Klavierunterricht begonnen und irgendwie verloren

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FisherFrz

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8. Jan. 2021
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Guten Tag zusammen,

ich habe es endlich geschafft und eine Lehrerin für den Pianounterricht gefunden.

Leider aber mit einem faden Beigeschmack. Meine Pianolehrerin stammt aus der Ukraine und hat im damaligen Land Konzertpianisten vorbereitet.
Soweit so gut habe ich mir gedacht und mich schon auf den kommenden Unterricht gefreut. Die erste Schnupperstunde verlief recht gut und wir haben darüber geredet, wo ich hin möchte und was realistisch ist. Natürlich müssen wir bei den Basics beginnen aber hier fühle ich mich bisschen verloren.

Ich habe ein Blatt von ihr erhalten mit der ersten Übung und dem Notensystem. (siehe unten)

Dies übe ich derzeit tu mich aber ein bisschen schwer da wir hier direkt bis zur nächsten Oktave beidseitig spielen und ich mir das Notensystem nicht so schnell einprägen kann.
Ich habe mir deshalb SimplyPiano heruntergeladen um auch unterwegs die Noten schnell üben zu können. Ich fühle mich in der ersten Oktave bis zum G sicher, A und H sollten bis morgen drin sein.

Wie dem auch sei, da Sie sich mit deutscher Pianoliteratur nicht auskennt, meinte Sie, ich solle mir eine Musikschule aussuchen, die wir zusammen abarbeiten und zeitgleich ein Notenheft um auch hier üben zu können.

Ich bin absolut überfordert, könntet ihr mir bitte weiterhelfen und passende Notenbücher empfehlen?



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Auf dem Blatt steht ganz oben eine Übung von Hanon. Hanon ist dadurch bekannt geworden, dass er mit seinen „Übungen“ stumpfes, unmusikalisches Tastendrücken propagiert hat. Damit lassen sich keine musikalischen Fertigkeiten entwickeln. Ganz schlicht gesprochen: Das ist Zeitverschwendung. Und die kann sich niemand leisten, der eine Karriere als Konzertpianist anstrebt,

Generell halte ich dieses Blatt für völlig ungeeignet, um einen Anfänger ans Klavierspiel heranzuführen. Die lexikalische Auflistung der Zeichen kannst du auch (übersichtlicher) in Büchern und im Internet finden. Mir sagt dieses Blatt und das, was du beschreibst eigentlich nur: „Run rabbit run!“
 
Wie dem auch sei, da Sie sich mit deutscher Pianoliteratur nicht auskennt, meinte Sie, ich solle mir eine Musikschule aussuchen, die wir zusammen abarbeiten und zeitgleich ein Notenheft um auch hier üben zu können.
Sorry, aber wenn die KL HIER Neulinge unterrichten will, sollte SIE sich mit Anfängerliteratur auskennen. Im Übrigen reden wir ja nicht von einer anderen Sprache, sondern von INTERNATIONALER Notation - also spricht auch gar nichts gegen ukrainische oder russische Schulen! Das auf einen Anfänger abzuwälzen, ist nicht zielführend!
 
Es fing tatsächlich schon damit an das nicht auf meine Körperhaltung sowie Handposition eingangen ist, geschweige denn das die Sitzhöhe besprochen worden ist. Da dachte ich mir direkt ob das normal ist. Aber gut, das ihr mein schlechtes Gefühl bestätigt habt.
 
Sitzhöhe wurde mit mir auch niemals besprochen und da gibt es bei den Profis unterschiedliche Präferenzen, soweit ich verstanden hab. Hinsichtlich Handhaltung habe ich auch schon alles Mögliche gehört, von der Variante "als würde man einen Apfel oder einen kleinen Ball halten" über "jede Hand ist unterschiedlich, halte sie so wie es für dich am bequemsten un am lockersten ist, Hauptsache die Fingerkuppen werden nicht nach innen gewölbt" bis zur Aussage von Feuchtwanger in seinen Lektionen diesbezüglich :-D:-D Schlussendlich gibt es bei mir nur eine Sitzhöhe und Handposition, die sich bequem anfühlen und etwas anderes scheint nicht mehr in Frage zu kommen, vielleicht ist es bei Kindern anders, weil sie noch wachsen.

