Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


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Gibt es eine Wagneroper, die zum Einstieg gut geeignet wäre?
@1810 Ambros_Langleb hat dir schon geantwortet, ich kann nur ergänzen: zusätzlich zum eingängigen Holländer und Tannhäuser (die Fassung mit dem Bacchanal) kannst du als Einstieg auch den Lohengrin nehmen; hierbei ganz was ketzerisches: es richtet keinen Schaden an, wenn du erstmal z.B. beim Lohengrin nur den ersten Akt paarmal anhörst, um die reinzuhören.
Bzgl. informativer Lesetipps zu Holländer, Tannhäuser & Lohengrin kann ich dir die jeweiligen Opernführer von Kurt Pahlen empfehlen (gibt's allesamt als Taschenbücher) die referieren nicht nur die Handlung, sondern auch die musikalische Verarbeitung und dazu etliche Hintergründe (aber alles knapp gefasst, kein verquastes Fachidiotenchinesisch etc)

...wenn dann der Einstieg in die Wagnersachen gelungen ist, könntest du mit dem Rheingold anschließen - sollte dir dieses (Brahms schätzte es sehr!) zu wenig opernhaft sein, dann gleich die Walküre.
 
Danke euch, so werde ich das machen!
 
Warum empfiehlt hier denn keiner die fränkische Castingshow des Meisters? Da muss man sich wenigstens nicht mit diesem ansonsten so penetranten Erlösungsgedöns rumplagen. Ich habe die mit 6 zum ersten Mal gesehen und war von dem Genagel im zweiten Akt und der anschließenden Massenschlägerei tief beeindruckt. Außerdem beginnt und endet diese Operette in C-Dur, das macht sie absolut anfängertauglich!
 
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Weil das ganze Ding für Anfänger ein bisserl arg lang geraten ist. Schon bei der Castingshow im ersten Akt wird der Neuling unruhig werden, und wenn sich dann am Ende herausstellt, dass die meisten der am Defilé Beteiligten nur als Edelstatisten gebraucht werden, wird er, jedenfalls soweit er dramaturgisch interessiert ist, eine ganz schöne Wut ansammeln. Und überhaupt der ganze Antisemitismus, den uns jetzt in Bayreuth wieder ein bekannter Operettenregisseur so nachdrücklich vor Augen geführt hat. Davor muss man die unschuldigen Seelen seiner Mitmenschen doch in Schutz nehmen! Das Erlösungsgedöns, da hast Du Recht, ist gattungsadäquat heruntergestimmt auf Erlösung durch Liebe und Kunst zum Dauerknast am heimischen Herd: hoirate solle'se! Aber Dein C-Dur-Argument, bittschön, dazwischen fliegt er doch dauernd aus dem Gleis! Kann man irgendwo noch besser sehen, dass der Mensch nicht beim Thema bleiben kann?
 
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und war von dem Genagel im zweiten Akt und der anschließenden Massenschlägerei tief beeindruckt

Das sind auch die Lieblingspassagen meines einfältigen Herzens. Ich hatte sogar einen Hammer dabei, um Hans Sachs (von der Brüstung des Balkons - das Ideal-Simantron jedes griechischen Mönchs) tatkräftig zu unterstützen, aber meine Frau, die alte Spielverderberin, sagte, dass ich ihn im Auto lassen müsse.
 
Warum empfiehlt hier denn keiner diese fränkische Castingshow des Meisters?

Bei mir war es tatsächlich so, dass ich erst durch diese Oper so richtig zu Wagner gefunden habe. Ansonsten ist das mit der Einstiegs-Oper etwas überbewertet. Ich kenne auch Leute, deren erste Wagner-Oper der Tristan war und die danach glühende Wagner-Fans waren und blieben.

Viele Grüße!
 
Schon bei der Castingshow im ersten Akt wird der Neuling unruhig werden, und wenn sich dann am Ende herausstellt, dass die meisten der am Defilé Beteiligten nur als Edelstatisten gebraucht werden, wird er, jedenfalls soweit er dramaturgisch interessiert ist, eine ganz schöne Wut ansammeln.

Da stimme ich dir zu. Aber im Recall wird man dafür doch grandios entschädigt - da macht sich schließlich einer derart zum Volldeppen, dass selbst die untalentiertesten Möchtegerns beim Bohlen Dieter vor Fremdscham im Boden versinken.
 
Gibt es eine Wagneroper, die zum Einstieg gut geeignet wäre?

Zu Schulzeiten hat mein Lehrer uns die CD "Ring without Words" nahe gelegt. Ein Querschnitt durch die Instrumentalpassagen. Danach hat er die Meistersinger mit uns durchgenommen. Sind zwar lang aber gut hörbar. Meine Favoriten: Tannhäuser, Fliegender Holländer, Lohengrin, in der Reihenfolge!
 
Bei mir war es tatsächlich so, dass ich erst durch diese Oper so richtig zu Wagner gefunden habe.
@Troubadix ...aber da hattest du schon paar Kilo Musik im Gehör, oder nicht?

