Unterrichtsüberlegungen: Klavier verbessern, oder Streichinstrument neu?

  • Ersteller des Themas chopinfan
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Wie oft habt ihr denn Klavierunterricht? Und: Kommt ihr dazwischen immer ausreichend zum Üben?
Ich vereinbare meine Termine quartalsweise für 2-3 mal pro Monat, je nach Ferien und Reisen meiner KL und von mir. Wenn ich nicht verreist bin, übe ich 1-2 mal täglich morgens/abends je 30-60 min. Selten am Wochenende mal 90 min. Das ganz regelmäßige Dranbleiben hilft enorm und gehört mittlerweile zum Alltag dazu 🎶
 
Vielen Dank, @Scarbo, @Klafina und @Wiedereinsteigerin für Eure Einblicke. Sehr interessant! Es scheint insgesamt kein "richtig" und kein "falsch" zu geben. Wichtig ist es dranzubleiben, möglichst täglich zu üben. Regelmäßiger Unterricht hat mir bisher auch geholfen, meine Begeisterung fürs Üben und Spielen immer wieder zu finden und gegen den Alltag zu verteidigen.

Gerade frage ich mich, ob ich komplett durchgeknallt bin, in zwei Instrumenten Unterricht nehmen zu wollen (aktuell denke ich an 30 Min. Streichinstrument wöchentlich, und 60 Min. Klavier zweiwöchentlich). Wenn es im turbulenten Alltag schief geht, dann habe ich zwei enttäuschte Lehrer generiert und einmalig Geld in den Sand gesetzt. Das Risiko ist vorhanden, aber überschaubar.

Ich werde bald fünfzig und denke mir auch "wenn nicht jetzt, wann dann?". Ich lerne (noch) schnell, auch sehr schnell auswendig, meine Hände sind gerade sehr beweglich, mein Hirn funktioniert. Wer weiß, wie das in fünfzehn Jahren ist. Durch den Klavierunterricht und den Flügel bin ich phasenweise total in der Musik aufgegangen. Ich hätte nie gedacht, dass mich das nochmal so mitreißt.
 
Gerade frage ich mich, ob ich komplett durchgeknallt bin, in zwei Instrumenten Unterricht nehmen zu wollen
Gewiss nicht durchgeknallt.
Wenn es im turbulenten Alltag schief geht, dann habe ich zwei enttäuschte Lehrer generiert
Das ist immer das Berufsrisiko von Lehrkräften. (sagt eine, die 39 Jahre alles in allem damit leben konnte)
und einmalig Geld in den Sand gesetzt. Das Risiko ist vorhanden, aber überschaubar.
Aber was heißt schon: "in den Sand gesetzt"? Etwas nimmt man immer mit.
Ich werde bald fünfzig und denke mir auch "wenn nicht jetzt, wann dann?". Ich lerne (noch) schnell, auch sehr schnell auswendig, meine Hände sind gerade sehr beweglich,
Beneidenswert.
Wer weiß, wie das in fünfzehn Jahren ist.
Vermutlich nicht mehr ganz so. ;-)
 
Gerade frage ich mich, ob ich komplett durchgeknallt bin, in zwei Instrumenten Unterricht nehmen zu wollen (aktuell denke ich an 30 Min. Streichinstrument wöchentlich, und 60 Min. Klavier zweiwöchentlich). Wenn es im turbulenten Alltag schief geht, dann habe ich zwei enttäuschte Lehrer generiert
Kurz hatte ich Unterricht an zwei Instrumenten. Nach den Sommerferien ging dann der eine nicht weiter und das war mir ganz recht. Es war sehr anstrengend, morgens das eine und abends das andere zu versuchen zu üben. Beide haben gelitten und eher ich war enttäuscht, nicht die Lehrer. Jetzt konzentriere ich mich auf eins ohne mich zu verzetteln und habe Vielfalt durch mehrere Stücke und Ensemble…
 
Kurz hatte ich Unterricht an zwei Instrumenten.
Das klingt interessant... welches Instrument war (oder ist) denn Dein zweites?

Es war sehr anstrengend, morgens das eine und abends das andere zu versuchen zu üben.
Danke, dass Du Deine Erfahrung dazu teilst. Das klingt tatsächlich stressig.

Wenn ich in zwei Instrumenten Unterricht nehme, dann würde ich es einfach auf mich zukommen lassen. An vielen Tagen (wie heute) bin ich sowieso zu erschöpft, um noch zu "üben". Trotzdem komme ich dadurch weiter, alleine dadurch, dass mir bestimmte Stücke und Passagen ständig im Kopf herumgehen.

