Gedankliches Klavierüben

mental

Das ja sowieso. Das nennt man dann mentales Reisen :)

Die Beiträge werden ja immer konstruktiver.

@Guendola, ich habe über das Kind, welches die Hand loslässt nachgedacht. Der Vergleich stimmt nicht, weil es wohl gar keine Absicht hatte und deshalb im Sinne des Zen nicht absichtslos handeln konnte. Dies war eher eine Instinkthandlung. Ich glaube nicht, dass der Verfasser sein Buch am Ende nicht verstanden hat. Ich gehe noch davon aus, dass ich es nicht kapiert habe. Aber das , was ich verstanden habe, brachte mir Nutzen.

Generell und speziell zu Haydnspaß,

Alle ernsthaft Bemühten versuchen, dem mentalen Üben auf die Spur zu kommen, denn unbestritten ist das eine der Haupttechniken grosser Musiker, ob nun Komponisten oder INstrumentalisten. Der geniale Haydnspaß hat es aber nicht nötig, denn er setzt sich einfach ans Klavier und übt. Und weil er diesem Thread eh nichts abgewinnnen kann, erversteht einfach nicht, worum es geht, muss er wenigstens äusserst konstruktive Einwände machen. Ich kann nur hoffen, dass sich die jungen Leute, die hier aufrichtig nach Rat suchen, nicht abgeschreckt fühlen. Ich sagte bereits, dass die Fortschritte nicht über Nacht zu erreichen sind. Auch talentierte Klavierspieler brauchen Zeit, ihre komplexen Gehirnstrukturen zu entwickeln. Einen Nürnberger Trichter gibt es nicht. Und in solchen Postings können auch auf einmal immer nur teilbereiche abgehandelt werden. Dass junge Klavierschüler und Studenten ohnehin täglich mehrere Stunden am KLavier sitzen, sei am Rande erwähnt.

@Stilblüte, du fragtest nach der "angeborenen" Bremse. Die Formulierung ist natürlich nicht ganz glücklich gewählt, weil sie negativ besetzt ist, Ich würde lieber von verschiedenen motorischen fertigkeiten sprechen, die angeboren oder auch im Kleinkindalter angelegt wurden:

Laut Untersuchungen (in einem anderen faden erwähnt: ein Prof der Musihochschule Frankfurt hat diese Untersuchungen präsentiert) sind die grundsätzlichen motorischen Fähigkeiten bei Instrumentalisten und solchen, die kein Instrument spielen kaum unteerschiedlich. dies betrifft sowohl die Beweglichkeit des Spielapparates, also des Armes, Unterarmes, Handgelenks und der Finger, ihre Spreizfähigkeit und sehr interessant: die Frequenz, mit der diese bewegt werden können. Selbst bei ausgebildeten Konzertpianisten wurden im Vergelich zu Normalmenschen keine signifikant höheren Repetitionsfertigkeiten aufgefunden. Die Streuung ist aber immer noch so gross, dass die Unterschiede deutlich sind, allerdings innerhalb der untersuchten Gruppen und nicht im Vergleich mit Instrumentalisten. So rangiert die repetitionsfähigkeit der Hand (Klopfen auf eine Unterlage von ca. 6 bis zu 13 Hertz.

Daraus ergeben sich 2 extreme Fälle:

1. Der motorische unterbegabte Konzertpianist, der trotzdem erfolgreich ist.

2. Der motorisch Hochbegabte, der überhaupt nicht Klavierspielen kann.

Aus diesen extremen gibt es nun unendlich viele Zwischenstufen.

Es ist ein Trost für viele engagierte Klavierspieler, dass auch die Gruppe Nr.1 Pianist werden kann, allerdings wohl mit mehr Arbeit. Ich habe persönlich schon einige motorisch Superbegabte kennengelernt und habe mich schon schwarz geärgert, weil die natürlich denken, dass sie der Maßstab seien und ihre tollen Fähigkeiten auch noch ihrem gigantischen Überfleiss zurechnen. Als Student steht man ja mitten in der Konkurrenz zu Anderen und ich war damals oft hilflos.Dabei ist es eben andersrum, die anderen müssen Leider ! mehr üben. So ungerecht ist die Welt.
 
