Künstler <-> Pädagoge?

P.S.: Eine Pädagoge ist der, der lehrt/unterrichtet. :003: Ob er ein guter oder schlechter Pädagoge ist, ob dafür ausgebildet oder nicht, ist erstmal egal. Oberbegriff ist Pädagoge, die Differenzierung erfolgt anschließend.
Danke, so sehe ich das auch. Das Wort enthält noch keine Wertung oder Qualitätsbekundung. Und ich verstehe auch nach wie vor nicht, wie und wieso sich Künstlertum und Pädagogentum (bzw. das Unterrichten) gegenseitig behindern oder gar ausschließen sollen, außer was den rein zeitlichen Umfang betrifft.
 
Und ich verstehe auch nach wie vor nicht, wie und wieso sich Künstlertum und Pädagogentum (bzw. das Unterrichten) gegenseitig behindern oder gar ausschließen sollen, außer was den rein zeitlichen Umfang betrifft.
Achtung ... das ist nur meine private Ansicht und entbehrt der wissenschaftlichen Grundlage.

Es gibt noch den allgemeinen Unterschied zwischen "akademisch" und "praktisch". ich verorte mich selbst eher im akademischen Bereich ... ich bin Erziehungswissenschaftler, Mathematiker (mit Abschluss) bzw. Musiker (ohne Abschluss, aber scheinbar mit einer gewissen Begabung ... auch wenn ich an dieses Konzept nicht so recht glaube).

Mein Bruder ist zwar studierter Geologe (leider ohne Abschluss), arbeitet aber als reiner Praktiker in der Kinderbetreuung an einer OGS (offene Ganztagsschule).
Natürlich hat der bei seinem Nachdenken über seinen Beruf auch eine ganze Menge praktischer Notwendigkeiten im Kopf ... und wenn er mir davon erzählt, dass mal wieder irgendein Akademiker in der Einrichtung war, und Tipps gegeben hat, dann spüre ich an seinen Worten ganz klar, dass er Akademiker nicht ernst nehmen kann.

Der Grund ist einfach und meiner Meinung nach auch sehr gut nachzuvollziehen ... denn die reinen Akademiker haben oft genug nicht den blassesten Schimmer von der Praxis (traurig aber wahr, die consecutiven Studiengänge Bachelor und Master haben daran nichts geändert ... der Praxisbezug hat eher nachgelassen), aber den Kopf voller hochtrabender Ideen, deren Umsetzung in der Praxis aber oft einfach nicht klappt.
Aus der Sicht meines Bruders, "verdirbt" ein Studium die Menschen für die Praxis.
Aus Sicht eines Akademikers fehlt dem Praktiker dafür oft genug der "Sinn fürs Wesentliche" (Achtung Definitionsfalle) ... denn es geht nicht darum, dass der Schulalltag möglichst störungsfrei läuft ... es geht darum, Kinder zu bilden und zu erziehen.
Leider stehen dem die organisatorischen Gegebenheiten einer staatlichen Institution Letzterem oft im Wege ... und diese bilden eben das Arbeitsumfeld des Praktikers.

Beispiel Evaluation (wer's kennt, wrd es hassen).
Eigentlich ist es keine schlechte Idee (theoretisch), die Lernfortschritte unter verschiedenen Vorraussetzungen zu dokumentieren, um aus der Auswertung abzuleiten, wo noch etwas verbessert werden kann.
Im Alltag kostet das aber primär Zeit (davon ist grundsätzlich zu wenig da) und obendrein werden dabei Erkenntnisse generiert, die den Erziehern und Lehrern oft genug schon klar sind, an denen sie aber aus eben genannten Zeitgründen leider wenig ändern können (dafür reicht der Betreuungsschlüssel halt nicht aus).

