Hallo Klavigen,
Nochmal zur "angeborenen Bremse", also den motorischen Fähigkeiten.
Ich verstehe deine Aussage so, dass sie pratisch mehr oder weniger Vorhanden sind und man sich damit abfinden muss, so wie mit seiner Körpergröße oder Augenfarbe.
Natürlich fällt es auf, dass manche Klavierschüler "motorisch fitter" sind, weniger üben müssen für das gleiche Resultat (auch wenn das sicher nicht immer an den motorischen Fähigkeiten liegt).
Allerdings ist man doch fähig, sein Spiel zu verbessern.
Wie ist das zu erklären?
Habe ich meine motorische Kompetenz noch nicht voll ausgeschöpft und gelange irgendwann an die Grenze, an der es unmöglich ist, weiter zu kommen?
Kann ich mir kaum vorstellen.
=> spräche dagegen.
Wie gesagt, der Begriff Bremse gefällt mir nicht und wir sollten ihn besser anders fassen. Das Beispiel motorisch unbegabter, die trotzdem erfolgreiche Pianisten wurden, existiert. Allerdings möchte ich aus Diskretion und Hochachtung vor den Personen kine Namen nennen.
Weißt du zufällig, wo?
In einem anderen Faden fragte bereits WuWei danach. Die Untersuichungen hat Prof. Mayer-Hermann an der Frankfurer Hochschule für Musik und Darstellende Kunst präsentiert. Seine damaligen quellen kenne ich nicht. Da müsste man bei ihm nachfragen. Auskünfte sicher über das Institut zu erhalten)
Wenn also ein Nicht-Musiker das Mentale Training perfekt beherrscht, könnte er also theoretisch lernen Klavier zu spielen ohne eines zu haben.
Warum nicht praktisch?
Hier unterliegst du einem Fehlverständnis. Der Nichtmusiker kann niemals das mentale Training für das Klavierspiel beherrschen,w eil es ihm schon an den Grundvoraussetzungen fehlt. Verweis: der schöne Satz, den Haydnspaß anscheinend nicht verstanden hat: Das "Wortungetüm". Mentales Klaviertraining ohne praktischen vorgehenden Bezug gibt es nicht, weil das Gehirn zur Bildung solcher Strukturen die Praxis braucht.
Lernt das Gehirn so langsam, dass man Jahre braucht um Tonleitern in etwas höherer Geschwindigkeit zu spielen?
Das habe ich bestimmt nirgendwo behauptet. Das Gehirn braucht länger insgesamt, um alles zu perfektionieren, aber ein Tonleiter schneller zu spielen, könnte ich dir an einem Nachmittag zeigen und in einer Woche wäre das Resultat verblüffend. Wir müssen das nicht real machen, ich bin sicher, jeder kompetente Hochschulprof wird dasselbe sagen. Voraussetzung ist natürlich bereits ein ordentliches KLavierspiel, welche bei dir ja volständig! vorhanden sind.
Hier lernt das Gehirn dann gar nicht? :) Bzw. versteht keine Musik?
Ich kenne ein Kind, das technisch ziemlich fit ist, aber nicht mal nach Metronom spielen oder den Takt halten kann...
Das ist schwer zu beurteilen, wenn man das Kind nicht selber erlebt hat. Die Aussage: technisch fit bedarf einer Präzisierung
Kann ich mir dann vorstellen, wenn ich das Stück bereits kenne und spielen kann. Ansonsten entspräche das ja noch höherer Kompetenz als ziemlich gutem Prima-Vista-Spiel.
Außerdem stört mich unheimlich an der Notenschrift, dass man die Halbtonschritte nicht aus der Notation erkennt!
Diese höhere Kompetenz solltest du aber anstreben, beim vom Blattspiel sind zusätzlich noch Zeitfaktoren wichtig. Wieso erkennst du die Halbtonschritte nicht? Die stehen doch deutlich da oder meinst du von e nach f zum Beispiel. Was stört dich dann dabei? Etwas unverständlich.
=> ich nehme mir keine Bücher mit Buchstaben oder CDs mit, sondern "höre" Musik über die Noten. Meinst du das?
Ich kenne niemanden, der das könnte...
Jetzt muss ich aber mal genau nachfragen: du sitzt in einem Stuhl und hast neue Noten vor dir - beispielsweise ein neues Bach Präludium. Hörst du dann, was da steht oder nicht? Also ich höre es und kann es auch so einstudieren und ich sage dir, dass jeder Pianist (klassischer Pianist, jedenfalls alle, die ich kenne) das können.
Das Phänomen kennt doh jeder, der schonmal einen Ohrwurm hatte.
Das dürfte nicht so schwer sein.
Der Ohrwurm ist was anderes. Die Menschen, die z.b. eine Schlagermelodie nicht mehr aus ihrem Kopf kriegen, haben keine genaue vorstellung über das, was sie hören, geschweige denn vom gesamten Klangbild.
Gilt das auch für unbekannte Musik?
Die meisten hören ja sowieso nur relativ.
Ist gemeint, dass man die Struktur erfasst, oder dass man ein Stück (sei es auch ein bekanntes) wirklich aus dem Gedächtnis hinschreiben kann?
Das gilt natürlich auch für Musik, die für dich neu ist. Es kommt allerdings auf den Grad der Komplexität eines Werkes an. Besonders bei unbekannteren und nicht so eingeschliffenen Macharten, wie z.b. Zwölftonmusik oder starke chromatik muss auch der Profi sich in einzelschritten dem Werk nähern. Dann nimmt auch der erstmal ein Instrument zu Hilfe, um die Klänge sich vorzuspielen. Ein bekanntes Stück, welches man gut einstudiert hat, sollte aus dem Gedächtnis aufgeschrieben werden können.
Du hast ja ganz schön hohe Ansprüche :)
Wie meinst du das? An jeden, der in ein paar Jahren ein Examen an einer Musikhochschule erfolgreich absolvieren will, werden diese Ansprüche gestellt. Das ist der Berufsalltag eines Profimusikers. Jeder Pianist, jeder Dirigent - und die besonders - kommen diesem Anspruch gerne nach.
Gruß Stilblüte