aber ich für meinen Teil pflege Keyboardschüler , welche nicht gewillt sind zu üben, so ganz liebevoll zu verabschieden. Wer nicht üben und lernen will, hat kein wirkliches Interesse an der Sache.
... aber warum soll ich mich denn mit Schülern rumärgern, welche garnicht gewillt sind etwas zu lernen? Der Wille und die Motivation muß schon vom Schüler selbst kommen.
Ich für meinen Teil pflege bei solchen Aussagen zu differenzieren. :p Und zwar gewaltig, denn es gibt da ausgesprochen viele Möglichkeiten, wie ein konkreter Fall aussehen könnte.
Nur ein paar Beispiele:
1.
Der Schüler wird von seinen Eltern geschickt und will gar nicht Klavier lernen.
Das ist ein klarer Fall, bei dem Styx Aussage hundertprozentig zutrifft. Manchmal ist der KL so gut, dass der Schüler trotzdem motiviert sein kann, nach der ersten Stunde weiter zu machen und erst einmal Spaß hat. Kommen aber dann die ersten Probleme und ist Eigeninitiative gefordert, kann es schwierig werden. Daher unterrichte ich keine Kinder, die zu Beginn nicht wollen.
2.
Der Schüler will Klavier lernen, hat aber einen Lehrer, der methodisch-didaktisch an ihm "vorbei unterrichtet" und bei dem es keinen Spaß macht
Auch hier trifft Styx Aussage zu, allerdings sollte der Schüler dann einfach nur den Lehrer wechseln. :D Für Eltern ist das manchmal schwer zu erkennen, ob es nun am Lehrer oder am Schüler liegt - war der Schüler aber von sich aus am Klavier spielen interessiert und wollte es gern lernen, sollte man diesen Schritt unbedingt versuchen.
3.
Der Schüler ist gern gekommen, war motiviert und lernbereit, hat aber nach einem halben Jahr oder länger ein Motivationsloch.
Da gibt es höchstwahrscheinlich ein Problem, das zu beheben sich sehr lohnen könnte. Denn ein solches Motivationsloch ist zu früh und hat nichts mit dem oft üblichen Pubertätshänger zu tun. Da gibt es tausendundeine Möglichkeit, woran es liegen könnte.
4.
Man muss unbedingt unterscheiden zwischen "nicht gern zum Unterricht kommen" und "keine Lust zu üben"!
Wenn man nicht gern zum Unterricht kommt, ist die Sachlage schon erheblich schwieriger, gesetzt den Fall, der Lehrer geht gut mit dem Schüler um. Meistens beginnt die Schieflage damit, dass der Schüler nicht mehr gern übt. Und das kann wiederum, vorausgesetzt der Schüler wollte gern Klavier lernen und war am Anfang begeistert dabei, viele Ursachen haben. Nicht selten die, dass der Schüler so übt, dass er keine Erfolge hat. Man sollte also unbedingt und lange Jahre immer wieder mit dem Schüler üben, wenn er nicht gerade ein Überflieger ist. Neulich sagte eine Schülerin (Anfängerin) von mir, 'das Stück finde ich Mist - ich habe dazu gar keine Lust'. Tatsache war aber, dass sie keine Lust hatte, weil sie es nicht konnte. :D Durch solches 'ich habe keine Lust.....' kann der Schüler viel lernen (der Lehrer natürlich auch), nämlich die Übetricks, die man in der Stunde lernt, auch wirklich zu Hause anzuwenden und den Anteil der eigenen Verantwortung für das Klavierspiel und den Spaß daran zu erkennen.
5.
Der oft übliche Motivationshänger in der Pubertät
Da habe ich schon mal viel dazu gesagt - das lasse ich jetzt. Nur soviel: mit dem Schüler arbeiten, nicht gegen ihn, andere Wege beschreiten, die Interessen des Schülers beachten, mangelndes Übeverhalten nicht zu wichtig, aber auch nicht zu unwichtig nehmen ....... .
6.
Der Schüler hat tatsächlich keine Lust mehr.
Auch hier könnte es sich lohnen, den Lehrer zu wechseln oder die Ziele des Schülers zu überprüfen (vielleicht wäre ein Lehrer für Jazz, doer Rock/Pop angesagter). Allerdings hat der Schüler natürlich ein Recht darauf, keine Lust mehr zu haben und sich anders zu orientieren - dann wäre alles andere als Aufhören ein Qual für Schüler und Lehrer.
Die Gründe und der Umfang/die Ausprägung von Übeunlust oder mangelnder Motivation können also dermaßen vielschichtig und vielfältig sein, dass sich eine allgemeine Aussage darüber nicht treffen lässt.
Liebe Grüße
chiarina