Liebe chiarina,
du sagtest: "Man soll mir das bloß nicht als klavierpädagogisch wertvoll deklarieren! Vielleicht gibt es ja auch gute Online-Videos, ich habe allerdings noch keine gesehen."
1. (... und das weißt du ...) bei Pianopoly stellt der Video basierte Imitationszugang nur eine von 5 Lernarten dar, die alle parallel durchgezogen werden.
2. Man muss vergleichen, was vergleichbar ist. Natürlich kann man mit Videos schlecht eine Chopin-Etüde lehren. DAS will ich auch gar nicht. Man muss Sofort-Piano und Klavierkurse 1 und a fortiori die Videos darin vergleichen mit demjenigen, was sonst im ANFÄNGERUNTERRICHT (Pianopoly = Unterrichtssystem für KLAVIERANFÄNGER) benutzt wird. Und da schneide ich im Vergleich mit der wohl am meisten verkauften Klavierschule, der von Fritz Emonts, die Europäische Klavierschule, (als Beispiel) nicht schlecht ab (bitte nicht gleich als Arroganz abtun ... bitte). Diese und ähnliche Klavierschulen werden in der durchschnittlichen Musikschule oder im privaten Unterricht, man kann schon sagen: "flächendeckend" benutzt.
Das erste "Stück", das man bei Emonts lernt, heißt: "Erstes Spiel mit schwarzen Tasten". Man spielt die schwarzen 2er Gruppen auf und ab. (Ist das überhaupt ein Stück?) Dann geht es mit ähnlichen "Stücken" auf 12 Seiten weiter. Danach kommen 6 Seiten "Spielen nach dem Gehör", das damit in dieser Klavierschule als Zugang definitiv abgelegt ist (ACHTUNG: Ich rede hier von dem Heft, NICHT von dem Unterricht irgend eines Lehrers, der mit diesem Heft arbeitet und vielleicht das "Spielen nach dem Gehör" mit von ihm selbst zusammen getragenen Material noch weiter verfolgt...). Dann kommt nur noch "Spiel nach Noten" bis zum Ende des Heftes. Das letzte Stück ist dann "Der Schlangenbeschwörer" mit einem simplen Bordunbass (Quinten), der sich manchmal zur Walzerbegleitung (ein simples d-a-a) verirrt.
ZU DIESER ART VON KLAVIERSCHULEN MÖCHTE PIANOPOLY EINE ALTERNATIVE BIETEN. Denn ich behaupte, dass Pianopoly (das es zudem auch als ganz normale Hefte mit CD gibt) genauso von einem Lehrer benutzt werden kann. Den reinen AUTODIDAKTISMUS haben wir ja schon besprochen; der ist im GEGENSATZ zu Schulen wie Emonts mit Pianopoly MÖGLICH und warum sollte man nicht von dieser Möglichkeit profitieren? Es gibt verschiedenste Gründe, dies für sich als Anfänger so zu entscheiden).
Bei Pianopoly (Sofort-Piano + Klavierkurs 1) als konkrete Alternative zu Schulen à la Emonts (der arme Emonts ... er ist hier jedoch nur ein Beispiel) finge der 12 jährige (sagen wir einmal) mit dem Flohwalzer, DEN ER SELBST AUCH SPIELEN MÖCHTE, an (denn jeder erfahrene KL wird mir bestätigen, dass dieses Stück immer noch bei vielen Kindern und sogar Erwachsenen sehr beliebt ist, auch wenn man ihn als KL nicht mehr hören kann). Dieses erste Stück bei Pianopoly ist MUSIKALISCH und SPIELTECHNISCH GESEHEN um einiges komlexer als das letzte Solostück in der Emontsschule, die quasi nur nach Noten lehrt. Der Flohwalzer steht in FIS-Dur, eine Horrorvorstellung für viele Notenschüler, oft auch noch nach Jahren Üben (ICH SPRECHE VON DURCHSCHNITTLICHEN UNTERRICHT MIT DURCHSCHNITTLICHEN SCHÜLERN IN MUSIKSCHULEN UND PRIVATEN SCHULEN IN D), man überkreuzt die Hände, man kann das Stück beliebig weiter spinnen (Einladung zur Improvisation), es kommen Achtelnoten vor, man spielt im Auftakt, etc. ... und es stellt eine zusammenhängende musikalische Form dar. Das nächste Stück könnte dann auch gleich das C-Dur-Präludium oder zunächst dessen verkürzte Version (als Vorbereitung) sein. Man wird mir einräumen, das auch dieses 2. Stück (es könnte auch das erste sein, da keine Reihenfolge zwingend vorgeschrieben ist - ganz besonders in Klavierkurse 1, wo DER SCHÜLER für jede Etappe immer verschiedene Stücke zur Wahl hat) musikalisch anspruchsvoller ist als das LETZTE Stück bei Emonts. DAS WIRKT AUF DEN SCHÜLER ENORM MOTIVIEREND. Er kann SOFORT komplexere Stücke lernen (DESHALB Sofort-Piano ... und nicht etwa weil ich vorgeben will, man könne damit ohne Üben sofort ein Klavierkonzert von Rachmaninoff spielen).