Mit einer Lehrkraft habe ich mich ausführlich ausgetauscht und mir wurde berichtet, dass viele Erwachsene erstmal echte Probleme damit haben, Finger überhaupt getrennt voneinander zu bewegen, im Sinne dass z.B. der vierte Finger eine Taste drückt und der fünfte dabei nicht nach oben geht oder sonst wie herumtanzt. Vielleicht wollte sie das mit dem Zeugs angehen? Mich lässt ein wenig der Eindruck nicht los, dass manche Profis, die eben locker mit 4-5 trillern und keine Anfänger unterrichten das nicht ganz verstehen. Soll sich diese Lehrerin doch hier mal anmelden, das wäre spannend :-D

Hanon in der allerersten Stunde finde ich allerdings schon hart und auch ziemlich langweilig, wäre für mich allerdings kein direktes Ausschlusskriterium, wichtiger fände ich was und wie sie selbst spielen kann. Am wenigsten hätte ich allerdings Lust darauf mir jetzt selbst als Anfänger Lernmaterial aussuchen zu müssen.

@FisherFrz
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Suche, es ist alles andere als einfach eine gute Lehrkraft zu finden, mit der man auch chemietechnisch auf ganzer Linie harmoniert und die man auch bezahlen kann. Manche wollen auch gar keine kompletten Anfänger. Mich persönlich würden die Ergebnisse deiner Suche interessieren, berichte bitte!

 
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Hanon könnte auch ein wenig "alte Schule" sein, oder? Meine Klavierlehrerin (Russin) will auch, dass ich zu Beginn des Unterrichts einen Hanon spiele. Die übe ich aber nicht zu Hause (ich kann nur 2) und nutze das eigentlich nur zum Runterkommen/Einstieg im Unterricht, weil ich da oft abgehetzt ankomme und erstmal kurz die Finger locker mache. (Im Vergleich zum Spiel zu Hause, wo ich mir die Ruhe vorher schaffen kann)
Bis ich dann beim richtigen Stück bin, bin ich entspannt und gesetzt 🤷🏻‍♀️
Über Sinn und Unsinn des Hanon-Übens will ich mich hier aber eigentlich gar nicht groß auslassen, zumal ich dem mehr Aufmerksamkeit nicht schenke als diese eine Minute pro Woche.

Ich bin nur der Meinung, dass das Einbringen von Hanon einen Lehrer nicht automatisch schlecht macht. Meine Lehrerin hat mich in 4 Jahren Erwachsenen-Unterricht von dem Wunsch, simple Disneysongs und Ludovico Einaudi zu spielen, bis hin zu Beethoven und Chopin gehieft, von denen ich jetzt ebenfalls schon Stücke gespielt habe.
Und wir haben auch mit einem 1. Band begonnen, den ich mitgebracht habe. Allerdings haben wir danach keine weiteren Bände der Reihe oder irgendeiner Reihe für Lerner mehr gespielt.

Aber dieses komische handgeschriebene Blatt find ich auch unmöglich 😅
Also als 1. Begegnung mit dem Klavier absolut überfordernd und dann noch selbst gepinselt... wo sie hätte aus dem Internet bessere Übungen finden und ausdrucken können. Ein bisschen Arbeit sollte sie schon in ihre Unterrichtstätigkeit stecken.😵‍💫
 
@Sabrina-von-der-Ostsee
Auch wenn es „alte Schule“ist, kann man von einer Lehrerin erwarten, dass sie sich fortbildet. Heutzutage Hanon im Unterricht zu behandeln, zeugt davon, dass jemand stehengeblieben ist.
 
Hanon könnte auch ein wenig "alte Schule" sein, oder?
Ich hab viele fertig studierte (junge) Pianisten im Freundeskreis und die nutzen fast alle Hanon. Entweder phasenweise oder regulär zum aufwärmen. Vielleicht sollte ihnen einer mal sagen dass es ein Versehen war, dass sie mit dieser Herangehensweise durch ein Konzertfachstudium kamen. Vielleicht immatrikulieren sie sich dann nochmal im ersten Semester nachdem ihnen dieser Irrtum aufgefallen ist.

Ich mach das auch seit dem Sommer und finde dass es mir sehr viel bringt.

Es ist lächerlich wie Hanon diskutiert wird. Für mache mag er hilfreich sein (in speziellen Situationen, mit speziellem Hintergrund), man lasse es ihnen doch bitte, wenn sie das Gefühl haben dass es ihnen gut tut. Und man lasse doch bitte Pädagogen mit Erfahrung ihre Erfahrung auf den Individualfall übertragen! Sonst kann man gleich mit YouTube Tutorials und App lernen! Für mich sind Lehrer die unreflektiert dogmatisch Dinge ablehnen genauso zweifelhaft wie Lehrer die das Gegenteil davon tun. Ich werf mal das Beispiel „dehnen vor dem Sport“ in den Raum. Darum existiert eine wissenschaftlich Streitdiskussion ob man das tun sollte oder nicht und wenn ja welches Dehnen. In der Praxis sieht das dann so aus „es gibt Sportler die damit bessere Leistung bringen und es gibt Sportler die damit schlechtere Leistung bringen“. Wie idiotisch wäre das sich jetzt hinzustellen und zu sagen „vor dem Sport ist dehnen schlecht und schädlich! Lass das!“ und wie idiotisch wäre das aus der Ferne deshalb einen schlechten Trainer zu diagnostizieren.
 
