Ob diese wissenschaftliche Studie überhaupt einen Wert hat, ist aber davon abhängig, ob es so etwas wie "memory capacity" des Hirns überhaupt gibt.
Es gibt gute Gründe, dies durchaus stark anzuzweifeln!
Es ist in bestimmten Kreisen ja durchaus eine Seuche, das Gehirn oder den ganzen Menschen mit einem Computer zu vergleichen - da kommt man natürlich auf so unsinnige Ideen wie die, es gebe im Menschen so was wie RAM oder Festplatte.
Daß gute Musiker viele Stücke können und häufig auch auswendig können, liegt u.a. daran, daß ihre Intelligenz ihnen eine bessere "Mustererkennung" ermöglicht, durch die sie sich mehr in kürzerer Zeit merken können.
Es gibt ja diese "Wetten dass"-etc.-Teilnehmer, die sich Riesen-Zahlenfolgen merken können. Einige von denen haben mal berichtet, daß sie Teil-Zahlenfolgen einfach mit Begriffen und Bildern assoziieren, so daß die Zahl der zu merkenden "Chunks" drastisch sinkt. Außerdem werden diese assoziierten Begriffe dann zu Phantasiegeschichten verknüpft.
Schlechtere Musiker haben entweder schlechteres Verständnis der Musikzusammenhänge (wodurch sie weniger Muster erkennen) und/oder weniger Intelligenz, die ihnen Eselsbrücken ermöglichen würde. Daher denken sie, sie hätten "weniger memory capacity".
Außerdem wird das Sich-Merken einer Sache auch sehr stark dadurch bestimmt, ob man mit dieser Sache einen Erlebniswert verbindet. Liebt man ein Stück sehr oder verschafft es einem wünschenswerte Gefühle oder verspricht man sich vom Lernen des Stücks sehr viel, dann wird man es leichter und zuverlässiger "abspeichern" als ein als langweilig, abstoßend oder überflüssig empfundenes Werk.
Wir kennen Ähnliches aus dem Alltag: Die Ergebnisse der Fußball-WM und wer die Tore geschossen hat, weiß man aus dem Effeff, aber man hat total vergessen, was die Freundin einem vorhin gesagt hat, was man aus der Drogerie mitbringen solle. :cool:
Nicht zu vergessen ist auch: Je mehr Stücke ich bereits gelernt habe, desto leichter fällt es mir, weitere neue zu lernen! (Natürlich u.a., weil ich bereits viele Muster, die in bisherigen Stücken vorkamen und die ich ja bereits "drauf habe", wiedererkenne.) Jeder Fortgeschrittene kann dies bestätigen!
D.h. die verlinkte Studie verwechselt höchstwahrscheinlich Ursache und Wirkung: Dadurch, daß "begabte" Menschen sich viel mit der Sache beschäftigen, sie sehr lieben und auch immer besser verstehen, steigt automatisch ihre scheinbare "memory capacity" an.
LG,
Hasenbein