Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


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Warum traut sich eigentlich niemand zu sagen, dass diese Rattengeschichte schlicht und einfach grober Unfug ist....und das Publikum für dumm verkauft....

((Wer eine Phobie gegen (romantische) Opern hat, sollte solche nicht inszenieren...))

....aber gubu.... ts ts ts.... ist Dir den nicht klar, dass der überirdisch geniale Neuenfels mit seiner Inszenierung die triviale Vorlage adelt?... ;):D
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Warum traut sich eigentlich niemand zu sagen, dass diese Rattengeschichte schlicht und einfach grober Unfug ist....und das Publikum für dumm verkauft....:D

((Wer eine Phobie gegen (romantische) Opern hat, sollte solche nicht inszenieren...))

Lieber gubu,

weil ich sie klasse finde!!! :D Frischer Wind kann doch nicht schaden! :p

(nicht immer nur verstaubte, mottenzerfressene Kostüme aus dem Schrank holen..........:D)

Liebe Grüße

chiarina
 
Abstoßend fand ich aber die Epiphanie des Gottfried am Ende, der in den "tragischen" Schluß (das ist er wohl eigentlich gar nicht, aber das wäre eine andere Diskussion) eine unästhetische Note hineinbringt. Wie im übrigen auch die "ich bin ja sooo cool" - Pose der Ansagerin, die dem "Opernwelt"-Redakteur auch noch eine Plattform bieten mußte für seine verquere alte Idee, Bayreuth zu irgendeinem Festival unter anderen zu machen.


Lieber Friedrich,

ach ja, den komischen Embryo am Schluss habe ich ganz vergessen! ich habe das auch überhaupt nicht kapiert! Der arme Gottfried!!! :D Ich fand das auch einen Stilbruch.... . Das Interview fand ich so schrecklich, dass ich in danach in den Pausen dringend was anderes erledigen musste... .:D

Aber mir haben die Ratten gefallen. Ich erwärme mich momentan immer mehr fürs moderne Regietheater... (@ gubu: *duck, flitz und wech*). Es war so eine klare Inszenierung.

Aber ich bin hier ja wohl die Einzige, die so denkt! :D

Liebe Grüße

chiarina
 

Aber mir haben die Ratten gefallen. Ich erwärme mich momentan immer mehr fürs moderne Regietheater... (@ gubu: *duck, flitz und wech*). Es war so eine klare Inszenierung.

Aber ich bin hier ja wohl die Einzige, die so denkt!

Ein Schelm, wer böses dabei denkt...? :):D:D
Ich bin ganz froh, daß man dem modernen Regietheater offenbar auch positives abgewinnen kann -
(ich bin aber nach wie vor ja eher uninteressiert an Oper...)

Trotzdem: die Ratten

==> Richard-Wagner-Festspiele: Neuenfels' tierischer "Lohengrin" begeistert Bayreuth - Nachrichten Kultur - WELT ONLINE

sind auf jeden Fall handwerlich nett gemacht, finde ich: rote Augen, eine fiese schmale Schnauze, und schön symmetrisch und nicht schräg, das Drahtgerüst...
 
Ach, übrigens: fandet ihr auch, dass Annette Dasch immer so gruselig gestarrt hat???
 
Aber mir haben die Ratten gefallen. Ich erwärme mich momentan immer mehr fürs moderne Regietheater... [...]. Es war so eine klare Inszenierung.

Nun, es stellen sich halt die üblichen Fragen, darunter:

1. Angesichts der Tatsache, daß Wagner in seinen Libretti ja ziemlich genaue Regieanweisungen gibt: wieweit davon kann sich moderne Regie entfernen um noch beanspruchen zu können, den Autor und nicht etwa ein eigenständiges Rezeptionsdokument auf die Büne zu bringen?

2. Welche dramatische Funktion hat diese Kostümierung? Und welche die zwischenzeitliche senfgelbe Metamorphose? Irgendwo war die Rede davon, daß die Ratten die Bürger von Brabant zur anonymen Masse machen. Nun, das sind sie, wie die Umkleidung zeigte, auch ohne Rattenkostüm. Zudem ist im Vergleich mit einem antiken Drama die Rolle des Chores ohnehin reduziert, denn er ist nicht Mitakteur, sondern nur Hintergrund, der die Handlung lyrisch begleitet (in welcher Funktion er, nebenbei bemerkt, auch niemals das Reflexionsniveau eines Sophokles-Chores erreicht; gut das die Musik die Banalität des Textes überdeckt). Hätte man den Chor meinethalben nur in Gründgens' Trainingsanzüge gesteckt, wäre schon der Effekt des Lächerlichen vermieden worden (oder, daß man den Tiefsinn des Kunstgriffs erst in einem vorab zu besuchenden Proseminar zu erlernen hat). Ähnliches gilt für den gerupften Schwan, bei dem ich Tränen gelacht habe.

