Die 10.000-Übestunden -Statistik

Und vielleicht kannst du mir ja erklären welchen Sinn es machte, das Wort "Studien" in Anführungszeichen zu setzen. Es wird mir nicht ersichtlich - schon gar nicht bei jemandem wie dir, der die Sprache gut beherrscht.
 
Und vielleicht kannst du mir ja erklären welchen Sinn es machte, das Wort "Studien" in Anführungszeichen zu setzen. Es wird mir nicht ersichtlich - schon gar nicht bei jemandem wie dir, der die Sprache gut beherrscht.

was ich beherrsche oder nicht beherrsche ist hier sicherlich nicht der Gegenstand - - allerdings verwahre ich mich gegen die Unterstellung, dass irgendwas, was ich in Anführungszeichen setze allsogleich eine Herabsetzung seie - - - viele, nicht nur ich, verwenden u.a. auch Anführungszeichen als Hervorhebung. wörtliche Rede, Zitat, Hervorhebung
(prinzipiell reicht das schon als Begründung)

Anfangs hast Du die 10000 h hier zur Diskussion gestellt.

An diese knüpften sich Überlegungen verschiedener Teilnehmer an, ob man daraus eine allgemeine Regel ableiten könne.

Daran schieden sich die Geister. Manche meinen: ja - manche meinen: nein.

Zudem kam der Begriff "Begabung" (Obacht: keine Herabsetzung!) mit in die Diskussion.

Kritisch in jedem Sinn ist der Versuch, sich allgemeine Anleitungen (oder gar Methoden) ableiten zu wollen, die es allein mit dem nötigen Fleiß (notfalls 10000 h lang) fast schon gewährleisten, Profimusiker zu werden - - das greift nun mal zu kurz.

statistisches Studienmaterial, das zu solchen Überlegungen (ver)führt... ach, das darf man durchaus in Anführungszeichen hervorheben ;) :D
 
Zudem kam der Begriff "Begabung" (Obacht: keine Herabsetzung!) mit in die Diskussion.

Kritisch in jedem Sinn ist der Versuch, sich allgemeine Anleitungen (oder gar Methoden) ableiten zu wollen, die es allein mit dem nötigen Fleiß (notfalls 10000 h lang) fast schon gewährleisten, Profimusiker zu werden - - das greift nun mal zu kurz.

statistisches Studienmaterial, das zu solchen Überlegungen (ver)führt... ach, das darf man durchaus in Anführungszeichen hervorheben ;) :D

Und genau das hat hier keiner je vertreten- Es war immer klar, dass diese 10.000 Stunden eine sogenannte Mindestanforderung darstellen und daraufhin wurde geschaut, ob nicht vielleicht die von uns als talentiert Bezeichneten diese Bedingung erfüllen und das wurde fast immer als wahr gefunden.

Was du aber glaubstm dass es einige hier so gemeint und geschrieben haben ist einfach nicht wahr.
 
Ich glaube auch, dass der Studie Aussagen untergeschoben wurden, die sie so überhaupt nicht macht.

Es behauptet niemand, dass sich jeder x-beliebige Mensch 10000h ans Klavier setzen kann und als Meisterpianist wieder aufsteht. ;) Aber jeder, der auf hohem Niveau spielt, hat die 10.000h am Klavier verbracht
Viel mehr ist es doch gar nicht

lg marcus
 
Du bleibst leider Antworten schuldig und lenkst von meinen Fragen ab.

Ich klinke mich jetzt aus. Ich habe nicht die Zeit mir damit die Nacht um die Ohren zu schlagen. Ich muss morgen wieder an meinen 10.000+ arbeiten ;)
 
Guten Abend!

Ob mein Beitrag dazu beiträgt, daß sich die Gemüter beruhigen können,
weiß ich nicht, entspricht auch nicht dem hier von mir erworbenen Ruf.
Vorab bekenne ich, die Studie (ohne Anführungszeichen) nicht gelesen zu haben
und bin ehrlich genug zuzugeben, daß es nutzlos wäre, mich zur Lektüre zu zwingen -
weil ich gegen sie völlig präokkupiert bin.

Was mir in diesem Thread auffällt, das ist die mantra-artige Wiederholung
der Aussage "Talent gibt es nicht..." (dies jetzt als Quasi-Zitat in Anführungsstrichen),
variantenreich begründet: "...weil es wissenschaftlich nicht beweisbar ist,
im Rahmen der Studie als etwas Nicht-Verifizierbares zu vernachlässigen ist etc."