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Spazierengehen

Wenn ich dann z.B. spazieren gehe, dann muss ich das Stück im Kopf ganz genau durchspielen und versuchen, mir jeden Ton genau vorzustellen. Ich kann mir doch dann aber nicht während dem Spazierengehen die Bewegung meiner Hand dazu vorstellen
Außerdem kann es doch dann passieren, dass ich in der Vorstellung das Stück an manchen Stellen verändere, was dann ja nicht gut wäre.

Klavigen, ich glaube ich habe deine Erklärung immer noch nicht richtig verstanden, weil um sicher zu gehen dass ich mir nichts falsches einpräge müsste ich doch dann ständig die Noten oder den MP3-Player mit dem Stück dabei haben.
Soweit das Zitat von Hacon

Deshalb hier noch eine Ergänzung zum vorhergehenden Post.

Es gibt eigentlich 2 Methoden des mentalen Übens.

1. Du sitzt nicht am Klavier, sondern woanders und studiert die Noten, während in deinem opf sich die Klänge bilden.

2. Du gehst z.b. Spazieren und hörst das Stück, inTeilen oder wie auch immer.

Um Punkt 1 erfolgreich auszuführen, musst du dein inneres Gehör immer weiter schulen. Ergeben sich beim Lesen des Noitentextes nicht sofort die entsprechenden Klangbilder, muaar du zuerst daran arbeiten. Beginne mit Einfachem und schreite fort.

Um Punkt 2 erfolgreich anzuwenden, sollte der Notentext bereits im Kopf sein, denn wie ich schon früher erwähnte, bei Zweifeln ist sofort wieder der Notentext zu Rate zu ziehen, denn sonst kann man sich wirklich Falsches einprägen.Den Mp3 Player nehme ich auf meine spaziergänge und Radtouren zwar nicht mit, aber das wäre auch eine Möglichkeit. Hat die eigene Erinnerung Lücken, zwischendurch mal wieder reinhören. Das solltest du aber so gut können, dass sich aus Klängen auch ein Notentext materialisiert.

Also beide Techniken sind erforderlich:

Ich sehe Noten und höre Musik

Ich Höre Musik und sehe Noten
__________________
 
@Guendola, ich habe über das Kind, welches die Hand loslässt nachgedacht.

Wenn ich das Buch zur Hand hätte und sehr schnell lesen könnte, würde ich die Stelle suchen, in der das Kind erwähnt wird. Es geht dabei allerdings nicht um das Treffen sondern nur um die Art, wie man die Sehne loslassen soll.

Über das Treffen an sich gibt es eine längere Passage, in der der Meister im Dunkeln schießt und perfekt trifft. Vielleicht habe ich die folgenden Erklärungen damals auch nicht richtig verstanden, es war für mich jedenfalls außerst vage und wenn der Autor ein Faible für Eric von Däniken gehabt hätte, wären in diesem Zusammenhang mit Sicherheit Aliens zur Sprache gekommen.
 
Ganz genau lesen

Mentales Üben - der Stand der Wissenschaft


Befundlage

Tendenz der Ergebnisse

- Physisches Üben führt zu besseren Ergebnissen als mentales Üben

- Mentales Üben ist besser als keine Übung

- Kombinationseffekte

http://www.uni-oldenburg.de/sport/bww2/Lehre/MotorL/mental.html

bei kognitiven Bewegungsaufgaben kann die erlernte symbolische oder räumlich-bildhafte Repräsentation unmittelbar in Bewegung umgesetzt werden.
Dies ist auch ein Ergebnis auf dieser Seite.