Als der PISA-Schock durchs Land fegte, war ich noch mitten im Studium, aber auch da war mir schon klar, was einer der deutschen PISA-Forscher sehr kompakt zusammengefasst hat.
"Eine Sau wird doch nicht fetter, wenn man sie regelmäßig über eine Waage jagt. Die braucht das richtige Futter".
Dennoch war dieses "regelmäßig über die Waage jagen" genau das, was aufgrund politischer Initiativen im pädagogischen Alltag angekommen ist.
Wir sprachen damals von "Evaluitis" ... und ja, ein Screening zu irgendwas geht ja noch gut klar ... aber das zweite oder sogar dritte zu einem ähnlichen Thema (wegen "Kreuzvalidierung") sorgt dann dafür, dass der "pädagogsche Volkssturm" für die eigentliche Aufgabe (Bildung und Erziehung) NOCH weniger Zeit hat.
Ich denke, ein Teil des "Schulversagens" welches so oft beklagt wird, geht gerade auf diese schwere Evaluitis zurück, denn im Zuge der "Verarbeitung" des PISA-Schocks wurde nicht nur die Schulzeit verkürzt, es wurde den Bildungsarbeitern obendrein noch zusätzliche Aufgaben aufgebürstet.

Um also deine implizite Frage zu beantworten: Pädagogik muss nicht stören oder behindern ... Künstlertum auch nicht ... aber beides hat mMn im Unterricht wenig zu suchen. Es sind beides wichtige Eigenschaften eines Instrumentallehrers, die eigentlich eher in Vor- und Nachbereitung einer Unterrichtsstunde wichtig sind. Für viele Schüler (besonders jüngere) ist der Untrerricht die einzige Zeit in der Woche, wo sie überhaupt mal ihr Instrument anfassen.
Ich frage in fast jeder Stunde, ob der Schüler denn auch brav geübt hat ... und ich freue mich wie ein Kind zu Weihnachten, wenn dann ein "ja" zurück kommt.
Der Instrumentallehrer denkt sich "selbst schuld, dann üben wir halt jetzt".
Der Pädagoge fragt sich, wie er das ändern kann, weil der Schüler sich dadurch eigentlich ja nur selbst behindert.
 
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Der Instrumentallehrer denkt sich "selbst schuld, dann üben wir halt jetzt".
Der Pädagoge fragt sich, wie er das ändern kann, weil der Schüler sich dadurch eigentlich ja nur selbst behindert.
Volle Zustimmung, bis aufs Ende:

Der Pädagoge (= der Fachmethodiker, bzw. der Pianist, der davon etwas kennt) weiß, wie er spontan eine spannende, lehrreiche und kurzweilige Stunde gestaltet, angefüllt mit Musik, die über ein "wir üben jetzt 45 Minuten, fang an zu spielen" hinausgeht.
Der, der darin keine Erfahrung hat, denkt "mist, was mach ich jetzt ne dreiviertel Stunde lang mit dem, wieder so ein zähes, nervtötendes Rumgestochere..."

Damit will ich nicht sagen, dass jeder automatisch zur zweiten Kategorie gehört, der keine Instrumentalpädagogik studiert hat... Aber falls sich jemand eher beim zweiten sieht, ist es schön zu wissen, dass es gute Ideen gibt, die man kennenlernen kann, damit die Stunde so eben nicht aussehen muss.
 
@Stilblüte, das was du da beschreibst geht in die Richtung Didaktik. Die Methodik schreibt planend, wie eine Sache angegangen wird, dagegen Didaktik frag im engeren Sinne nach dem Was, die das Unterrichtsziel bestimmt und den daraus resultierenden Unterrichtsinhalt festlegt.

P.S. Methode ist in der Regel festgelegt (=> Spielraum ist eingeschränkt, zB C-Dur Tonleiter spielt man so und nicht anders), Didaktik kann u.U. je nach Schüler stark variieren.
 
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Um also deine implizite Frage zu beantworten: Pädagogik muss nicht stören oder behindern ... Künstlertum auch nicht ... aber beides hat mMn im Unterricht wenig zu suchen. Es sind beides wichtige Eigenschaften eines Instrumentallehrers, die eigentlich eher in Vor- und Nachbereitung einer Unterrichtsstunde wichtig sind. Für viele Schüler (besonders jüngere) ist der Untrerricht die einzige Zeit in der Woche, wo sie überhaupt mal ihr Instrument anfassen.
Lieber Olf,

ich meine, dass sich Pädagogik und Künstlertum im besten Fall im Unterricht ergänzen und das auch sollten (dabei ist es m.E. unwichtig, ob jemand noch solistisch auftritt, aber er sollte das schöpferisch-kreative Tun beim Interpretieren u.a. verinnerlicht haben).