Vorallem Bachopin hat sich in der mantra-artigen Wiederholung und in der Variantenbildung hervorgetan -
so sehr, daß ich mich frage, ob hier ein Abwehrzauber vorliegt, das verzweifelte Bemühen,
etwas hinwegzubehaupten, woran man sonst verzweifeln würde (im Zweifelsfalle: an sich selbst).

Die simple Tatsache, daß erst die Übung den Meister macht, wird für meinen Geschmack
durch Studien mit Zahlenkolonnen, Diagrammen und Info-Graphiken eher parodiert als belegt.
Entscheidend ist vorallem, durch welche Art von Übung man zum Meister wird.
Den Seinen gibt's der Herr im Schlafe.

Zum Thema vollendete Meisterschaft (nicht in Anführungsstrichen, sondern fettgedruckt)
fällt mir eine Geschichte ein, die sich - glaube ich - in einem der Bücher von Daniel Charles findet.
John Cage erzählt dort von einem Zen-Mönch, der von abendländischen Sinnfindungs-Touristen
und speziell der Rezeption des Herrigel-Buches "Zen in der Kunst des Bogenschießens" enerviert war.
Wenn man ihm von dem Meister vorschwärmte, der geschlossenen Auges mit dem Bogen
ins Schwarze traf, pflegte er mit einer (nicht erfundenen) Geschichte zu antworten:
Ja, pflegte er zu sagen, aber in einem anderen Kloster gebe es einen Mönch,
dem noch viel größere Verehrung zuteil werde - weil er nämlich mit geöffneten Augen
danebenschießt.

Gruß, Gomez
 
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Was mir in diesem Thread auffällt, das ist die mantra-artige Wiederholung
der Aussage "Talent gibt es nicht..." (dies jetzt als Quasi-Zitat in Anführungsstrichen),
variantenreich begründet: "...weil es wissenschaftlich nicht beweisbar ist,
im Rahmen der Studie als etwas Nicht-Verifizierbares zu vernachlässigen ist etc."


Gruß, Gomez

Hi Gomez,

die fette Markierung stammt von mir- mit Verlaub.

Auch das stimmt nicht, denn genügend User glauben an das existierende Talent und die anderen wie Bachopin sind eben einfach nach der Suche.

Anstatt Jenen vorzuwerfen, sie würden mantraartig diesen Spruch herunterbeten wäre es doch angebrachter, ihnen Hinweise auf die tatsächliche Existenz von Talent zu geben. Denn danach sucht er und viele ander ja.

Keiner ist hier aufgetreten und hat für sich ununstössliche Wahrheiten postuliert.

Wir haben zwar hier kein wissenschaftliches Kolleg aber etwas mehr als amüsant plaudern sollte schon heraus kommen. Insofern gefällt mir auch die ständige Amüsiertheit von Rolf recht wenig.

Wenn zum Beispiel du, Gomez, der sich rühmt und wie ich glaube mit Recht, die deutsche Sprache gut zu beherrschen dich nun dazu durchringen könntest, den Zweiflern in einer Sprache , die sie auch verstehen, Hinweise zu geben, dass es Talent gibt und wie man es beschreiben kann, dann fänd ich das hilfreich.
 
Wenn zum Beispiel du, Gomez, [...] den Zweiflern in einer Sprache ,
die sie auch verstehen, Hinweise zu geben, dass es Talent gibt
und wie man es beschreiben kann, dann fänd ich das hilfreich.

Hi, Klavigen!

War mein eben erbrachter Beitrag sprachlich abgehoben?

Wie auch immer - die Cage-Anekdote belegt das Vorhandensein von Talent
und beschreibt es präzise.

Gruß, Gomez

...
 
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Was du so präzise nennst.

Ich find die Anekdote köstlich aber inwiefern sie das Talent genau beschreibt ist mir unklar.

An einem anderen Beispiel hiesse das ja_

Der berühmte blinde Organist Walcha spielt wunderbar Bach

Ein anderer , aber Sehender spielt so, dass er ständig daneben greift.

Wer ist jetzt der, mit dem Talent.

Es kann aber durchaus sein dass ich auf dem sprichwörtlichen Schlauch stehe, von dem du mich bei Gelegenheit runterschubsen könntest.
 