Die von dir zitierte Untersuchung befasst sich mit Mentalem Training bei Handicaps im Sport und selbst hier wurde bei grösserer Bedeutung des kognitiven Anteils geurteilt, dass bereits aus der Vorstellung heraus Beweung gelernt werden kann.
Im übrigen hat diese Untersuchung wenig Bedeutung, da das mentale Üben für das Klavierspiel eine ganz andere dimension hat als das Einüben bestimmter Bewegungen, die ich im Sport brauche. Der geistige Überbau ist einfach nicht vergleichbar.
glaubst du denn nicht daran, dass gute Musiker ein Stück z.b. auf einer Reise im Zug so einüben können, dass sie es danach gut spielen können. Manche haben sich so auf Auftritte vorbereitet oder für Aufnahmen im Studio.

ICh verweise auch noch mal auf die beiden Arten dieses Übens, obwohl es sicher noch mehr Einteilungen gibt. Beide aber fördern ungemein das Klavierspiel und verkürzen die Dauer bis zum Erfassen einer Komposition erheblich.

1. Abseits des Klaviers nur mit den Noten sitzen und das Stück studieren, also analysieren, durchhören, in Teilen oder insgesamt

2. Völlig ohne Noten - auf dem Spaziergang - der Notentext ist im Kopf und ich gehe alles mental durch
 
glaubst du denn nicht daran, dass gute Musiker ein Stück z.b. auf einer Reise im Zug so einüben können, dass sie es danach gut spielen können. Manche haben sich so auf Auftritte vorbereitet oder für Aufnahmen im Studio.

Ich weiß, daß du auf diese Geschichten stehst - für mich ist es Jägerlatein. Sorry, daß ich mich so schlecht beherrschen kann, und dann doch immer mal wieder einen bissigen Kommentar dazu abgebe.

Nein, natürlich glaube ich nicht daran, daß jemand, der eine Plattenaufnahme macht, die Stücke dafür erst im Zug bei der Fahrt zum Studio lernt. Und es imponiert mir auch nicht die Bohne, wenn Leute solche Begebenheiten aus ihrem Leben berichten. Klappern gehört zum Handwerk. Für blöd muß man sich deshalb trotzdem nicht verkaufen lassen.

Gruß
Haydnspaß

Zum dem Zitat aus der Studie:

bei kognitiven Bewegungsaufgaben kann die erlernte symbolische oder räumlich-bildhafte Repräsentation unmittelbar in Bewegung umgesetzt werden.

kann ich leider nichts sagen, da ich keinen blassen Schimmer habe, was mir dieses Wortungetüm sagen will.

Ergänzung:

Ich hab jetzt nochmal nachgeschaut, in welchem Zusammenhang dieser Satz in der Studie fiel. Er steht unter "Annahmen über die Funktionsweise" -> "Spezifische Hypothesen" -> "Kognitive Hypothese"

Es handelt sich also nur um eine Vermutung darüber, wie mentales Training möglicherweise wirkt - unter der Voraussetzung, daß sie überhaupt wirkt - was noch garnicht bewiesen ist.
 
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hallo!

@klavigen: Danke für die deine guten und ausführlichen Beiträge. Das mit dem trillern hab ich mal probiert und (auch wenns vllt nur Einbildung ist) mein ich schon kleine Fortschritte zu spüren, aber sowas braucht ja seine Zeit.

Also beide Techniken sind erforderlich:
Ich sehe Noten und höre Musik
Ich Höre Musik und sehe Noten
Also das kann ich beides (noch) nicht, nur wenn ich eben schon die Noten kenne bzw das Stück schon mal gehört habe. Ansonsten wäre man da glaub ich mit einem absoluten Gehör ganz gut bedient ;), oder eben mit einem guten Tongedächtnis, was ich aber auch noch nicht habe.



@Haydnspaß: Wenn dich dieses Thema nicht interessiert und/oder du das für schwachsinnig hältst, dann schreib doch bitte nichts dazu! Es gibt ja offensichtlich welche, die das mit dem mentalen Training anscheinend doch ganz gut beherrschen. Man muss eben nicht zu allem seinen Senf dazu geben und wenn dich das schlichtweg nicht interessiert, dann lies doch bitte einfach in einem anderen Threat weiter. Danke!

lg bechode
 
Zeitfaktor

@bechode,

das ist sicher nicht nur Einbildung. Glücklicherweise wird man durch richtiges fleissiges Üben auch immer belohnt. Umkehrschluss: Bei falschem Üben gibts keine Belohnung.

