark! - tut wohl, dem Spieler und dem Hörer.
Ist hier gut demonstriert:
 
Diese Bemerkung hat mich irgendwie getriggert. Ich neige auch dazu, leise zu spielen weil ich Klaviere ganz allgemein eher "zu laut" finde ... aber ich habe mich eben dabei ertappt, dass ich gezielt versucht habe, "laut" zu spielen. Das scheitert zumindest bei mir nicht an den Fingern, sondern an den Ohren ... die Finger haben die nötige Kraft ... meine Ohren finden den Klang aber enfach nicht wirklich schön, wenn ich z.B. das C-Dur Präludium in die Klaviatur hämmere.

Ich bin mir aber darüber im klaren, dass mein "fff" eben nicht die Schmerzgrenze knackt und ich daher für die restlichen Dynamikstufen weniger Platz habe.
Ich werde nun gezielt lauter spielen (durchaus auch mit Kraft), und für diesen Impuls danke ich diesem Forum.
Es geht nicht an, dass ich jedes mal einen Schock kriege (boah, was'n krach), wenn ich mal an einem Flügel sitze und mich schon vor dem ersten Ton der Träumerei oder des ersten Satzes der Mondscheinsonate am liebsten verstecken würde.
Wenn ich dann so leise zu spielen versuche, dass einzelne Töne nicht mehr kommen, dann läuft doch definitiv was falsch ... denke ich jedenfalls.
Ich muss gestehen, ich bin ein sehr laermempfindlicher Mensch und mag keine lauten Geraeusche, deshalb muss ich mich auch ueberwinden, mit Kraft in die Tasten zu hauen. Ich war erstaunt, als ich das erste Mal den Arm ueber einen einzigen Finger in die Tasten fallen liess. Diese Lautstaerke hatte ich am Klavier so noch nie gehoert. Ich hatte frueher auch immer angenommen, dass das Klavier dabei kaputt geht. Jetzt weiss ich es besser.

Ich habe in der letzten Unterrichtsstunde "legato" gelernt. Ich sollte mir vorstellen, die Finger wuerden einen Lederball oder Gummiball kneten, dabei sollen die Toene, die nacheinander gespielt werden, ineinander greifen. Was ich mich frage, gibt es ein lautes legato? Denn wenn man die Tasten knetet, passiert der Tastendruck ja ohne grosse Geschwindigkeit, da kann ja keine Kraft aufkommen, wenn der Hammer (oder wie das heisst) die Saite trifft.

Ich habe gestern mal aus Neugier die Unterrichtsbuecher von ABRSM durchgeblaettert. Ein Buch beschaeftigt sich allein mit Tonleitern und Arpeggien. Also scheint es doch so zu sein, dass man die Technik gesondert ueben muss, bevor man sie mit dem musikalischen Aspekt kombiniert in ein Stueck einbringen kann. Nutzt man im Westen diese Methode nicht - mal abgesehen davon, dass die Buecher aus England kommen? Welche Unterrichtsliteratur wird im Westen denn bevorzugt genommen?
 
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Ich habe gestern mal aus Neugier die Unterrichtsbuecher von ABRSM durchgeblaettert. Ein Buch beschaeftigt sich allein mit Tonleitern und Arpeggien. Also scheint es doch so zu sein, dass man die Technik gesondert ueben muss, bevor man sie mit dem musikalischen Aspekt kombiniert in ein Stueck einbringen kann. Nutzt man im Westen diese Methode nicht - mal abgesehen davon, dass die Buecher aus England kommen? Welche Unterrichtsliteratur wird im Westen denn bevorzugt genommen?

Mein Klavierlehrer benutzt im Unterricht gar keine Klavierschule! Ich habe im Moment "Easy Pop" von Daniel Hellbach, das sind (für mein Gehör) schöne, aber doch so einfache Melodien, dass man sich dabei gut auf Dinge wie den Pedaleinsatz und die Dynamik konzentrieren kann. Ansonsten wechselnde Stücke und immer wieder was aus der uralten Klavierschule von Richard Krentzlin "Der junge Pianist Band 2", neulich auch Greensleeves und solche Gassenhauer! :-)

Relativ gern empfohlen wird die Russische Klavierschule (wobei deren Anhang für mich nicht zu der in diesem Forum verbreiteten Abneigung technischer Übungen passt, da ist sogar Hanon abgedruckt) oder die Europäische Klavierschule. Was sind denn das für ABRSM-Bücher, die du da anschaffen solltest? Die klingen sehr interessant. Tonleitern und Arpeggien sind da sogar ein Teil der Prüfung, wenn ich richtig informiert bin.