Und genau das hat hier keiner je vertreten- Es war immer klar, dass diese 10.000 Stunden eine sogenannte Mindestanforderung darstellen und daraufhin wurde geschaut, ob nicht vielleicht die von uns als talentiert Bezeichneten diese Bedingung erfüllen und das wurde fast immer als wahr gefunden.

Was du aber glaubstm dass es einige hier so gemeint und geschrieben haben ist einfach nicht wahr.

https://www.clavio.de/forum/154161-post170.html (!)

https://www.clavio.de/forum/154189-post178.html (weil´s schön formuliert ist)

https://www.clavio.de/forum/154191-post179.html (!!)

https://www.clavio.de/forum/154206-post185.html (!!)

https://www.clavio.de/forum/154386-post221.html (Talent gibt´s nicht...)

https://www.clavio.de/forum/154393-post224.html (wohltuend vernünftig)

https://www.clavio.de/forum/154546-post276.html (!! wissenschaftlich)

...vielleicht sollte das "einfach nicht wahr" ein wenig revidiert werden - die kleine Stichprobensammlung zeigt ja deutlich die Tendenz...
 
Ich find die Anekdote köstlich
aber inwiefern sie das Talent genau beschreibt ist mir unklar.

Nicht daß hier wieder (wie schon einmal) der Verdacht entsteht,
ich wäre mit meinem Herzensbruder pppetc identisch -
aber erlaubst Du mir, Dir die Interpretation der Anekdote zu überlassen?

Sonst nützt sie nix - ist wie mit einem Heilmittel:

Gesund wird nicht der, der bei der Einnahme zusieht -
sondern derjenige, der es zu sich nimmt.

Gruß, Gomez

...
 
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Die meisten sind ja von Bachopin, der sich doch erkennbar als Suchender und nicht als Wissender hier zeigt.

Zitat von Bachopin:
Und wenn ich mich recht erinnere, ging es ursprünglich darum, dass jemand "einfach so" Konzert-PianistIn werden wollte. Für so jemanden kann das für die weitere Lebensplanung sehr hilfreich sein.
so also sieht suchen aus?...

tut mir leid: die Tendenz, aus der 10000 h "Regel" was fürs Leben mitzunehmen, war hier unzweideutig vorhanden - - und ist nicht nur von mir bemerkt worden.

Amen.

Zum Thema Sozialisation möchte ich Dir einen Medizinerwitz nicht vorenthalten:
Zitat von Medizinerwitz:
"Meine Damen und Herren: was würden Sie einer in die Jahre gekommenen geistig minderbemittelten Schwangeren empfehlen, wenn Sie zudem bedenken, dass der Vater des Ungeborenen ein schwerer Alkoholiker ist?"
"Unbedingt Schwangerschaftsabbruch, die Risiken sind zu hoch"
"Bravo, meine Herren: Sie haben soeben Ludwig van Beethoven abgetrieben."
was sagt der Witz? auch unter schwierigen Sozialisationsbedingungen kommen echte Talente vor - der grimme Ludwig war wohl so eines.
 
Hi,

also den Verlauf dieser Diskussion find ich super (ehrlich).

Es wurden nochmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Nur zu diesem Vorwurf(?), will ich nochmal Stellung beziehen (ich mach ein (?), statt "". ;-) ):

so also sieht suchen aus?...

tut mir leid: die Tendenz, aus der 10000 h "Regel" was fürs Leben mitzunehmen, war hier unzweideutig vorhanden - - und ist nicht nur von mir bemerkt worden.

Sprech ich irdendwie ein anderes Deutsch? Ich hatte gesagt:

"Für so jemanden kann das für die weitere Lebensplanung sehr hilfreich sein."

Ich sag damit nicht: Vergiss es, das wird eh nichts.

Ich drücke damit aus, dass derjenige der Meister-Pianist werden will, sich darüber klar sein sollte (ich sagte sogar nur hilfreich), welche Anforderungen auf ihn zukommen und er kann sich den Verlauf derjenigen anzuschauen anhand z. B. einer Studie, die es geschafft haben.

(Warum mach ich das eigentlich? Ihr seid doch keine kleinen Kinder und ihr könnt den Text sehr wohl lesen. ;-) )

Zum Talent:
Es ist genau so, wie klavigen erkannt hat, da bin ich ein Sucher.