Die übliche Replik der Theaterleute lautet, man wolle eben provozieren. Das hat vielleicht zu Adenauers Zeiten noch funktioniert; heute muß man die Leute, die sich von derlei aufregen lassen,
vermutlich vorab als Buh-Männer auf der Straße mieten, für 5 Euro und eine warme Bockwurst. Mir persönlich jedenfalls geht es angesichts dieser immer gleichen Theatertricks so wie dem Altmeister Tacitus mit der Lektüre der Klassiker: "ich gestehe, daß ich bald den Schlaf nicht verscheuchen, bald das Lachen nicht halten kann".


Aber was, liebe Chiarina, war an der Inszenierung "klar"?

Schöne Grüße,

Friedrich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lieber gubu,

weil ich sie klasse finde!!! :D Frischer Wind kann doch nicht schaden! :p

(nicht immer nur verstaubte, mottenzerfressene Kostüme aus dem Schrank holen..........)

Liebe Grüße

chiarina

Na, das hat mit frischem Wind nichts zu tun. Verstaubt und mottenzerfressen sind doch inzwischen solche Art Regietricks, die die Leute für dumm vekaufen.

In einigen Jahren wird es frisch sein, sich bei der Regie wieder an das zu halten, was in Musik und Text steht. Vermutlich wird das dann aber auch wieder in irgendein Extrtem umschlagen.

Meine Beobachung: Die schlimmsten "Regiebarbaren/-innen" kommen nicht von der Musik, sondern von Film, Schauspiel oder noch schlimmer (Theater"wissenschaft", Philospphie, Soziologie :D). Wer Musik liebt, kann eigentlich solchen Blöd-Sinn, der oft zu sehen ist, nicht übers Herz bringen...;)
 

Rolf, Du weißt, mit dem Adel ist das so eine Sache. Da will so mancher mehr scheinen als seinen...:D

...gubu...warum bist du so verstockt? sieh doch ein und nimm hin, dass all die Mozarts und Wagners ganz kleine Lichtlein sind mit ihren Operchen und Singsangnoten - die wahre hehre Kust, das große erschütternde Werk ist die Inszenierung, der einzig anbegungswürdige Gott ist der Regisseur. Und wenn so ein Gott im heiligen Schaffenrausch die Sachen anderer verpfuscht, dann muss man das loben und preisen :D:D:D

... ...ich warte ja darauf, dass eines Tages das Bühnenbild das Innere einer Kloschüssel darstellt, die Protagonisten sind in braune Kostüme gehüllt und singen schwimmend, bis zum Schlußapplaus der Regisseur die Spülung betätigt...
 
Die übliche Replik der Theaterleute lautet, man wolle eben provozieren.


Lieber Friedrich,

ich bewege mich hier auf sehr glattem Eis, weil ich, was Regietheater u.ä. angeht, überhaupt keine Ahnung habe und daher aus keinem Hintergrundwissen schöpfen kann. Also muss ich mich auf einen ganz subjektiven Standpunkt stellen. :p

Meiner Meinung ist eine Provokation als Grund für modernes Regietheater völlig verfehlt und ich hoffe wirklich, dass das nicht (mehr) der Grund dafür ist!

Eine solche Inszenierung, die natürlich an der Optik, die Wagner vorschwebte, vorbei geht, ist nur dann zu rechtfertigen, wenn sie die erzählte Geschichte in einem anderen, zeitgemäßeren Kontext schimmern lässt. Die Geschichte in eine andere Zeit zu transportieren und ihr da eine womöglich gesellschaftskritische Deutung zu geben, ist für mich das Faszinierende!!! Und ihr dabei nichts an Dramatik..., nichts an der musikalischen Aussage zu nehmen!

Wenn du bei den Ratten lachst :p, könnte man sagen, dass dies nicht geglückt ist. Vielleicht liegt es aber auch am Rezipienten? :D

Vielleicht muss die Inszenierung einen Nerv treffen, was natürlich nicht bei jedem Zuhörer geschehen kann. Bei mir war es so, bei meinem Mann übrigens auch.

Ich persönlich mache mir oft Gedanken um Mitläuferschaft, um die Tendenz unserer Gesellschaft, überall auf den neuesten Trend, die neueste Sensation aufzuspringen. Könnte so etwas wie das dritte Reich noch einmal passieren? Sind wir nicht alle anfällig für Reden, die einfache Wahrheiten verkünden, bei denen man sich nicht groß anstrengen muss, mitzukommen? Ist nachdenken, sich Zeit lassen, nicht in der Masse mitzulaufen, out???