P. S. Laut spielen war bei mir auch das Thema der ersten Klavierstunde! ;-) Ich bin einmal fast vom Hocker gefallen, als mein Klavierlehrer laut gespielt hat. Ich sah schon den Kasten auseinanderbrechen! :blöd:
 
Ein Buch beschaeftigt sich allein mit Tonleitern und Arpeggien. Also scheint es doch so zu sein, dass man die Technik gesondert ueben muss, bevor man sie mit dem musikalischen Aspekt kombiniert in ein Stueck einbringen kann. Nutzt man im Westen diese Methode nicht - mal abgesehen davon, dass die Buecher aus England kommen?
@Normalo ich fürchte, dass dein Technikbegriff viel zu verkürzt und schwammig ist. Tonleitern & Akkordzerlegungen sind nur ein Sandkorn am Spieltechnikstrand! Sie sollten natürlich staccato, leggierro, legato, forte, piano, crescendo, decrescendo usw. beherrscht sein.
Begleitend zu Musikstücken sind Übungen sehr nützlich, insbesondere wenn sie zu den Problemstellungen des jeweiligen Stückes passen.
 

Mein Klavierlehrer benutzt im Unterricht gar keine Klavierschule! Ich habe im Moment "Easy Pop" von Daniel Hellbach, das sind (für mein Gehör) schöne, aber doch so einfache Melodien, dass man sich dabei gut auf Dinge wie den Pedaleinsatz und die Dynamik konzentrieren kann. Ansonsten wechselnde Stücke und immer wieder was aus der uralten Klavierschule von Richard Krentzlin "Der junge Pianist Band 2", neulich auch Greensleeves und solche Gassenhauer! :-)
Es ist immer eine Frage, welche Ziele man hat. Hellbach, Mier und Krenzlin mögen ja ganz nett sein, aber ob einen diese Zuckerwatte für die Ohren wirklich weiterbringt (sowohl musikalisch wie technisch)? Ich empfinde das als „Klavierunterricht weichgespült“. Und wenn die Klavierlehrer so etwas mit Kindern praktizieren anstatt deren Ehrgeiz und Ambitionen zu wecken, dann wundert mich auch nicht, wo die Wettbewerbsteilnehmer (sowohl im Sport als auch bei Musikwettbewerben) - NICHT - herkommen. - Und jetzt Alle ein großes „Mimimi“ anstimmen!
 
:-D
Ich muss auch sagen, dass ich an einer kleinen Bourree von Händel oder Stücken aus dem Notenbüchlein der lieben Anna Magdalena Bach wesentlich mehr lerne als an Rock, Pop und auch Marta Mier (obwohl ich sie mag). Und obwohl ich zuckerwattige Filmmusik durchaus für lehrreich und komplex halte (wegen der Mehrstimmigkeit und weil sie ja meist orchestral gedacht ist), habe ich nach einigen Monaten Exkurs in dieses Genre jetzt auch wieder sehr große Sehnsucht nach Klassik. Da gibt es einfach in so einem kleinen Stück oft ganz viel zu entdecken.

Bei Rock und Pop gibts selten (musikalische) Überraschungen, finde ich. Vor allem sind die Songs ja auch recht motivarm, also Strophe, Refrain, thats mit. Cooles Intro reicht da schon fast, um legendär zu werden. Und die Geschichte (so eine da ist) steckt da - wenn überhaupt - im Text. Ich persönlich halte ja (guten!) Rock und Pop eher für die moderne Nachfolge der Lyrik (wer schreibt und liest heute sonst noch Gedichte?). Deswegen fand ich den Literaturnobelpreis für Bob Dylan nicht abstrus. Aber ob er den "Musiknobelpreis" wohl auch verdient hätte?

Gerade wenn du ehrgeizig bist und Technik magst: überrede deinen KL mal zu etwas mehr Klassik. Da gibts auch leichte Stücke für uns Anfänger.
 
Es ist immer eine Frage, welche Ziele man hat. Hellbach, Mier und Krenzlin mögen ja ganz nett sein, aber ob einen diese Zuckerwatte für die Ohren wirklich weiterbringt (sowohl musikalisch wie technisch)? Ich empfinde das als „Klavierunterricht weichgespült“. Und wenn die Klavierlehrer so etwas mit Kindern praktizieren anstatt deren Ehrgeiz und Ambitionen zu wecken, dann wundert mich auch nicht, wo die Wettbewerbsteilnehmer (sowohl im Sport als auch bei Musikwettbewerben) - NICHT - herkommen. - Und jetzt Alle ein großes „Mimimi“ anstimmen!

Was wär' denn besser deiner Meinung nach? Wie würdest du Ehrgeiz und Ambitionen gerade bei Kindern wecken?

Gerade wenn du ehrgeizig bist und Technik magst: überrede deinen KL mal zu etwas mehr Klassik. Da gibts auch leichte Stücke für uns Anfänger.

