Hi,
wollt nochmal zum Thema zurückkommen, wenn's erlaubt ist.
Mir ist klar, dass es mindestens 2 Wege und beliebige Varianten davon gibt, Meisterschaft in einer Domäne zu entwicklen:
- den mehr intuitiven Weg mit einer dann entscheidenen Lehrer-Schüler Beziehung
- den wissenschaftlichen Weg mit für jeden nachvollziehbaren und nachgewiesenen Lern-Anweisungen und -Strategien
Ich bin ein klarer Anhänger des wissenschaftlichen Wegs (ich glaub' auch, dass das der wahre Grund mancher Dispute ist). Ich will aber den anderen Weg in keinster Weise diskreditieren. Ich bin sogar der Meinung, dass der andere Weg der bisher erfolgreichere war, vielleicht ist er sogar der einzig gangbare.
Aber wenn das so ist, dann will ich wissen warum. Das ist eigentlich der Kern meiner theoretischen Beschäftigung mit dem Klavierspielen-Lernen: nach diesen Antworten suchen (meine praktische Beschäftigung ist die eines mittelmäsigen fortgeschrittenen Klavierspielers, aber das mit viel Freude).
Ausserdem bin ich nach meinem bisherigen (hobbymäsigem) Literatur-Studium der Meinung, dass der wissenschaftliche Weg noch lange nicht ausreichend untersucht wurde. Das schreiben auch definitiv verschiedene Autoren. Allerdings gibt es noch den Zweig der vielen Dissertationen zum Thema, da muss ich gestehen, dass ich diese Quellen noch nicht berücksichtigt habe. Allerdings müssten eigentlich klare Erkenntnisse aus diesem Bereich, wenn vorhanden, in die veröffentlichte Literatur einfliessen. Das scheint aber nicht der Fall zu sein.
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Ergänzung: solche "Knöpfe" können auch beim Schüler schon vorhanden sein, dann wird das, was latent vorhanden ist, nur in die richtige Richtung bugsiert (motorisches Talent kommt vor, musikalisches auch, manchmal auch beides gleichzeitig)
Was ist das, das latent vorhanden ist? Eine nicht gelernte aber schon vorhandene Fähigkeit, die andere Schüler erst lernen müssen (= Talent?)?
Hatte ich ja, schon weiter oben geschrieben und es wurde ja auch von anderen bestätigt, das ist meiner Meinung wissenschaftlich (noch) nicht klar nachgewiesen worden, dass es das gibt.
(2)
Und damit erweist sich ja:
infolge nicht linearer, sondern stufenweiser Fortschritte, kann es keine gleichbleibend kontinuierliche "Methode" geben - da wird also der statistische Durchschnitt aussagelos.
Klar, die Lernkurve kann nicht linear sein, sonst könnten wir ja alle durch lange genug lernen zu Horowitz werden.
Beim Lernen muss man zwischen deklarativem (reine Information) und prozeduralem (mit Bewegung) Lernen unterscheiden. Die Lernmechanismen dafür sind unterschiedlich. Klavierspielen beinhaltet (leider) beides und sie sind auch noch verknüpft. Soweit ich mich erinnere gibt es diese Plateau-Bildung so ausgeprägt nur beim prozeduralen Lernen.
Aber auch hier gibt es sicher ein zu erforschendes Optimum und ich beziehe mich hier vor allem auf das prozedurale Lernen. Das deklarative Lernen ist schon sehr gut untersucht und das Klavierspielen unterscheidet sich da, glaube ich, nicht.
Z. B. müssten folgende fragen beantwortet werden:
Wie und wie lange muss ich eine neue Klavier-Bewegung auch mit künstlerischen Qualitäten durch Üben stimulieren?
Wie lange muss die Pause (wegen dem Plateau Effekt) danach sein?
Gibt es eine Lern-Stimulanz die nicht zu Plateau-Effekten führt?
Das sind alles Fragen, auf die ich bisher leider keine klaren Antworten in der Literatur gefunden habe.
Bei den Sportlern ist das anderst, da hat die Sportwissenschaft schon sehr viel untersucht und da weiss man schon ziemlich gut, wie man einen Sportler durch Anwendung entsprechender Trainingslehre zur Höchstleistung bringt.
Gruß
PS:
Wieso muss man eigentlich in manchen Threads (witziger Weise tauchen da dann immer die gleichen Personen auf) immer wieder Dinge klarstellen, weil sie falsch verstanden oder zitiert werden?
Bachopin zitiert etwas ganz Verqueres (in diesem Fall ein Artikel, der in positivistischer Manier
das "age of first compositional hit" bei Mozart und Mendelssohn untersucht),
und distanziert sich in vertrauter Form davon - "mußte nich so ernst nehmen" -,
wenn man ihm die Ungereimtheiten nachweist.
Das "musst du nicht so ernst nehmen" bezog sich nicht auf den Inhalt des zitierten Artikels, sondern auf meine völlig bewusst unsachliche Vereinfachung "Mendelssohn ist besser als Mozart" (noch mal deutlich: so eine Aussage ist Quatsch und das war mir auch vorher schon klar). Das ganze hatte ich auch sehr deutlich in einem anderen Post erläutert und muss ich hier nicht wieder tun.