Meine Intuition und mein (geringer) Erfahrungsschatz sagt mir, dass es sowas gibt. Aber das reicht mir nicht, die Intuition ist manchmal völlig falsch.

Ausserdem lehne ich Elite-Denkweisen (s. Hr. Lang, entweder du hast es halt oder nicht) ab. Das wird sehr schnell zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

Ausserdem wird es immer wieder benutzt, um andere soziale Schichten auszugrenzen (das hat übrigens auch der Fokus Artikel angesprochen) und seine eigene Überlegenheit, die in Wirklichkeit nur auf einem Informations-Vorsprung oder anderem (Geld, Erziehung) beruht, zu sichern.

Gruß
 
Hi, Bachopin!

Sprech ich irgendwie ein anderes Deutsch?

Um der Wahrheit die Ehre zu geben - ja.

Und Du schreibst es leider auch.

Und den von mir Dir einstmals geschenkten Vorrat an Kommata und "Binde Strichen"
hast Du auch nie benutzt...

Ausserdem wird es immer wieder benutzt,
um andere soziale Schichten auszugrenzen...

Also, wenn irgendetwas schichtspezifische Grenzen sprengt,
dann ist es das Talent.

Gruß, Gomez
 
Hallo miteinander,

Zitat von klavigen:
Deine guten Vergleiche mit Musik- und Legokind zeigen mögliche Ursachen auf aber das sind ja Vorgänge einer Sozialisation und haben mit dem behaupteten angeborenen Talent nichts zu tun.

Zitat von Gomez:
Was mir in diesem Thread auffällt, das ist die mantra-artige Wiederholung
der Aussage "Talent gibt es nicht..." (dies jetzt als Quasi-Zitat in Anführungsstrichen),
variantenreich begründet: "...weil es wissenschaftlich nicht beweisbar ist,
im Rahmen der Studie als etwas Nicht-Verifizierbares zu vernachlässigen ist etc."

Zu dieser Teilfrage, nämlich der Frage inwieweit es ein angeborenes Talent gibt und wie dies zu definieren ist habe ich einen interessanten wissenschaftlichen Artikel im Netz gefunden. Er wurde von den beiden Entwicklungspsychologen Rolf Oerter und Andreas C. Lehmann, die auch auf dem Gebiet der Musikpsychologie arbeiten geschrieben. Wann er genau geschrieben wurde, ist nicht zu erkennen, der angefügten Literaturliste nach zu urteilen, muss er jedoch auf einem relativ aktuellen Stand sein.

Hier ist der link:

http://www.edu.lmu.de/~oerter/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=39

Da viele, die hier schreiben, offenbar keine Lust haben, die verlinkten Artikel zu lesen, will ich kurz zusammenfassen warum ich diesen Artikel recht aufschlussreich finde.

Die Arbeit befasst sich mit der Begabungsforschung hinsichtlich der Musikalität und versucht, den derzeitigen Kenntnisstand anhand der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur darzustellen.

Anfangs befasst sich die Arbeit (ca. bis Seite 5) mit verschiedenen musikalischen Begabungstests,

Seite 5:
bezieht sich auf eine Systematik musikalischer Fähigkeiten,
Seite 6:
auf die musikalische Kreativitätsforschung,
Seite 7:
auf das Konzept der Audition

Seite 8 und 9: hier geht es um die Talentfrage:
Es wird das Konzept der Genotyp-Umwelt-Interaktionen dargestellt, wobei als Genotyp die genetische Anlage zu verstehen ist.

Dieses Konzept unterscheidet hinsichtlich dieser Interaktion die drei folgenden Effekte:

1. Effekt: die passive Interaktion
Da die Eltern des Kindes zu ca 50 % die gleichen Gene haben wie das Kind, liegt es nahe, dass die Eltern das Kind zu Aktivitäten anleiten, die seinem Genotyp entsprechen (hier z.B. Singen, Musik machen)

2. Effekt: die evokative Interaktion
der Genotyp äussert sich in eigenen Verhaltensweisen bzw. Leistungen des Kindes. Den Eltern fällt z.B. auf das es schön singt. Daraufhin wird es idealerweise musikalisch gefördert.

3. Effekt: die aktive Interaktion
der Genotyp sucht seine Umwelt selbst aus und gestaltet sie. Das bedeutet, dass das Kind auch trotz widriger Umstände und Umweltbedingungen seine Begabung durchsetzt und seinen Weg zur Musik findet.

