Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


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!. Tag: La Traviata

Schwere Regenfälle am Nachmittag ließen meine Hoffnungen schon ein wenig schwinden, doch die Aufführung konnte planmäßig und ohne Regen starten. Gesanglich war es eine solide Leistung mit einem tollen Alfredo. Die Violetta hatte für meinen Geschmack zu viel Vibrato in der Stimme. Insgesamt passt diese Oper aber für mich irgendwie nicht nach Verona. Ich mag diese Oper lieber im Kleinen (wenn ihr versteht, was ich meine) aufgeführt, ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll.

2. Tag: Il barbiere di siviglia

Das war fast dieselbe Aufführung, wie vor zwei Jahren und auch großteils dieselben Sänger. Eine tolle Aufführung mit straffem Tempo, viel Witz, nervendem, mitsingendem Publikum, super schauspielerischer und guter gesanglicher Leistung, besonders der Barbier war absolut genial! Meine Lieblingsarie dieser Oper "A un dottor della mia sorte" wurde genau wie vor zwei Jahren versemmelt. Das enorm hohe Tempo dieser Arie konnte nur auf Kosten der Lautstärke erreicht werden und man hat vom Gesang kaum noch etwas gehört. Ist schon gemein vom Rossini, dass er so was für einen Mann schreibt! :D

3. Tag: Aida

Sicher DIE Oper in Verona. Beeindruckendes Bühnenbild, GRANDIOSES BALLETT!!!, eine fantastische Aida und eine restlos ausverkaufte Arena! Auch die Umbauarbeiten kamen mir diesmal kürzer vor. Vor der letzten Szene fing es dann an leicht zu regnen und die Oper wurde für eine dreiviertel Stunde unterbrochen. Das Publikum ließ in dieser Zeit die LaOla durch die Arena gehen, das erlebt man auch nicht alle Tage bei einer Opernaufführung! :D Dann konnte die Oper aber durchgespielt werden.

Insgesamt wie immer sehr schöne Tage! Ich hoffe, das wir nächstes Jahr wieder ein paar Tage Zeit dafür finden.

Viele Grüße!
 
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Vielen Dank, Troubadix,

für die sehr anschauliche Schilderung.


...daß gerade die Tatsache, daß Elsa Lohengrin nicht fraglos vertraut,
ein Akt der Emanzipation und Selbstfindung ist - es ist die gegenseitige Liebe,
die das Verbot eben aufhebt. Dazu paßt ja auch, daß die Diskussion darüber
im Brautgemach eben vor dem stattfindet, was man unter Pfarrerstöchtern
gemeinhin das Äußerste nennt. Was meint ihr?

...und es zu diesem Äußersten dann nicht kommt, weil Typen à la Lohengrin
angesichts einer ihnen ebenbürtigen Frau lieber den strategischen Rückzug antreten.

Dito Grüße!

Gomez
 
Lieber Troubadix,

vielen lieben Dank für deine ausführlich Antwort!!!! :kuss: Ich war leider noch nie in Verona und da hat es mich sehr interessiert!


Vorhin habe ich ein Interview mit dem neuen Bayreuther "Lohengrin", Klaus Florian Vogt gehört. Er sagte sinngemäß, daß eine Grundidee, die mit der Lohengrin-Figur verknüpft sei, das absolute Vertrauen sei, dessen Bruch durch Elsa eben das Drama auslöse. Ich frage mich, ob das nicht ein wenig mittelalterlich gedacht ist: Lohengrin der gottgesandte, also fraglos vertrauensheischende und vertrauenswürdige. Wagner war nun aber mal kein mittelalterlicher Kleriker. Und wenn ich etwa Alicia Nigra wäre, würde ich sagen "Ha!", und fortfahren, daß gerade die Tatsache daß Elsa Lohengrin nicht fraglos vertraut, ein Akt der Emanzipation und Selbstfindung ist - es ist die gegenseitige Liebe, die das Verbot eben aufhebt. Dazu paßt ja auch, daß die Diskussion darüber im Brautgemach eben vor dem stattfindet, was man unter Pfarrerstöchtern gemeinhin das Äußerste nennt. Was meint ihr?

Das ist eine interessante Frage! Ich persönlich finde, dass du absolut Recht hast.