Das sagt sich alles leichter, als man es umsetzen kann. wenn man beharrlich dran bleibt, geht es schneller.

Ein recht schönes Überstück für das 4,5, Problem ist die etüde Nr. 11 in c-mol von Bülow-Cramer, in der Art eines Bach chorals geschrieben. Mit hat das Stück seinerzeit Spass gemacht- klingt sehr schön und hat interessante Harmonien.

Eine feine Übung dazu:

Man setze die Hände bequem mit allen Fingern auf eine Position z.b.
e,fis,gis,ais,c und versuche dann, den Unterarm ein- und auszudrehen, bis das ganze ein Trillertempo hat. Dabei dürfen die Finger ihren Platz weder verlassen noch verrutschen und auch keine Tönchen von sich geben, sich also nicht von dem Tastengrund lösen und nochmal anschlagen. Wenn der Unterarm in dieser Lage frei schwingt und du auch das Tempo frei wählen kannst, ohne zu verkrampfen, bist du eigentlich für jeden Triller gerüstet.
 
Das Getüm

bei kognitiven Bewegungsaufgaben kann die erlernte symbolische oder räumlich-bildhafte Repräsentation unmittelbar in Bewegung umgesetzt werden.

kann ich leider nichts sagen, da ich keinen blassen Schimmer habe, was mir dieses Wortungetüm sagen will.


Wenn du das nicht verstehst, wie liest du dann wissenschaftliche Texte?

Das verstehe ich jetzt nicht
 

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Hallo Klavigen,

danke für die Antwort.

Nochmal zur "angeborenen Bremse", also den motorischen Fähigkeiten.
Ich verstehe deine Aussage so, dass sie pratisch mehr oder weniger Vorhanden sind und man sich damit abfinden muss, so wie mit seiner Körpergröße oder Augenfarbe.
Natürlich fällt es auf, dass manche Klavierschüler "motorisch fitter" sind, weniger üben müssen für das gleiche Resultat (auch wenn das sicher nicht immer an den motorischen Fähigkeiten liegt).
Allerdings ist man doch fähig, sein Spiel zu verbessern.
Wie ist das zu erklären?
Habe ich meine motorische Kompetenz noch nicht voll ausgeschöpft und gelange irgendwann an die Grenze, an der es unmöglich ist, weiter zu kommen?
Kann ich mir kaum vorstellen.
1. Der motorische unterbegabte Konzertpianist, der trotzdem erfolgreich ist.
=> spräche dagegen.

Laut Untersuchungen (in einem anderen faden erwähnt: ein Prof der Musihochschule Frankfurt hat diese Untersuchungen präsentiert)
Weißt du zufällig, wo?
...sind die grundsätzlichen motorischen Fähigkeiten bei Instrumentalisten und solchen, die kein Instrument spielen kaum unteerschiedlich.
Wenn also ein Nicht-Musiker das Mentale Training perfekt beherrscht, könnte er also theoretisch lernen Klavier zu spielen ohne eines zu haben.
Warum nicht praktisch?
Lernt das Gehirn so langsam, dass man Jahre braucht um Tonleitern in etwas höherer Geschwindigkeit zu spielen?
2. Der motorisch Hochbegabte, der überhaupt nicht Klavierspielen kann.
Hier lernt das Gehirn dann gar nicht? :) Bzw. versteht keine Musik?
Ich kenne ein Kind, das technisch ziemlich fit ist, aber nicht mal nach Metronom spielen oder den Takt halten kann...