Du schreibst. "Es sind beides wichtige Eigenschaften eines Instrumentallehrers, die eigentlich eher in Vor- und Nachbereitung einer Unterrichtsstunde wichtig sind."

Ich meine, dass diese beiden Eigenschaften gerade wichtig sind im MOMENT des Unterrichtens! Wenn mir die persönliche Aussage, ein bestimmter Klang, ein kreatives Umgehen mit dem Notentext fehlt, werde ich reagieren. Ich reagiere auf etwas vom Schüler und er reagiert auf etwas von mir - es ist im guten Fall ein gemeinsames Arbeiten, ein befruchtender Austausch und selbstverständlich spielt dabei das Künstlerische eine Rolle. Als Pädagoge muss ich ständig Entscheidungen treffen: "Was priorisiere ich nun beim Schüler, was ist wichtig, wie bringe ich es bei, welche Methoden wähle ich?"

Die Vor- und Nachbereitung der Unterrichtsstunden trägt natürlich dazu bei, sinnvolle Entscheidungen treffen zu können. Aber ohne "Kunst des Lehrens/Erziehens" kann ich nicht unterrichten. Meine Fähigkeiten tragen dazu bei, welchen Verlauf ein Unterricht nimmt und wie erfolgreich der Unterricht ist. Vor, nach, während des Unterrichts.
Ich frage in fast jeder Stunde, ob der Schüler denn auch brav geübt hat ... und ich freue mich wie ein Kind zu Weihnachten, wenn dann ein "ja" zurück kommt.
Der Instrumentallehrer denkt sich "selbst schuld, dann üben wir halt jetzt".
Der Pädagoge fragt sich, wie er das ändern kann, weil der Schüler sich dadurch eigentlich ja nur selbst behindert.

Das finde ich total lustig! :003: Ich frage sowas nie, frage höchstens, ob das, was wir letztes Mal gemacht haben und was schwierig war, zu Hause geklappt hat oder wie sich der Schüler dabei gefühlt hat.

Man hört und merkt doch, ob der Schüler geübt hat oder nicht. Und wieso sollte er auf deine Frage ehrlich "nein" sagen, wo du dich so über ein "Ja" freust. :004: Es kommt ja hoffentlich sehr selten vor, dass ein Schüler überhaupt nicht geübt hat. Viel wichtiger ist auch, WIE er geübt hat und das hört man sofort.

Gerade beim Thema Üben ist es wichtig, pädagogische und kommunikative Fähigkeiten im MOMENT zu besitzen, damit man nicht so reagiert, wie es dein Instrumentallehrer und Pädagoge oben tut. :D

Liebe Grüße

chiarina
 
Dann aber beginnt das Wirrwarr. Denn plötzlich redest du davon, dass der Interpret ein darstellender Künstler sei
@chiarina .....pssst...sag´s nicht weiter: das ist kein Wirrwarr, denn ich habe keine anderen als die Begriffsbildungen verwendet, die man nachsehen kann (Lexika etc) und auch darauf verwiesen, dass diese Begriffe/Definitionen nicht auf meinem Mist gewachsen sind ((wenn gebräuchliche Begriffe dir wirr erscheinen, dann nehme ich das halt zur Kenntnis)) - also nachschlagbare Begriffe sind Künstler, darstellende/ephemere Künste etc - - wie der Verlauf hier gezeigt hat, versteht fast jeder was anderes unter "Künstler" und kaum wer mag sich mit den gängigen Begriffsdefinitionen anfreunden. Das Problem dabei ist, dass das Wort "Künstler" in verschiedenen Bedeutungen verwendet wird bzw in verschiedenen Definitionen Bestandteil in der Wortwahl ist. Es wird halt inflationär verwendet und ein Wirrwarr entsteht einzig dadurch, dass die Differenzierungen im wischi-waschi-Alltagssprech weggelassen werden. Nicht die verschiedenen Begriffe/Definitionen sind verwirrend, sondern der undifferenzierte Gebrauch (der Spaß mit "Baum" hat das illustriert).

