Finger trainieren für Fortgeschrittene

Das Vorstellen einer nicht funktionierenden Stelle, die dann anschließend besser läuft, spricht doch ganz und gar gegen @hasenbeins audiomotorische Theorie. Das geht deutlich in Richtung "mentales Üben", was auch erwiesenermaßen funktioniert. Wie ich den Faden hier verstehe, geht es aber nicht um solch verkorkste "Stellen", sondern um den Erwerb grundlegender Fingertechnik. Es heißt ja, dass erwachsene Anfänger immer in Tempo und Gleichmäßigkeit unbefriedigende Resultate haben, egal, wieviel sie üben. Da die Motorik im Laufe des Lebens auf andere Dinge geschult ist, muss erst mal der Urzustand quasi wieder hergestellt werden (z.B. mit Feuchtwangerübungen) und dann im Grunde ein Neuaufbau stattfinden. Ich glaube nicht, dass man unbedingt eine akustische Rückmeldung braucht; wenn man sich den Klang ausreichend vorstellen kann, geht es auch auf dem Tisch o.ä., allerdings muss Konzentration dasein, also nicht während des Meetings oder beim Autofahren!
Und jetzt muss ich doch mal auf die Sache mit dem böösen 4. Finger kommen. Dass der nicht will, im Kontext mit den andren Fingern zu funktionieren, ist kein Kraft- oder Beweglichkeitsproblem. Es geht ganz einfach um Kontrolle und die wiederum hat ihren Ursprung im Kopf. Also schön langsam hineindenken in die Fingerchen und so mit Bedacht die Übungen (z.B. Cortot) machen, KL wird das Resultat nach ein paar Wochen schon merken.

Klavirus
 
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Dann ist ja alles gut, wenn Du noch Ressoucen für den Straßenverkehr übrig hast. ;-) Wenn einer hinter Dir hupt, wurde grade Grün.
 
Das Vorstellen einer nicht funktionierenden Stelle, die dann anschließend besser läuft, spricht doch ganz und gar gegen @hasenbeins audiomotorische Theorie. Das geht deutlich in Richtung "mentales Üben", was auch erwiesenermaßen funktioniert. Wie ich den Faden hier verstehe, geht es aber nicht um solch verkorkste "Stellen", sondern um den Erwerb grundlegender Fingertechnik. Es heißt ja, dass erwachsene Anfänger immer in Tempo und Gleichmäßigkeit unbefriedigende Resultate haben, egal, wieviel sie üben. Da die Motorik im Laufe des Lebens auf andere Dinge geschult ist, muss erst mal der Urzustand quasi wieder hergestellt werden (z.B. mit Feuchtwangerübungen) und dann im Grunde ein Neuaufbau stattfinden. Ich glaube nicht, dass man unbedingt eine akustische Rückmeldung braucht; wenn man sich den Klang ausreichend vorstellen kann, geht es auch auf dem Tisch o.ä., allerdings muss Konzentration dasein, also nicht während des Meetings oder beim Autofahren!
Und jetzt muss ich doch mal auf die Sache mit dem böösen 4. Finger kommen. Dass der nicht will, im Kontext mit den andren Fingern zu funktionieren, ist kein Kraft- oder Beweglichkeitsproblem. Es geht ganz einfach um Kontrolle und die wiederum hat ihren Ursprung im Kopf. Also schön langsam hineindenken in die Fingerchen und so mit Bedacht die Übungen (z.B. Cortot) machen, KL wird das Resultat nach ein paar Wochen schon merken.

Klavirus

Naja, aber ich wage mal ganz dreist zu Behaupten, dass man sich die Klangvorstellung und die Spielvorstellung nur dann derart ausgeprägt mental vereinigen können, wenn man ausreichend nicht-mentale Erfahrung hat. Es spricht nicht gegen die audio-motorische These. Damit ich mir vorstellen kann wie ein Schnitzel schmeckt, muss ich auch erstmal ein Schnitzel gegessen haben. Und damit ich mir vorstellen kann, wie alle möglichen Bratensoßenvariationen mit verschiedenen Gewürzen und Gewürzverhältnissen schmecken, muss ich auch erstmal ausreichend Schmeckerfahrung und eine Intuition für die Ursache-Wirkungsbeziehungen erhalten haben...
 
