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- 12. Mai 2018
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Liebe Blüte,
ich glaube, dass unser Können in egal welchem Bereich oder Berufsfeld von vielen Eigenschaften und Fähigkeiten geprägt sind. Aber nicht für jeden Beruf sind diese Fähigkeiten gleich wichtig.
Als Klavierpädagoge brauche ich neben pianistischen und methodisch-didaktischen Fähigkeiten auch Fähigkeiten in der Kommunikation. Ich brauche Empathie, Interesse an Menschen, ich brauche Intelligenz, um Probleme beim Schüler zu erkennen, in Einzelschritte zerlegen zu können, Entscheidungen im Unterricht zu treffen und flexibel zu agieren.
Diese Dinge brauche ich als auftretender Künstler nicht zwangsläufig. Da braucht es andere Dinge, z.B. Konzentrationsfähigkeit, Freude und ein inneres Bedürfnis an Auftritten, ein gutes Gedächtnis, Durchhaltevermögen (tägliches Üben, immerwährendes Arbeiten an sich...) etc..
Ich denke also, dass ein guter Lehrer nicht zwangsläufig ein auftretender Künstler sein muss. Ein auftretender Künstler kann umgekehrt auch ein schlechter Lehrer sein - wir alle wissen, dass etwas selbst tun zu können nicht automatisch heißt, dies auch erklären oder zeigen zu können.
Was für mich allerdings unabdingbar für einen guten Klavierlehrer ist, ist das - ich nenne es mal so - künstlerische Sein! Die Suche nach immer neuen Lösungen, nach Weiterentwicklung, nach immer neuen kreativen Zugängen, die stetige (Weiter-) Bildung nicht nur der Pianistik, sondern der eigenen Persönlichkeit, des Hörens, des Musikverständnisses, die Neugier auf das, was man noch nicht kennt und weiß - das finde ich wichtig!
Brendel hat ja immer postuliert, dass ein Künstler umfassend gebildet sein sollte. Kunst, Malerei, Prosa, Lyrik, Geschichte ..... - all das trägt zur inneren Reifung bei und beeinflusst natürlich auch das, was wir tun. Wenn man einen Interpreten im Konzert hört, tragen im Hintergrund sehr viele Dinge zur Interpretation bei.
Insofern plädiere ich für Vielseitigkeit. Einseitigkeit macht auf Dauer blind und führt zu Verarmung. Ich selbst sehe mich als Künstlerin und Pädagogin, aber auch als Mensch, Mutter, begeisterte Doppelkopfspielerin, Köchin, Freundin, Partnerin .... . All diese Dinge befruchten sich gegenseitig.
Als ich so viel begleitete, war es mir wichtig, immer auch solistisch zu spielen und aufzutreten. Mir war und ist es wichtig, Musik aus möglichst vielen Perspektiven wahrzunehmen und dazu gehört für mich, möglichst viele Rollen auszuüben, in denen ich verschiedene Aspekte von Musik realisieren kann und in denen ich mich immer weiter verbessern kann. Mein Unterricht auch schon bei 5jährigen profitiert davon, dass ich Konzerte gebe und mein Hören und Spielen immer weiter zu verbessern suche. Mein Spiel verbessert sich, indem ich Schülern diese Dinge beibringe und so gezwungen bin, genauestens über Abläufe, Klänge und ihre Realisierung nachzudenken und sie zu verstehen.
Vielleicht - wenn ich so darüber nachdenke -, muss ein Künstler zumindest an sich selbst ein Pädagoge sein, denn er muss sich ja quasi selbst unterrichten. Nur Kinder oder Anfänger kann er dann noch lange nicht unterrichten. :D
Liebe Grüße
chiarina
P.S.: Lieber Gefallener,
ein Künstler arbeitet zwangsläufig an sich, seinem Werk, seinen Interpretationen. Diese Arbeit ist mit Hoch und Tiefs verbunden - anders geht es gar nicht. Das ist anstrengend. Die Tiefen und Grenzen immer wieder auszuloten, die persönliche Sicht auf seine Kunst immer wieder zu überdenken, zu reflektieren, zu realisieren erfordert sehr wohl
ich glaube, dass unser Können in egal welchem Bereich oder Berufsfeld von vielen Eigenschaften und Fähigkeiten geprägt sind. Aber nicht für jeden Beruf sind diese Fähigkeiten gleich wichtig.