Damit du nicht erneut sprachlich stolperst (mimimi dasisn Künstler und das aber auch und das da mimimi überall kommt das Wort vor) und erneut versuchst, mich wohlmeinend zu belehren und zu korrigieren, verwende ich für feststehende Definitionen jetzt Unterstreichungen. Ein unterstrichener Begriff hat nicht notwendig dieselbe Bedeutung wie im alltäglichen (inflationären) Sprachgebrauch. Ein Künstler erschafft Kunstwerke, z.B. Gemälde, Skulpturen, Sonette, Dramen, Opern, Sinfonien. Manche Kunstwerke benötigen den Einsatz der darstellenden ephemeren Künste, z.B. Dramen benötigen Darsteller & Regie, Sinfonien benötigen Instrumentalisten & Dirigent - Schauspieler, Regisseure, Instrumentalisten, Dirigenten (u.a.) sind darstellende Künstler, sie üben jeweils verschiedene künstlerische Tätigkeiten aus. Das Wort "Künstler" wird zwar in den definierten Begriffen Künstler und darstellender Künstler (manchmal auch innerhalb dieses Bereichs als ausübender Künstler bezeichnet) verwendet, aber dabei ist die Bedeutung dieses Wortes innerhalb der unterschiedlichen Begriffsbildungen verschieden: ein darstellender Künstler ist meistens "nur" ein solcher und keiner, der ein oder mehrere Kunstwerke erschafft; nur selten findet sich beides in Personalunion (Bernstein als Komponist, Dirigent & Pianist; R. Strauß als Komponist & Dirigent; Skrjabin & Rachmaninov als Komponisten & Pianisten; Kroetz als Schriftsteller & Schauspieler)
=> zuletzt nochmals zwei Hinweise: a) diese Begriffe kann man nachschlagen und b) es kann nicht schaden, sie korrekt (ihrer Bedeutung gemäß) zu verwenden.
Alle Unklarheiten beseitigt? (du darfst gerne nachlesen, ob ich die Begriffe korrekt oder falsch verwendet hatte)

(jetzt weg von den feststehenden Begriffen: mir sind eindeutige Bezeichnungen wie Schriftsteller, (Kunst)Maler*), Komponist [schöpferisch tätig] und Dirigent, Regisseur, Schauspieler, Instrumentalist [künstlerische Tätigkeiten, Interpreten, Darsteller] etc lieber als die oben referierten Begriffe und erst recht sind mir diese lieber als das wischiwaschi-Alltagsblablubb)

___________
*) nicht dass noch irgendein sprachgewitzter Schlaukopf auf die Idee kommt, den Chef eines Malerbetriebs mit Kandinski gleichzusetzen, weil ja "Maler".......
 
ich meine, dass sich (1) Pädagogik und Künstlertum im besten Fall im Unterricht ergänzen und das auch sollten (dabei ist es m.E. unwichtig, ob jemand noch solistisch auftritt, aber er sollte (2) das schöpferisch-kreative Tun beim Interpretieren u.a. verinnerlicht haben).
(1) dieser beste Fall wäre Klavier- oder Dirigierunterricht bei Bernstein ;-)
(2) sapristi, was ist denn "schöpferisch-kreativ" beim interpretieren???
 
@Stilblüte
Natürlich gibts auch bei mir keine reinen Übungsstunden. Aber wenn mir ein Schüler sagt, er sei letzte Woche nicht zum Üben gekommen, dann nutze ich die ersten vielleicht 10 Minuten der Stunde eben auch dafür, dass der Schüler die Hausaufgabe von letzter Stunde wenigstens mal gemacht hat.
Der Rest der Stunde wird dann meist damit gefüllt, was ich für die Stunde vorbereitet habe ... oft beinhaltet das auch eine Anwendung der Hausaufgaben, und genau deswegen finde ich eine Wiederholung derselben auch so wichtig.

