Interessant, wie dieser Thread wiederspiegelt, wie wir uns den Zugang zum spontanen Tun stets verbauen:
So etwas Ähnliches habe ich auch gerade gedacht, als ich die ganzen Ergüsse hier gelesen habe.
Mein Gedanke war: Was hat das Ganze hier noch mit Improvisation zu tun?
Wir fangen an zu analysieren, versuchen, bevor wir überhaupt angefangen haben, das Ziel zu definieren und die Ansprüche, die damit verbunden sind.
Ich habe den Eindruck, manche Menschen, die schon sehr lange klassische Musik machen, sind einfach zu verkrampft für spontane Ideen. Oder vielleicht hat es gar nichts mit klassischer Musik zu tun, sondern einfach nur mit den Menschen, mit ihrer Persönlichkeit.
Ich kann das sehr gut verstehen. Ich analysiere auch immer alles, habe viel zu hohe Ansprüche. Und genau das verbaut mir jetzt auch erst einmal den Zugang zur Improvisation. Deshalb ist alles, was in diese Richtung geht (Analyse, Ansprüche, Ziele, wie Du richtig sagst) genau der falsche Weg, wie mir scheint. Ich muss davon wegkommen.
Der Ansatz mit "Alle meine Entchen" war da ganz richtig, lieber
@Deschain. Und wie man gehört hat, ist das schon eine große Herausforderung für mich. Was zeigt, wie "verkopft" ich bin. Ich kann tatsächlich bisher nur nach Noten einigermaßen Anhörbares spielen. Und viele, die ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan haben, selbst Profimusiker, können auch nichts anderes. Trotz all ihrer Kenntnisse in sowohl musikalischer Praxis als auch Musiktheorie. Das reicht anscheinend nicht aus. Improvisieren braucht eine andere Herangehensweise. Wie ich an meinem eigenen Versuch schmerzhaft gemerkt habe.
Ich gebe @Demian 100% recht. Eine Melodie ist schnell gefunden, sie liegt uns im genetischen Blut. Jeder kann Melodien.
Ja, Melodien allein sind kein Problem. Einzelne Töne aneinanderreihen, schnell mal etwas singen oder summen, das geht. Bei mir fängt das Problem an, wenn ich dann mit der linken Hand noch Akkorde dazuspielen soll. Selbst einfachste Akkorde. Nur mit der rechten Hand hätte ich auch eine ganz annehmbare Melodie hingekriegt. Sobald die linke Hand dazukommt aber nicht mehr.
Für die Improvisation ist es wichtig, dass man sich dieser archaischen Fähigkeit bedient und keine Bewertung vornimmt.
Das ist ganz klar der Knackpunkt. Ich glaube, ich bewerte immer, bei jedem einzelnen Ton. Ich bin noch lange nicht entspannt genug für eine freie Improvisation. Deshalb hänge ich vermutlich auch so an den Noten. Das gibt mir die Möglichkeit, trotzdem etwas zu spielen, auch wenn mir selbst nichts einfällt, was einer Improvisation ähnelt, die man anhören kann.
Sonst spielt man besser ausschliesslich den guten Ludwig van und Freunde.
Ich mag Beethoven nicht.
Aber es stimmt. Ich spiele gern nach Noten, aber ich denke, wenn man wirklich Musik machen will, sollte die Musik auch in einem selbst drin sein, nicht nur von außen kommen. Nicht nur etwas nachspielen, was andere geschrieben haben, sondern selbst etwas erfinden - auf sehr viel einfacherem Niveau als "van" und Co. -, das muss doch möglich sein.
Komponieren ist kein Hexenwerk, sondern in erster Linie Handwerk. Das kann man lernen. Bei den einen kommt dann noch der Funke des Genialen hinzu, bei den anderen nicht. Aber Improvisation hat meines Erachtens weniger mit Handwerk zu tun als mit dem, was in uns drin ist. Mit der Freiheit, die wir uns gestatten. Oder eben auch nicht. Jedes kleine Kind kann sofort auf den schwarzen Tasten improvisieren, ohne dass es Klavierspielen kann. Weil es sich nicht selbst beschränkt. Was ich aber tue.
Das wäre also das Ziel, die Aufgabe: freier im Kopf zu werden, damit ich mich nicht immer selbst sabotiere.
Die Technik des Klavierspielens, die ich bereits habe, ist zwar nicht sehr virtuos, aber sie würde für eine kleine Improvisation völlig ausreichen. Wenn ich mich nur im Kopf befreien könnte. Wenn ich aufhören könnte zu analysieren und zu viel von mir zu erwarten.