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Naja, aber ich wage mal ganz dreist zu Behaupten, dass man sich die Klangvorstellung und die Spielvorstellung nur dann derart ausgeprägt mental vereinigen können, wenn man ausreichend nicht-mentale Erfahrung hat. Es spricht nicht gegen die audio-motorische These. Damit ich mir vorstellen kann wie ein Schnitzel schmeckt, muss ich auch erstmal ein Schnitzel gegessen haben. Und damit ich mir vorstellen kann, wie alle möglichen Bratensoßenvariationen mit verschiedenen Gewürzen und Gewürzverhältnissen schmecken, muss ich auch erstmal ausreichend Schmeckerfahrung und eine Intuition für die Ursache-Wirkungsbeziehungen erhalten haben...
Ich habe ja auch nicht behauptet, dass ein Totalanfänger ohne Klavier lernen soll oder diese Übungen ausschließlich trocken gemacht werden sollen. Aber es hilft ungemein für die Kontrolle (was anderswo als Unabhängigkeit bezeichnet wird), das gezielte "Anpeilen" (nicht im visuellen Sinne) der einzelnen Finger.
 

Mach mal Deine "Fingerübungen" (ein Wort, das ich gänzlich ablehne) für einige Wochen AUSSCHLIESSLICH auf dem ABGESCHALTETEN Roland. Richtig schön regelmäßig und durchaus intensiv.

Als ich das gelesen dachte ich, dass dies doch gut sein muss für die Klangvorstellung – man muss sich den Klang vorstellen, den man bei Tastenkontakt nicht hört. Also habe ich es vorhin mit einer Übung gemacht, die ich noch immer gerne ausführe: Ich fange mit C-Dur in der Grundstellung an und arpeggiere mich durch alle Tonarten, Dur, Moll, vermindert, zweite Stufe vermindert und lande auf der nächsten Tonart. Ich konnte - nur im Geiste hörend - das Gefühl in den Fingern (bei besserer Kontrolle) besser wahrnehmen und habe das als angenehm empfunden. Also werde ich – danke für den Tipp, @hasenbein – das öfter machen.

Spielen ("mit Sound") tust Du in der Zeit bitte ausschließlich Stücke, keine Übungen.

„Ohne Sound“ habe ich vor einigen Monaten den Szymanowski am N2 gespielt und gestaunt, dass das klappt – ich habe sogar (was mich verwundert hat) sofort gemerkt, wenn ich mich verspielt habe. Vorhin habe ich das gleiche mit drei Präludien von Skrjabin gemacht. Das erste zuerst stumm und dann: Staunen! Es ging dann mit Ton sicherer und fließender. Also das nächste ausprobiert, das ich längere Zeit nicht gespielt habe (und das deshalb eigentlich mit Fehlern hätte daherkommen müssen – ich habe die drei auswendig gespielt). Aber: Mit Ton gespielt hat es dann ebenfalls fließender und sicherer geklappt. Gleiches mit der Nr. 9 aus op. 11.

Das war vielleicht nur eine „Momentaufnahme“, aber das Ergebnis finde ich so interessant, dass ich es noch öfter so machen werde. Denn mir schien es vorhin, dass es mir hilft, die Klangvorstellung beim stummen Spielen im Geiste zu entwickeln, die ich danach mit mehr Sicherheit hörbar machen konnte.

Das zeigt mir mal wieder, dass man dem Rat der Profis durchaus vertrauen sollte, aber noch mehr sich selber und seinem Körpergefühl. Denn nur ich weiß, wie sich meine Finger beim Spielen anfühlen.
 
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Ich habe ja auch nicht behauptet, dass ein Totalanfänger ohne Klavier lernen soll oder diese Übungen ausschließlich trocken gemacht werden sollen.

Nein, aber da Du oben von den erwachsenen Anfängern und deren Problemen sprichst, liegt diese Interpretation nahe.
Aber es hilft ungemein für die Kontrolle (was anderswo als Unabhängigkeit bezeichnet wird), das gezielte "Anpeilen" (nicht im visuellen Sinne) der einzelnen Finger.

Das glaube ich auch. Mich erinnert das, was Du schreibst, an eine Übung aus dem Kratzert, in der man Bewegungen Schrittweise auf den Bewegungsimpuls reduzieren soll, ohne die Bewegung dann wirklich auszuführen.

Liebe Grüße
Gernot
 
Ich habe mir gerade die Hanon-Uebungen zur Brust (Finger) genommen. Sinnvoll, oder überholt?
 
Nicht sinnvoll und nie sinnvoll gewesen.

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