"Nie sollst du mich befragen" ist von vornherein zum Scheitern verurteilt und das weiß Lohengrin vielleicht auch, weil er die menschliche Natur kennt

Die ist nämlich so angelegt (nicht nur bei Frauen :D), dass man das, was man absolut verboten bekommt, unbedingt tun will. Viele Märchen handeln von diesem Drang (z.B. von einem verschlossenen Zimmer, was niemals geöffnet werden darf..................................) und diesem Konflikt, der einfach menschlich ist.

Aus menschlicher (evtl. auch bloß meiner :D) Sicht ist es gerade ein Zeichen mangelnden Vertrauens, solch ein völlig verrücktes und völlig unrealistisches Verbot zu formulieren. Das sät Misstrauen schon von vorneherein und wie soll auf dieser Basis eine Beziehung gelingen??? Das hat gar nichts mit Feminismus zu tun - wären die Geschlechter umgekehrt besetzt, würde das gleiche dabei herauskommen.

Für mich ist also die Grundidee des Lohengrin, wenn ich ohne weiteres Hintergrundwissen dies hier sagen darf, eher die einer Tragik: er muss das Verbot aussprechen und weiß im gleichen Augenblick, dass es nichts nützen wird und alles tragisch endet. So verstehe ich das, aber ich lasse mich gern eines besseren belehren.

Daneben ist es ja auch interessant, dass abseits dieser Liebesbeziehung Vertrauen auch gegenüber Freunden eine Rolle spielt, das durch die zahlreichen Intrigen ebenfalls zerstört wird.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich war leider noch nie in Verona und da hat es mich sehr interessiert!

Liebe Chiarina,

solltest du das jemals planen, überleg dir gut, worauf du dich da einlässt. :) Deshalb hier ein paar Videos der diesjährigen Inszenierungen.

La Traviata

Il Barbiere di Siviglia

Aida

Man darf sich in Verona nicht daran stören, wenn plötzlich beim Triumphmarsch mitgeklatscht wird! :D

Auch sonst muss man mit dem Publikum eher nachsichtig sein, aber die Stimmung ist absolut einmalig und sowohl musikalisch als auch optisch bekommt man oft einiges geboten. Ich liebe diese Stadt und die Arena einfach!

Viele Grüße!
 
Frühe Skizze zum Opernentwurf

"Der gefoppte Siegfried"



Siegfried
(sieht sich um und heftet den Blick verwundert auf Fafner)
Haha! Da hätte mein Lied
mir was Liebes erblasen!
Du wärst mir ein saub'rer Gesell!

Fafner
(hat beim Anblick Siegfrieds auf der Höhe angehalten und verweilt nun daselbst)
Was ist da?

Siegfried
Ei, bist du ein Tier,
das zum Sprechen taugt,
wohl liess' sich von dir was lernen?
Hier kennt einer das Fürchten nicht:
kann er's von dir erfahren?

Fafner
Hast du Übermut?

Siegfried
Mut oder Übermut, was weiss ich!
Doch dir fahr' ich zu Leibe,
lehrst du das Fürchten mich nicht!

Fafner
Eine zierliche Fresse zeig ich dir da,
lachende Zähne im Leckermaul!
Gut wär' es, den Schlund mir zu schliessen.
Mein Rachen reckt sich zu weit!

(Fafner wälzt sich auf die Höhe herauf. Siegfried springt mit einem Satze über ihn hinweg,
versucht, ihn zu verwunden, erspäht die Stelle des Herzens und will sein Schwert dort hineinstoßen.
Aber Fafner erstickt an seinem eigenen Geifer und sinkt plötzlich in sich zusammen,
wie ein Ballon, aus dem die Luft herausgelassen wird. Siegfried steht ratlos vor dem Ungetüm.)

Siegfried
Da liegt der neidische Kerl
und trägt kein Schwert im Herzen.

Fafner
Drück aufs Triangulum, blühender Knabe.
(ersterbend )
Merk', wie's endet! Acht' auf mich!

.
 
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(...)
(Fafner wälzt sich auf die Höhe herauf. Siegfried springt mit einem Satze über ihn hinweg,
versucht, ihn zu verwunden, erspäht die Stelle des Herzens und will sein Schwert dort hineinstoßen.
Aber Fafner erstickt an seinem eigenen Geifer und sinkt plötzlich in sich zusammen,
wie ein Ballon, aus dem die Luft herausgelassen wird.
Siegfried steht ratlos vor dem Ungetüm.)

Siegfried
Da liegt der neidische Kerl
und trägt kein Schwert im Herzen.

Fafner
Drück aufs Triangulum, blühender Knabe.
(ersterbend )
Merk', wie's endet! Acht' auf mich!

genial!!!!