Dieses ganze Konzept wird dann schön mit dem Satz von Nietzsche auf die Kurzformel gebracht:

Werde, der du bist

Diesem Konzept liegt die Annahme zugrunde, dass der Genotyp hochmotiviert ist und intensiv übt. Wenn idealer Weise alle drei der genannten Effekte zusammenkommen, dann erklärt dies auch die stürmische Entwicklung von z.B. Weltklassepianisten.

S.10:
befasst sich mit Zeitfenstern der Begabungsentwicklung und dem Einfluss von Lernen und Entwicklung auf die jeweiligen Repräsentationsregionen im Gehirn (auch interessant für Streicher, kl. Finger und Daumen der linken Hand!).

S. 11-13:
Hier wirds wieder besonders interessant:
Hier wird ein Modell von Gagné dargestellt, das postuliert, dass
Begabung sich durch Katalysatoren zu musikalischen Talenten entwickelt und dass der entscheidende Vorgang in der Transformation von Begabungskomponenten in Talente besteht. (Zufall und Glück werden als weitere Faktoren genannt)

S. 14-15:
Hier geht es noch um frühe Leistungen bei Hochbegabten und Wunderkindern.
Mozart wird als Beispiel dafür angeführt, wie Anlage und Umwelt optimal zusammenwirken.

Letztendlich kommt die Arbeit jedoch zu dem Schluss:

"Ob Genies wie W. A. Mozart
und J. S. Bach sich wirklich nur quantitativ von anderen Musikern
und diese wiederum von Laien unterscheiden, oder ob sie auch
einen qualitativ genetischen Vorteil haben, lässt sich nach der
heutigen Forschungslage nicht sagen."

LG

Debbie digitalis
 
Hallo allerseits,

erst mal vielen Dank an Debbie, die sich die Mühe gemacht hat, den interessanten Artikel zusammenzufassen!

Ich habe große Mühe, Klavierspielen in einen Bezug mit Wissenschaft zu setzen, weil das für mich zwei vollkommen verschiedene Dinge sind. Wenn es um Lern- und Lehrmethoden, also den vermittelnden Aspekt des Klavierspiels geht, bin ich ganz einig damit, wissenschaftliche Erkenntnisse umzusetzen. Allerdings, wie auch Bachopin schon schrieb, ist dort die Wissenschaft auf einem sehr niedrigen Stand - man weiß viel zu wenig über das Lernen.

Deshalb, vielleicht auch, weil ich wissenschaftlichen Erkenntnissen sowieso nicht blindlings traue (wie haben die sich auch schon geirrt!), plädiere ich dafür, eine andere, für mich sehr wichtige Eigenschaft von Menschen als Grundlage zu nehmen - die der Erfahrung.

Wenn man 10000 Lehrer nimmt, egal welcher Fachrichtung, werden diese immer feststellen, dass sie sehr verschiedene Talente unter ihren Schülern haben. Bei meinen ist es z.B. so, dass der eine überhaupt nie Akkordtechnik üben muss, weil er sie sofort, ohne jemals geübt zu haben, kann. Der andere tut sich entsetzlich schwer damit, unterschiedliche Finger in 5-Ton-Lagen zu spielen. Der eine spielt aus dem Bauch heraus unglaublich ausdrucksvoll und versteht intuitiv Musik. Der andere braucht vielfältige Hilfen, um musikalische Entwicklungen zu erleben und spielt am Ende doch nicht annähernd so wie der erstere. Das sind nur ein paar Beispiele aus meiner eigenen Schülerzahl.

Rolf hat mal treffend vom "Knöpfe drücken" bei Schülern gesprochen. Dass die so unterschiedlich gedrückt werden müssen, hat eben mit den verschiedenen Anlagen und Begabungen zu tun. Jeder lernt anders, jeder ist auf verschiedenem Stand. Ich finde das eigentlich super und spannend, denn es wäre ja total langweilig, wenn alle gleich wären. Das ist doch der Prozess des Übens und des Lernens: man hat einen großen Topf voller Übetipps und - tricks und probiert dann aus, was einem am besten hilft. Deswegen sind m.E. deine Fragen, Bachopin, nach Lernkurven etc. nur individuell zu beantworten. Es gibt statistische Mittelwerte, die einem die Richtung vorgeben können, aber jeder Mensch ist in seinen Eigenschaften zu verschieden. Wichtiger ist, dass man selbst ein Gespür, ein Gefühl dafür entwickelt, was am effektivsten ist. Durch Achtsamkeit mit sich selbst, Beobachtung, Gelöstheit, Zuhören findet man allmählich das heraus, was gut für einen ist.