Das Cello liegt mitten im Zimmer, so dass ich quasi drübersteigen muss, wenn ich das Fenster öffnen will. Dadurch nehme ich es oft in die Hand und spiele 10 Min. darauf, und dann denke ich mir, ach, wär das schön, jetzt Klavier zu spielen, und zack, sitze ich am Flügel. So läuft das. Durch das Cello sind meine Hände wunderbar warmgespielt, so dass ich gleich mit dem Rachmaninoff anfangen kann. Daher könnte ich mir schon vorstellen, dass es mit zwei Instrumenten bei mir funktioniert.

Im Unterricht erhoffe ich mir einfach Anregungen und Anleitungen. Beim Klavierspielen ist mein großes Ziel mehr Dynamik, mehr Puls, und weiterhin entspannte(re)s Spielen. Beim Cello geht es mir darum, die spieltechnischen ungelösten Rätsel meiner Jugend aufzulösen, und einfach flüssiger und ausdrucksstark spielen zu lernen, auch mit Lagenwechseln.

Das hoffe ich und daran glaube ich fest. Und wenn es nur schöne Stunden sind, in denen ich zusammen mit dem Lehrer übe (wenn ich sonst nicht zum Üben gekommen bin). Wenn es nicht funktioniert, mache ich es übernächstes Jahr wieder anders.
 
Das klingt interessant... welches Instrument war (oder ist) denn Dein zweites?
Ich habe eine vollkommen irrationale Schwäche für die Blockflöte, die ich als Kind nicht gelernt habe (wahrscheinlich genau deswegen). Mein Zweitinstrument hätte Geige werden sollen, hab ich ca. 5 Jahre nach Klavier angefangen. Leider war ich da schon Teenager und es ging mir alles zu langsam und ich fand es mühsam. Hab wieder aufgehört. Die von meiner Tante ausgeliehene und von meinen Eltern instandgesetzte Geige ging zack zu meiner Cousine (die schon Cello spielte) und das war‘s dann.
 
Ich habe eine vollkommen irrationale Schwäche für die Blockflöte, die ich als Kind nicht gelernt habe (wahrscheinlich genau deswegen).
Ach toll, Flöten sind großartige Instrumente. Warum meinst Du, dass das irrational ist?

Mein Zweitinstrument hätte Geige werden sollen, hab ich ca. 5 Jahre nach Klavier angefangen. Leider war ich da schon Teenager und es ging mir alles zu langsam und ich fand es mühsam.
Das ging mir mit dem Cello ähnlich. Ich war beim Klavier bei Chopin-Etüden angelangt und musste andererseits auf dem Cello Leersaiten streichen. Sehr schade, dass Deine Geige wegging! Vielleicht hättest Du sie ansonsten doch wieder herausgeholt und immer mal wieder neugierig darauf herumgestrichen?
 
Ach toll, Flöten sind großartige Instrumente. Warum meinst Du, dass das irrational ist?


Das ging mir mit dem Cello ähnlich. Ich war beim Klavier bei Chopin-Etüden angelangt und musste andererseits auf dem Cello Leersaiten streichen. Sehr schade, dass Deine Geige wegging! Vielleicht hättest Du sie ansonsten doch wieder herausgeholt und immer mal wieder neugierig darauf herumgestrichen?
Auf jeden Fall hätte ich jetzt auch gern eine Geige in unserem Instrumenten-Fuhrpark und hätte sie sicher auch wieder mal ausprobiert. Aber bis dahin hätte sie nur rumgelegen.

Ich denke, es ist typabhängig. Ich fühle mich wohler, wenn ich etwas richtig mache und nicht zuviel gleichzeitig und dann nur halb. Habe mal von 2 Studienfächern auf 3 und dann wieder zurück auf 2 gewechselt. War mir zu wenig tiefschürfend so aufgeteilt (und noch mehr Abschlussprüfungen…). Ich arbeite ja noch 100% und habe Nachbarn - mit einem Instrument, dem Klavier, bin ich da gut aufgehoben. Es ist auch so herausfordernd, dass mein Weg da immer spannend bleiben wird. Aufpassen muss ich aber, dass mich nicht zu viele Stücke gleichzeitig verlocken. Das gibt dann auch Stress und das einzelne Stück leidet…
 
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Auf jeden Fall hätte ich jetzt auch gern eine Geige in unserem Instrumenten-Fuhrpark
Instrumenten-Fuhrpark :004:

Das vermute ich auch. Typabhängig, und vielleicht auch lebensabschnittsabhängig. Ich war lange Zeit sehr fokussiert auf jeweils eine Sache und habe die mehr oder weniger lebenslang durchgezogen. Seit einiger Zeit denke ich mir, warum nicht mal was Neues ausprobieren.