1. Du sitzt nicht am Klavier, sondern woanders und studiert die Noten, während in deinem opf sich die Klänge bilden.
Kann ich mir dann vorstellen, wenn ich das Stück bereits kenne und spielen kann. Ansonsten entspräche das ja noch höherer Kompetenz als ziemlich gutem Prima-Vista-Spiel.
Außerdem stört mich unheimlich an der Notenschrift, dass man die Halbtonschritte nicht aus der Notation erkennt!
Ergeben sich beim Lesen des Noitentextes nicht sofort die entsprechenden Klangbilder
=> ich nehme mir keine Bücher mit Buchstaben oder CDs mit, sondern "höre" Musik über die Noten. Meinst du das?
Ich kenne niemanden, der das könnte...
2. Du gehst z.b. Spazieren und hörst das Stück, inTeilen oder wie auch immer.
Das Phänomen kennt doh jeder, der schonmal einen Ohrwurm hatte.
Das dürfte nicht so schwer sein.
Gilt das auch für unbekannte Musik?
Die meisten hören ja sowieso nur relativ.
Ist gemeint, dass man die Struktur erfasst, oder dass man ein Stück (sei es auch ein bekanntes) wirklich aus dem Gedächtnis hinschreiben kann?

Du hast ja ganz schön hohe Ansprüche :)

Gruß Stilblüte
 
Vorstellungen

Hallo Klavigen,

Nochmal zur "angeborenen Bremse", also den motorischen Fähigkeiten.
Ich verstehe deine Aussage so, dass sie pratisch mehr oder weniger Vorhanden sind und man sich damit abfinden muss, so wie mit seiner Körpergröße oder Augenfarbe.
Natürlich fällt es auf, dass manche Klavierschüler "motorisch fitter" sind, weniger üben müssen für das gleiche Resultat (auch wenn das sicher nicht immer an den motorischen Fähigkeiten liegt).
Allerdings ist man doch fähig, sein Spiel zu verbessern.
Wie ist das zu erklären?
Habe ich meine motorische Kompetenz noch nicht voll ausgeschöpft und gelange irgendwann an die Grenze, an der es unmöglich ist, weiter zu kommen?

Kann ich mir kaum vorstellen.
=> spräche dagegen.

Wie gesagt, der Begriff Bremse gefällt mir nicht und wir sollten ihn besser anders fassen. Das Beispiel motorisch unbegabter, die trotzdem erfolgreiche Pianisten wurden, existiert. Allerdings möchte ich aus Diskretion und Hochachtung vor den Personen kine Namen nennen.

Weißt du zufällig, wo?
In einem anderen Faden fragte bereits WuWei danach. Die Untersuichungen hat Prof. Mayer-Hermann an der Frankfurer Hochschule für Musik und Darstellende Kunst präsentiert. Seine damaligen quellen kenne ich nicht. Da müsste man bei ihm nachfragen. Auskünfte sicher über das Institut zu erhalten)

Wenn also ein Nicht-Musiker das Mentale Training perfekt beherrscht, könnte er also theoretisch lernen Klavier zu spielen ohne eines zu haben.
Warum nicht praktisch?

Hier unterliegst du einem Fehlverständnis. Der Nichtmusiker kann niemals das mentale Training für das Klavierspiel beherrschen,w eil es ihm schon an den Grundvoraussetzungen fehlt. Verweis: der schöne Satz, den Haydnspaß anscheinend nicht verstanden hat: Das "Wortungetüm". Mentales Klaviertraining ohne praktischen vorgehenden Bezug gibt es nicht, weil das Gehirn zur Bildung solcher Strukturen die Praxis braucht.


Lernt das Gehirn so langsam, dass man Jahre braucht um Tonleitern in etwas höherer Geschwindigkeit zu spielen?

Das habe ich bestimmt nirgendwo behauptet. Das Gehirn braucht länger insgesamt, um alles zu perfektionieren, aber ein Tonleiter schneller zu spielen, könnte ich dir an einem Nachmittag zeigen und in einer Woche wäre das Resultat verblüffend. Wir müssen das nicht real machen, ich bin sicher, jeder kompetente Hochschulprof wird dasselbe sagen. Voraussetzung ist natürlich bereits ein ordentliches KLavierspiel, welche bei dir ja volständig! vorhanden sind.