Und die Elise, die ich inzwischen in den Fingern hab'! :-) Klassik hab' ich schon in der ersten Stunde angemeldet, es waren ja erst knapp 12 Stunden bei mir bisher. Das kommt schon noch!
 
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Wie würdest du Ehrgeiz und Ambitionen gerade bei Kindern wecken?
Meine 8jährige Tochter übt die klassischen Stücke am ehrgeizigsten, weil sie natürlich schwieriger sind, aber auch weil Kinder ein ganz gutes Gespür dafür haben, was ein "richtiges" Stück ist und keine Klavierschulenkomposition. Sie arbeitet sich seit Wochen am Petzold Menuett aus dem AMB mit großer Hingabe ab und ist wahnsinnig stolz darauf, dass es immer besser wird.
Ich glaube sogar, wegen diesem Stück übt sie plötzlich so viel.
 
Wie würdest du Ehrgeiz und Ambitionen gerade bei Kindern wecken?
a) un poco scherzando
Einen milliardenfach gelikten chinesischen Suzuki-Motivationstrainer einfliegen, den Nachbarn stolz die krassen Kosten als Statussymbol unter die Nase reiben und die Peitschenstriemen ggf verheimlichen/verbergen

b) adagio serioso
Gar nicht. Viel Musik daheim anbieten bzw vorrätig haben, keinesfalls manipulativ hinlenken - kommt das Interesse und gar Begeisterung von allein, bon, wenn nicht sind Fußball und Mofa fahren auch was schönes
 
Seh ich genauso (adagio serioso).
Meine Tochter hatte vier Jahre Geige gespielt, sie ist musikalisch und begabt, aber üben wollte sie nicht von selbst. Ich habe das eine Zeit lang dann unterstützt ("Hast du schon geübt? Komm, üb mal noch ein bisschen...Ich begleite dich am Klavier.." u. dergl.), sehr anstrengend für mich und für sie.
Als sie dann aufgehört hat, haben die Geigenlehrerin und ich geweint. :030:
Sie macht schon lang und intrinsisch motiviert Karate und jetzt noch Klettern.
Vielleicht (hoffentlich) findet sie irgendwann wieder einen Weg zur Musik (Singen? Klavier?), der über TikTok und Spotify hinausgeht.
 
b) adagio serioso
Gar nicht. Viel Musik daheim anbieten bzw vorrätig haben, keinesfalls manipulativ hinlenken - kommt das Interesse und gar Begeisterung von allein, bon, wenn nicht sind Fußball und Mofa fahren auch was schönes

Als Mutter tu ich das! Aber als Klavierlehrer? Musik daheim anbieten? :denken:

Ich hab'die Frage aus der Sicht eines Klavierlehrers gedacht. Meiner macht ja weichgespülten Unterricht, wie ich mir habe sagen lassen ... :blöd:

Mofafahren ist ja auch ein tolles Beispiel. Stinkender Benziner und frisiert, so wie wir früher. Ob da die Nachbarschaft so begeistert ist?
 
Meine 8jährige Tochter übt die klassischen Stücke am ehrgeizigsten, weil sie natürlich schwieriger sind, aber auch weil Kinder ein ganz gutes Gespür dafür haben, was ein "richtiges" Stück ist und keine Klavierschulenkomposition. Sie arbeitet sich seit Wochen am Petzold Menuett aus dem AMB mit großer Hingabe ab und ist wahnsinnig stolz darauf, dass es immer besser wird.
Ich glaube sogar, wegen diesem Stück übt sie plötzlich so viel.
Oh wie schön.. seufz. Das hätte ich mir auch sehr für meine Tochter mit der Geige gewünscht.
 
Seh ich genauso (adagio serioso).
Meine Tochter hatte vier Jahre Geige gespielt, sie ist musikalisch und begabt, aber üben wollte sie nicht von selbst. Ich habe das eine Zeit lang dann unterstützt ("Hast du schon geübt? Komm, üb mal noch ein bisschen...Ich begleite dich am Klavier.." u. dergl.), sehr anstrengend für mich und für sie.
Als sie dann aufgehört hat, haben die Geigenlehrerin und ich geweint. :030:
Sie macht schon lang und intrinsisch motiviert Karate und jetzt noch Klettern.
Vielleicht (hoffentlich) findet sie irgendwann wieder einen Weg zur Musik (Singen? Klavier?), der über TikTok und Spotify hinausgeht.

Oh je, so eine Tochter hab' ich auch! :blöd:Die spielt aber erst seit einem Jahr Geige!

Vielleicht ist deine eher die Sportlerin (das ist meine nämlich gar nicht)! Trotz Tränen, ich find's trotzdem richtig, dass man ein Kind unter solchen Umständen aufhören lässt. 👍
 

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