Sorry für diesen Exkurs, aber genau so habe ich die Ratten verstanden und deswegen fand ich sie sehr zeitgemäß und, das Wichtigste, zum Nachdenken anregend. Eine Inszenierung sollte im besten Fall der Gesellschaft, dem Publikum einen Spiegel vorhalten, der zur kritischen Auseinandersetzung auch mit sich selbst anregt.

Weißt du, früher hätte ich solchen Inszenierungen auch nichts abgewinnen können. Aber ich lerne sie immer mehr schätzen. Denn ich darf von Kunst erwarten, dass sie nicht nur zum Genuss einlädt, sondern auch zur Auseinandersetzung. Und da ist mir eine historische Aufführung ( so nenne ich sie jetzt mal...) nicht ausreichend.

Ich weiß natürlich nicht, was Wagner sagen würde. Aber meistens sind Komponisten ja durchaus offen für so etwas.

Ich war neulich auch in Essen im Ring. Die (in der Presse sehr widersprüchliche) Rheingoldaufführung fand ich auch ganz phantastisch in der Inszenierung, weil sie ebenso diesen Spiegel vorhielt.

Ich selbst denke da durchaus lange drüber nach. Es berührt etwas in mir und das ist doch das beste, was passieren kann. Ich finde auch nicht, dass die Inszenierung der Musik etwas nimmt. Sie ergänzen sich und eine Berührung könnte bei mir ohne die bewegende musikalische Umsetzung gar nicht stattfinden.


Aber was, liebe Chiarina, war an der Inszenierung "klar"?

Was ich klar in der Inszenierung fand, war zum einen die Farbwahl (schwarz/weiß), das Licht und die geraden Formen, die nicht im Geringsten ablenkten und die Aufmerksamkeit des Hörers (für mich) klar auf die Protagonisten und die Aussage der Inszenierung lenkte.

Ich fand's echt toll! *grins* Bis eben auf diesen Embryo, der für mich da überhaupt nicht herein passte.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Lieber gubu, den Anfang hatte ich leider verpasst! :)
 
Ich persönlich mache mir oft Gedanken um Mitläuferschaft, um die Tendenz unserer Gesellschaft, überall auf den neuesten Trend, die neueste Sensation aufzuspringen. Könnte so etwas wie das dritte Reich noch einmal passieren? Sind wir nicht alle anfällig für Reden, die einfache Wahrheiten verkünden, bei denen man sich nicht groß anstrengen muss, mitzukommen? Ist nachdenken, sich Zeit lassen, nicht in der Masse mitzulaufen, out???

Sorry für diesen Exkurs, aber genau so habe ich die Ratten verstanden und deswegen fand ich sie sehr zeitgemäß und, das Wichtigste, zum Nachdenken anregend.

...stellt sich nur die Frage, was besagte Ratten mit dem Geschehen auf der Bühne - hier dem Lohengrin - zu tun haben...
 
... sieh doch ein und nimm hin, dass all die Mozarts und Wagners ganz kleine Lichtlein sind mit ihren Operchen und Singsangnoten - die wahre hehre Kust, das große erschütternde Werk ist die Inszenierung, der einzig anbegungswürdige Gott ist der Regisseur. Und wenn so ein Gott im heiligen Schaffenrausch die Sachen anderer verpfuscht, dann muss man das loben und preisen :D

... ...ich warte ja darauf, dass eines Tages das Bühnenbild das Innere einer Kloschüssel darstellt, die Protagonisten sind in braune Kostüme gehüllt und singen schwimmend, bis zum Schlußapplaus der Regisseur die Spülung betätigt...

... höchst amüsant...!!! :D:D:D
 
(...) um die Tendenz unserer Gesellschaft, überall auf den neuesten Trend, die neueste Sensation aufzuspringen. Könnte so etwas wie das dritte Reich noch einmal passieren?

Wei, chiarina... was muß ich da hören (bzw. lesen)...

Eine Inszenierung sollte im besten Fall der Gesellschaft, dem Publikum einen Spiegel vorhalten, der zur kritischen Auseinandersetzung auch mit sich selbst anregt

bloß, die, die solche Anregung nötig hätten, sitzen wohl viele Wochenstunden vor dem Fernseher und lassen sich von gewissen seicht-primitivien Fernseh-Serien gemütlich einlullenderweise geistig herumschaukeln...

Ich weiß natürlich nicht, was Wagner sagen würde.

Der gute möge froh sein, daß sein Schaffen immerhin Jahrhunderte überdauert (hat), -

Ich selbst denke da durchaus lange drüber nach. Es berührt etwas in mir und das ist doch das beste, was passieren kann. Ich finde auch nicht, dass die Inszenierung der Musik etwas nimmt. Sie ergänzen sich und eine Berührung könnte bei mir ohne die bewegende musikalische Umsetzung gar nicht stattfinden.

interessante Aspekte...

