Aber Schauspieler und musikalische Interpreten empfinde ich schon als Künstler, weil ja Theater und Musik (übrigens auch Ballett wie ich finde) im Gegensatz zu bildender Kunst oder Literatur Kunstformen sind, die sich erst in der Darbietung überhaupt vollständig entfalten. Ein Theaterstück auf Papier ist etwas anderes als ein inszeniertes Bühnenstück und eine Partitur ohne Konzert eigentlich - ja was? Eine Skizze? Ein Drehbuch? Ein Drehbuch ist ja auch nicht DER Film und die Verwirklichung des Drehbuchs eine künstlerische Leistung.
nach vielerlei empörtem Wutgeschnaube (how dare i... wie konnte ich es nur wagen, den musikalischen Interpreten nicht als Künstler zu bezeichnen) und zwischen allerlei ulkigen Kapriolen (Monet interpretiert einen Gartenteich, unerkannte Künstler, die mangels Absatz ihr epochales Werk in der Schublade lagern etc) um den Begriff
Künstler herum, habe ich deinen
@Viva la musica prima und bedachten Beitrag zunächst gar nicht gesehen!
Da kommen wir doch endlich in die Bereiche, welche das
Künstlertum tatsächlich sinnvoll ausweiten, weil sie mit Kunstformen zu tun haben, die nicht einzig und allein darauf abgestimmt sind, dass sich Rezipient und Kunstwerk gegenüber stehen (wie die Skulptur und ihr Betrachter) : man nennt das
darstellende oder auch
ephemere Künste. Sowohl der Film als auch das Theaterstück benötigt Darsteller für einzelne Rollen und Regie, um aufgeführt zu werden; ähnlich verhält es sich bei der Sinfonie*) etc., die als "Darsteller" Instrumentalisten und als "Regie" einen Dirigenten benötigt. Freilich sind die
darstellenden Künste quasi arbeitslos, wenn es nicht die primären Kunstwerke (Sinfonien, Theaterstücke etc) gäbe. Damit ist hoffentlich deine Frage hoffentlich beantwortet: das Theaterstück auf Papier ist das primäre literarische Kunstwerk, welches ein Literat/Künstler wie z.B. Goethe erschaffen hat, die gelungene Inszenierung/Darbietung ist dann die künstlerische Leistung der
darstellenden bzw. ephemeren Künstler. Schlägt man in Wörterbüchern, Lexika usw nach, findet man erstaunliches, weil wirklich ziemlich viel unter dieses gebräuchliche Begriffskonstrukt (darstellende Kunst) subsummiert wird!
Ich halte den herkömmlichen, engeren Künstlerbegriff (Künstler ist, wer ein Kunstwerk erschafft) für durchaus sinnvoll. Aber die Frage ist, welche Begriffe wir für diejenigen verwenden sollen, die sehr wohl
künstlerische Tätigkeiten ausüben, ohne dabei Kunstwerke zu erschaffen: streng genommen sind das
darstellende Künstler (Regisseure, Schauspieler, Dirigenten, Sänger, Instrumentalisten u.a.) - das missverständliche dabei ist, dass der Begriff "Künstler", wenn man ihn unreflektiert und ohne zu differenzieren auf restlos alle auch im weitesten Sinn künstlerischen und darstellerischen Tätigkeiten**) anwendet, quasi inflationär Bach und Carl Switzer gleichsetzt (so a la jo ey, sind ja beides voll Künstler ey) - - endgültig verworren wird das alles dann noch, wenn man steuergesetzliche Definitionen (da ist dann auch der freischaffende Journalist ein Künstler!) etc hinzuzieht. --- na kurzum: darstellerische Kunst ist doch auch was edles
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*) die Sinfonie als pars pro tote aufzufassen: sogar mir ist bekannt, dass es verschiedene musikal. Gattungen gibt (Opern, Oratorien, Flötenquartette, Violinsonaten usw usw usw)
**) das erschaffen eines Kunstwerks (was Goethe, Monet, Mozart, Michelangelo gemacht haben) ist natürlich eine immense kreative "künstlerische Tätigkeit", aber die Tätigkeit allein ist noch nicht das Kunstwerk; einen überzeugenden Faust I zu inszenieren und auch einen überzeugenden Mephisto darzustellen, ist eine darstellende künstlerische Tätigkeit, aber kein Kunstwerk -