...einem Unbedarften in Sachen Beethovensonaten: würdest du dem als Einstieg op.81, op.101, op.111 empfehlen? oder eher op.13, op.27,2, op.53? ;-)

Wenn wir uns jemanden vorstellen, der den kompletten Verdi, den kompletten Puccini, dazu den kompletten Richard Strauss und meinetwegen noch Weber, Massenet, Bizet, Mussorgski, Tschaikowski kennt (in Sachen Oper) - ja klar, dem kann man gleich Ring, Tristan, Meistersinger und Parsifal als "Einstieg" empfehlen! --- aber wenn das nicht der Fall ist, dann wäre klein anfangen (Holländer, teilweise Tannhäuser und Lohengrin) geschickter
 
Wie wäre es erstmal mit etwas leichterem Mozart "Entführung.." oder etwas Rossini "Barbier...", meinetwegen auch Hänsel und Gretel...man empfiehlt ja auch nicht gleich Krieg und Frieden, oder Schuld und Sühne...
 

Genau, die Italiener interessieren mich momentan nicht so, Mozartopern habe ich auch gehört. Die bekanntesten Opern sind natürlich alle wunderschön, nur Wagner war mir bisher total unsympathisch, wegen dem ganzen Zirkus um Bayreuth und meiner früheren Parsifalerfahrung.
Nun wurde ich aber neugierig auf sein Werk aufgrund der Schwärmereien seiner musikalischen Zeitgenossen (von Bülow/Bechstein ...). Muss wohl was dran sein ;-)
 
Ich habe gerade meine Bestellung für Bayreuth 2018 abgeschickt und hoffe, dass ich wieder Glück habe.

@1810: Was meinst Du mit dem Zirkus um Bayreuth? Verglichen mit anderen Festspielorten ist das doch eher ein Ambiente wie beim Volkstheater.
Wagner unsympathisch? Meinst Du die Person? Nun sicher, er könnte leicht der Adressat von Max Streibls "Du bist das größte ... das ich kenne" gewesen sein (war aber tatsächlich FJS). Aber mit seiner Musik hat das nichts zu tun.
 
Und nicht zu vergessen die grandiosen Hoppeschen Variationen von verschiedenen Wagnerthemen, die passend zur Festspielzeit im Steingraeber-Palais zur Aufführung kommen. Dafür ist es meist auch etwas leichter, an Karten zu kommen. ;-)
 
@Ambros_Langleb Ja, mit unsympathisch meine ich seine Person. Aber das kann man ja trennen, und die Musik trotzdem hoch schätzen. Ich bin kein Freund von Alphatieren, deshalb auch die Bemerkung zu Bayreuth.
Ich bin gespannt darauf, wie die Opern auf mich wirken, jetzt wo ich die Musik bewusst höre. Aber vorher muss ich ja noch den Kurt Pahlen lesen!
 
Ich bin kein Freund von Alphatieren, deshalb auch die Bemerkung zu Bayreuth.

Aber gerade in Bayreuth braucht man mit denen garnicht in Berührung zu kommen. Die lässt man in der Pause ihr Champagner-Süppchen beim Steigenberger schlürfen und selber geht man 200 weiter ins Freiluftbad der Stadt Bayreuth und holt sich sein Weizen samt Bockwurst. Da trifft man noch nichtmal Gammatiere. Aber manchmal ein Rudel Musiker aus der Reservemannschaft, die über die erste Mannschaft ablästert. ;)
 

Vielleicht hilft mir mal wer auf die Sprünge. Wo gibt es Antisemitismus in den Meistersingern? :denken:Oder in anderen Wagneropern?


Weder kann das Werk etwas für seinen Komponisten noch für seine Aufführungsumstände. Bayreuth ist im Vergleich zu Salzburg wirklich bescheiden.

Mein Erstkontakt erfolgte über Tannhäuser. Eine eher durchschnittliche Aufführung im Abonnement am hiesigen Staatstheater. Trotzdem, da war´s um mich geschehen. Tannhäuser wäre immer meine Empfehlung zum Einstieg (über Dresdner oder Pariser Fassung sollte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht diskutieren). Ist nicht so rau wie der Holländer, und der Schluss ist einfach unfassbar.:herz:

Vielleicht legst Du Dir zum Einstieg mal eine CD mit "Vorspielen" zu (aka "Ouvertüren")?

Ich sag mal ketzerisch, das Vorspiel zum Ersten Akt von Lohengrin ist das Beste aus der ganzen Oper. *duck-und-wegflitz*
 
Wo gibt es Antisemitismus in den Meistersingern? Oder in anderen Wagneropern?

Liebe(r) Barratt,

ich bin zu faul, das jetzt mit Verweisstellen zu belegen. Ganz kurz: Beckmesser ist eine Hanslick-Karikatur (wie Wagner sie sah. In einem frühen Librettostadium sollte die Figur sogar Hans Lick heißen). Und Wagner hielt Hanslick für einen Juden. Außerdem spielt bei Hanslicks notorischem Mißgeschick stoffgeschichtlich das Märchen vom "Juden im Dorn" hinein.

Des weiteren kann man - mit etwas bösem Willen - Alberich und Mime für Judenkarikaturen halten. Der intrigante Hagen wäre demnach Halbjude (aber sehr schön, wie sich die dummen Gibichungen von ihm instrumentalisieren lassen. Von den Germanen hielt Wagner wohl auch nix). In Kundry ist die Geschichte vom "ewigen Juden" hineinverwoben.

Zu den Meistersingern/1. Akt: schon a bissl lang. In keiner andern Oper braucht Wagner so viel Zeit, um sich warmzukomponieren. Aber für seine Geduld wird der Hörer dann später reich belohnt...

Gruß
Gomez
 

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