Ich versuche meinen Schülern immer nahe zu bringen, dass Übung wichtig ist ... aber ich kann mich eben auch noch sehr gut daran erinnern, wie langweilig manche Übungen sind und wie schwer es mir gefallen ist, z.B. Tonleitern bis zum Erbrechen zu üben. Also gebe ich meinen Schülern nicht nur Skizzen von Tonleiter-Übungen, sondern schreibe zusätzlich auch mal kleine "Etüden" für sie, in denen dann genau das, woran der Schüler gerade arbeitet oder was er (mMn) üben sollte, besonders wichtig ist.

@chiarina:
Ich frage meine Schüler momentan auch nicht explizit, ob sie geübt haben ... aber scheinbar haben die trotzdem das Bedürfnis, mir mituzuteilen, wenn sie nicht zum Üben gekommen sind.
Es geht mir eigentlich auch mehr darum, dass sich meine Schüler auch ausserhalb des Unterrichts mit dem Instrument beschäftigen ... wenn sie das tun, dann müssen es auch nicht unbedingt die Übungen gewesen sein, die ich ihnen gegeben habe. Diese Übungen laufen schließlich nicht weg.
Primär geht es mir eigentlich darum, dass meine Schüler auch ausserhalb des Unterichts von Zeit zu Zeit mal ihr Instrument benutzen. Und mal ganz ehrlich, schaden tun ein paar Übungen zu Anschlag- oder Zupftechniken, Tonleitern oder Akkordzerlegungen am Anfang einer Stunde nicht.
Einige erinnern sich eventuell aus ihrem Grundschul-Matheunterricht noch an diese Übungskästen mit der Aufschrift "LÜK" - das steht für "Lernen - Üben - Können". Zwischen dem Lernen und dem Können steht IMMER das Üben ... daran ändert sich auch nach der Grundschule nichts.
sapristi, was ist denn "schöpferisch-kreativ" beim interpretieren???
Zum Beispiel, wenn man trotz Klavier- und Dirigierunterricht bei Bernstein nicht nach Bernstein klingt.
Stell dich nicht so blöd, du weißt genau, was damt gemeint ist.
Schöpferisch kreativ bedeutet eine Interpretation mit "persönlicher Note" ... genau in dieser persönlichen Note steckt das schöpferisch kreative, denn durch den Wunsch nach einem Wiedererkennungswert sind der Kreativität hier einigermaßen enge Grenzen auferlegt. Wird es zu persönlich, dann ist es am Ende eben auch nicht mehr unbedingt ein Chopin ... sondern in Augen orthodoxer Hörer und Kritiker eher ein "Schapeng".
 
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(1) dieser beste Fall wäre Klavier- oder Dirigierunterricht bei Bernstein ;-)
(2) sapristi, was ist denn "schöpferisch-kreativ" beim interpretieren???
Tja, das frage ich mich auch … Ist das schöpferisch/Kreativ, wenn ich Heinrich Heine Gedicht vorlese. Ist es der Tonfall, sind es die Pausen nach jedem Punkt, die Phrasen, Betonungen, Kommas und und und. Kreativ eventuell, aber schöpferisch ist da gar nichts. Sowas überlasse ich doch lieber Goethe, Heine, Beethoven, Mozart c/o.
 
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@chiarinadenn ich habe keine anderen als die Begriffsbildungen verwendet, die man nachsehen kann (Lexika etc) und auch darauf verwiesen, dass diese Begriffe/Definitionen nicht auf meinem Mist gewachsen sind
Lieber rolf,

besten Dank für deine Bemühungen, aber tatsächlich hatte ich dich genauso verstanden, wie du zweifelsfrei nachlesen kannst.

Ich habe gar kein Problem damit, dass du einen Interpreten nicht als Künstler siehst - im Gegenteil ist diese Sicht doch interessant! Weswegen wir hier uns so reizend unterhalten, hat nur damit zu tun, dass du sagst, dass ein darstellender oder auch ausübender Künstler kein Künstler sei und das finde ich verwirrend und von der Logik und Sprache her mindestens sehr merkwürdig. Entspricht auch nicht den gängigen Definitionen, die ich nun schon mehrmals zitiert habe. Deinen Differenzierungen stimme ich zu, das habe ich schon mehrmals gesagt.