Natürlich könnte das so enden wie bei Dir, nämlich dass ich letztlich wieder auf ein Instrument zurückgehe. Oder es entwickelt sich ganz anders. :001: Wissen tu ich es erst hinterher.

Durch die Streichinstrumente kommt wieder etwas Spielerisches ins Musizieren hinein, was mir am Klavier teilweise etwas abhanden gekommen ist.

Beim Cello habe ich anscheinend gute Grundlagen, die mir beim Klavier fehlen. Cellounterricht hatte ich bei einem Mitglied der Nürnberger Symphoniker, der wirklich (!) spielen konnte (22,5 Min. pro Woche für ca. zwei Jahre). Der jahrelange Klavier-Anfängerunterricht dagegen war im Nachhinein betrachtet eine Katastrophe, was bei mir zu einem Gefühl der Unsicherheit und Unsauberkeit am Klavier führt, das bis heute anhält. Ob ich das jemals ablegen kann... ich glaube nicht mehr daran :-(.

Heute hatte ich übrigens meine erste Geigenschnupperstunde. Sowohl der Geigenlehrer (ein echter Vollprofi) als auch der Ton der Geige sind ein extrem gut und schnell wirkendes Antidepressivum! Das wäre ein gutes Gegengift gegen die dunklen, tristen Wintermonate oder ärgerlichen Arbeitsstress. Der Lehrer war extrem gut gelaunt mit einer ansteckenden Begeisterung, und die Geige war sehr hell und klar im Ton. Erstaunlich, wie laut und voll das kleine Instrument klingt, wenn man mit dem Bogen nur leicht über die Saiten streicht!

Die Handlichkeit und der schöne Klang der Geige, der im hohen Bereich auch ins Schrille geht, hat mich schon sehr fasziniert. Die Haltung der linken Hand weniger. Wie kann man mit dem 4. Finger greifen, ohne Krämpfe zu bekommen? Kann man das als Erwachsener überhaupt noch lernen? Auch die Bogenhaltung empfand ich als etwas komplizierter als beim Cello (kleiner Finger oben aufgesetzt zum Balancieren).

Der Geigenlehrer war sehr zuversichtlich, dass ich schnelle Fortschritte machen würde, allerdings würde er wöchentlich 60 Minuten empfehlen.

Am Ende der Geigenstunde kam die nächste junge Schülerin, bei der ich etwas zuhören durfte. Sie hat einen Czardas von Monti hingebrettert, was ein absolut faszinierendes Erlebnis war. Ich gäbe etwas darum, wenn ich das irgendwann spielen könnte. Ob das aber realistisch ist, noch in diesem Leben? Oder ob ich mich lieber mit den langsameren Bach-Cello-Suiten "begnügen" sollte, die ich momentan angefangen habe zu spielen?

Klar ist: Wenn ich Geige anfange, dann wird das im nächsten Jahr mein Hauptinstrument werden. Man kann Geige nicht ein "bisschen" nebenbei üben oder spielen. Beim Cello geht das. Es gibt auch mehr Cellisten, die als Späteinsteiger angefangen haben und recht passabel spielen oder sogar noch Cello studiert haben; bei der Geige fällt mir niemand ein, da scheint man mit fünf Jahren anfangen zu müssen. Wie sehen das die (Zweitinstrumenten-)Geiger und -Cellisten hier im Forum?

Jetzt überlege ich noch ein bisschen. Wenn ihr noch Ideen habt, immer her damit. :-)
 
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Wie kann man mit dem 4. Finger greifen, ohne Krämpfe zu bekommen? Kann man das als Erwachsener überhaupt noch lernen?
Man gewöhnt sich dran. Ist auch eine Frage, wo Dein Ellenbogen ist. Aber versuch mal Vibrato mit dem 4. Finger...

Also ich treffe oft immer noch nicht ganz sauber mit dem 4. Finger in der ersten Lage aber es geht schon ganz brauchbar. Ich habe vor gut 2 Jahren angefangen (davor noch nie ein Streichinstrument in der Hand gehabt) und bin jetzt Mitte 40. In einem anderen Forum war jemand, die mit über 60 angefangen hat und nach wenigen Jahren in einem guten Orchester einsteigen konnte. Sie hat allerdings laut eigener Aussage 2-3h täglich geübt.
Also alles ist möglich ;-)
 
Man gewöhnt sich dran. Ist auch eine Frage, wo Dein Ellenbogen ist.
Danke! Das macht Hoffnung :-).