Der Streit, der sich hier entfacht hat, ist m.M.n. eher wegen der Talentfrage als in der 10000-Stunden-Studie entstanden. Dass diese Stunden eine Mindestanforderung für "normale" Menschen darstellen kann, scheint hier nicht der Streitpunkt zu sein.

Ich halte es mit Gomez' Satz "Wenn irgendetwas schichtspezifische Grenzen sprengt, dann ist es das Talent".

Ich traue der Wissenschaft im Moment nicht die Möglichkeiten zu, diese Frage beantworten zu können. Vorgänge im Gehirn sind noch zu wenig erforscht. Also halte ich mich lieber wie oben erwähnt an die Erfahrung. Wenn man da Biografien von Künstlern liest, als Beispiel nehme ich jetzt mal Michelangelo, kann man das Vorhandensein von Talent m.M.n. nicht verleugnen.

Ich spreche jetzt von wirklich großen Talenten! Ihre unglaubliche Fähigkeit bestand und besteht darin, etwas völlig Neues zu erschaffen, etwas, was es bis dahin noch nicht gegeben hat. Das ist für mich wahrhaft künstlerisches Talent! Michelangelo hatte einen noch nie dagewesenen Blick auf eine Skulptur, auf Formen, auf den Marmor. So etwas kann man nicht üben!!! Aufgrund dieses unglaublichen Talents hat er dann wie ein Wilder gearbeitet und geübt. Er musste also, um sein Talent erstrahlen zu lassen, erst einmal lernen. Wenn ihr wollt, könnt ihr da die 10000-Stunden-Regel anwenden. Aber erst war das Talent da, dann wurde geübt und nicht umgekehrt.

So ist es bei vielen großen Talenten. Bei uns "Normalos" kann man sicher mit viel üben, viel Interesse und einem Bedürfnis, sich in Musik auszudrücken,viel erreichen. Aber auch da gibt es Talente und Begabungen in sehr unterschiedlich ausgeprägter Form.

Viele Grüße

chiarina
 
Hi chiarina,

Jeder lernt anders, jeder ist auf verschiedenem Stand. Ich finde das eigentlich super und spannend, denn es wäre ja total langweilig, wenn alle gleich wären. Das ist doch der Prozess des Übens und des Lernens: man hat einen großen Topf voller Übetipps und - tricks und probiert dann aus, was einem am besten hilft. Deswegen sind m.E. deine Fragen, Bachopin, nach Lernkurven etc. nur individuell zu beantworten. Es gibt statistische Mittelwerte, die einem die Richtung vorgeben können, aber jeder Mensch ist in seinen Eigenschaften zu verschieden. Wichtiger ist, dass man selbst ein Gespür, ein Gefühl dafür entwickelt, was am effektivsten ist. Durch Achtsamkeit mit sich selbst, Beobachtung, Gelöstheit, Zuhören findet man allmählich das heraus, was gut für einen ist.

Korrekt. Das wäre eine Antwort, dass das Lernen eben zu individuell ist.

Wenn ich mich recht erinnere hat das auch Fr. Klöppel in ihrem sehr guten Übersichts-Artikel "Gibt es gesicherte Erkenntnisse über die effektive Gestaltung des Übens?" in

  • Ungenutzte Potentiale von Gerhard Mantel von Schott Music, Mainz (Sondereinband - 9. Oktober 1998 )

als Erklärung herangeführt.
Das Lernen wird von sehr vielen verschiedene Faktoren bestimmt und durch die dann extrem vielfältigen Kombinationen und Gewichtungen dieser Faktoren, ist das Endergebnis nicht allgemein vorherzusagen.


Ich halte es mit Gomez' Satz "Wenn irgendetwas schichtspezifische Grenzen sprengt, dann ist es das Talent".

Das stimmt eben nach dem Focus-Artikel nicht. Du hast nur eine Chance, wenn du auch die entsprechenden sozialen Bedingungen hast.

Gruß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
lieber Gomez,

es heißt: Focus-Artikel:cool::p

Das konnte ich mir nicht verkneifen.;)

LG
violapiano
 

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