Was "schöpferisch-kreativ" angeht: Kreativität beinhaltet Schöpferisches, s. auch hier. Ich weiß, was du meinst: natürlich ist das Schöpferische eines Interpreten etwas ganz anderes als das Schöpferische eines Komponisten. Ohne Kreativität kann man aber meiner Meinung nach nicht interpretieren.

Liebe Grüße

chiarina
 
@piano-nerd:
Anders als bei einer Gedichtzeile von Heine ist eine Phrase von Mozart oder Beethoven nicht an feste Bedeutungen geknüpft.
Musik lässt sehr viel größere Interpretationsspielräume, als Sprache ... eben weil die fest mit den Worten eines Gedichts verknüpfte Bedeutung in der Musik fehlt.

Du kannst "Mond" schreiben, und damit eine ganze Palette an verschiedenen Deutungen beim Hörer bzw. Leser hervorrufen. Aber alle diese Deutungen werden kulturell und sprachlich etwas mit dem Wort "Mond" zu tun haben.
Du kannst musikalisch versuchen "Mond" zu komponieren ... aber du hast nicht ansatzweise die gleiche Chance, dass der Hörer auch wirklich "Mond" hört, nur weil du meinst "Mond" geschrieben zu haben.

Vielleicht etwas abstrakt, aber ich hoffe es ist klar, was ich sagen wollte.
 
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Weswegen wir hier uns so reizend unterhalten, hat nur damit zu tun, dass du sagst, dass ein darstellender oder auch ausübender Künstler kein [schöpferischer!] Künstler sei und das finde ich verwirrend und von der Logik und Sprache her mindestens sehr merkwürdig.
@chiarina ich habe deinen Satz mit fetten Markierungen der Begriffe und einer Ergänzung versehen: jede Wette, dass wir uns da eigentlich einig sind. (nebenbei: in exakt diesem Sinne hatte ich das geschrieben, allerdings ohne fette Markierungen, sondern bezogen auf die von mir verwendeten nachlesbaren Definitionen)
 
Die Methodik schreibt planend, wie eine Sache angegangen wird, dagegen Didaktik frag im engeren Sinne nach dem Was, die das Unterrichtsziel bestimmt und den daraus resultierenden Unterrichtsinhalt festlegt.

P.S. Methode ist in der Regel festgelegt (=> Spielraum ist eingeschränkt, zB C-Dur Tonleiter spielt man so und nicht anders), Didaktik kann u.U. je nach Schüler stark variieren.

Lieber piano-nerd,
ich glaube, hier fehlt noch eine dritte Komponente, nämlich das Ziel!
Didaktik: Was mache ich (z.B. Tonleitern spielen)
Methodik: Wie kommen wir da hin (z.B.: Tonleiter selber finden lassen über Halbtonschritte oder Fis-Dur-Tonleiter zeigen oder ein Stück spielen, in dem Tonleitern vorkommen und diese dann herausgreifen oder einen Fingersatz auf dem Tisch / Klavierdeckel erproben und danach die Tonleiter spielen etc. etc.)
Ziel: Tonleitern in H-Dur flüssig über zwei Oktaven spielen können (zum Beispiel)

Die Methode ist also gar nicht festgelegt, sondern muss an den Schüler angepasst werden! Wenn ein sechsjähriger Tonleitern spielt, wird es nicht derselbe Weg sein wie bei einem 55-jährigen Wiedereinsteiger (auch wenn der Kern der Sache derselbe ist).

Übrigens gibt es noch weitere Komponenten, wenn ich mir die Methodik näher anschaue, z.B. die genaue "Kommunikationsmethode", mit der ich etwas vermitteln möchte. Wie kleinschrittig führe ich, wie viel mache / spiele ich vor, wie viel erkläre ich etc.
 
