Ehrlich gesgat, bei allem Respekt glaube ich, dass die Pianisten früher ganz und gar nicht besser waren als heute - im Gegenteil.
@Stilblüte
"Glauben" ist immer eine heikle Angelegenheit, mit "wissen" (auf Grund von Nachprüfbarkeit) ist man da ein wenig auf der günstigeren Seite
Wir haben glücklicherweise eine rund hundertjährige Geschichte der Diskographie - man kann sich aus beinahe jedem Jahrzehnt des 20. Jhs. vergleichend anhören, wie diverse heikle Klaviersachen gespielt worden sind. Wenn man das macht, erkannt man, dass niemand heute manche Lisztsche Rhapsodie manuell besser spielen kann, als d´Albert und Busoni vor rund 90 Jahren oder als Elli ney (sic!) und Cortot (sic!) vor ca. 70 Jahren - freilich stellt man auch fest, dass die zurecht geschätzten heutigen Virtuosen diese nicht schlechter spielen.
Kurzum: das musikalische und technische Können der Besten unterscheidet sich nicht von heute - um hier glauben zu vermeiden, kann man wissen erlangen, indem man sich die Aufnahmen von Busoni, d´Albert, Skrjabin, Sofronitski, Feinberg, Barere, Rachmaninov, Backhaus, Petri, Erdmann usw. einfach mal anhört.
Das ist eigentlich auch ganz einsichtig: diese oder jene fiese Etüde ist nicht leichter oder schwerer geworden - egal zu welcher Zeit, hat jeder das Problem, die bestehenden manuellen Probleme überzeugend lösen zu müssen.
Skrjabins op.8 Nr.12 ist von ihm selber technisch perfekt eingespielt worden, danach ebenso von Sofronitski, Feinberg, Horowitz und heute von z.B. Kissin - das technische Können ist dasselbe. Was man hier feststellen kann ist, dass die älteren Aufnahmen in der Tempogestaltung etwas freier sind (mehr rit. und acc. einsetzen) und dass sie die wüsten Akkordrepetitionen schneller als heute spielen (was daran liegt, dass heute die meisten in diesem Stück kein accelerando zur Steigerung wagen) - jetzt könnte man am Beispiel dieser Etüde darauf beharren, dass die besten vor rund 100 Jahren eine der Schwierigkeiten (unbequeme Akkordrepetitionen simultan mit Sprüngen) "virtuoser" (schneller) zu lösen in der Lage waren. Diese oberflächliche Schlußfolgerung ist allerdings falsch: die Tempounterschiede (damals größer als heute) haben musikalisch-stilistische Gründe.
Unterschiede
stilistischer Art sind natürlich vorhanden - das sieht man am deutlichsten, wenn man vergleicht, wie die besten damals und heute Bach oder Mozart spiel(t)en.
Aber sicher, ja gesichert ist: technisch/manuell war man vor hundert jahren nicht schlechter als heute.