Hier lernt das Gehirn dann gar nicht? :) Bzw. versteht keine Musik?
Ich kenne ein Kind, das technisch ziemlich fit ist, aber nicht mal nach Metronom spielen oder den Takt halten kann...
Das ist schwer zu beurteilen, wenn man das Kind nicht selber erlebt hat. Die Aussage: technisch fit bedarf einer Präzisierung

Kann ich mir dann vorstellen, wenn ich das Stück bereits kenne und spielen kann. Ansonsten entspräche das ja noch höherer Kompetenz als ziemlich gutem Prima-Vista-Spiel.
Außerdem stört mich unheimlich an der Notenschrift, dass man die Halbtonschritte nicht aus der Notation erkennt!

Diese höhere Kompetenz solltest du aber anstreben, beim vom Blattspiel sind zusätzlich noch Zeitfaktoren wichtig. Wieso erkennst du die Halbtonschritte nicht? Die stehen doch deutlich da oder meinst du von e nach f zum Beispiel. Was stört dich dann dabei? Etwas unverständlich.

=> ich nehme mir keine Bücher mit Buchstaben oder CDs mit, sondern "höre" Musik über die Noten. Meinst du das?
Ich kenne niemanden, der das könnte...


Jetzt muss ich aber mal genau nachfragen: du sitzt in einem Stuhl und hast neue Noten vor dir - beispielsweise ein neues Bach Präludium. Hörst du dann, was da steht oder nicht? Also ich höre es und kann es auch so einstudieren und ich sage dir, dass jeder Pianist (klassischer Pianist, jedenfalls alle, die ich kenne) das können.

Das Phänomen kennt doh jeder, der schonmal einen Ohrwurm hatte.
Das dürfte nicht so schwer sein.

Der Ohrwurm ist was anderes. Die Menschen, die z.b. eine Schlagermelodie nicht mehr aus ihrem Kopf kriegen, haben keine genaue vorstellung über das, was sie hören, geschweige denn vom gesamten Klangbild.

Gilt das auch für unbekannte Musik?
Die meisten hören ja sowieso nur relativ.
Ist gemeint, dass man die Struktur erfasst, oder dass man ein Stück (sei es auch ein bekanntes) wirklich aus dem Gedächtnis hinschreiben kann?


Das gilt natürlich auch für Musik, die für dich neu ist. Es kommt allerdings auf den Grad der Komplexität eines Werkes an. Besonders bei unbekannteren und nicht so eingeschliffenen Macharten, wie z.b. Zwölftonmusik oder starke chromatik muss auch der Profi sich in einzelschritten dem Werk nähern. Dann nimmt auch der erstmal ein Instrument zu Hilfe, um die Klänge sich vorzuspielen. Ein bekanntes Stück, welches man gut einstudiert hat, sollte aus dem Gedächtnis aufgeschrieben werden können.

Du hast ja ganz schön hohe Ansprüche :)

Wie meinst du das? An jeden, der in ein paar Jahren ein Examen an einer Musikhochschule erfolgreich absolvieren will, werden diese Ansprüche gestellt. Das ist der Berufsalltag eines Profimusikers. Jeder Pianist, jeder Dirigent - und die besonders - kommen diesem Anspruch gerne nach.
Gruß Stilblüte

Du siehst also, wie umfangreich all dies ist. Arbeite ruhig und gelassen an den einzelnen Fragen und setz das beim Studieren um. Beleuchte jede Problemstellung aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und lass dich durch nichts entmutigen. Das Gehirn lernt zwar nicht immer im Expresstempo aber bei richtiger fütterung dabei ständig und es beschleunigt sein Tempo rasant, wenn das futter qualitativ besser wird.