PARALLEL zu diesen SOFORT-PIANO-STÜCKEN, die nur per audio-visuelle Nachahmung vermittelt werden, lernt der Schüler nach dem Pianopoly-Klavierkurse 1 (der die eigentliche Entsprechung zur Emontsschule darstellt). Dort lernt er IMMER und SYSTEMATISCH nach 5 verschieden LERNARTEN: Imitation, Gehörspiel, Notenspiel, Improvisation, Techniken. Wenn er dann am Schluss von SOFORT-PIANO und den KLAVIERKURSEN 1 angekommen ist, hat er sein Gehör geschult, einfache Improvisationen gespielt (wir sind hier in der Entsprechung des 1. Bandes der Emontsschule!!!!), kann einfache Stücke im Violin und Bass-Schlüssel spielen, hat einfache Begleittechniken gelernt UND kann mehrere komplexere Stücke (im Verhältnis zu "Nachhüpfen" etc. in Emonts oder den Notenstücken bei PIANOPOLY) wie "Für Elise" spielen.
In einem hattest du recht: die ersten 3 Videos (von etwa 400) im Klavierkurse 1 haben keine besonders gute Bild- und Klangqualität. Sie sind die ersten Videos, die ich überhaupt gemacht habe. Die werden auch demnächst ersetzt. Doch die Stücke, die der Schüler mit diesen 3 Videos trotz einfacher Videoqualität spielen lernen KANN (die kann auch der Lehrer zeigen, wieso denn nicht ... sodass die Videos nur Erinnerungen an den Unterricht sind, wie die Noten bei Emonts u.ä. ...) sind MUSIKALISCH interessanter und besser als "Spiel auf schwarzen Tasten" (Seite 8), "Kleine Melodie" (S. 31) oder auch noch "Little Sally Waters" (S.44) bei Emonts. Dass das so ist, dass die ersten drei Videostücke im Pianopoly (ganz zu Schweigen von den Stücken in SOFORT-PIANO-MIX-1 mit Für Elise, New Here? etc.) musikalisch interessanter sind als die genannten bei Emonts liegt nicht an Emonts sondern am Notenspiel. UND HIER LIEGT DAS INTERESSANTE AM IMITATIVEN LERNEN VIA LEHRERZEIGEN ODER EBEN VIDEOS: Man kann als ANFÄNGER quasi SOFORT komplexere Stücke spielen. DAS geht beim Notenspiel eben nicht. Denn um z.B. FIS-Dur mit Achteln und überkreuzten Händen LESEN zu können (wie beispielsweise beim Flohwalzer - nur EIN Beispiel!!! - bitte mich nicht DArauf festnageln ...) gehen schon einige Monate wenn nicht Jahre (Achtung: ich spreche von durchschnittlichen Anfängern, so wie man sie in jeder beliebigen Musikschule trifft) ins Land.
Videos als festgehaltenes Zeigen (Noten sind ja letztendlich nichts anderes) sind im ANFÄNGERSTADIUM (die ersten Monate halt ...) den Noten eindeutig überlegen. Und: Das Prinzip "Zeigen - Nachmachen" ist dem Lehren nach Noten im ANFÄNGERBEREICH ebenfalls überlegen. Das muss jeder halbwegs offene KL berücksichtigen und er sollte entsprechend handeln.
DAS IN DIESEM KOMMENTAR GESAGTE sind nichts anderes als etwas ausführlichere Wiederholungen dessen, was ich vorher schon mehrfach gesagt habe. Bitte schau nochmal genau nach Deshalb war der Vorwurf, ich würde auf Argumente nicht reagieren, unbegründet.
LG
osos1009
PS Da quasi nur ich in meiner realen ID präsent bin, ziehe ich es vor, osos1009 genannt zu werden. Oder ihr legt alle eure realen Namen mit Adressen und Tel. Nr. offen. Ist das jetzt auch wieder böse?