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Live von den Bayreuther Festspielen 2011

Richard Wagner "Lohengrin"

Arte 17:15 - 21:50 Uhr (Dirigent: Andris Nelsons)


Im Anschluß folgt Oper entdecken Dokumentation - Wagners Rienzi
Thematisiert wird Philipp Stölzl Inszenierung aus dem Jahr 2010 (Wiederholung am 21. 08. 2011 06:05 Uhr)
 

... in der berüchtigten "Ratten-Inszenierung von Hans Neuenfels. Zur Einstimmung und Schockvermeidung:

Lieber Friedrich,

seit dem Auftauchen des 4000 l Alkoholators im Tannhäuser wirken die Ratten wie zahme Haustierchen. Der Presse nach scheint Klaus Florian Vogt als Lohengrin wohl der Sänger dieser Saison zu sein. Leider muss ich heute auf meine Tochter aufpassen, so dass ich aufs Public Viewing verzichten muss, weil meine Frau den Fussball über die Oper erhoben hat.

Viele Grüße,
Kristian
 

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Der Presse nach scheint Klaus Florian Vogt als Lohengrin wohl der Sänger dieser Saison zu sein. Leider muss ich heute auf meine Tochter aufpassen, so dass ich aufs Public Viewing verzichten muss, weil meine Frau den Fussball über die Oper erhoben hat.

Lieber Kristian,

ich wußte gar nicht, daß in der "schönen Einöde" nennens- oder gar rühmenswerter Fußball gespielt wird! Wie dem auch sei, ich werde die Sache ab 17:15 in Augenschein nehmen, und sei es nur als Vorbereitung auf den realen Schrecken fine huius.

Herzlichen Gruß,

Friedrich
 
Wie dem auch sei, ich werde die Sache ab 17:15 in Augenschein nehmen, und sei es nur als Vorbereitung auf den realen Schrecken fine huius.

Ich habe gerade die ersten beiden Akte gehört und bin sehr angetan von der Inszenierung. :p Den Sängern sowieso! Irgendwie finde ich das moderne Regietheater super! :D Und Ortrud ist spitze!!!!!!!!!!!!! :p

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Ich bin jetzt (am nächsten Morgen) immer noch überwältigt - ich fand die Aufführung ganz, ganz toll. Und wieder mal soooo traurig!!!!!
smilie_girl_110.gif
 
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Ich habe gerade die ersten beiden Akte gehört und bin sehr angetan von der Inszenierung. :p Den Sängern sowieso! Irgendwie finde ich das moderne Regietheater super! :D Und Ortrud ist spitze!!!!!!!!!!!!! :p

Liebe Chiarina,

ich fand es musikalisch auch sehr gut (für die Defizite der Übertragungstechnik können die Musiker ja nichts); Elsa mußte sich erst ein wenig hineinfinden; die Vorschußlorbeeren für den Lohengrin waren voll gerechtfertigt.

Aber die Inszenierung? Die Ratten - nun ja, wenn es Absicht von Neuenfels war, die Zuschauer zum Lachen zu bringen, hat er es bei mir geschafft. Anderes wie den epileptischen König mit seiner Zimmerlinde konnte ich schon eher goutieren, denn nach der langen Tradition deutschnationaler Bombast-Inszenierungen kommt man heutzutage wohl um ein gewisses Quantum Ironisierung des Stoffes kaum herum. Abstoßend fand ich aber die Epiphanie des Gottfried am Ende, der in den "tragischen" Schluß (das ist er wohl eigentlich gar nicht, aber das wäre eine andere Diskussion) eine unästhetische Note hineinbringt. Wie im übrigen auch die "ich bin ja sooo cool" - Pose der Ansagerin, die dem "Opernwelt"-Redakteur auch noch eine Plattform bieten mußte für seine verquere alte Idee, Bayreuth zu irgendeinem Festival unter anderen zu machen.

Herzlichen Gruß,

Friedrich

(dessen Vorfreude auf das reale Ereignis nur durch das unablässige "ich hab aber nichts anzuziehn" - Gequengel von bestimmter Seite gestört wird ;))
 
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Warum traut sich eigentlich niemand zu sagen, dass diese Rattengeschichte schlicht und einfach grober Unfug ist....und das Publikum für dumm verkauft....;):D

((Wer eine Phobie gegen (romantische) Opern hat, sollte solche nicht inszenieren...))
 
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