LG Klavigen
 
Nochmal etwas zum motorischen Limit: Die Muskulatur muß einen Stoffwechselprozess ausführen um sich zu bewegen (sowohl bei der Kontraktion als auch bei der Entspannung). Dieser kann infolge eines langsamen Anpassungsprozesses beschleunigt werden. Dieser Stoffwechsel muß natürlich auch schnell genug angeregt werden. Jedes Gehirn kann in enormer Geschwindigkeit Impulse aussenden, das sieht man bei frierenden Menschen oder bei einem epilleptischen Anfall. Das nützt uns beim Klavierspielen aber wenig, denn es ist unkontrolliert. Was man braucht, ist eine geeignete Schaltung im motorischen Zentrum, das für die Finger zuständig ist, dazu konditionierte Reflexe, die einem erlauben, mit einem Befehl des Gehirns mehr als eine Bewegung auszuführen. Solche Schaltungen entstehen, wenn das Gehirn in geeignetem Maße gefordert wird.

Beides, das Beschleunigen des Stoffwechsels in den Muskeln und die Verschaltung im Gehirn benötigen mehr Zeit als uns lieb ist, vor allem bei ausgewachsenen Pianisten. Im Kindesalter kann zumindest das Gehirn sich wesentlich schneller anpassen.

Geeignete Übungen zur Stimulation dieser Entwicklungen kann man sich ja leicht selbst ausdenken. Was aber "geeignetes Maß" heißt, kann ich natürlich auch nicht sagen.
 
Guten Abend,

Das Beispiel motorisch unbegabter, die trotzdem erfolgreiche Pianisten wurden, existiert. Allerdings möchte ich aus Diskretion und Hochachtung vor den Personen kine Namen nennen.
Was beweißt, dass man sie kaum von anderen Unterscheiden kann.
Sehr beruhigend.
Lernt das Gehirn so langsam, dass man Jahre braucht um Tonleitern in etwas höherer Geschwindigkeit zu spielen?
Ein HOchschulprof könnte Fortgeschrittenen wohl an einem Nachmittag einiges beibringen - aber was ich hier meinte, ist der Fortschritt vom Anfänger zum Fortgeschrittenen. :)
Der dauert ja, je nach Begabung, mehrere Jahre, besonders bei Kindern.
Obwohl das Gehirn bei denen doch besonders schnell "schaltet".
Aber eine saubere C-Dur-Tonleiter in einer Sekunde oder kürzer wäre schon eine ziemliche Leistung auch nach längerem Klavierspielen.
Das ist schwer zu beurteilen, wenn man das Kind nicht selber erlebt hat. Die Aussage: technisch fit bedarf einer Präzisierung
Ich meine damit, dass es technisch weniger Probleme hat als andere Kinder, die ähnlich lange Klavier spielen. Kein hochbegabtes Wunderkind.
Außerdem stört mich unheimlich an der Notenschrift, dass man die Halbtonschritte nicht aus der Notation erkennt!
Ich meine damit, dass die Noten vom untersten Strich zum ersten Zwischenraum (e, f) ein Haltonschritt sind, eine Stufe höher aber ein Ganztonschritt (g, a).
Verhält sich ähnlich mit Intervallen. h - f (/f-h) ist der einzige Tritonus, der ohne Versetzungszeichen entsteht, wenn ich nicht irre.
Sieht notiert vom Notenabstand aber aus wie eine Quarte.
Diese "unsichtbaren Halbtonschritte" bewegen sich natürlich mit Tonartenwechsel.
Man ist sich dessen zwar bewusst, aber es erschwert mir das Vom-Blatt-spiel.
du sitzt in einem Stuhl und hast neue Noten vor dir - beispielsweise ein neues Bach Präludium. Hörst du dann, was da steht oder nicht?
Nein, ich höre das nicht wirklich. (ich sitze eher auf dem Stuhl übrigens :D)
Was mir Probleme dabei macht sind 1. wie gesagt die Halbtonschritte auf den ersten Blick zu erkennen, 2. den Rhythmus.
Rhythmus nachklopfen, halten, spielen, alles mögliche, macht mir überhaupt keine Probleme. Vom Blatt Klopfen schon...
Rhythmen notieren ist auch wieder leichter.
Wenn ich das Stück einmal gehört und eine Klangvorstellung habe, ist es auch viel einfacher.
Ist mir das Stück einigermaßen Bekannt, kann ich es u.U. in kürzester Zeit einstudieren.
Ich spiele auch manchmal Stück oder Teile nur nach Gehör nach.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemandem das Blattspiel leichter fällt ;)
An jeden, der in ein paar Jahren ein Examen an einer Musikhochschule erfolgreich absolvieren will, werden diese Ansprüche gestellt.
Von Anfang an? Oder lernt man das auch im Studium?