Aber versuch mal Vibrato mit dem 4. Finger...
kleiner Scherz am Rande :004:

Das klingt gut :-). Übung, Motivation und gute Anleitung sind vermutlich der Schlüssel. Alleine die beiden Schnupperstunden (Cello und Geige) haben mich schon meilenweit weitergebracht.
 

Hiermit mal ein kurzes Update. Ich habe mich jetzt für zusätzlichen Cellounterricht entschieden.

Nachdem ich bei einem Händler ein kleineres (unverkäufliches) Cello aus dem 18. Jahrhundert anspielen durfte, das butterweich zu spielen war mit samtigem Ton, war klar, dass es das Cello wird. Zumindest für nächstes Jahr. Danach sehe ich dann weiter.

In den letzten Wochen habe ich beides geübt. Das klappte ganz gut. Natürlich geht es ein bisschen zu Lasten des Klaviers, aber die Erfahrung, Anfänger zu sein, hat auch Vorteile und macht mich beim Klavierüben geduldiger.

Das Klavier wird natürlich nicht vernachlässigt, sondern wird weiterhin die Nummer eins bleiben.
 
So, hier wieder mal ein Update von meiner "Reise" mit den verschiedenen Instrumenten. Falls es jemanden interessiert ;-).

Ich habe mich nun für wöchentlichen Cellounterricht entschieden und dafür, den regelmäßigen Klavierunterricht an der Musikschule zu beenden. Die regelmäßige Taktung der Musikschule war einfach nicht das Richtige mit dem Klavier, wo ich einfach länger brauche, um Werke wirklich zu erarbeiten und langsam und sorgfältig zu üben. Somit werde ich im nächsten Jahr mein angefangenes Repertoire (wunderschöne Stücke) "ausüben" und (hoffentlich) irgendwann mit einem Privatlehrer in längeren Zeitabständen ausfeilen. Mein Ziel ist ein kleines Konzert in ca. einem Jahr.

Mein Cello ist gerade beim Geigenbauer zur Generalüberholung. Seit es weg ist, fehlt es mir sehr. Dieses Gefühl, ein stark vibrierendes und resonierendes Instrument quasi im Arm zu halten, ist unheimlich kraftvoll und schön. Damit kann man auch diverse negative Alltagsschwingungen wegstreichen und sich selbst in einen mediativen Zustand versetzen.

Die bisher einzige Celloprobestunde hat mir unfassbar viel gebracht. Mittlerweile spiele ich Stücke, die ich noch vor wenigen Wochen nicht zu träumen gewagt hätte.

Daneben hat mich die Geige nicht losgelassen. Diese hellen und klaren Töne. Die dünnen Saiten und die sanfte, leichte Ansprechbarkeit durch den Bogen (man muss die Saiten nur leicht streicheln, schon kommen die schönen Töne).

Also habe ich mir nach langem Hin- und Her-Überlegen vor knapp zwei Wochen ein günstiges Schülerset bestellt (aus Taiwan), welches einen erstaunlich schönen und großen Klang hat und einige youtube-Videos von Geigenlehrern angeschaut. Der Geigenbauer hat meine Haltung an der Geige korrigiert. Seither klappt es mit der linken Hand relativ gut. Ich kann einfache Lieder spielen, Kinderlieder, Taize-Lieder, Weihnachtslieder und ganz einfache Ausschnitte aus Violinkonzerten, die mir sowieso die ganze Zeit im Kopf herumgehen. Natürlich klingt es nicht wirklich "gut", aber das Ausprobieren macht mir großen Spaß. Die Griffe und Lagen bei der Geige und beim Cello sind ziemlich ähnlich. Vielleicht finde ich einen Lehrer, der sich bereit erklärt, mir ab und zu Geigenunterricht zu erteilen, damit sich keine ganz groben Fehler bei der Haltung einschleifen.

Ein Nebeneffekt der Beschäftigung mit den beiden Streichinstrumenten ist, dass mir mein Flügel plötzlich eher sanft und leise vorkommt. Gegenüber dem Cello und der Geige ist er er wirklich teilweise leiser und weicher.

Am Klavier bin ich seit meinem Ausflug in die Welt der Streichinstrumente geduldiger geworden. Gehe wieder mehr mit einem Anfänger-Mindset ans Üben heran (langsam üben und auf jeden Ton ganz genau hören ist z.B. auch beim Cello das A und O). Das tut mir gut und auch den schönen Stücken, die ich spiele. Und ich bin dankbarer geworden für die wunderschönen klangvollen und vielstimmigen Stücke, die nur das Klavier in dieser Form zulässt.
 

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