Ich fand's echt toll! *grins* Bis eben auf diesen Embryo, der für mich da überhaupt nicht herein passte.

Es gibt doch immer ein Haar in der Suppe, nicht wahr...? :):):)
 
...stellt sich nur die Frage, was besagte Ratten mit dem Geschehen auf der Bühne - hier dem Lohengrin - zu tun haben...


Lieber Rolf,

ich sehe die Ratten als das Gefolge des Königs (Heinrich des Voglers), das nie selbständig handelt, sondern immer im Sinne seines Herrn kommentierend agiert. Ein bisschen wie Marionetten. Artig sagen sie "Sieg! Sieg! Sieg!
Heil! Heil dir, Heil!", brav funktionieren sie als Sprachrohr des Königs. Man nimmt sie durch die Rattenkostüme auch nicht mehr als Individuen war. Individuelles Handeln (Nachdenken?) ist unerwünscht.

Wenn ich Ratte gewesen wär, wär ich zu Elsa gelaufen und hätte sie vor Ortrud gewarnt. :D Ich hätte die Initiative ergriffen und wäre aktiv geworden. Das wär mal eine interessante Inszenierung geworden....................... . :D

Liebe Grüße

chiarina
 
Lieber Rolf,

ich sehe die Ratten als das Gefolge des Königs (Heinrich des Voglers), das nie selbständig handelt, sondern immer im Sinne seines Herrn kommentierend agiert. Ein bisschen wie Marionetten. Artig sagen sie "Sieg! Sieg! Sieg!
Heil! Heil dir, Heil!", brav funktionieren sie als Sprachrohr des Königs. Man nimmt sie durch die Rattenkostüme auch nicht mehr als Individuen war. Individuelles Handeln (Nachdenken?) ist unerwünscht.

Liebe Chiarina,

bist Du sicher, dass König Heinrich und die Brabanter im Libretto tatsächlich solche Esel sind? Dann hätte der Richard ja eine komische Oper draus machen müssen... ...und komm´ mir jetzt nicht mit "aber ja doch, der König selber sagt ja weil uns´re Weisheit Einfalt ist" :D:D

...übrigens: ich hätte die Ortrud unterstützt - die singt doch so schön von den entweihten Göttern :D:D
 
Liebe Chiarina,

bist Du sicher, dass König Heinrich und die Brabanter im Libretto tatsächlich solche Esel sind? Dann hätte der Richard ja eine komische Oper draus machen müssen... ...und komm´ mir jetzt nicht mit "aber ja doch, der König selber sagt ja weil uns´re Weisheit Einfalt ist" :D

...übrigens: ich hätte die Ortrud unterstützt - die singt doch so schön von den entweihten Göttern


Lieber Rolf,

ich finde gar nicht, dass König Heinrich ein Esel ist! :p Durch die Rattenkostüme wurde aber (für mich) die Aufmerksamkeit des Hörers auf einen Aspekt der Geschichte gelenkt, der vielleicht in anderen Inszenierungen noch nicht aufgetaucht ist: auf die unbedingte Gefolgschaft des Volkes etc. zu ihrem Herrscher.

Es ist also wie in einer Interpretation, die auch nur eine von mehreren/vielen Deutungen eines Musikstücks darstellen kann.

Diesen Aspekt, der offensichtlich in der Geschichte drinsteckt, hätte ich in einer anderen Inszenierung vermutlich nicht so wahr genommen.

Deswegen müssen die folgsamen Ratten keine Esel sein. :D Aber die Geschichte hätte auch anders ausgehen können, hätten sie sich anders verhalten.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Ts, ts...... Ortrud......................:D
 
Ich möchte jetzt meinen Senf dazugeben: Ich habe den Lohengrin nicht gesehen, aber zwei Opern (Cosí fan tutte und Vec Makropulos) bei den Salzburger Festspielen erleben dürfen. Beides war Regietheater. Beides war toll. Beides war klar und schlüssig. (Nur beim Makropulos (Marthaler-Inszenierung) sind mir einige Dinge später erst klar geworden) Ich habe aber auch (leider) anderes Regietheater erlebt. Robert Wilsons Parsifal in Hamburg (Klaus-Florian Vogt war ein nicht unbedingt überwältigender Parsifal:D) war das langweiligste, was ich je in einem Konzert bzw. Oper gesehen habe... Der einzige Lichtblick (es gab eine schreckliche, schreiende Kundry) war Kwangchoul Youn (wird der so geschrieben?) als Gurnemanz. Wie kann man Parsifal unter einem Bühnenbild (und so gut wie ohne Bewegung) ablaufen lassen?...
 

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