Viele Grüße
Stilblüte
 
Stoffwechsel und Schaltung

Danke Guendola, eine ausgezeichnet ergänzung. Dies bestimmt wohl meine Hypothese, dass die grenzen weiter hinausgeschoben werden sollen. Das Gehirn muss diesen Anforderungen eben permanent ausgesetzt werden.

Da Babys alles leichter aufsaugen und sich empfangsbereit für Input zeigen, hat mir ein befreundeter Russe, der in Odessa studierte, mal gesagt, dass dies "BAbytechniken" auch in der Pianistenklasse Verwendung finden undzwar sowohl in haptischer als auch mentaler Auslegung. Haptisch meint, dass man das Begrapschen der Tasten wieder lernen müsste, sowie ein Baby ohne Scheu die Nase der Tante befummelt. Wir haben als Erwachsene zu viel abstand und flaschen Respekt vor den Dingen. Und Mental heisst das, sich jedem Gefühl für das Stück, die Musik und das Instrument auch hinzugeben.

ICh habe gerade mit meiner Mutter telefoniert und sie gefragt, ob sie Entwicklungsmöglichkeiten sieht, wenn jemand ein motorisch langsamer ist. dies hat auch sie bejaht und das sind auch meine Erfahrungen. Wird das Gehirn genügend mit dieser Aufgabe gefordert, muss es was tun und entsrpechende Nervenschaltungen bereitstellen.
 

Ich glaube, das ist etwas, das man trainieren oder besser gesagt entwickeln kann. Wenn ich eine Sprache lerne, muss ich ein neues Wort, akustisch und geschrieben, z. b. das französische Wort "arbre", ja auch erst mit dem deutschen Wort Baum und/oder dem inneren Bild eines Baumes verknüpfen. Genau so kann ich lernen, das Bild einer Viertelnote A mit dem Klang zu verknüpfen, indem ich damit beginne, diesen Ton zum Beispiel am Klavier anzuschlagen, ihn zu singen und mir das zusammen mit dem Notenbild einzuprägen.

Vielleicht ist es eingangs auch hilfreich, wenn Du Dir die Noten von bekannten Stücken/Liedern ansiehst, mit und ohne zusätzliches Anhören und ganz bewusst dabei die Noten durchgehst.

Für mich war die Beschäftigung mit den Noten und das Auswendiglernen der Stücke bevor ich mich an das Klavier setze, Ausgangspunkt, das zu entwickeln (ich bin da auch erst auf dem Weg, gibt noch ganz vieles zu verbessern), vertrauter zu werden mit dem Stück. Und wenn ich das Stück schon recht gut kenne, ist bei mir ganz automatisch auch der nächste Schritt, dass ich mir die Fingersätze ansehe und in Gedanken sehe, welche Finger wann welche Taste greifen.

Das ersetzt mitnichten das üben am Instrument, aber ich merke, dass sich die Zeit, die ich für ein Stück brauche, verlagert hat, von viel theoretischer Beschäftigung auf weniger Üben am Instrument, und das es insgesamt schneller geht, als wenn ich mich sofort ans Klavier setze.

Ich bin meilen weit davon entfernt, ein Stück nach ausschließlich mentaler Beschäftigung damit spielen zu können, schließlich ist vieles in meinen neuen Stücken auch technisch für mich neu usw., aber ich kann mir vorstellen, dass es einen ganz großen Teil der Zeit am Instrument ersetzt. Was ja vor allem wichtig ist, wenn wegen Reisen und dergleichen gerade kein Instrument ausreichend lange verfügbar ist oder noch viel wichtiger, wenn es nötig ist, die Gelenke usw. zu schonen.
 

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