Als Klavierpädagoge brauche ich neben pianistischen und methodisch-didaktischen Fähigkeiten auch Fähigkeiten in der Kommunikation. Ich brauche Empathie, Interesse an Menschen, ich brauche Intelligenz, um Probleme beim Schüler zu erkennen, in Einzelschritte zerlegen zu können, Entscheidungen im Unterricht zu treffen und flexibel zu agieren.
Diese Dinge brauche ich als auftretender Künstler nicht zwangsläufig. Da braucht es andere Dinge, z.B. Konzentrationsfähigkeit, Freude und ein inneres Bedürfnis an Auftritten, ein gutes Gedächtnis, Durchhaltevermögen (tägliches Üben, immerwährendes Arbeiten an sich...) etc..
Ich denke also, dass ein guter Lehrer nicht zwangsläufig ein auftretender Künstler sein muss. Ein auftretender Künstler kann umgekehrt auch ein schlechter Lehrer sein - wir alle wissen, dass etwas selbst tun zu können nicht automatisch heißt, dies auch erklären oder zeigen zu können.
Was für mich allerdings unabdingbar für einen guten Klavierlehrer ist, ist das - ich nenne es mal so - künstlerische Sein! Die Suche nach immer neuen Lösungen, nach Weiterentwicklung, nach immer neuen kreativen Zugängen, die stetige (Weiter-) Bildung nicht nur der Pianistik, sondern der eigenen Persönlichkeit, des Hörens, des Musikverständnisses, die Neugier auf das, was man noch nicht kennt und weiß - das finde ich wichtig!
Brendel hat ja immer postuliert, dass ein Künstler umfassend gebildet sein sollte. Kunst, Malerei, Prosa, Lyrik, Geschichte ..... - all das trägt zur inneren Reifung bei und beeinflusst natürlich auch das, was wir tun. Wenn man einen Interpreten im Konzert hört, tragen im Hintergrund sehr viele Dinge zur Interpretation bei.
Insofern plädiere ich für Vielseitigkeit. Einseitigkeit macht auf Dauer blind und führt zu Verarmung. Ich selbst sehe mich als Künstlerin und Pädagogin, aber auch als Mensch, Mutter, begeisterte Doppelkopfspielerin, Köchin, Freundin, Partnerin .... . All diese Dinge befruchten sich gegenseitig.
Als ich so viel begleitete, war es mir wichtig, immer auch solistisch zu spielen und aufzutreten. Mir war und ist es wichtig, Musik aus möglichst vielen Perspektiven wahrzunehmen und dazu gehört für mich, möglichst viele Rollen auszuüben, in denen ich verschiedene Aspekte von Musik realisieren kann und in denen ich mich immer weiter verbessern kann. Mein Unterricht auch schon bei 5jährigen profitiert davon, dass ich Konzerte gebe und mein Hören und Spielen immer weiter zu verbessern suche. Mein Spiel verbessert sich, indem ich Schülern diese Dinge beibringe und so gezwungen bin, genauestens über Abläufe, Klänge und ihre Realisierung nachzudenken und sie zu verstehen.
Vielleicht - wenn ich so darüber nachdenke -, muss ein Künstler zumindest an sich selbst ein Pädagoge sein, denn er muss sich ja quasi selbst unterrichten. Nur Kinder oder Anfänger kann er dann noch lange nicht unterrichten. :D
Liebe Grüße
chiarina
P.S.: Lieber Gefallener,
ein Künstler arbeitet zwangsläufig an sich, seinem Werk, seinen Interpretationen. Diese Arbeit ist mit Hoch und Tiefs verbunden - anders geht es gar nicht. Das ist anstrengend. Die Tiefen und Grenzen immer wieder auszuloten, die persönliche Sicht auf seine Kunst immer wieder zu überdenken, zu reflektieren, zu realisieren erfordert sehr wohl
Mit dem Geniebegriff habe ich allerdings meine Schwierigkeiten. Genies sind selten und es gibt vielleicht eine Handvoll Künstler (wenn überhaupt) momentan, auf die dies zutrifft. Ein sehr gutes Handwerkszeug zu haben und künstlerische Fähigkeiten (s.o.) zu besitzen, reicht völlig aus, um Künstler zu sein.Idealismus, die ewige Um- und Antriebsfeder, das "höheres / anderes Sehen" /Sichtweise (auf die Dinge), das Wissen um das Unwissen (denn es ist nur eine lichtgeschwinde Ahnung, die immer der Masse vorauseilt), Ecken, Tiefe, Charakter und Katarakte, Abgründe, Träume und Illusionen, Vogeltum, Zweifel und Wahn.
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