Lieber Olf,
@Stilblüte
Natürlich gibts auch bei mir keine reinen Übungsstunden. Aber wenn mir ein Schüler sagt, er sei letzte Woche nicht zum Üben gekommen, dann nutze ich die ersten vielleicht 10 Minuten der Stunde eben auch dafür, dass der Schüler die Hausaufgabe von letzter Stunde wenigstens mal gemacht hat.
Zustimmung! Wenn ein Schüler sehr oft nicht übt, spricht mMn auch nichts dagegen, mal eine etwas längere "zähe" Übeeinheit im Unterricht zu haben, die dem Schüler evtl. etwas peinlich ist. Oder ein paar Minuten vor die Tür zu gehen, in der der Schüler allein übt. Allerdings ist immer die Frage, warum nicht geübt wird - ob z.B. die Hausaufgabe zu unklar gestellt ist oder auch zu einschränkend etc.

Ich versuche meinen Schülern immer nahe zu bringen, dass Übung wichtig ist ... aber ich kann mich eben auch noch sehr gut daran erinnern, wie langweilig manche Übungen sind und wie schwer es mir gefallen ist, z.B. Tonleitern bis zum Erbrechen zu üben. Also gebe ich meinen Schülern nicht nur Skizzen von Tonleiter-Übungen, sondern schreibe zusätzlich auch mal kleine "Etüden" für sie, in denen dann genau das, woran der Schüler gerade arbeitet oder was er (mMn) üben sollte, besonders wichtig ist.
Das ist toll, dass du das machst! Tonleitern bis zum Erbrechen üben würde ich aus vielen Gründen nicht und finde es auch nicht sinnvoll, sondern eher schädlich. Denn ich brauche für denselben Tonleiterausschnitt u.U. verschiedene Fingersätze, je nach Zusammenhang der Metrik, Rhythmik, Geschwindigkeit, Zusammenspiel etc.
 
Allerdings ist immer die Frage, warum nicht geübt wird - ob z.B. die Hausaufgabe zu unklar gestellt ist oder auch zu einschränkend etc.
Ich hoffe (!), dass ich meinen Schülern einigermaßen gut klargemacht habe, dass sie mir sagen müssen, wenn irgendwas nicht passt ... zum Glück habe ich momentan aber auch keine Schüler unter 12 .... denen würde ich das nicht so recht zutrauen.
Wenn ich merke, dass jemand über einen längeren Zeitraum garnicht übt, dann führe ich mit ihm auch mal ein Gespräch in dem ich direkt frage, ob die Übungen eventuell zu schwer, zu unklar erklärt oder auch einfach nur zu langweilig sind. Ich weiß, dass ich so gut wie nichts mehr über meine eigenen Probleme am Anfang weiß ... das ist viel zu weit weg, also bin ich da auf die Ehrlichkeit meiner Schüler angewiesen.
Das ist einer der Gründe, weswegen ich nur extrem ungern kleine Kinder unterrchte.
Denn ich brauche für denselben Tonleiterausschnitt u.U. verschiedene Fingersätze, je nach Zusammenhang der Metrik, Rhythmik, Geschwindigkeit, Zusammenspiel etc.
Zustimmung ... auf einer Klaviatur ist das definitiv so.

Auf einer Gitarre ist es leicht anders, denn da gibt es nunmal kaum Unterschiede zwischen 2 Tonleitern, bei denen lediglich der Grundton ein anderer ist ... auf der Gitarre interessiert eigentlich viel eher die Tetrachordstruktur einer Skala. Der Rest ist Verschieben.

Auf der Klaviatur hat man den Vorteil, dass die Grundstruktur der Tonleiter über die gesamte Klaviatur die selbe ist ... du musst also pro Toneiter im Grunde nur eine Form lernen (dafür aber eben 24 verschiedene Formen für Dur und Moll).

Auf der Gitarre sind es mehrere Formen für jede einzelne Tonart (ich meine es wären Fünf Formen) ... und je nach Tonart liegen die einfach nur in anderen Lagen (Bünde). Aber mit diesen Fünf Formen sind schonmal alle Dur-Tonleitern spielbar und sogar die Änderungen zu einer Molltonleiter halten sich in Grenzen.

Bei Tonleiter-Übungen geht es mir nicht zuletzt auch darum, dass der Schüler nach und nach lernt, wo er welche Töne auf dem Griffbrett findet ... ein Problem, welches man beim Klavier mMn nicht so hat.
 
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