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Ich habe nach ca. 6 Wochen zum ersten Mal mit beiden Händen gleichzeitig gespielt. Und das war herausfordernd genug. Sitzhöhe hat mein Lehrer in der ersten Stunde mit mir ermittelt und dann auch darauf geachtet, dass die passt.
Handhaltung musste am Anfang nur grob passen und hat er dann nach und nach angesprochen - eben wenn bestimmte Stellen mit anderer Handhaltung besser zu meistern waren. Das war aber ganz gut so.

Ich hätte sicher den Unterricht abgebrochen, wenn er in der ersten Stunde schon mit etwas derart Überforderndem gekommen wäre.

Man spart sich auch keine Zeit, wenn so viel Infos an einem Tag kommen, denn man braucht eh Zeit um das Spielen an sich zu üben.
 
Und wenn die reine Unabhängigkeit der Finger mit ökonomischer Bewegung niemals ohne Musik geübt werden darf, der werfe man morgen sofort seine Computer Tastatur aus dem Fenster weil das üben des10 fingersystems sich unmittelbar negativ auf die musikalische Leistung auswirken muss.
 
@Sabrina-von-der-Ostsee
Auch wenn es „alte Schule“ist, kann man von einer Lehrerin erwarten, dass sie sich fortbildet. Heutzutage Hanon im Unterricht zu behandeln, zeugt davon, dass jemand stehengeblieben ist.
Es gibt durchaus beträchtliche Unterschiede, in welchem Land man seine Ausbildung als Klavierlehrkraft erhalten hat so hinsichtlich Vorgehensweise. Frag mal außerhalb Deutschlands, wie bekannt dort Feuchtwanger mit seinen Übungen ist: ganz anders als hier bei uns.

Ich hatte mal eine Lehrkraft aus Moskau, von der ich denke, dass sie schon recht gut war. Hanon war kein Hauptbestandteil des Unterrichts. Sie hat aber gesagt, dass wenn ich ab und an ein bisschen Hanon spiele und dabei das Gefühl habe es bringt mir etwas, kann ich es machen. War also meine Wahl. Ich habe den Eindruck, viele Wege führen nach Rom. Aber ich will Hanon nicht verteidigen, ich finds wirklich echt langweilig :-D würde aber nicht automatisch eine Lehrkraft, die Hanon nicht sofort verteufelt, disqualifizieren.

 
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Aber ich will Hanon nicht verteidigen, ich finds wirklich echt langweilig :-D
Wenn man es nur stupide tut ist es das auch. Aber mit Rhythmen, verschieden Tempi, unterschiedlichen Gruppierungen, Dynamik Änderungen und Kontrasten, unterschiedlicher Artikulation und mit völliger konzentration auf die Bewegung und die Entspannung und Anspannung und das reinspüren in die Bewegung, die Muskulatur, die Schultern etc. ist es wie Yoga. Wenn ich einen richtig mühsamen Arbeitstag hatte ist das wie Meditation. Und dabei kommt die Lust aufs üben und alles ist locker. Dann frustriert es nicht wenn man irgendwelche Sachen übt die mit steifen Fingern nicht gelingen. Das tu ich mir nicht an. Aber wenn man 8h still vorm Computer sitzt dann brauche ich Zeit um „reinzukommen“ das tu ich nicht in dem ich mich in irgendeinem Stück warmstottere.
 
Ich empfehle statt Hanon öfter Czerny/Germer Bd. 1 die ersten Nummern.
Extrem kurz, harmonisch so primitiv, dass man sie auch als Anfänger in alle Tonarten transponieren kann und angemessen vielseitig für's Einspielen und einfachste Bewegungsformen.
Aber auch die ersten der Hanon Übungen sind dafür brauchbar, z. B. Nr. 1, 5 und 6.
Insbesondere auch transponiert und unterschiedlich mit Akzenten und Dynamik geübt.
Es sollte der extremen Anti-Hanon Fraktion zu denken geben, dass viele Pianisten und auch Pädagogen wie der Lehrer von Rachmaninoff V. Safonov Hanon übten oder sogar herausgaben.
Für Anfänger ist Hanon nix und für Fortgeschrittenere nur mit sinnvoller Aufgabenstellung.
 
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